Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.durch den Rauch alle in der Höhle befindlichen umbrachten! Auch rauben sie zu ihren Arbeiten Eingeborene der Inseln und schleppen sie mit sich fort, welche dann häufig dem Heimweh und der Ueberbürdung mit Arbeit erliegen (Turner 493 vergl. 464). Auf allen Inseln Melanesiens sind sie gleichmässig gefürchtet (Cheyne). Meinicke (a 2, 217) hält die Neuholländer für einen der Kultur absolut unzugänglichen Menschenstamm. Andere Schriftsteller haben auch behauptet, ein friedliches Auskommen mit ihnen sei ganz unmöglich. Allein die Engländer haben sich nie die Mühe gegeben, auch nur in ein erträgliches Verhältniss mit ihnen zu kommen: und dass dies sehr leicht gewesen wäre, beweisen zunächst einzelne Beispiele (Waitz 1 184 ff.), wie vor allen das Greys, der überall friedlich mit ihnen fertig geworden ist, dann aber geht es aus dem ganzen Betragen der Eingebornen hervor, die eher scheu als kriegerisch, im Anfang den Weissen freundlich entgegen kamen, ja sogar ihre Niederlassung im eignen Gebiet wünschten (Grey 2, 234-35). Auch Meinicke, der wahrlich nicht für die Neuholländer Partei nimmt, gibt das zu (a 2, 214). Ihre vielfach behauptete wilde Blutgier ist nichts als Fabel -- wohl aus dem naheliegenden Grund erfunden, um nun gegen sie desto rücksichtsloser zu verfahren. Und das ist reichlich geschehen. Zunächst machte man ihr Land vornehmlich zum Deportationsort von Verbrechern; Neu-Süd-Wales war Verbrecherkolonie bis 1843: Westaustralien, das nach Grey's Zeugniss 2, 364 höher stand als der Osten des Continents, weil es keine Verbrecherkolonie war, ist es neuerdings geworden (Waitz 1, 185) und dass die Ureinwohner die höhere Kultur, welche durch diese Sträflinge und ihre Frevelthaten sich zunächst bei ihnen ankündigte, "strenge von sich abwiesen" (Meinicke 2, 217): sollte ihnen das nicht eher zum Lobe gereichen? Sodann hat die englische Krone die Rechte der Eingeborenen an ihr Land nie anerkannt; sie hat genommen was sie wollte, und als dann die Eingeborenen in Folge von Nahrungs- und Landmangel zu Bettlern und Räubern geworden waren, hat man hierin ein Zeichen ihrer Unverbesserlichkeit durch die Kultur gesehen und sie mit allen Mitteln verfolgt. Später freilich, und auch dies erst in Folge der schreiendsten Misshandlungen durch die Weissen, hat man sie unter die englischen Gesetze gestellt, allein diese wirken wenig zu ihren Gunsten (Grey 2, 368). Denn abgesehen davon, dass die Eingeborenen so gut wie gar nicht zeugnissfähig vor Gericht sind, so werden auch die Gesetze meist nur da angewandt, wo sie gegen dieselben, nicht wo sie zu ihren Gunsten sprechen; ihre Verbrechen an den Weissen werden gestraft, nicht aber umgekehrt die der Weissen an ihnen, und letztere Verbrechen sind viel zahlreicher. 1838 weigerten sich die Geschworenen eine Anzahl Weisser zu verurtheilen, welche 28 Eingeborene ganz ohne Grund abgeschlachtet hatten (Waitz 1, 184). Man schiesst (Breton durch den Rauch alle in der Höhle befindlichen umbrachten! Auch rauben sie zu ihren Arbeiten Eingeborene der Inseln und schleppen sie mit sich fort, welche dann häufig dem Heimweh und der Ueberbürdung mit Arbeit erliegen (Turner 493 vergl. 464). Auf allen Inseln Melanesiens sind sie gleichmässig gefürchtet (Cheyne). Meinicke (a 2, 217) hält die Neuholländer für einen der Kultur absolut unzugänglichen Menschenstamm. Andere Schriftsteller haben auch behauptet, ein friedliches Auskommen mit ihnen sei ganz unmöglich. Allein die Engländer haben sich nie die Mühe gegeben, auch nur in ein erträgliches Verhältniss mit ihnen zu kommen: und dass dies sehr leicht gewesen wäre, beweisen zunächst einzelne Beispiele (Waitz 1 184 ff.), wie vor allen das Greys, der überall friedlich mit ihnen fertig geworden ist, dann aber geht es aus dem ganzen Betragen der Eingebornen hervor, die eher scheu als kriegerisch, im Anfang den Weissen freundlich entgegen kamen, ja sogar ihre Niederlassung im eignen Gebiet wünschten (Grey 2, 234-35). Auch Meinicke, der wahrlich nicht für die Neuholländer Partei nimmt, gibt das zu (a 2, 214). Ihre vielfach behauptete wilde Blutgier ist nichts als Fabel — wohl aus dem naheliegenden Grund erfunden, um nun gegen sie desto rücksichtsloser zu verfahren. Und das ist reichlich geschehen. Zunächst machte man ihr Land vornehmlich zum Deportationsort von Verbrechern; Neu-Süd-Wales war Verbrecherkolonie bis 1843: Westaustralien, das nach Grey's Zeugniss 2, 364 höher stand als der Osten des Continents, weil es keine Verbrecherkolonie war, ist es neuerdings geworden (Waitz 1, 185) und dass die Ureinwohner die höhere Kultur, welche durch diese Sträflinge und ihre Frevelthaten sich zunächst bei ihnen ankündigte, »strenge von sich abwiesen« (Meinicke 2, 217): sollte ihnen das nicht eher zum Lobe gereichen? Sodann hat die englische Krone die Rechte der Eingeborenen an ihr Land nie anerkannt; sie hat genommen was sie wollte, und als dann die Eingeborenen in Folge von Nahrungs- und Landmangel zu Bettlern und Räubern geworden waren, hat man hierin ein Zeichen ihrer Unverbesserlichkeit durch die Kultur gesehen und sie mit allen Mitteln verfolgt. Später freilich, und auch dies erst in Folge der schreiendsten Misshandlungen durch die Weissen, hat man sie unter die englischen Gesetze gestellt, allein diese wirken wenig zu ihren Gunsten (Grey 2, 368). Denn abgesehen davon, dass die Eingeborenen so gut wie gar nicht zeugnissfähig vor Gericht sind, so werden auch die Gesetze meist nur da angewandt, wo sie gegen dieselben, nicht wo sie zu ihren Gunsten sprechen; ihre Verbrechen an den Weissen werden gestraft, nicht aber umgekehrt die der Weissen an ihnen, und letztere Verbrechen sind viel zahlreicher. 1838 weigerten sich die Geschworenen eine Anzahl Weisser zu verurtheilen, welche 28 Eingeborene ganz ohne Grund abgeschlachtet hatten (Waitz 1, 184). Man schiesst (Breton <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0125"/> durch den Rauch alle in der Höhle befindlichen umbrachten! Auch rauben sie zu ihren Arbeiten Eingeborene der Inseln und schleppen sie mit sich fort, welche dann häufig dem Heimweh und der Ueberbürdung mit Arbeit erliegen (Turner 493 vergl. 464). Auf allen Inseln Melanesiens sind sie gleichmässig gefürchtet (Cheyne).</p> <p>Meinicke (a 2, 217) hält die Neuholländer für einen der Kultur absolut unzugänglichen Menschenstamm. Andere Schriftsteller haben auch behauptet, ein friedliches Auskommen mit ihnen sei ganz unmöglich. Allein die Engländer haben sich nie die Mühe gegeben, auch nur in ein erträgliches Verhältniss mit ihnen zu kommen: und dass dies sehr leicht gewesen wäre, beweisen zunächst einzelne Beispiele (Waitz 1 184 ff.), wie vor allen das Greys, der überall friedlich mit ihnen fertig geworden ist, dann aber geht es aus dem ganzen Betragen der Eingebornen hervor, die eher scheu als kriegerisch, im Anfang den Weissen freundlich entgegen kamen, ja sogar ihre Niederlassung im eignen Gebiet wünschten (Grey 2, 234-35). Auch Meinicke, der wahrlich nicht für die Neuholländer Partei nimmt, gibt das zu (a 2, 214). Ihre vielfach behauptete wilde Blutgier ist nichts als Fabel — wohl aus dem naheliegenden Grund erfunden, um nun gegen sie desto rücksichtsloser zu verfahren. Und das ist reichlich geschehen. Zunächst machte man ihr Land vornehmlich zum Deportationsort von Verbrechern; Neu-Süd-Wales war Verbrecherkolonie bis 1843: Westaustralien, das nach Grey's Zeugniss 2, 364 höher stand als der Osten des Continents, weil es keine Verbrecherkolonie war, ist es neuerdings geworden (Waitz 1, 185) und dass die Ureinwohner die höhere Kultur, welche durch diese Sträflinge und ihre Frevelthaten sich zunächst bei ihnen ankündigte, »strenge von sich abwiesen« (Meinicke 2, 217): sollte ihnen das nicht eher zum Lobe gereichen? Sodann hat die englische Krone die Rechte der Eingeborenen an ihr Land nie anerkannt; sie hat genommen was sie wollte, und als dann die Eingeborenen in Folge von Nahrungs- und Landmangel zu Bettlern und Räubern geworden waren, hat man hierin ein Zeichen ihrer Unverbesserlichkeit durch die Kultur gesehen und sie mit allen Mitteln verfolgt. Später freilich, und auch dies erst in Folge der schreiendsten Misshandlungen durch die Weissen, hat man sie unter die englischen Gesetze gestellt, allein diese wirken wenig zu ihren Gunsten (Grey 2, 368). Denn abgesehen davon, dass die Eingeborenen so gut wie gar nicht zeugnissfähig vor Gericht sind, so werden auch die Gesetze meist nur da angewandt, wo sie gegen dieselben, nicht wo sie zu ihren Gunsten sprechen; ihre Verbrechen an den Weissen werden gestraft, nicht aber umgekehrt die der Weissen an ihnen, und letztere Verbrechen sind viel zahlreicher. 1838 weigerten sich die Geschworenen eine Anzahl Weisser zu verurtheilen, welche 28 Eingeborene ganz ohne Grund abgeschlachtet hatten (Waitz 1, 184). Man schiesst (Breton </p> </div> </body> </text> </TEI> [0125]
durch den Rauch alle in der Höhle befindlichen umbrachten! Auch rauben sie zu ihren Arbeiten Eingeborene der Inseln und schleppen sie mit sich fort, welche dann häufig dem Heimweh und der Ueberbürdung mit Arbeit erliegen (Turner 493 vergl. 464). Auf allen Inseln Melanesiens sind sie gleichmässig gefürchtet (Cheyne).
Meinicke (a 2, 217) hält die Neuholländer für einen der Kultur absolut unzugänglichen Menschenstamm. Andere Schriftsteller haben auch behauptet, ein friedliches Auskommen mit ihnen sei ganz unmöglich. Allein die Engländer haben sich nie die Mühe gegeben, auch nur in ein erträgliches Verhältniss mit ihnen zu kommen: und dass dies sehr leicht gewesen wäre, beweisen zunächst einzelne Beispiele (Waitz 1 184 ff.), wie vor allen das Greys, der überall friedlich mit ihnen fertig geworden ist, dann aber geht es aus dem ganzen Betragen der Eingebornen hervor, die eher scheu als kriegerisch, im Anfang den Weissen freundlich entgegen kamen, ja sogar ihre Niederlassung im eignen Gebiet wünschten (Grey 2, 234-35). Auch Meinicke, der wahrlich nicht für die Neuholländer Partei nimmt, gibt das zu (a 2, 214). Ihre vielfach behauptete wilde Blutgier ist nichts als Fabel — wohl aus dem naheliegenden Grund erfunden, um nun gegen sie desto rücksichtsloser zu verfahren. Und das ist reichlich geschehen. Zunächst machte man ihr Land vornehmlich zum Deportationsort von Verbrechern; Neu-Süd-Wales war Verbrecherkolonie bis 1843: Westaustralien, das nach Grey's Zeugniss 2, 364 höher stand als der Osten des Continents, weil es keine Verbrecherkolonie war, ist es neuerdings geworden (Waitz 1, 185) und dass die Ureinwohner die höhere Kultur, welche durch diese Sträflinge und ihre Frevelthaten sich zunächst bei ihnen ankündigte, »strenge von sich abwiesen« (Meinicke 2, 217): sollte ihnen das nicht eher zum Lobe gereichen? Sodann hat die englische Krone die Rechte der Eingeborenen an ihr Land nie anerkannt; sie hat genommen was sie wollte, und als dann die Eingeborenen in Folge von Nahrungs- und Landmangel zu Bettlern und Räubern geworden waren, hat man hierin ein Zeichen ihrer Unverbesserlichkeit durch die Kultur gesehen und sie mit allen Mitteln verfolgt. Später freilich, und auch dies erst in Folge der schreiendsten Misshandlungen durch die Weissen, hat man sie unter die englischen Gesetze gestellt, allein diese wirken wenig zu ihren Gunsten (Grey 2, 368). Denn abgesehen davon, dass die Eingeborenen so gut wie gar nicht zeugnissfähig vor Gericht sind, so werden auch die Gesetze meist nur da angewandt, wo sie gegen dieselben, nicht wo sie zu ihren Gunsten sprechen; ihre Verbrechen an den Weissen werden gestraft, nicht aber umgekehrt die der Weissen an ihnen, und letztere Verbrechen sind viel zahlreicher. 1838 weigerten sich die Geschworenen eine Anzahl Weisser zu verurtheilen, welche 28 Eingeborene ganz ohne Grund abgeschlachtet hatten (Waitz 1, 184). Man schiesst (Breton
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML.
(2012-11-06T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-06T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |