George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.Und einem weissen lamme -- Und wenn die ampel glüht Und wenn ihr kleinod sprüht Ist es von eigner flamme? Die jagd hat sich verzogen Du bleibst mit trägem bogen -- Blutspuren unter tannen Horch welch ein laut! von wannen? Das ist kein lärm der rüden Kein schrei der flüchtig-müden Du lauschst am grund beklommen Sollst du entgegenkommen? Nur still! schon dringt er näher Dir schien verirrter späher Im widerschall der hiefe Dass jene stimme riefe. Es winkte der abendhauch Mit dem geneigten glücke Nimm und bewahr es auch Eh dir ein andrer es pflücke Doch wie in fesseln geschnürt Jammert die seele erblassend Die glückes nähe spürt Es schauend und doch es nicht fassend Und einem weissen lamme — Und wenn die ampel glüht Und wenn ihr kleinod sprüht Ist es von eigner flamme? Die jagd hat sich verzogen Du bleibst mit trägem bogen — Blutspuren unter tannen Horch welch ein laut! von wannen? Das ist kein lärm der rüden Kein schrei der flüchtig-müden Du lauschst am grund beklommen Sollst du entgegenkommen? Nur still! schon dringt er näher Dir schien verirrter späher Im widerschall der hiefe Dass jene stimme riefe. Es winkte der abendhauch Mit dem geneigten glücke Nimm und bewahr es auch Eh dir ein andrer es pflücke Doch wie in fesseln geschnürt Jammert die seele erblassend Die glückes nähe spürt Es schauend und doch es nicht fassend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0056"/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd einem weissen lamme —</l><lb/> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd wenn die ampel glüht</l><lb/> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd wenn ihr kleinod sprüht</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>st es von eigner flamme?</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">D</hi>ie jagd hat sich verzogen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>u bleibst mit trägem bogen —</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">B</hi>lutspuren unter tannen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">H</hi>orch welch ein laut! von wannen?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#red">D</hi>as ist kein lärm der rüden</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">K</hi>ein schrei der flüchtig-müden</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>u lauschst am grund beklommen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">S</hi>ollst du entgegenkommen?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#red">N</hi>ur still! schon dringt er näher</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ir schien verirrter späher</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">I</hi>m widerschall der hiefe</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ass jene stimme riefe.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#blue #in">E</hi>s winkte der abendhauch</l><lb/> <l><hi rendition="#red">M</hi>it dem geneigten glücke</l><lb/> <l><hi rendition="#red">N</hi>imm und bewahr es auch</l><lb/> <l><hi rendition="#red">E</hi>h dir ein andrer es pflücke</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>och wie in fesseln geschnürt</l><lb/> <l><hi rendition="#red">J</hi>ammert die seele erblassend</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>ie glückes nähe spürt</l><lb/> <l><hi rendition="#red">E</hi>s schauend und doch es nicht fassend</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
Und einem weissen lamme —
Und wenn die ampel glüht
Und wenn ihr kleinod sprüht
Ist es von eigner flamme?
Die jagd hat sich verzogen
Du bleibst mit trägem bogen —
Blutspuren unter tannen
Horch welch ein laut! von wannen?
Das ist kein lärm der rüden
Kein schrei der flüchtig-müden
Du lauschst am grund beklommen
Sollst du entgegenkommen?
Nur still! schon dringt er näher
Dir schien verirrter späher
Im widerschall der hiefe
Dass jene stimme riefe.
Es winkte der abendhauch
Mit dem geneigten glücke
Nimm und bewahr es auch
Eh dir ein andrer es pflücke
Doch wie in fesseln geschnürt
Jammert die seele erblassend
Die glückes nähe spürt
Es schauend und doch es nicht fassend
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