[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen Landgute. Endlich erhielt mein GemahlBefehl am Hofe zu erscheinen, und ich folgte ihm dahin. Jch war kaum bey Hofe angekommen: Ein
Leben der Schwediſchen Landgute. Endlich erhielt mein GemahlBefehl am Hofe zu erſcheinen, und ich folgte ihm dahin. Jch war kaum bey Hofe angekommen: Ein
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Leben der Schwediſchen
Landgute. Endlich erhielt mein Gemahl
Befehl am Hofe zu erſcheinen, und ich
folgte ihm dahin.
Jch war kaum bey Hofe angekommen:
ſo ward ich verehrt und bewundert. Es
war, wie es ſchien, niemand ſchöner, nie-
mand geſchickter und vollkommner, als ich.
Jch konnte vor der Menge der Aufwar-
tungen und vor dem ſüſſen Klange der
Schmeicheleyen kaum zu mir ſelber kom-
men. Zu meinem Unglücke bekam mein
Gemahl Ordre zum Marſche, und ich
mußte zurück bleiben. Es hieß, ich ſollte
ihm bald nachfolgen; allein es vergiengen
drey Monate, ehe ich ihn zu ſehen bekam.
Jch hatte meine ganze Philoſophie nöthig,
die ich bey meinem Vetter, meinem Ge-
mahle und ſeinem Vater gelernet hatte,
wenn ich nicht eitel und hochmüthig wer-
den wollte. Die Ehre, die mir allenthal-
ben erwieſen ward, war eine gefährliche
Sache für eine junge und ſchöne Frau,
die den Hof zum erſtenmal ſah.
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