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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Beschreibung der Menai-Kettenbrücke.
wesen sey, und es ist nicht zu zweifeln, dass ein ähnliches Verhältniss zwischen den
Kosten steinerner oder gusseisener und den Kosten der Kettenbrücken sich in den
meisten Fällen darstellen werde.

§. 406.

Zu den imposautesten Bauwerken, die sich in England vorfinden, gehört die Ket-
tenbrücke über den Meeresarm Menai-strait
zur Verbindung der Insel
Anglesey bei Bangor mit dem festen Lande von England. Der kürzeste Weg von
London nach Dublin führt nämlich über diesen Meeresarm und Holyhead auf der In-
sel Anglesey; da nun die Verbindung mit dieser Insel bisher durch eine beschwerliche
und gefahrvolle Ueberfahrt getrennt wurde, so war die Anlage einer Brücke über die-
sen Meeresarm schon seit vielen Jahren in Verhandlung. Der Umstand, dass See-
schiffe hier ungehindert passiren müssen, machte es nothwendig, der Brücke eine Hö-
he von 100 Fuss zu geben. Nach dem Plane des Hrn. Telford vom Jahre 1810 sollte
die Brücke einen Bogen aus Gusseisen von dieser Höhe und 500 Fuss Spannung er-
halten; ähnliche Projekte wurden auch von andern Ingenieurs vorgelegt. Die bedeu-
tenden Kosten des Baues einer solchen Gusseisenbrücke (127331 Liv. st.) und die Schwie-
rigkeit ihrer Ausführung bestimmten endlich das Parlament im Jahre 1818, für den
Bau einer Kettenbrücke nach dem Projekte des Hrn. Telford zu entscheiden; der
Bau wurde unter seiner Leitung in demselben Jahre begonnen, am 26. April 1825 die
erste Hauptkette (binnen einer Stunde und 35 Minuten) eingehängt, und die Brücke am
30ten Jänner 1826 eröffnet, wo sie jedoch noch nicht ganz beendigt war.

Es ist bekannt, dass die wenigsten Bauwerke in England von den dortigen
Civil-Ingenieurs öffentlich mit ihrem Detail bekannt gemacht werden; eine Ausnahme
hievon macht jedoch die Menai-Kettenbrücke, deren umständliche Beschreibung in
folgendem Werke enthalten ist: "An historical and descriptive account of the Sus-
spension brigde, constructed over the Menai-Strait in North Wales, from designs
by, and under the direction of Thomas Telford, by W. A. Provis, the resident
engineer; London, printed for the author
. 1828." (Preis 7 Guineen, und auf beson-
ders feinem Papier 10 Guineen oder 105 fl. C. M.)

Die vorzüglichsten Bestandtheile dieser Brücke, woraus sich das hiebei angewandte
Bausystem beurtheilen lässt, sind in unsern Kupfern auf der mit Nro. 23 und 24 bezeich-
neten Doppelplatte enthalten.

§. 407.

Die Menai-Kettenbrücke besteht aus einem Hauptbogen, welcher 579 Fuss
101/2 Zoll (93,2 N. Oe. Klafter) zwischen den Aufhängspunkten der Kette oder von
Mitte zur Mitte der Tragpfeiler gemessen zur Länge hat. Um den Durchgang der
Seeschiffe unter der Brücke zu gestatten, liegt die untere Fläche dieses Bogens in ih-
rer Mitte 102 Fuss, bei den Tragpfeilern aber 100 Fuss über dem höchsten Wasserspie-
gel zur Zeit der Frühjahrsfluthen. Da die Aufdämmung der Strasse zu beiden Seiten
der Tragpfeiler zu hoch und zu kostspielig geworden wäre, so sind diese Pfeiler mit
den Dämmen am Ufer durch sieben steinerne Bögen von 521/2 Fuss Spannung verbunden.

Beschreibung der Menai-Kettenbrücke.
wesen sey, und es ist nicht zu zweifeln, dass ein ähnliches Verhältniss zwischen den
Kosten steinerner oder gusseisener und den Kosten der Kettenbrücken sich in den
meisten Fällen darstellen werde.

§. 406.

Zu den imposautesten Bauwerken, die sich in England vorfinden, gehört die Ket-
tenbrücke über den Meeresarm Menai-strait
zur Verbindung der Insel
Anglesey bei Bangor mit dem festen Lande von England. Der kürzeste Weg von
London nach Dublin führt nämlich über diesen Meeresarm und Holyhead auf der In-
sel Anglesey; da nun die Verbindung mit dieser Insel bisher durch eine beschwerliche
und gefahrvolle Ueberfahrt getrennt wurde, so war die Anlage einer Brücke über die-
sen Meeresarm schon seit vielen Jahren in Verhandlung. Der Umstand, dass See-
schiffe hier ungehindert passiren müssen, machte es nothwendig, der Brücke eine Hö-
he von 100 Fuss zu geben. Nach dem Plane des Hrn. Telford vom Jahre 1810 sollte
die Brücke einen Bogen aus Gusseisen von dieser Höhe und 500 Fuss Spannung er-
halten; ähnliche Projekte wurden auch von andern Ingenieurs vorgelegt. Die bedeu-
tenden Kosten des Baues einer solchen Gusseisenbrücke (127331 Liv. st.) und die Schwie-
rigkeit ihrer Ausführung bestimmten endlich das Parlament im Jahre 1818, für den
Bau einer Kettenbrücke nach dem Projekte des Hrn. Telford zu entscheiden; der
Bau wurde unter seiner Leitung in demselben Jahre begonnen, am 26. April 1825 die
erste Hauptkette (binnen einer Stunde und 35 Minuten) eingehängt, und die Brücke am
30ten Jänner 1826 eröffnet, wo sie jedoch noch nicht ganz beendigt war.

Es ist bekannt, dass die wenigsten Bauwerke in England von den dortigen
Civil-Ingenieurs öffentlich mit ihrem Detail bekannt gemacht werden; eine Ausnahme
hievon macht jedoch die Menai-Kettenbrücke, deren umständliche Beschreibung in
folgendem Werke enthalten ist: „An historical and descriptive account of the Sus-
spension brigde, constructed over the Menai-Strait in North Wales, from designs
by, and under the direction of Thomas Telford, by W. A. Provis, the resident
engineer; London, printed for the author
. 1828.“ (Preis 7 Guineen, und auf beson-
ders feinem Papier 10 Guineen oder 105 fl. C. M.)

Die vorzüglichsten Bestandtheile dieser Brücke, woraus sich das hiebei angewandte
Bausystem beurtheilen lässt, sind in unsern Kupfern auf der mit Nro. 23 und 24 bezeich-
neten Doppelplatte enthalten.

§. 407.

Die Menai-Kettenbrücke besteht aus einem Hauptbogen, welcher 579 Fuss
10½ Zoll (93,2 N. Oe. Klafter) zwischen den Aufhängspunkten der Kette oder von
Mitte zur Mitte der Tragpfeiler gemessen zur Länge hat. Um den Durchgang der
Seeschiffe unter der Brücke zu gestatten, liegt die untere Fläche dieses Bogens in ih-
rer Mitte 102 Fuss, bei den Tragpfeilern aber 100 Fuss über dem höchsten Wasserspie-
gel zur Zeit der Frühjahrsfluthen. Da die Aufdämmung der Strasse zu beiden Seiten
der Tragpfeiler zu hoch und zu kostspielig geworden wäre, so sind diese Pfeiler mit
den Dämmen am Ufer durch sieben steinerne Bögen von 52½ Fuss Spannung verbunden.

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[460/0490] Beschreibung der Menai-Kettenbrücke. wesen sey, und es ist nicht zu zweifeln, dass ein ähnliches Verhältniss zwischen den Kosten steinerner oder gusseisener und den Kosten der Kettenbrücken sich in den meisten Fällen darstellen werde. §. 406. Zu den imposautesten Bauwerken, die sich in England vorfinden, gehört die Ket- tenbrücke über den Meeresarm Menai-strait zur Verbindung der Insel Anglesey bei Bangor mit dem festen Lande von England. Der kürzeste Weg von London nach Dublin führt nämlich über diesen Meeresarm und Holyhead auf der In- sel Anglesey; da nun die Verbindung mit dieser Insel bisher durch eine beschwerliche und gefahrvolle Ueberfahrt getrennt wurde, so war die Anlage einer Brücke über die- sen Meeresarm schon seit vielen Jahren in Verhandlung. Der Umstand, dass See- schiffe hier ungehindert passiren müssen, machte es nothwendig, der Brücke eine Hö- he von 100 Fuss zu geben. Nach dem Plane des Hrn. Telford vom Jahre 1810 sollte die Brücke einen Bogen aus Gusseisen von dieser Höhe und 500 Fuss Spannung er- halten; ähnliche Projekte wurden auch von andern Ingenieurs vorgelegt. Die bedeu- tenden Kosten des Baues einer solchen Gusseisenbrücke (127331 Liv. st.) und die Schwie- rigkeit ihrer Ausführung bestimmten endlich das Parlament im Jahre 1818, für den Bau einer Kettenbrücke nach dem Projekte des Hrn. Telford zu entscheiden; der Bau wurde unter seiner Leitung in demselben Jahre begonnen, am 26. April 1825 die erste Hauptkette (binnen einer Stunde und 35 Minuten) eingehängt, und die Brücke am 30ten Jänner 1826 eröffnet, wo sie jedoch noch nicht ganz beendigt war. Es ist bekannt, dass die wenigsten Bauwerke in England von den dortigen Civil-Ingenieurs öffentlich mit ihrem Detail bekannt gemacht werden; eine Ausnahme hievon macht jedoch die Menai-Kettenbrücke, deren umständliche Beschreibung in folgendem Werke enthalten ist: „An historical and descriptive account of the Sus- spension brigde, constructed over the Menai-Strait in North Wales, from designs by, and under the direction of Thomas Telford, by W. A. Provis, the resident engineer; London, printed for the author. 1828.“ (Preis 7 Guineen, und auf beson- ders feinem Papier 10 Guineen oder 105 fl. C. M.) Die vorzüglichsten Bestandtheile dieser Brücke, woraus sich das hiebei angewandte Bausystem beurtheilen lässt, sind in unsern Kupfern auf der mit Nro. 23 und 24 bezeich- neten Doppelplatte enthalten. §. 407. Die Menai-Kettenbrücke besteht aus einem Hauptbogen, welcher 579 Fuss 10½ Zoll (93,2 N. Oe. Klafter) zwischen den Aufhängspunkten der Kette oder von Mitte zur Mitte der Tragpfeiler gemessen zur Länge hat. Um den Durchgang der Seeschiffe unter der Brücke zu gestatten, liegt die untere Fläche dieses Bogens in ih- rer Mitte 102 Fuss, bei den Tragpfeilern aber 100 Fuss über dem höchsten Wasserspie- gel zur Zeit der Frühjahrsfluthen. Da die Aufdämmung der Strasse zu beiden Seiten der Tragpfeiler zu hoch und zu kostspielig geworden wäre, so sind diese Pfeiler mit den Dämmen am Ufer durch sieben steinerne Bögen von 52½ Fuss Spannung verbunden.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/490>, abgerufen am 22.11.2024.