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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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6. Kapitel. Sonstige Torpedos.
Torpedo zu seinem Abgangsorte zurückkehren zu lassen, denn seine
Laufrichtung und die Richtung, nach welcher die Klaviersaiten eingeholt
werden, müssen einander mindestens annähernd entgegengesetzt sein.
Die Dampfwinde an Land ist so eingerichtet, daß die eine Trommel
von selbst langsamer dreht, wenn die andere ihre Umdrehungs-
geschwindigkeit beschleunigt, und umgekehrt.

So verhältnißmäßig einfach und hübsch das Ganze durchdacht
ist, so schwere Mängel haften dem Torpedo an. Die Verbindung
zwischen Torpedo und Land liegt über Wasser, und wie dieses im
Frieden schon vorgekommen ist, so könnten vielleicht auch im Kriege
die Klaviersaiten durch kleinere Fahrzeuge leicht zerrissen werden.

Der kleine Stab mit Fähnchen oder Ball zum Anzeigen der
Laufrichtung des Torpedos raubt dem letzteren etwa 17 pCt. seiner
Geschwindigkeit, die nur 9 bis 10 m pro Sekunde beträgt. Ein
moderner Whiteheadtorpedo aber läuft etwa 18 m pro Sekunde.

Der Erfinder der Maschinengewehre, Maxim, hat die Verbesserung
des Brennantorpedos in die Hand genommen und ein entsprechendes
Patent erhalten, das Prinzip ist aber dasselbe geblieben.

Erwähnt mag schließlich sein, daß Brennan früher Uhrmacher
in Melbourne war und daß er mit seiner Idee einen recht aus-
giebigen finanziellen Erfolg hatte.

Der letzte, hier in Betracht kommende Torpedo ist der nach
seinem Erfinder, einem Kapitän der Vereinigten Staaten-Flotte,
genannte Howelltorpedo. Er wird wie der Whiteheadtorpedo mit
eigener Kraft getrieben, ist also automobil.

Das Prinzip des Torpedos ist das folgende:

In dem Torpedo Fig. 30 befindet sich ein Schwungrad s,
welches vor dem Schuß durch eine am Ausstoßrohr befindliche
Turbinen-Dampfmaschine in Umdrehung versetzt wird. Mit der
Achse a des Schwungrades und mit diesem selbst sind fest verbunden
die Kammräder k. In letztere greifen ein die Kammräder K, welche
auf den Schraubenwellen W sitzen. Dreht sich das Schwungrad, so
thun dieses auch die Kammräder, damit die nebeneinander liegenden
Schraubenwellen und die Propeller. Es ist einleuchtend, daß die
letzteren entgegengesetzte Drehrichtung erhalten. Die Umdrehungszahl,
welche dem Schwungrad gegeben wird und gegeben werden muß, ist
eine ungeheure; sie beträgt etwa 160 pro Sekunde oder annähernd

6. Kapitel. Sonſtige Torpedos.
Torpedo zu ſeinem Abgangsorte zurückkehren zu laſſen, denn ſeine
Laufrichtung und die Richtung, nach welcher die Klavierſaiten eingeholt
werden, müſſen einander mindeſtens annähernd entgegengeſetzt ſein.
Die Dampfwinde an Land iſt ſo eingerichtet, daß die eine Trommel
von ſelbſt langſamer dreht, wenn die andere ihre Umdrehungs-
geſchwindigkeit beſchleunigt, und umgekehrt.

So verhältnißmäßig einfach und hübſch das Ganze durchdacht
iſt, ſo ſchwere Mängel haften dem Torpedo an. Die Verbindung
zwiſchen Torpedo und Land liegt über Waſſer, und wie dieſes im
Frieden ſchon vorgekommen iſt, ſo könnten vielleicht auch im Kriege
die Klavierſaiten durch kleinere Fahrzeuge leicht zerriſſen werden.

Der kleine Stab mit Fähnchen oder Ball zum Anzeigen der
Laufrichtung des Torpedos raubt dem letzteren etwa 17 pCt. ſeiner
Geſchwindigkeit, die nur 9 bis 10 m pro Sekunde beträgt. Ein
moderner Whiteheadtorpedo aber läuft etwa 18 m pro Sekunde.

Der Erfinder der Maſchinengewehre, Maxim, hat die Verbeſſerung
des Brennantorpedos in die Hand genommen und ein entſprechendes
Patent erhalten, das Prinzip iſt aber daſſelbe geblieben.

Erwähnt mag ſchließlich ſein, daß Brennan früher Uhrmacher
in Melbourne war und daß er mit ſeiner Idee einen recht aus-
giebigen finanziellen Erfolg hatte.

Der letzte, hier in Betracht kommende Torpedo iſt der nach
ſeinem Erfinder, einem Kapitän der Vereinigten Staaten-Flotte,
genannte Howelltorpedo. Er wird wie der Whiteheadtorpedo mit
eigener Kraft getrieben, iſt alſo automobil.

Das Prinzip des Torpedos iſt das folgende:

In dem Torpedo Fig. 30 befindet ſich ein Schwungrad s,
welches vor dem Schuß durch eine am Ausſtoßrohr befindliche
Turbinen-Dampfmaſchine in Umdrehung verſetzt wird. Mit der
Achſe a des Schwungrades und mit dieſem ſelbſt ſind feſt verbunden
die Kammräder k. In letztere greifen ein die Kammräder K, welche
auf den Schraubenwellen W ſitzen. Dreht ſich das Schwungrad, ſo
thun dieſes auch die Kammräder, damit die nebeneinander liegenden
Schraubenwellen und die Propeller. Es iſt einleuchtend, daß die
letzteren entgegengeſetzte Drehrichtung erhalten. Die Umdrehungszahl,
welche dem Schwungrad gegeben wird und gegeben werden muß, iſt
eine ungeheure; ſie beträgt etwa 160 pro Sekunde oder annähernd

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[55/0069] 6. Kapitel. Sonſtige Torpedos. Torpedo zu ſeinem Abgangsorte zurückkehren zu laſſen, denn ſeine Laufrichtung und die Richtung, nach welcher die Klavierſaiten eingeholt werden, müſſen einander mindeſtens annähernd entgegengeſetzt ſein. Die Dampfwinde an Land iſt ſo eingerichtet, daß die eine Trommel von ſelbſt langſamer dreht, wenn die andere ihre Umdrehungs- geſchwindigkeit beſchleunigt, und umgekehrt. So verhältnißmäßig einfach und hübſch das Ganze durchdacht iſt, ſo ſchwere Mängel haften dem Torpedo an. Die Verbindung zwiſchen Torpedo und Land liegt über Waſſer, und wie dieſes im Frieden ſchon vorgekommen iſt, ſo könnten vielleicht auch im Kriege die Klavierſaiten durch kleinere Fahrzeuge leicht zerriſſen werden. Der kleine Stab mit Fähnchen oder Ball zum Anzeigen der Laufrichtung des Torpedos raubt dem letzteren etwa 17 pCt. ſeiner Geſchwindigkeit, die nur 9 bis 10 m pro Sekunde beträgt. Ein moderner Whiteheadtorpedo aber läuft etwa 18 m pro Sekunde. Der Erfinder der Maſchinengewehre, Maxim, hat die Verbeſſerung des Brennantorpedos in die Hand genommen und ein entſprechendes Patent erhalten, das Prinzip iſt aber daſſelbe geblieben. Erwähnt mag ſchließlich ſein, daß Brennan früher Uhrmacher in Melbourne war und daß er mit ſeiner Idee einen recht aus- giebigen finanziellen Erfolg hatte. Der letzte, hier in Betracht kommende Torpedo iſt der nach ſeinem Erfinder, einem Kapitän der Vereinigten Staaten-Flotte, genannte Howelltorpedo. Er wird wie der Whiteheadtorpedo mit eigener Kraft getrieben, iſt alſo automobil. Das Prinzip des Torpedos iſt das folgende: In dem Torpedo Fig. 30 befindet ſich ein Schwungrad s, welches vor dem Schuß durch eine am Ausſtoßrohr befindliche Turbinen-Dampfmaſchine in Umdrehung verſetzt wird. Mit der Achſe a des Schwungrades und mit dieſem ſelbſt ſind feſt verbunden die Kammräder k. In letztere greifen ein die Kammräder K, welche auf den Schraubenwellen W ſitzen. Dreht ſich das Schwungrad, ſo thun dieſes auch die Kammräder, damit die nebeneinander liegenden Schraubenwellen und die Propeller. Es iſt einleuchtend, daß die letzteren entgegengeſetzte Drehrichtung erhalten. Die Umdrehungszahl, welche dem Schwungrad gegeben wird und gegeben werden muß, iſt eine ungeheure; ſie beträgt etwa 160 pro Sekunde oder annähernd

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/69>, abgerufen am 27.11.2024.