George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.Vergiss es nicht: du musst Deine frische jugend töten Auf ihrem grab allein Wenn viele thränen es begiessen -- spriessen Unter dem einzig wunderbaren grün Die einzigen schönen rosen. Ihr lernt: das haus des mangels nur kenne die schwermut Nun seht im prunke der säulen die herbere schwermut Der stets nach dem ziel sich verzehre nur fühle das schicksal Ich zeige euch in der erfüllung das grausamste schicksal Des der die stunden vertrauert bei köstlichem kleinod Der schmächtigen fingers spielt mit dem sprühenden kleinod Und des der angethan mit der könige purpur Das schwere bleiche antlitz senkt auf den purpur. Bei seiner reise mittag bald zurück Bald vor sich zum gewölke bangen fragens Hat lange sich der rastende gedreht · Durchwallt ist ganzer erden berg und thal Soviel an glück und thränen hinter ihm · Was kann noch sein? soll er das haupt hier betten Als an des weges marken oder soll er In helleren höhen lauter noch frohlocken In wildern schluchten tiefer noch erstöhnen · · So war dies alles erst der morgengang? Vergiss es nicht: du musst Deine frische jugend töten Auf ihrem grab allein Wenn viele thränen es begiessen — spriessen Unter dem einzig wunderbaren grün Die einzigen schönen rosen. Ihr lernt: das haus des mangels nur kenne die schwermut Nun seht im prunke der säulen die herbere schwermut Der stets nach dem ziel sich verzehre nur fühle das schicksal Ich zeige euch in der erfüllung das grausamste schicksal Des der die stunden vertrauert bei köstlichem kleinod Der schmächtigen fingers spielt mit dem sprühenden kleinod Und des der angethan mit der könige purpur Das schwere bleiche antlitz senkt auf den purpur. Bei seiner reise mittag bald zurück Bald vor sich zum gewölke bangen fragens Hat lange sich der rastende gedreht · Durchwallt ist ganzer erden berg und thal Soviel an glück und thränen hinter ihm · Was kann noch sein? soll er das haupt hier betten Als an des weges marken oder soll er In helleren höhen lauter noch frohlocken In wildern schluchten tiefer noch erstöhnen · · So war dies alles erst der morgengang? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0030"/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#red">V</hi>ergiss es nicht: du musst</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>eine frische jugend töten</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">A</hi>uf ihrem grab allein</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">W</hi>enn viele thränen es begiessen — spriessen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nter dem einzig wunderbaren grün</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie einzigen schönen rosen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#blue #in">I</hi>hr lernt: das haus des mangels nur kenne die schwermut</l><lb/> <l><hi rendition="#red">N</hi>un seht im prunke der säulen die herbere schwermut</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>er stets nach dem ziel sich verzehre nur fühle das schicksal</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>ch zeige euch in der erfüllung das grausamste schicksal</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>es der die stunden vertrauert bei köstlichem kleinod</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>er schmächtigen fingers spielt mit dem sprühenden kleinod</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd des der angethan mit der könige purpur</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>as schwere bleiche antlitz senkt auf den purpur.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">B</hi>ei seiner reise mittag bald zurück</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">B</hi>ald vor sich zum gewölke bangen fragens</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">H</hi>at lange sich der rastende gedreht ·</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>urchwallt ist ganzer erden berg und thal</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">S</hi>oviel an glück und thränen hinter ihm ·</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">W</hi>as kann noch sein? soll er das haupt hier betten</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">A</hi>ls an des weges marken oder soll er</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">I</hi>n helleren höhen lauter noch frohlocken</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">I</hi>n wildern schluchten tiefer noch erstöhnen · ·</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">S</hi>o war dies alles erst der morgengang?</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hrRed" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
Vergiss es nicht: du musst
Deine frische jugend töten
Auf ihrem grab allein
Wenn viele thränen es begiessen — spriessen
Unter dem einzig wunderbaren grün
Die einzigen schönen rosen.
Ihr lernt: das haus des mangels nur kenne die schwermut
Nun seht im prunke der säulen die herbere schwermut
Der stets nach dem ziel sich verzehre nur fühle das schicksal
Ich zeige euch in der erfüllung das grausamste schicksal
Des der die stunden vertrauert bei köstlichem kleinod
Der schmächtigen fingers spielt mit dem sprühenden kleinod
Und des der angethan mit der könige purpur
Das schwere bleiche antlitz senkt auf den purpur.
Bei seiner reise mittag bald zurück
Bald vor sich zum gewölke bangen fragens
Hat lange sich der rastende gedreht ·
Durchwallt ist ganzer erden berg und thal
Soviel an glück und thränen hinter ihm ·
Was kann noch sein? soll er das haupt hier betten
Als an des weges marken oder soll er
In helleren höhen lauter noch frohlocken
In wildern schluchten tiefer noch erstöhnen · ·
So war dies alles erst der morgengang?
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