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Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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vergaß in dem einen seligen Gefühle, das wunderbar schöne Mädchen in seinen Armen zu halten, bald alles Andere.

Wieder und wieder tanzte er mit Gertrud, und kein Anderer schien ihm seine Tänzerin streitig machen zu wollen, wenn ihn die übrigen Mädchen im Vorbeifliegen auch manchmal neckten. Eines nur fiel ihm auf und störte ihn; dicht neben dem Wirthshause stand die alte Kirche, und im Saale konnte man deutlich die grellen, mißtönenden Schläge der zersprungenen Glocke hören. Bei dem ersten Schlage derselben aber war es, als ob der Stab eines Zauberers die Tanzenden berührt hätte. Die Musik hörte mitten im Takte auf zu spielen, die lustig durcheinander wogende Schaar stand, wie an ihre Plätze gebannt, still und regungslos, und Alles zählte schweigend die einzelnen langsamen Schläge. Sobald aber der letzte verhallt war, ging das Leben und Jauchzen von Neuem los. So war es um acht, so um neun, so um zehn Uhr, und wenn Arnold nach der Ursache so sonderbaren Betragens fragen wollte, legte Gertrud ihren Finger an die Lippen und sah dabei so ernst und traurig aus, daß er sie nicht um die Welt hätte mehr betrüben mögen.

Um zehn Uhr wurde im Tanzen eine Pause gemacht, und das Musikchor, das eiserne Lungen haben mußte, schritt dem jungen Volke voran in den Eßsaal hinab. Dort ging es lustig her; der Wein floß nur so, und Arnold, der nicht gut hinter den Uebrigen zu-

vergaß in dem einen seligen Gefühle, das wunderbar schöne Mädchen in seinen Armen zu halten, bald alles Andere.

Wieder und wieder tanzte er mit Gertrud, und kein Anderer schien ihm seine Tänzerin streitig machen zu wollen, wenn ihn die übrigen Mädchen im Vorbeifliegen auch manchmal neckten. Eines nur fiel ihm auf und störte ihn; dicht neben dem Wirthshause stand die alte Kirche, und im Saale konnte man deutlich die grellen, mißtönenden Schläge der zersprungenen Glocke hören. Bei dem ersten Schlage derselben aber war es, als ob der Stab eines Zauberers die Tanzenden berührt hätte. Die Musik hörte mitten im Takte auf zu spielen, die lustig durcheinander wogende Schaar stand, wie an ihre Plätze gebannt, still und regungslos, und Alles zählte schweigend die einzelnen langsamen Schläge. Sobald aber der letzte verhallt war, ging das Leben und Jauchzen von Neuem los. So war es um acht, so um neun, so um zehn Uhr, und wenn Arnold nach der Ursache so sonderbaren Betragens fragen wollte, legte Gertrud ihren Finger an die Lippen und sah dabei so ernst und traurig aus, daß er sie nicht um die Welt hätte mehr betrüben mögen.

Um zehn Uhr wurde im Tanzen eine Pause gemacht, und das Musikchor, das eiserne Lungen haben mußte, schritt dem jungen Volke voran in den Eßsaal hinab. Dort ging es lustig her; der Wein floß nur so, und Arnold, der nicht gut hinter den Uebrigen zu-

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[0038] vergaß in dem einen seligen Gefühle, das wunderbar schöne Mädchen in seinen Armen zu halten, bald alles Andere. Wieder und wieder tanzte er mit Gertrud, und kein Anderer schien ihm seine Tänzerin streitig machen zu wollen, wenn ihn die übrigen Mädchen im Vorbeifliegen auch manchmal neckten. Eines nur fiel ihm auf und störte ihn; dicht neben dem Wirthshause stand die alte Kirche, und im Saale konnte man deutlich die grellen, mißtönenden Schläge der zersprungenen Glocke hören. Bei dem ersten Schlage derselben aber war es, als ob der Stab eines Zauberers die Tanzenden berührt hätte. Die Musik hörte mitten im Takte auf zu spielen, die lustig durcheinander wogende Schaar stand, wie an ihre Plätze gebannt, still und regungslos, und Alles zählte schweigend die einzelnen langsamen Schläge. Sobald aber der letzte verhallt war, ging das Leben und Jauchzen von Neuem los. So war es um acht, so um neun, so um zehn Uhr, und wenn Arnold nach der Ursache so sonderbaren Betragens fragen wollte, legte Gertrud ihren Finger an die Lippen und sah dabei so ernst und traurig aus, daß er sie nicht um die Welt hätte mehr betrüben mögen. Um zehn Uhr wurde im Tanzen eine Pause gemacht, und das Musikchor, das eiserne Lungen haben mußte, schritt dem jungen Volke voran in den Eßsaal hinab. Dort ging es lustig her; der Wein floß nur so, und Arnold, der nicht gut hinter den Uebrigen zu-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:22:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:22:05Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910/38>, abgerufen am 23.11.2024.