[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen Gefahr setzten, entdeckt zu werden. JmKloster fertigte man diejenigen, die wir insgeheim nachfragen ließen, mit der Ant- wort ab, daß ihnen Marianens Stand und Geburt unbekannt wäre, daß sie in ihrem sechsten Jahre von einem gemeinen Manne in das Kloster gebracht worden, der ein gewisses Geld zu ihrer Erziehung da gelassen, und nichts gesagt hätte, als daß sie die Tochter eines unglücklichen Holländers wäre, der sie nicht in der re- formirten Religion erziehen lassen wollte. Vielleicht könnte er der Aebtissinn mehr vertraut haben, diese aber wäre todt. Kurz, wir erfuhren nichts, und es konnte seyn, daß man in dem Kloster selbst nichts gewisses von Marianens Herkunft wußte. Denn wie viele Kinder werden nicht un- ter einem fremden Namen in die Klöster gebracht, und durch unbekannte Hände erhalten. Endlich mußten wir uns doch entschlies- hen.
Leben der Schwediſchen Gefahr ſetzten, entdeckt zu werden. JmKloſter fertigte man diejenigen, die wir insgeheim nachfragen ließen, mit der Ant- wort ab, daß ihnen Marianens Stand und Geburt unbekannt wäre, daß ſie in ihrem ſechſten Jahre von einem gemeinen Manne in das Kloſter gebracht worden, der ein gewiſſes Geld zu ihrer Erziehung da gelaſſen, und nichts geſagt hätte, als daß ſie die Tochter eines unglücklichen Holländers wäre, der ſie nicht in der re- formirten Religion erziehen laſſen wollte. Vielleicht könnte er der Aebtiſſinn mehr vertraut haben, dieſe aber wäre todt. Kurz, wir erfuhren nichts, und es konnte ſeyn, daß man in dem Kloſter ſelbſt nichts gewiſſes von Marianens Herkunft wußte. Denn wie viele Kinder werden nicht un- ter einem fremden Namen in die Klöſter gebracht, und durch unbekannte Hände erhalten. Endlich mußten wir uns doch entſchlieſ- hen.
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Leben der Schwediſchen
Gefahr ſetzten, entdeckt zu werden. Jm
Kloſter fertigte man diejenigen, die wir
insgeheim nachfragen ließen, mit der Ant-
wort ab, daß ihnen Marianens Stand
und Geburt unbekannt wäre, daß ſie in
ihrem ſechſten Jahre von einem gemeinen
Manne in das Kloſter gebracht worden,
der ein gewiſſes Geld zu ihrer Erziehung
da gelaſſen, und nichts geſagt hätte, als
daß ſie die Tochter eines unglücklichen
Holländers wäre, der ſie nicht in der re-
formirten Religion erziehen laſſen wollte.
Vielleicht könnte er der Aebtiſſinn mehr
vertraut haben, dieſe aber wäre todt.
Kurz, wir erfuhren nichts, und es konnte
ſeyn, daß man in dem Kloſter ſelbſt nichts
gewiſſes von Marianens Herkunft wußte.
Denn wie viele Kinder werden nicht un-
ter einem fremden Namen in die Klöſter
gebracht, und durch unbekannte Hände
erhalten.
Endlich mußten wir uns doch entſchlieſ-
ſen, wieder nach Amſterdam zurück zu ge-
hen.
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