George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.Keins wie dein fromm gemüt Bespricht so leicht den gram Der eines abends nahm Was uns im tag geglüht. Mir ist kein weg zu steil zu weit Den ich nicht ginge mein geleit Mit dir -- uns ängstet keine kluft Und sühne steht auf jeder gruft So kreuzen wir in wehmut nur Der freudlos grauen aschen flur Mit ihrem dürren gras und dorn Doch rein von reue rein von zorn Mein feuchtes auge späht nur fern Nach diesem Einen aus der gern Die harfe reich und wol gestimmt Der unsre goldne harfe nimmt. Die stürme stieben über brache flächen Und machen heller ahnung voll die runde Da wollen sich erstickte fluren rächen Da zittert seufzen aus dem bergesschlunde Es scheint als ob die schrecklich fernen grollen Doch eine stimme mahnt aus friedensföhren: Hast du mir ehdem nicht versprechen sollen Der gräber ruh mit klage nie zu stören Keins wie dein fromm gemüt Bespricht so leicht den gram Der eines abends nahm Was uns im tag geglüht. Mir ist kein weg zu steil zu weit Den ich nicht ginge mein geleit Mit dir — uns ängstet keine kluft Und sühne steht auf jeder gruft So kreuzen wir in wehmut nur Der freudlos grauen aschen flur Mit ihrem dürren gras und dorn Doch rein von reue rein von zorn Mein feuchtes auge späht nur fern Nach diesem Einen aus der gern Die harfe reich und wol gestimmt Der unsre goldne harfe nimmt. Die stürme stieben über brache flächen Und machen heller ahnung voll die runde Da wollen sich erstickte fluren rächen Da zittert seufzen aus dem bergesschlunde Es scheint als ob die schrecklich fernen grollen Doch eine stimme mahnt aus friedensföhren: Hast du mir ehdem nicht versprechen sollen Der gräber ruh mit klage nie zu stören <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0049"/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">K</hi>eins wie dein fromm gemüt</l><lb/> <l><hi rendition="#red">B</hi>espricht so leicht den gram</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>er eines abends nahm</l><lb/> <l><hi rendition="#red">W</hi>as uns im tag geglüht.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">M</hi>ir ist kein weg zu steil zu weit</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>en ich nicht ginge mein geleit</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">M</hi>it dir — uns ängstet keine kluft</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd sühne steht auf jeder gruft</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#red">S</hi>o kreuzen wir in wehmut nur</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>er freudlos grauen aschen flur</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">M</hi>it ihrem dürren gras und dorn</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>och rein von reue rein von zorn</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#red">M</hi>ein feuchtes auge späht nur fern</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">N</hi>ach diesem Einen aus der gern</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie harfe reich und wol gestimmt</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>er unsre goldne harfe nimmt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#blue #in">D</hi>ie stürme stieben über brache flächen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd machen heller ahnung voll die runde</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>a wollen sich erstickte fluren rächen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>a zittert seufzen aus dem bergesschlunde</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#blue">E</hi>s scheint als ob die schrecklich fernen grollen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>och eine stimme mahnt aus friedensföhren:</l><lb/> <l><hi rendition="#red">H</hi>ast du mir ehdem nicht versprechen sollen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>er gräber ruh mit klage nie zu stören</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0049]
Keins wie dein fromm gemüt
Bespricht so leicht den gram
Der eines abends nahm
Was uns im tag geglüht.
Mir ist kein weg zu steil zu weit
Den ich nicht ginge mein geleit
Mit dir — uns ängstet keine kluft
Und sühne steht auf jeder gruft
So kreuzen wir in wehmut nur
Der freudlos grauen aschen flur
Mit ihrem dürren gras und dorn
Doch rein von reue rein von zorn
Mein feuchtes auge späht nur fern
Nach diesem Einen aus der gern
Die harfe reich und wol gestimmt
Der unsre goldne harfe nimmt.
Die stürme stieben über brache flächen
Und machen heller ahnung voll die runde
Da wollen sich erstickte fluren rächen
Da zittert seufzen aus dem bergesschlunde
Es scheint als ob die schrecklich fernen grollen
Doch eine stimme mahnt aus friedensföhren:
Hast du mir ehdem nicht versprechen sollen
Der gräber ruh mit klage nie zu stören
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