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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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solche Opfer zwar auch vorkommen, waren sie doch minder zahlreich als in jenen Gegenden und in Mexiko (4, 309).

In Darien vergifteten sich des Herrschers Lieblingsweiber und Diener bei seinem Tod, oder sie wurden lebendig mit ihm begraben (4, 351), wie Weiber und Diener auch bei den Chibchas in Neugranada getötet (4, 466) und Menschenopfer bei allen diesen Völkern gar nicht selten den Göttern dargebracht wurden. Ebenso war es auf den Antillen (4, 327).

In Peru waren Menschenopfer, wozu man gefangene Feinde nahm, selten und nur bei ausserordentlichen Veranlassungen gebräuchlich. Weiber und Diener aber folgten auch hier dem Inka, deren einem 1000 seiner Angehörigen sich geopfert haben sollen, und ebenso den Vornehmen freiwillig in den Tod nach, um ihm im Jenseits weiter zu dienen. Namentlich aber Kinder wurden hier vielfach getötet; wenn ein Vornehmer krank war, wurde eins von seinen eigenen Kindern den Göttern zum Ersatzopfer, wie man annimmt, geschlachtet, welches dann freudig in den Tod zu gehen pflegte. Vor dem Auszuge zum Krieg, bei Krankheit des Herrschers und bei dessen Inauguration wurden Kinder, meist Knaben von 4-10 Jahren, seltener Mädchen, nach einzelnen freilich nicht ganz glaubwürdigen Angaben bis zu 200, ja bis zu 1000, geopfert, was auch beim Erntefest, bei verheerenden Epidemien, ja in einigen Gegenden mit jedem erstgeborenen Kinde und mit dem einen von Zwillingen geschah. Auch wurde den Todten von dem Blute des geopferten Kindes ein Strich von einem Ohr zum anderen gezogen (Waitz 4, 460-61). Auch hier müssen wir auf das zurückkommen, was wir oben gesagt haben: die Kinderopfer dienen nur dazu, einen bei den Göttern, denen Kinder am liebsten waren, besonders gültigen Vermittler zu haben; deshalb, und nicht zum Ersatz, wurden die eigenen Kinder als Opfer bei Krankheiten preisgegeben und unsere Auffassung wird unterstützt dadurch, dass die Kinder gewöhnlich freudig in den Tod gingen: sie wussten, dass sie einem guten Loos entgegengingen; daher auch der Strich mit Kinderblut über die Todten, welche auf diese Weise gleich das Zeichen des Vermittlers an sich trugen.

Die Kinderopfer in Mexiko hatten meist dieselbe Veranlassung und denselben Zweck: so wurden zwei Kinder vornehmer Abkunft, wenn die Saat aufging, ertränkt, vier, wenn sie grösser war, dem Hungertode preisgegeben (4, 159). In Nikaragua wurde ein Knabe, wenn Regen nöthig war, den Göttern dargebracht (4, 379). Aehnliche Opfer brachten die Chibchas in Neugranada vor der Schlacht (364).

Nirgends aber sind auch die Menschenopfer massenhafter, als auf Fidschi, wie wir daselbst auch den Kannibalismus schrecklicher ausgebildet fanden, als sonst irgendwo. Zur Feier der Mannbarkeit eines Häuptlingssohnes, so erzählt Seemann (Zeitschr. 9, 476),

solche Opfer zwar auch vorkommen, waren sie doch minder zahlreich als in jenen Gegenden und in Mexiko (4, 309).

In Darien vergifteten sich des Herrschers Lieblingsweiber und Diener bei seinem Tod, oder sie wurden lebendig mit ihm begraben (4, 351), wie Weiber und Diener auch bei den Chibchas in Neugranada getötet (4, 466) und Menschenopfer bei allen diesen Völkern gar nicht selten den Göttern dargebracht wurden. Ebenso war es auf den Antillen (4, 327).

In Peru waren Menschenopfer, wozu man gefangene Feinde nahm, selten und nur bei ausserordentlichen Veranlassungen gebräuchlich. Weiber und Diener aber folgten auch hier dem Inka, deren einem 1000 seiner Angehörigen sich geopfert haben sollen, und ebenso den Vornehmen freiwillig in den Tod nach, um ihm im Jenseits weiter zu dienen. Namentlich aber Kinder wurden hier vielfach getötet; wenn ein Vornehmer krank war, wurde eins von seinen eigenen Kindern den Göttern zum Ersatzopfer, wie man annimmt, geschlachtet, welches dann freudig in den Tod zu gehen pflegte. Vor dem Auszuge zum Krieg, bei Krankheit des Herrschers und bei dessen Inauguration wurden Kinder, meist Knaben von 4-10 Jahren, seltener Mädchen, nach einzelnen freilich nicht ganz glaubwürdigen Angaben bis zu 200, ja bis zu 1000, geopfert, was auch beim Erntefest, bei verheerenden Epidemien, ja in einigen Gegenden mit jedem erstgeborenen Kinde und mit dem einen von Zwillingen geschah. Auch wurde den Todten von dem Blute des geopferten Kindes ein Strich von einem Ohr zum anderen gezogen (Waitz 4, 460-61). Auch hier müssen wir auf das zurückkommen, was wir oben gesagt haben: die Kinderopfer dienen nur dazu, einen bei den Göttern, denen Kinder am liebsten waren, besonders gültigen Vermittler zu haben; deshalb, und nicht zum Ersatz, wurden die eigenen Kinder als Opfer bei Krankheiten preisgegeben und unsere Auffassung wird unterstützt dadurch, dass die Kinder gewöhnlich freudig in den Tod gingen: sie wussten, dass sie einem guten Loos entgegengingen; daher auch der Strich mit Kinderblut über die Todten, welche auf diese Weise gleich das Zeichen des Vermittlers an sich trugen.

Die Kinderopfer in Mexiko hatten meist dieselbe Veranlassung und denselben Zweck: so wurden zwei Kinder vornehmer Abkunft, wenn die Saat aufging, ertränkt, vier, wenn sie grösser war, dem Hungertode preisgegeben (4, 159). In Nikaragua wurde ein Knabe, wenn Regen nöthig war, den Göttern dargebracht (4, 379). Aehnliche Opfer brachten die Chibchas in Neugranada vor der Schlacht (364).

Nirgends aber sind auch die Menschenopfer massenhafter, als auf Fidschi, wie wir daselbst auch den Kannibalismus schrecklicher ausgebildet fanden, als sonst irgendwo. Zur Feier der Mannbarkeit eines Häuptlingssohnes, so erzählt Seemann (Zeitschr. 9, 476),

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 Diener bei seinem Tod, oder sie wurden lebendig mit ihm begraben
 (4, 351), wie Weiber und Diener auch bei den Chibchas in Neugranada
 getötet (4, 466) und Menschenopfer bei allen diesen
 Völkern gar nicht selten den Göttern dargebracht wurden.
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        <p>In Peru waren Menschenopfer, wozu man gefangene Feinde nahm,
 selten und nur bei ausserordentlichen Veranlassungen
 gebräuchlich. Weiber und Diener aber folgten auch hier dem
 Inka, deren einem 1000 seiner Angehörigen sich geopfert haben
 sollen, und ebenso den Vornehmen freiwillig in den Tod nach, um ihm
 im Jenseits weiter zu dienen. Namentlich aber Kinder wurden hier
 vielfach getötet; wenn ein Vornehmer krank war, wurde eins von
 seinen eigenen Kindern den Göttern zum Ersatzopfer, wie man
 annimmt, geschlachtet, welches dann freudig in den Tod zu gehen
 pflegte. Vor dem Auszuge zum Krieg, bei Krankheit des Herrschers
 und bei dessen Inauguration wurden Kinder, meist Knaben von 4-10
 Jahren, seltener Mädchen, nach einzelnen freilich nicht ganz
 glaubwürdigen Angaben bis zu 200, ja bis zu 1000, geopfert,
 was auch beim Erntefest, bei verheerenden Epidemien, ja in einigen
 Gegenden mit jedem erstgeborenen Kinde und mit dem einen von
 Zwillingen geschah. Auch wurde den Todten von dem Blute des
 geopferten Kindes ein Strich von einem Ohr zum anderen gezogen
 (Waitz 4, 460-61). Auch hier müssen wir auf das
 zurückkommen, was wir oben gesagt haben: die Kinderopfer
 dienen nur dazu, einen bei den Göttern, denen Kinder am
 liebsten waren, besonders gültigen Vermittler zu haben;
 deshalb, und nicht zum Ersatz, wurden die eigenen Kinder als Opfer
 bei Krankheiten preisgegeben und unsere Auffassung wird
 unterstützt dadurch, dass die Kinder gewöhnlich freudig
 in den Tod gingen: sie wussten, dass sie einem guten Loos
 entgegengingen; daher auch der Strich mit Kinderblut über die
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 an sich trugen.</p>
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 denselben Zweck: so wurden zwei Kinder vornehmer Abkunft, wenn die
 Saat aufging, ertränkt, vier, wenn sie grösser war, dem
 Hungertode preisgegeben (4, 159). In Nikaragua wurde ein Knabe,
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 Aehnliche Opfer brachten die Chibchas in Neugranada vor der
 Schlacht (364).</p>
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[0087] solche Opfer zwar auch vorkommen, waren sie doch minder zahlreich als in jenen Gegenden und in Mexiko (4, 309). In Darien vergifteten sich des Herrschers Lieblingsweiber und Diener bei seinem Tod, oder sie wurden lebendig mit ihm begraben (4, 351), wie Weiber und Diener auch bei den Chibchas in Neugranada getötet (4, 466) und Menschenopfer bei allen diesen Völkern gar nicht selten den Göttern dargebracht wurden. Ebenso war es auf den Antillen (4, 327). In Peru waren Menschenopfer, wozu man gefangene Feinde nahm, selten und nur bei ausserordentlichen Veranlassungen gebräuchlich. Weiber und Diener aber folgten auch hier dem Inka, deren einem 1000 seiner Angehörigen sich geopfert haben sollen, und ebenso den Vornehmen freiwillig in den Tod nach, um ihm im Jenseits weiter zu dienen. Namentlich aber Kinder wurden hier vielfach getötet; wenn ein Vornehmer krank war, wurde eins von seinen eigenen Kindern den Göttern zum Ersatzopfer, wie man annimmt, geschlachtet, welches dann freudig in den Tod zu gehen pflegte. Vor dem Auszuge zum Krieg, bei Krankheit des Herrschers und bei dessen Inauguration wurden Kinder, meist Knaben von 4-10 Jahren, seltener Mädchen, nach einzelnen freilich nicht ganz glaubwürdigen Angaben bis zu 200, ja bis zu 1000, geopfert, was auch beim Erntefest, bei verheerenden Epidemien, ja in einigen Gegenden mit jedem erstgeborenen Kinde und mit dem einen von Zwillingen geschah. Auch wurde den Todten von dem Blute des geopferten Kindes ein Strich von einem Ohr zum anderen gezogen (Waitz 4, 460-61). Auch hier müssen wir auf das zurückkommen, was wir oben gesagt haben: die Kinderopfer dienen nur dazu, einen bei den Göttern, denen Kinder am liebsten waren, besonders gültigen Vermittler zu haben; deshalb, und nicht zum Ersatz, wurden die eigenen Kinder als Opfer bei Krankheiten preisgegeben und unsere Auffassung wird unterstützt dadurch, dass die Kinder gewöhnlich freudig in den Tod gingen: sie wussten, dass sie einem guten Loos entgegengingen; daher auch der Strich mit Kinderblut über die Todten, welche auf diese Weise gleich das Zeichen des Vermittlers an sich trugen. Die Kinderopfer in Mexiko hatten meist dieselbe Veranlassung und denselben Zweck: so wurden zwei Kinder vornehmer Abkunft, wenn die Saat aufging, ertränkt, vier, wenn sie grösser war, dem Hungertode preisgegeben (4, 159). In Nikaragua wurde ein Knabe, wenn Regen nöthig war, den Göttern dargebracht (4, 379). Aehnliche Opfer brachten die Chibchas in Neugranada vor der Schlacht (364). Nirgends aber sind auch die Menschenopfer massenhafter, als auf Fidschi, wie wir daselbst auch den Kannibalismus schrecklicher ausgebildet fanden, als sonst irgendwo. Zur Feier der Mannbarkeit eines Häuptlingssohnes, so erzählt Seemann (Zeitschr. 9, 476),

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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/87>, abgerufen am 21.11.2024.