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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Zweiter Abschnitt. Die verschiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.
fabrik in Fiume. Von der Idee des Oesterreichers gefesselt, machte
sich der Engländer an die Arbeit. Da er aber erkannte, um wie
viel werthvoller es sein würde, der neuen Waffe eigene Bewegungs-
kraft zu verleihen und sie als Unterwassergeschoß zu konstruiren,
so steckte er sich von vornherein dieses Ziel, welches er auch erreichte.

Nach zweijährigen, unausgesetzten Bemühungen, mit alleiniger
Hülfe seines damals noch sehr jugendlichen Sohnes und eines einzigen
geschickten Arbeiters baute Whitehead hinter Schloß und Riegel den
ersten automobilen Torpedo.

Derselbe hatte die Form eines an beiden Enden zugespitzten
Cylinders, trug an seiner oberen und unteren Seite große Längs-
flossen und zeigte an seinem Schwanzstücke einen Schraubenpropeller
und ein bewegliches Horizontalruder. Der Torpedo bestand aus dem
Kopf, enthaltend 9 kg Dynamit mit Kontaktzündung, dem Tiefen-
steuerapparat, dem Luftkessel, der Maschine und dem Schwanzstücke
mit dem bereits erwähnten Trieb- und Steuerapparat.

Wennschon die Ausführung eines Torpedos nicht leicht ist,
so ist die Idee recht einfach. Der Kopf enthält die Sprengladung,
welche beim Auftreffen auf das Ziel explodirt.

Der Kessel enthält komprimirte Luft -- Preßluft --, welche
die Maschine während ihres Ganges speist.

Die Maschine treibt den Torpedo mittelst der Schraube, und
die Tiefensteuerung mit dem Ruder zwingt den Torpedo, in bestimmter
Tiefe zu laufen. Die Steuerung ist also im Gegensatze zur Steuerung
eines Schiffes eine solche in der Horizontalebene.

Der erste von Whitehead gebaute Torpedo hatte aber noch
einen höchst unregelmäßigen Tiefenlauf, er beschrieb gewaltige Kurven,
d. h. er bewegte sich manchmal in größerer Tiefe, wie beabsichtigt,
manchmal an der Wasseroberfläche.

Erst im Jahre 1868 fand Whitehead das Mittel, welches seine
Erfindung kriegsbrauchbar machte, welches als wichtigstes Geheimniß
nur wenigen Auserlesenen bekannt gegeben werden durfte, welches
dem Erfinder mit schwerem Gelde abgekauft wurde und welches so
einfach ist, daß es dem Ei des Columbus würdig zur Seite gestellt
werden kann.

Der Tiefenapparat, welchen Whitehead zuerst anwendete, beruht
auf dem Wechsel des Wasserdruckes in verschiedenen Tiefen. Dieser

Zweiter Abſchnitt. Die verſchiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.
fabrik in Fiume. Von der Idee des Oeſterreichers gefeſſelt, machte
ſich der Engländer an die Arbeit. Da er aber erkannte, um wie
viel werthvoller es ſein würde, der neuen Waffe eigene Bewegungs-
kraft zu verleihen und ſie als Unterwaſſergeſchoß zu konſtruiren,
ſo ſteckte er ſich von vornherein dieſes Ziel, welches er auch erreichte.

Nach zweijährigen, unausgeſetzten Bemühungen, mit alleiniger
Hülfe ſeines damals noch ſehr jugendlichen Sohnes und eines einzigen
geſchickten Arbeiters baute Whitehead hinter Schloß und Riegel den
erſten automobilen Torpedo.

Derſelbe hatte die Form eines an beiden Enden zugeſpitzten
Cylinders, trug an ſeiner oberen und unteren Seite große Längs-
floſſen und zeigte an ſeinem Schwanzſtücke einen Schraubenpropeller
und ein bewegliches Horizontalruder. Der Torpedo beſtand aus dem
Kopf, enthaltend 9 kg Dynamit mit Kontaktzündung, dem Tiefen-
ſteuerapparat, dem Luftkeſſel, der Maſchine und dem Schwanzſtücke
mit dem bereits erwähnten Trieb- und Steuerapparat.

Wennſchon die Ausführung eines Torpedos nicht leicht iſt,
ſo iſt die Idee recht einfach. Der Kopf enthält die Sprengladung,
welche beim Auftreffen auf das Ziel explodirt.

Der Keſſel enthält komprimirte Luft — Preßluft —, welche
die Maſchine während ihres Ganges ſpeiſt.

Die Maſchine treibt den Torpedo mittelſt der Schraube, und
die Tiefenſteuerung mit dem Ruder zwingt den Torpedo, in beſtimmter
Tiefe zu laufen. Die Steuerung iſt alſo im Gegenſatze zur Steuerung
eines Schiffes eine ſolche in der Horizontalebene.

Der erſte von Whitehead gebaute Torpedo hatte aber noch
einen höchſt unregelmäßigen Tiefenlauf, er beſchrieb gewaltige Kurven,
d. h. er bewegte ſich manchmal in größerer Tiefe, wie beabſichtigt,
manchmal an der Waſſeroberfläche.

Erſt im Jahre 1868 fand Whitehead das Mittel, welches ſeine
Erfindung kriegsbrauchbar machte, welches als wichtigſtes Geheimniß
nur wenigen Auserleſenen bekannt gegeben werden durfte, welches
dem Erfinder mit ſchwerem Gelde abgekauft wurde und welches ſo
einfach iſt, daß es dem Ei des Columbus würdig zur Seite geſtellt
werden kann.

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auf dem Wechſel des Waſſerdruckes in verſchiedenen Tiefen. Dieſer

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[24/0038] Zweiter Abſchnitt. Die verſchiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos. fabrik in Fiume. Von der Idee des Oeſterreichers gefeſſelt, machte ſich der Engländer an die Arbeit. Da er aber erkannte, um wie viel werthvoller es ſein würde, der neuen Waffe eigene Bewegungs- kraft zu verleihen und ſie als Unterwaſſergeſchoß zu konſtruiren, ſo ſteckte er ſich von vornherein dieſes Ziel, welches er auch erreichte. Nach zweijährigen, unausgeſetzten Bemühungen, mit alleiniger Hülfe ſeines damals noch ſehr jugendlichen Sohnes und eines einzigen geſchickten Arbeiters baute Whitehead hinter Schloß und Riegel den erſten automobilen Torpedo. Derſelbe hatte die Form eines an beiden Enden zugeſpitzten Cylinders, trug an ſeiner oberen und unteren Seite große Längs- floſſen und zeigte an ſeinem Schwanzſtücke einen Schraubenpropeller und ein bewegliches Horizontalruder. Der Torpedo beſtand aus dem Kopf, enthaltend 9 kg Dynamit mit Kontaktzündung, dem Tiefen- ſteuerapparat, dem Luftkeſſel, der Maſchine und dem Schwanzſtücke mit dem bereits erwähnten Trieb- und Steuerapparat. Wennſchon die Ausführung eines Torpedos nicht leicht iſt, ſo iſt die Idee recht einfach. Der Kopf enthält die Sprengladung, welche beim Auftreffen auf das Ziel explodirt. Der Keſſel enthält komprimirte Luft — Preßluft —, welche die Maſchine während ihres Ganges ſpeiſt. Die Maſchine treibt den Torpedo mittelſt der Schraube, und die Tiefenſteuerung mit dem Ruder zwingt den Torpedo, in beſtimmter Tiefe zu laufen. Die Steuerung iſt alſo im Gegenſatze zur Steuerung eines Schiffes eine ſolche in der Horizontalebene. Der erſte von Whitehead gebaute Torpedo hatte aber noch einen höchſt unregelmäßigen Tiefenlauf, er beſchrieb gewaltige Kurven, d. h. er bewegte ſich manchmal in größerer Tiefe, wie beabſichtigt, manchmal an der Waſſeroberfläche. Erſt im Jahre 1868 fand Whitehead das Mittel, welches ſeine Erfindung kriegsbrauchbar machte, welches als wichtigſtes Geheimniß nur wenigen Auserleſenen bekannt gegeben werden durfte, welches dem Erfinder mit ſchwerem Gelde abgekauft wurde und welches ſo einfach iſt, daß es dem Ei des Columbus würdig zur Seite geſtellt werden kann. Der Tiefenapparat, welchen Whitehead zuerſt anwendete, beruht auf dem Wechſel des Waſſerdruckes in verſchiedenen Tiefen. Dieſer

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/38>, abgerufen am 21.11.2024.