Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Gleichförmige und ungleichförmige Bewegung.
Schuhe etc. Die gewöhnliche Einheit für das Maass des Raumes in der Mechanik ist der
Fuss (Schuh) und zwar bei uns der Wiener oder Niederösterreichische Fuss;
es wird daher in diesem Werke, so oft kein anderes Fuss-Maass ausdrücklich genannt ist,
immer das Wiener Maass zu verstehen seyn.

Unter Geschwindigkeit verstehen wir denjenigen Raum, welchen ein Körper in
einer Sekunde zurücklegt. Geht ein Körper geschwinder, so legt er einen grössern,
geht er langsamer, so legt er einen kleinern Raum in einer Sekunde zurück. -- Das Zeit-
maass einer Sekunde ist zwar in allen mechanischen Schriften zum Maasstabe der Ge-
schwindigkeit angenommen, allein diess ist eine willkührliche Annahme, indem man die
Geschwindigkeit eben sowohl für den Raum erklären kann, welchen ein Körper in einer
Minute, einer Stunde etc. und bei Himmelskörpern in einem Jahre oder überhaupt in
einer jeden andern gewählten Zeiteinheit zurücklegt.

Als Zeit bezeichnet man die Dauer, während welcher ein Körper von einem Orte
zum andern kömmt, d. h. seinen Weg zurücklegt. Die Zeit wird gewöhnlich durch Uhren
und Chronometer (Zeitmesser) gemessen. Dieses Zeitmaass gründet sich auf die mittlere
Dauer eines Sonnentages, oder auf die Länge der Periode, in welcher die Sonne zum
Meridian oder zum höchsten Punkte ihres Tagkreises zurückkehrt. Man theilt diese Zeit,
deren Länge die Natur selbst festgesetzt hat, in 24 gleiche Theile oder Stunden;
jede Stunde in 60 gleiche Theile oder Minuten, und jede Minute abermals in 60 gleiche
Theile, die man Sekunden nennt, ein. Eine jede Stunde enthält demnach 3600 Sekun-
den und die in der Mechanik angenommene Einheit des Zeitmaasses ist eine Sekunde.
Die Stunden, Minuten und Sekunden werden gewöhnlich durch (h), (') und (") bezeich-
net, die man rechter Hand über die Zahl setzt. So z. B. bedeutet 7h 13' 45" eine Dauer
von 7 Stunden, 13 Minuten und 45 Sekunden.

Zum Zählen der Zeiteinheiten bedient man sich gewöhnlich des Pendels oder einer
an einem Faden befestigten Kugel. Wird das Pendel so eingerichtet, dass es in jeder
Sekunde eine Schwingung vollendet (einen Schlag macht), so heisst man es ein Sekun-
denpendel
. Die Länge dieses Pendels ist in den neuern Zeiten mit ungemein grosser
Genauigkeit bestimmt, und nach den Berechnungen der Astronomen für die Wiener Stern-
warte 452,739 Wiener Linien oder 3 Fuss 1 Zoll 8,739 Linien = 3,144 Wiener Fuss gefun-
den worden.

Da jedoch der Gebrauch des Pendels, des Widerstandes der Luft und noch anderer
Hindernisse wegen, doch nur auf eine kurze Zeit beschränkt, und hiebei selbst mit meh-
reren Unbequemlichkeiten verbunden ist, von welchen Mängeln die Uhren oder Chro-
nometer
frei sind, so pflegt man auch vorzüglich nur diese zur Bestimmung der Zeit an-
zuwenden, wogegen das Messen der Zeit durch das einfache Pendel nur bei wenigen phy-
sikalischen Versuchen von kurzer Dauer, statt findet.

Ein umständlicherer Unterricht über das Pendel und dessen Gebrauch bei Uhren, wird
später in einem besondern Kapitel dieses Werkes abgehandelt werden.

§. 9.

Jede Bewegung ist entweder gleichförmig oder ungleichförmig.

Gleichförmige und ungleichförmige Bewegung.
Schuhe etc. Die gewöhnliche Einheit für das Maass des Raumes in der Mechanik ist der
Fuss (Schuh) und zwar bei uns der Wiener oder Niederösterreichische Fuss;
es wird daher in diesem Werke, so oft kein anderes Fuss-Maass ausdrücklich genannt ist,
immer das Wiener Maass zu verstehen seyn.

Unter Geschwindigkeit verstehen wir denjenigen Raum, welchen ein Körper in
einer Sekunde zurücklegt. Geht ein Körper geschwinder, so legt er einen grössern,
geht er langsamer, so legt er einen kleinern Raum in einer Sekunde zurück. — Das Zeit-
maass einer Sekunde ist zwar in allen mechanischen Schriften zum Maasstabe der Ge-
schwindigkeit angenommen, allein diess ist eine willkührliche Annahme, indem man die
Geschwindigkeit eben sowohl für den Raum erklären kann, welchen ein Körper in einer
Minute, einer Stunde etc. und bei Himmelskörpern in einem Jahre oder überhaupt in
einer jeden andern gewählten Zeiteinheit zurücklegt.

Als Zeit bezeichnet man die Dauer, während welcher ein Körper von einem Orte
zum andern kömmt, d. h. seinen Weg zurücklegt. Die Zeit wird gewöhnlich durch Uhren
und Chronometer (Zeitmesser) gemessen. Dieses Zeitmaass gründet sich auf die mittlere
Dauer eines Sonnentages, oder auf die Länge der Periode, in welcher die Sonne zum
Meridian oder zum höchsten Punkte ihres Tagkreises zurückkehrt. Man theilt diese Zeit,
deren Länge die Natur selbst festgesetzt hat, in 24 gleiche Theile oder Stunden;
jede Stunde in 60 gleiche Theile oder Minuten, und jede Minute abermals in 60 gleiche
Theile, die man Sekunden nennt, ein. Eine jede Stunde enthält demnach 3600 Sekun-
den und die in der Mechanik angenommene Einheit des Zeitmaasses ist eine Sekunde.
Die Stunden, Minuten und Sekunden werden gewöhnlich durch (h), (') und (") bezeich-
net, die man rechter Hand über die Zahl setzt. So z. B. bedeutet 7h 13′ 45″ eine Dauer
von 7 Stunden, 13 Minuten und 45 Sekunden.

Zum Zählen der Zeiteinheiten bedient man sich gewöhnlich des Pendels oder einer
an einem Faden befestigten Kugel. Wird das Pendel so eingerichtet, dass es in jeder
Sekunde eine Schwingung vollendet (einen Schlag macht), so heisst man es ein Sekun-
denpendel
. Die Länge dieses Pendels ist in den neuern Zeiten mit ungemein grosser
Genauigkeit bestimmt, und nach den Berechnungen der Astronomen für die Wiener Stern-
warte 452,739 Wiener Linien oder 3 Fuss 1 Zoll 8,739 Linien = 3,144 Wiener Fuss gefun-
den worden.

Da jedoch der Gebrauch des Pendels, des Widerstandes der Luft und noch anderer
Hindernisse wegen, doch nur auf eine kurze Zeit beschränkt, und hiebei selbst mit meh-
reren Unbequemlichkeiten verbunden ist, von welchen Mängeln die Uhren oder Chro-
nometer
frei sind, so pflegt man auch vorzüglich nur diese zur Bestimmung der Zeit an-
zuwenden, wogegen das Messen der Zeit durch das einfache Pendel nur bei wenigen phy-
sikalischen Versuchen von kurzer Dauer, statt findet.

Ein umständlicherer Unterricht über das Pendel und dessen Gebrauch bei Uhren, wird
später in einem besondern Kapitel dieses Werkes abgehandelt werden.

§. 9.

Jede Bewegung ist entweder gleichförmig oder ungleichförmig.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0038" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Gleichförmige und ungleichförmige Bewegung.</hi></fw><lb/>
Schuhe etc. Die gewöhnliche Einheit für das Maass des Raumes in der Mechanik ist der<lb/><hi rendition="#g">Fuss</hi> (Schuh) und zwar bei uns der <hi rendition="#g">Wiener</hi> oder <hi rendition="#g">Niederösterreichische Fuss</hi>;<lb/>
es wird daher in diesem Werke, so oft kein anderes Fuss-Maass ausdrücklich genannt ist,<lb/>
immer das Wiener Maass zu verstehen seyn.</p><lb/>
            <p>Unter <hi rendition="#g">Geschwindigkeit</hi> verstehen wir denjenigen Raum, welchen ein Körper in<lb/>
einer Sekunde zurücklegt. Geht ein Körper geschwinder, so legt er einen grössern,<lb/>
geht er langsamer, so legt er einen kleinern Raum in einer Sekunde zurück. &#x2014; Das Zeit-<lb/>
maass einer Sekunde ist zwar in allen mechanischen Schriften zum Maasstabe der Ge-<lb/>
schwindigkeit angenommen, allein diess ist eine willkührliche Annahme, indem man die<lb/>
Geschwindigkeit eben sowohl für den Raum erklären kann, welchen ein Körper in einer<lb/>
Minute, einer Stunde etc. und bei Himmelskörpern in einem Jahre oder überhaupt in<lb/>
einer jeden andern gewählten Zeiteinheit zurücklegt.</p><lb/>
            <p>Als <hi rendition="#g">Zeit</hi> bezeichnet man die Dauer, während welcher ein Körper von einem Orte<lb/>
zum andern kömmt, d. h. seinen Weg zurücklegt. Die Zeit wird gewöhnlich durch Uhren<lb/>
und Chronometer (Zeitmesser) gemessen. Dieses Zeitmaass gründet sich auf die mittlere<lb/>
Dauer eines Sonnentages, oder auf die Länge der Periode, in welcher die Sonne zum<lb/>
Meridian oder zum höchsten Punkte ihres Tagkreises zurückkehrt. Man theilt diese Zeit,<lb/>
deren Länge die Natur selbst festgesetzt hat, in 24 gleiche Theile oder <hi rendition="#g">Stunden</hi>;<lb/>
jede Stunde in 60 gleiche Theile oder <hi rendition="#g">Minuten</hi>, und jede Minute abermals in 60 gleiche<lb/>
Theile, die man <hi rendition="#g">Sekunden</hi> nennt, ein. Eine jede Stunde enthält demnach 3600 Sekun-<lb/>
den und die in der Mechanik angenommene Einheit des Zeitmaasses ist <hi rendition="#g">eine Sekunde</hi>.<lb/>
Die Stunden, Minuten und Sekunden werden gewöhnlich durch (h), (') und (") bezeich-<lb/>
net, die man rechter Hand über die Zahl setzt. So z. B. bedeutet 7<hi rendition="#sup">h</hi> 13&#x2032; 45&#x2033; eine Dauer<lb/>
von 7 Stunden, 13 Minuten und 45 Sekunden.</p><lb/>
            <p>Zum Zählen der Zeiteinheiten bedient man sich gewöhnlich des <hi rendition="#g">Pendels</hi> oder einer<lb/>
an einem Faden befestigten Kugel. Wird das Pendel so eingerichtet, dass es in jeder<lb/>
Sekunde eine Schwingung vollendet (einen Schlag macht), so heisst man es ein <hi rendition="#g">Sekun-<lb/>
denpendel</hi>. Die Länge dieses Pendels ist in den neuern Zeiten mit ungemein grosser<lb/>
Genauigkeit bestimmt, und nach den Berechnungen der Astronomen für die Wiener Stern-<lb/>
warte 452,<hi rendition="#sub">739</hi> Wiener Linien oder 3 Fuss 1 Zoll 8,<hi rendition="#sub">739</hi> Linien = 3,<hi rendition="#sub">144</hi> Wiener Fuss gefun-<lb/>
den worden.</p><lb/>
            <p>Da jedoch der Gebrauch des Pendels, des Widerstandes der Luft und noch anderer<lb/>
Hindernisse wegen, doch nur auf eine kurze Zeit beschränkt, und hiebei selbst mit meh-<lb/>
reren Unbequemlichkeiten verbunden ist, von welchen Mängeln die <hi rendition="#g">Uhren</hi> oder <hi rendition="#g">Chro-<lb/>
nometer</hi> frei sind, so pflegt man auch vorzüglich nur diese zur Bestimmung der Zeit an-<lb/>
zuwenden, wogegen das Messen der Zeit durch das einfache Pendel nur bei wenigen phy-<lb/>
sikalischen Versuchen von kurzer Dauer, statt findet.</p><lb/>
            <p>Ein umständlicherer Unterricht über das Pendel und dessen Gebrauch bei Uhren, wird<lb/>
später in einem besondern Kapitel dieses Werkes abgehandelt werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.</head><lb/>
            <p>Jede Bewegung ist entweder <hi rendition="#g">gleichförmig</hi> oder <hi rendition="#g">ungleichförmig</hi>.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0038] Gleichförmige und ungleichförmige Bewegung. Schuhe etc. Die gewöhnliche Einheit für das Maass des Raumes in der Mechanik ist der Fuss (Schuh) und zwar bei uns der Wiener oder Niederösterreichische Fuss; es wird daher in diesem Werke, so oft kein anderes Fuss-Maass ausdrücklich genannt ist, immer das Wiener Maass zu verstehen seyn. Unter Geschwindigkeit verstehen wir denjenigen Raum, welchen ein Körper in einer Sekunde zurücklegt. Geht ein Körper geschwinder, so legt er einen grössern, geht er langsamer, so legt er einen kleinern Raum in einer Sekunde zurück. — Das Zeit- maass einer Sekunde ist zwar in allen mechanischen Schriften zum Maasstabe der Ge- schwindigkeit angenommen, allein diess ist eine willkührliche Annahme, indem man die Geschwindigkeit eben sowohl für den Raum erklären kann, welchen ein Körper in einer Minute, einer Stunde etc. und bei Himmelskörpern in einem Jahre oder überhaupt in einer jeden andern gewählten Zeiteinheit zurücklegt. Als Zeit bezeichnet man die Dauer, während welcher ein Körper von einem Orte zum andern kömmt, d. h. seinen Weg zurücklegt. Die Zeit wird gewöhnlich durch Uhren und Chronometer (Zeitmesser) gemessen. Dieses Zeitmaass gründet sich auf die mittlere Dauer eines Sonnentages, oder auf die Länge der Periode, in welcher die Sonne zum Meridian oder zum höchsten Punkte ihres Tagkreises zurückkehrt. Man theilt diese Zeit, deren Länge die Natur selbst festgesetzt hat, in 24 gleiche Theile oder Stunden; jede Stunde in 60 gleiche Theile oder Minuten, und jede Minute abermals in 60 gleiche Theile, die man Sekunden nennt, ein. Eine jede Stunde enthält demnach 3600 Sekun- den und die in der Mechanik angenommene Einheit des Zeitmaasses ist eine Sekunde. Die Stunden, Minuten und Sekunden werden gewöhnlich durch (h), (') und (") bezeich- net, die man rechter Hand über die Zahl setzt. So z. B. bedeutet 7h 13′ 45″ eine Dauer von 7 Stunden, 13 Minuten und 45 Sekunden. Zum Zählen der Zeiteinheiten bedient man sich gewöhnlich des Pendels oder einer an einem Faden befestigten Kugel. Wird das Pendel so eingerichtet, dass es in jeder Sekunde eine Schwingung vollendet (einen Schlag macht), so heisst man es ein Sekun- denpendel. Die Länge dieses Pendels ist in den neuern Zeiten mit ungemein grosser Genauigkeit bestimmt, und nach den Berechnungen der Astronomen für die Wiener Stern- warte 452,739 Wiener Linien oder 3 Fuss 1 Zoll 8,739 Linien = 3,144 Wiener Fuss gefun- den worden. Da jedoch der Gebrauch des Pendels, des Widerstandes der Luft und noch anderer Hindernisse wegen, doch nur auf eine kurze Zeit beschränkt, und hiebei selbst mit meh- reren Unbequemlichkeiten verbunden ist, von welchen Mängeln die Uhren oder Chro- nometer frei sind, so pflegt man auch vorzüglich nur diese zur Bestimmung der Zeit an- zuwenden, wogegen das Messen der Zeit durch das einfache Pendel nur bei wenigen phy- sikalischen Versuchen von kurzer Dauer, statt findet. Ein umständlicherer Unterricht über das Pendel und dessen Gebrauch bei Uhren, wird später in einem besondern Kapitel dieses Werkes abgehandelt werden. §. 9. Jede Bewegung ist entweder gleichförmig oder ungleichförmig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/38
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/38>, abgerufen am 03.12.2024.