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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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3. Kapitel. Die Torpedos in den letzten Kriegen.

Sulina. Der Angriff wurde von den Booten des Dampfers
"Constantin" auf eine bei Sulina zu Anker liegende türkische Division
ausgeführt, hatte aber einen vollkommenen Mißerfolg. Letzterer war
dem Umstande zuzuschreiben, daß die Türken wachsam waren, und
daß sie Schutzsperren gelegt hatten, in die der Schlepptorpedo des
einen Bootes und die Schrauben einiger anderer sich verwickelten.
Zwar gelang es zwei Booten, ihre Torpedos zu detoniren, indessen
hatte dieses keinen merkbaren Erfolg, da die Explosionen vermuthlich
in den Schutzsperren und nicht in unmittelbarer Nähe der Schiffe
erfolgten. Ein russisches kleines Boot wurde zerschossen, und der
kommandirende Offizier gerieth in Gefangenschaft.

Rustschuk. Einige russische Boote hatten Befehl erhalten, einen
Arm der Donau mit Minen zu sperren. Hierbei wurden sie von
einem türkischen Schiffe angegriffen. Es erfolgte von russischer
Seite ein Gegenangriff des Torpedobootes "Schutka". Dieser Gegen-
angriff schlug fehl. Die elektrischen Leitungen der Zündvorrichtung
waren durchschossen worden, und der Torpedo versagte. Das Gefecht
fand am 20. Juni 1877 bei Tage statt.

Olti (Aluta). Ein aus der Flußmündung hinaussteuerndes
türkisches Kriegsschiff wurde am 23. Juni 1877 von drei russischen
Torpedobooten, darunter wieder die "Schutka", bei Tageslicht ange-
griffen. Die Boote fanden aber das Schiff wohlvorbereitet.
Letzterem gelang es durch geschickte Manöver, ein wohlgezieltes Feuer
und angeblich auch infolge seiner an ausgeschobenen Spieren be-
festigten Netze, sich der Angreifer zu erwehren.

Sukhum. In der Nacht vom 23. zum 24. August 1877
wurden vier Torpedoboote des "Constantin" zum Angriff auf das
unter Sukhum liegende Panzerschiff "Assari Chefket" entsandt.
Drei Booten gelang es, ihre Torpedos zu detoniren, und in dem
Glauben, den Feind vernichtet zu haben, kehrten die Angreifer zurück.
Thatsächlich hatte das angegriffene Schiff nur unwesentliche Be-
schädigungen erlitten und befand sich am 31. August in Konstantinopel.

Sulina (zweiter Fall). Hierbei handelt es sich um keinen
Torpedoangriff. Das türkische Kanonenboot "Suna" gerieth auf
eine von den Russen gelegte Minensperre und sank.

Batum (zweiter Fall). Wiederum waren es die Boote des
"Constantin", welche den Angriff auf die türkischen, in Batum

H. Gercke, Die Torpedowaffe. 2
3. Kapitel. Die Torpedos in den letzten Kriegen.

Sulina. Der Angriff wurde von den Booten des Dampfers
„Conſtantin“ auf eine bei Sulina zu Anker liegende türkiſche Diviſion
ausgeführt, hatte aber einen vollkommenen Mißerfolg. Letzterer war
dem Umſtande zuzuſchreiben, daß die Türken wachſam waren, und
daß ſie Schutzſperren gelegt hatten, in die der Schlepptorpedo des
einen Bootes und die Schrauben einiger anderer ſich verwickelten.
Zwar gelang es zwei Booten, ihre Torpedos zu detoniren, indeſſen
hatte dieſes keinen merkbaren Erfolg, da die Exploſionen vermuthlich
in den Schutzſperren und nicht in unmittelbarer Nähe der Schiffe
erfolgten. Ein ruſſiſches kleines Boot wurde zerſchoſſen, und der
kommandirende Offizier gerieth in Gefangenſchaft.

Ruſtſchuk. Einige ruſſiſche Boote hatten Befehl erhalten, einen
Arm der Donau mit Minen zu ſperren. Hierbei wurden ſie von
einem türkiſchen Schiffe angegriffen. Es erfolgte von ruſſiſcher
Seite ein Gegenangriff des Torpedobootes „Schutka“. Dieſer Gegen-
angriff ſchlug fehl. Die elektriſchen Leitungen der Zündvorrichtung
waren durchſchoſſen worden, und der Torpedo verſagte. Das Gefecht
fand am 20. Juni 1877 bei Tage ſtatt.

Olti (Aluta). Ein aus der Flußmündung hinausſteuerndes
türkiſches Kriegsſchiff wurde am 23. Juni 1877 von drei ruſſiſchen
Torpedobooten, darunter wieder die „Schutka“, bei Tageslicht ange-
griffen. Die Boote fanden aber das Schiff wohlvorbereitet.
Letzterem gelang es durch geſchickte Manöver, ein wohlgezieltes Feuer
und angeblich auch infolge ſeiner an ausgeſchobenen Spieren be-
feſtigten Netze, ſich der Angreifer zu erwehren.

Sukhum. In der Nacht vom 23. zum 24. Auguſt 1877
wurden vier Torpedoboote des „Conſtantin“ zum Angriff auf das
unter Sukhum liegende Panzerſchiff „Aſſari Chefket“ entſandt.
Drei Booten gelang es, ihre Torpedos zu detoniren, und in dem
Glauben, den Feind vernichtet zu haben, kehrten die Angreifer zurück.
Thatſächlich hatte das angegriffene Schiff nur unweſentliche Be-
ſchädigungen erlitten und befand ſich am 31. Auguſt in Konſtantinopel.

Sulina (zweiter Fall). Hierbei handelt es ſich um keinen
Torpedoangriff. Das türkiſche Kanonenboot „Suna“ gerieth auf
eine von den Ruſſen gelegte Minenſperre und ſank.

Batum (zweiter Fall). Wiederum waren es die Boote des
„Conſtantin“, welche den Angriff auf die türkiſchen, in Batum

H. Gercke, Die Torpedowaffe. 2
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[17/0031] 3. Kapitel. Die Torpedos in den letzten Kriegen. Sulina. Der Angriff wurde von den Booten des Dampfers „Conſtantin“ auf eine bei Sulina zu Anker liegende türkiſche Diviſion ausgeführt, hatte aber einen vollkommenen Mißerfolg. Letzterer war dem Umſtande zuzuſchreiben, daß die Türken wachſam waren, und daß ſie Schutzſperren gelegt hatten, in die der Schlepptorpedo des einen Bootes und die Schrauben einiger anderer ſich verwickelten. Zwar gelang es zwei Booten, ihre Torpedos zu detoniren, indeſſen hatte dieſes keinen merkbaren Erfolg, da die Exploſionen vermuthlich in den Schutzſperren und nicht in unmittelbarer Nähe der Schiffe erfolgten. Ein ruſſiſches kleines Boot wurde zerſchoſſen, und der kommandirende Offizier gerieth in Gefangenſchaft. Ruſtſchuk. Einige ruſſiſche Boote hatten Befehl erhalten, einen Arm der Donau mit Minen zu ſperren. Hierbei wurden ſie von einem türkiſchen Schiffe angegriffen. Es erfolgte von ruſſiſcher Seite ein Gegenangriff des Torpedobootes „Schutka“. Dieſer Gegen- angriff ſchlug fehl. Die elektriſchen Leitungen der Zündvorrichtung waren durchſchoſſen worden, und der Torpedo verſagte. Das Gefecht fand am 20. Juni 1877 bei Tage ſtatt. Olti (Aluta). Ein aus der Flußmündung hinausſteuerndes türkiſches Kriegsſchiff wurde am 23. Juni 1877 von drei ruſſiſchen Torpedobooten, darunter wieder die „Schutka“, bei Tageslicht ange- griffen. Die Boote fanden aber das Schiff wohlvorbereitet. Letzterem gelang es durch geſchickte Manöver, ein wohlgezieltes Feuer und angeblich auch infolge ſeiner an ausgeſchobenen Spieren be- feſtigten Netze, ſich der Angreifer zu erwehren. Sukhum. In der Nacht vom 23. zum 24. Auguſt 1877 wurden vier Torpedoboote des „Conſtantin“ zum Angriff auf das unter Sukhum liegende Panzerſchiff „Aſſari Chefket“ entſandt. Drei Booten gelang es, ihre Torpedos zu detoniren, und in dem Glauben, den Feind vernichtet zu haben, kehrten die Angreifer zurück. Thatſächlich hatte das angegriffene Schiff nur unweſentliche Be- ſchädigungen erlitten und befand ſich am 31. Auguſt in Konſtantinopel. Sulina (zweiter Fall). Hierbei handelt es ſich um keinen Torpedoangriff. Das türkiſche Kanonenboot „Suna“ gerieth auf eine von den Ruſſen gelegte Minenſperre und ſank. Batum (zweiter Fall). Wiederum waren es die Boote des „Conſtantin“, welche den Angriff auf die türkiſchen, in Batum H. Gercke, Die Torpedowaffe. 2

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/31>, abgerufen am 06.05.2024.