Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.Vorwort. Die Frage nach dem Aussterben der Naturvölker ist bis jetzt nur gelegentlich und nicht mit der Ausführlichkeit behandelt, welche die Wichtigkeit der Sache wohl verlangen kann. Am genauesten ist Waitz auf sie eingegangen in seiner Anthropologie der Naturvölker Bd. 1, 158-186; aber da auch er sie nur anhangsweise bespricht und in dem Zusammenhang seines Werkes nicht mehr als nur die Hauptgesichtspunkte angeben konnte und wollte; da er ferner manches nur andeutet oder ganz übergeht, was von grosser Wichtigkeit ist, so erscheint es durchaus nicht überflüssig, die Gründe für dies "räthselhafte" Hinschwinden selbständig und möglichst genau von neuem zu erörtern. Namentlich die psychologische Seite des Gegenstandes hat man bisher über die Gebühr vernachlässigt; sie wird deshalb in den folgenden Blättern besonders betont werden müssen. Das Material zur Beantwortung der Frage, die uns beschäftigen soll, findet sich zerstreut in einer grossen Menge von Reisebeschreibungen, ethnographischen und anthropologischen Werken. Da es mir aber darauf ankam, einmal -- denn nur strengste Empirie kann uns bei unserer Frage fördern -- meine Sätze durch getreue Quellenangabe zu stützen, und andererseits, dass die angeführten Citate nicht allzuschwer zugänglich seien, um nachgeschlagen werden zu können, so habe ich mich, wo es möglich war, auf Werke gestützt, die weiter verbreitet sind, und den Quellennachweis nur da weggelassen, wo das Gesagte in allen Reisewerken sich gleichmässig findet. Dass Vorwort. Die Frage nach dem Aussterben der Naturvölker ist bis jetzt nur gelegentlich und nicht mit der Ausführlichkeit behandelt, welche die Wichtigkeit der Sache wohl verlangen kann. Am genauesten ist Waitz auf sie eingegangen in seiner Anthropologie der Naturvölker Bd. 1, 158-186; aber da auch er sie nur anhangsweise bespricht und in dem Zusammenhang seines Werkes nicht mehr als nur die Hauptgesichtspunkte angeben konnte und wollte; da er ferner manches nur andeutet oder ganz übergeht, was von grosser Wichtigkeit ist, so erscheint es durchaus nicht überflüssig, die Gründe für dies »räthselhafte« Hinschwinden selbständig und möglichst genau von neuem zu erörtern. Namentlich die psychologische Seite des Gegenstandes hat man bisher über die Gebühr vernachlässigt; sie wird deshalb in den folgenden Blättern besonders betont werden müssen. Das Material zur Beantwortung der Frage, die uns beschäftigen soll, findet sich zerstreut in einer grossen Menge von Reisebeschreibungen, ethnographischen und anthropologischen Werken. Da es mir aber darauf ankam, einmal — denn nur strengste Empirie kann uns bei unserer Frage fördern — meine Sätze durch getreue Quellenangabe zu stützen, und andererseits, dass die angeführten Citate nicht allzuschwer zugänglich seien, um nachgeschlagen werden zu können, so habe ich mich, wo es möglich war, auf Werke gestützt, die weiter verbreitet sind, und den Quellennachweis nur da weggelassen, wo das Gesagte in allen Reisewerken sich gleichmässig findet. Dass <TEI> <text> <pb facs="#f0007"/> <body> <div type="preface" n="1"> <head>Vorwort.</head><lb/> <p>Die Frage nach dem Aussterben der Naturvölker ist bis jetzt nur gelegentlich und nicht mit der Ausführlichkeit behandelt, welche die Wichtigkeit der Sache wohl verlangen kann. Am genauesten ist Waitz auf sie eingegangen in seiner Anthropologie der Naturvölker Bd. 1, 158-186; aber da auch er sie nur anhangsweise bespricht und in dem Zusammenhang seines Werkes nicht mehr als nur die Hauptgesichtspunkte angeben konnte und wollte; da er ferner manches nur andeutet oder ganz übergeht, was von grosser Wichtigkeit ist, so erscheint es durchaus nicht überflüssig, die Gründe für dies »räthselhafte« Hinschwinden selbständig und möglichst genau von neuem zu erörtern. Namentlich die psychologische Seite des Gegenstandes hat man bisher über die Gebühr vernachlässigt; sie wird deshalb in den folgenden Blättern besonders betont werden müssen.</p> <p>Das Material zur Beantwortung der Frage, die uns beschäftigen soll, findet sich zerstreut in einer grossen Menge von Reisebeschreibungen, ethnographischen und anthropologischen Werken. Da es mir aber darauf ankam, einmal — denn nur strengste Empirie kann uns bei unserer Frage fördern — meine Sätze durch getreue Quellenangabe zu stützen, und andererseits, dass die angeführten Citate nicht allzuschwer zugänglich seien, um nachgeschlagen werden zu können, so habe ich mich, wo es möglich war, auf Werke gestützt, die weiter verbreitet sind, und den Quellennachweis nur da weggelassen, wo das Gesagte in allen Reisewerken sich gleichmässig findet. Dass </p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
Vorwort.
Die Frage nach dem Aussterben der Naturvölker ist bis jetzt nur gelegentlich und nicht mit der Ausführlichkeit behandelt, welche die Wichtigkeit der Sache wohl verlangen kann. Am genauesten ist Waitz auf sie eingegangen in seiner Anthropologie der Naturvölker Bd. 1, 158-186; aber da auch er sie nur anhangsweise bespricht und in dem Zusammenhang seines Werkes nicht mehr als nur die Hauptgesichtspunkte angeben konnte und wollte; da er ferner manches nur andeutet oder ganz übergeht, was von grosser Wichtigkeit ist, so erscheint es durchaus nicht überflüssig, die Gründe für dies »räthselhafte« Hinschwinden selbständig und möglichst genau von neuem zu erörtern. Namentlich die psychologische Seite des Gegenstandes hat man bisher über die Gebühr vernachlässigt; sie wird deshalb in den folgenden Blättern besonders betont werden müssen.
Das Material zur Beantwortung der Frage, die uns beschäftigen soll, findet sich zerstreut in einer grossen Menge von Reisebeschreibungen, ethnographischen und anthropologischen Werken. Da es mir aber darauf ankam, einmal — denn nur strengste Empirie kann uns bei unserer Frage fördern — meine Sätze durch getreue Quellenangabe zu stützen, und andererseits, dass die angeführten Citate nicht allzuschwer zugänglich seien, um nachgeschlagen werden zu können, so habe ich mich, wo es möglich war, auf Werke gestützt, die weiter verbreitet sind, und den Quellennachweis nur da weggelassen, wo das Gesagte in allen Reisewerken sich gleichmässig findet. Dass
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