linie um den Cylinder ein Dreieck a b c Fig. 15 oder ein Viereck a b c d (Fig. 16) her-Fig. 15 und 16. Tab. 4. umbewegt, oder vielmehr ein Ring m b n oder m b c n an demselben befestigt wird, so er- hält man ein Gewinde oder einen Schraubengang. Wenn nun mehrere solche Gewinde an der Schraubenspindel fortlaufen, so wird diess eine Schraube und zwar eine solide Schraube genannt. Wird ein Dreieck in die Schraubenspindel eingeschnitten, so nennt man diess eine scharfe Schraube; wird aber ein Viereck eingeschnitten, so heisst man diess eine flache Schraube.
Wenn dasselbe Verfahren, nämlich das Ausschneiden eines Dreieckes oder Viereckes an der innern Seite eines hohlen Cylinders angewendet wird, so nennt man diess eine hohle Schraube oder Schraubenmutter.
§. 137.
Eine Schraube ist für sich allein zum Fortschieben oder Heben einer Last nicht zu gebrauchen, sondern es müssen immer zwei mit einander verbunden seyn, deren eine solid, die andere hohl, beide aber an ihrer Peripherie so ausgehöhlt sind, dass die Erhabenheiten der einen in die Vertiefungen der andern genau hineinpassen. Man nennt in diesem Falle die hohle Schraube die Schraubenmutter und die solide die Schraubenspindel.
Die Last, welche mit einer Schraube gehoben werden soll, liegt entweder auf der Schraubenmutter oder auf der Schraubenspindel. Im ersten Falle wird die Schrauben- spindel auf eine unbewegliche Grundfläche gestellt und nach der Richtung ihrer Basis umgedreht, wodurch dann die Schraubenmutter, und somit auch die Last zum Steigen gebracht wird; im zweiten Falle wird die Schraubenmutter auf eine feste Fläche gelegt, auf derselben herumgedreht und dadurch die Schraubenspindel sammt der Last erhöht. In beiden Fällen ist die Last derjenige Druck, welchen die Schrauben- gänge gegen die Gewinde der Schraubenmutter äussern; es ist daher für beide Fälle die Berechnung der Kraft, welche zur Bewegung einer Schraube erfor- dert wird, offenbar einerlei. Es wird nämlich jedesmal bei einer ganzen Umdrehung (um 360 Grad) es sey der Schraubenmutter oder Schraubenspindel, die Last um die Höhe eines Schraubengewindes gehoben, indem diese Last auf der schiefen Fläche der Win- dungen oder Gänge fortrückt; oder indem die Last eigentlich durch eine unter dieselbe (Last) geschobene schiefe Fläche fortwährend gehoben wird. Die Peripherie des Cy- linders ist die Basis dieser schiefen Fläche und die Höhe eines Schraubenganges ist ihre Höhe. Hieraus erhellet nunmehr, dass die bei der schiefen Fläche angeführten Grund- sätze auch bei der Schraube anwendbar sind.
§. 138.
Manche Schrauben haben 2, 3 und noch mehrfache Gewinde. Sie bestehen näm-Fig. 1. Tab. 5. lich aus 2, 3 oder mehr schiefen Flächen (Schraubengängen) die zwischen einander um die Schraubenspindel gewunden sind. In diesem Falle wird z. B. bei einer dreifa- chen Schraube die Grundlinie der Schraubenspindel in 3 gleiche Theile, von 120 zu 120 Graden eingetheilt, und von einem jeden dieser 3 Theilungspunkte eine schiefe Fläche von gleichem Neigungswinkel um die Spindel gelegt, wodurch die auf der Spindel ent- stehenden Schraubengänge sämmtlich zu einander parallel und die Höhe eines Schrau-
Schraube.
linie um den Cylinder ein Dreieck a b c Fig. 15 oder ein Viereck a b c d (Fig. 16) her-Fig. 15 und 16. Tab. 4. umbewegt, oder vielmehr ein Ring m b n oder m b c n an demselben befestigt wird, so er- hält man ein Gewinde oder einen Schraubengang. Wenn nun mehrere solche Gewinde an der Schraubenspindel fortlaufen, so wird diess eine Schraube und zwar eine solide Schraube genannt. Wird ein Dreieck in die Schraubenspindel eingeschnitten, so nennt man diess eine scharfe Schraube; wird aber ein Viereck eingeschnitten, so heisst man diess eine flache Schraube.
Wenn dasselbe Verfahren, nämlich das Ausschneiden eines Dreieckes oder Viereckes an der innern Seite eines hohlen Cylinders angewendet wird, so nennt man diess eine hohle Schraube oder Schraubenmutter.
§. 137.
Eine Schraube ist für sich allein zum Fortschieben oder Heben einer Last nicht zu gebrauchen, sondern es müssen immer zwei mit einander verbunden seyn, deren eine solid, die andere hohl, beide aber an ihrer Peripherie so ausgehöhlt sind, dass die Erhabenheiten der einen in die Vertiefungen der andern genau hineinpassen. Man nennt in diesem Falle die hohle Schraube die Schraubenmutter und die solide die Schraubenspindel.
Die Last, welche mit einer Schraube gehoben werden soll, liegt entweder auf der Schraubenmutter oder auf der Schraubenspindel. Im ersten Falle wird die Schrauben- spindel auf eine unbewegliche Grundfläche gestellt und nach der Richtung ihrer Basis umgedreht, wodurch dann die Schraubenmutter, und somit auch die Last zum Steigen gebracht wird; im zweiten Falle wird die Schraubenmutter auf eine feste Fläche gelegt, auf derselben herumgedreht und dadurch die Schraubenspindel sammt der Last erhöht. In beiden Fällen ist die Last derjenige Druck, welchen die Schrauben- gänge gegen die Gewinde der Schraubenmutter äussern; es ist daher für beide Fälle die Berechnung der Kraft, welche zur Bewegung einer Schraube erfor- dert wird, offenbar einerlei. Es wird nämlich jedesmal bei einer ganzen Umdrehung (um 360 Grad) es sey der Schraubenmutter oder Schraubenspindel, die Last um die Höhe eines Schraubengewindes gehoben, indem diese Last auf der schiefen Fläche der Win- dungen oder Gänge fortrückt; oder indem die Last eigentlich durch eine unter dieselbe (Last) geschobene schiefe Fläche fortwährend gehoben wird. Die Peripherie des Cy- linders ist die Basis dieser schiefen Fläche und die Höhe eines Schraubenganges ist ihre Höhe. Hieraus erhellet nunmehr, dass die bei der schiefen Fläche angeführten Grund- sätze auch bei der Schraube anwendbar sind.
§. 138.
Manche Schrauben haben 2, 3 und noch mehrfache Gewinde. Sie bestehen näm-Fig. 1. Tab. 5. lich aus 2, 3 oder mehr schiefen Flächen (Schraubengängen) die zwischen einander um die Schraubenspindel gewunden sind. In diesem Falle wird z. B. bei einer dreifa- chen Schraube die Grundlinie der Schraubenspindel in 3 gleiche Theile, von 120 zu 120 Graden eingetheilt, und von einem jeden dieser 3 Theilungspunkte eine schiefe Fläche von gleichem Neigungswinkel um die Spindel gelegt, wodurch die auf der Spindel ent- stehenden Schraubengänge sämmtlich zu einander parallel und die Höhe eines Schrau-
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Schraube.
linie um den Cylinder ein Dreieck a b c Fig. 15 oder ein Viereck a b c d (Fig. 16) her-
umbewegt, oder vielmehr ein Ring m b n oder m b c n an demselben befestigt wird, so er-
hält man ein Gewinde oder einen Schraubengang. Wenn nun mehrere solche
Gewinde an der Schraubenspindel fortlaufen, so wird diess eine Schraube und zwar eine
solide Schraube genannt. Wird ein Dreieck in die Schraubenspindel eingeschnitten,
so nennt man diess eine scharfe Schraube; wird aber ein Viereck eingeschnitten, so
heisst man diess eine flache Schraube.
Fig.
15
und
16.
Tab.
4.
Wenn dasselbe Verfahren, nämlich das Ausschneiden eines Dreieckes oder Viereckes an
der innern Seite eines hohlen Cylinders angewendet wird, so nennt man diess eine hohle
Schraube oder Schraubenmutter.
§. 137.
Eine Schraube ist für sich allein zum Fortschieben oder Heben einer Last nicht
zu gebrauchen, sondern es müssen immer zwei mit einander verbunden seyn, deren eine
solid, die andere hohl, beide aber an ihrer Peripherie so ausgehöhlt sind, dass
die Erhabenheiten der einen in die Vertiefungen der andern genau hineinpassen. Man
nennt in diesem Falle die hohle Schraube die Schraubenmutter und die solide die
Schraubenspindel.
Die Last, welche mit einer Schraube gehoben werden soll, liegt entweder auf der
Schraubenmutter oder auf der Schraubenspindel. Im ersten Falle wird die Schrauben-
spindel auf eine unbewegliche Grundfläche gestellt und nach der Richtung ihrer Basis
umgedreht, wodurch dann die Schraubenmutter, und somit auch die Last zum Steigen
gebracht wird; im zweiten Falle wird die Schraubenmutter auf eine feste Fläche gelegt,
auf derselben herumgedreht und dadurch die Schraubenspindel sammt der Last erhöht.
In beiden Fällen ist die Last derjenige Druck, welchen die Schrauben-
gänge gegen die Gewinde der Schraubenmutter äussern; es ist daher für
beide Fälle die Berechnung der Kraft, welche zur Bewegung einer Schraube erfor-
dert wird, offenbar einerlei. Es wird nämlich jedesmal bei einer ganzen Umdrehung
(um 360 Grad) es sey der Schraubenmutter oder Schraubenspindel, die Last um die Höhe
eines Schraubengewindes gehoben, indem diese Last auf der schiefen Fläche der Win-
dungen oder Gänge fortrückt; oder indem die Last eigentlich durch eine unter dieselbe
(Last) geschobene schiefe Fläche fortwährend gehoben wird. Die Peripherie des Cy-
linders ist die Basis dieser schiefen Fläche und die Höhe eines Schraubenganges ist ihre
Höhe. Hieraus erhellet nunmehr, dass die bei der schiefen Fläche angeführten Grund-
sätze auch bei der Schraube anwendbar sind.
§. 138.
Manche Schrauben haben 2, 3 und noch mehrfache Gewinde. Sie bestehen näm-
lich aus 2, 3 oder mehr schiefen Flächen (Schraubengängen) die zwischen einander
um die Schraubenspindel gewunden sind. In diesem Falle wird z. B. bei einer dreifa-
chen Schraube die Grundlinie der Schraubenspindel in 3 gleiche Theile, von 120 zu 120
Graden eingetheilt, und von einem jeden dieser 3 Theilungspunkte eine schiefe Fläche
von gleichem Neigungswinkel um die Spindel gelegt, wodurch die auf der Spindel ent-
stehenden Schraubengänge sämmtlich zu einander parallel und die Höhe eines Schrau-
Fig.
1.
Tab.
5.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/179>, abgerufen am 27.11.2024.
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