III. Bei einem solchen Drucke von mehreren Zentnern zweier, an den reibenden Flächen gut polirter Körper ist der Widerstand der Reibung dem Drucke, welchen die Körper gegeneinander aus- üben, sehr nahe proportional.
IV. Der Widerstand der Reibung ist bei einem und demselben Drucke und bei gleichartigen Körpern von dem Flächeninhalte oder der Grösse der sich reibenden Flächen unabhängig, oder die Vergrösserung des Widerstandes, welcher bei einer grössern Fläche entsteht, ist so unbedeutend, dass sie in der praktischen Mechanik füglich ausser Acht gelassen werden kann. In dieser Hinsicht ist es hinlänglich, den Widerstand der Reibung bei zwei, mit einem bedeutenden Drucke auf einander wirkenden Körpern bloss nach Maassgabe die- ses senkrechten Druckes und der Gattung der sich reibenden Flächen zu bestimmen.
Dass der Widerstand der Reibung bei übrigens gleichen Umständen mit dem Flä- cheninhalte der sich reibenden Flächen nicht zunehme, wird dadurch begreiflich, weil wir uns bei der Reibung die Flächen mit einer Menge durch den senkrechten Druck dem Körper entgegengedrückter, in einander greifender hervorragender Theilchen vorstellen können, demnach auch bei einer grössern sich reibenden Fläche ein jeder einzelne hervorragende Theil weniger tief zwischen die Theile der andern Fläche ge- drückt, und dadurch der Widerstand bei jedem einzelnen Theile in gleichem Maasse geringer wird, als die Anzahl der in Berührung kommenden Theile mit der Ver- grösserung der Fläche wächst.
V. Die Reibung im Zustande der Ruhe ist bei denselben Körpern und gleichem Drucke grösser, als die Reibung im Zustande der Be- wegung, d. h. soll ein Körper aus dem Zustande der Ruhe in jenen der Bewegung versetzt werden, so gehört hiezu eine grössere Kraft, als zur Unterhaltung der Bewe- gung derselben Körper über einander erfordert wird.
VI. Die gleitende Reibung ist grösser als die drehende, wir finden demnach bei der Bewegung der Zapfen in ihren Lagern eine etwas kleinere Reibung, als wenn dieselben Körper sich in horizontaler Richtung auf einander fortbewegen.
VII. Die verschiedenen Geschwindigkeiten, womit sich die Kör- per auf einander bewegen, haben auf die Grösse der Reibung keinen Einfluss, oder derselbe ist so gering, dass er bei unsern Berechnungen füglich ausser Acht gelassen werden kann. Diess Gesetz erklärt sich aus der Betrachtung, dass bei einer schnellern Bewegung zwar mehr Theile mit einander in Berührung kommen, je- doch wegen der kurzen Dauer dieser Berührung nicht so tief in einander dringen können, als es bei einer langsamen Bewegung der Fall ist.
§. 439.
Nachstehende Tabellen, welche vom Herrn Eytelwein in seinem bereits mehrmals genannten Handbuche der Statik fester Körper vorkommen, enthalten die Uebersicht der Resultate, welche Coulomb bei seinen Versuchen über Reibung gefunden hat.
Die erste Tabelle enthält nämlich die Versuche, welche über diejenige Reibung angestellt wurden, die sich äussert, wenn ein Körper aus der Ruhe in die Bewe- gung versetzt wird:
Gesetze der Reibung.
III. Bei einem solchen Drucke von mehreren Zentnern zweier, an den reibenden Flächen gut polirter Körper ist der Widerstand der Reibung dem Drucke, welchen die Körper gegeneinander aus- üben, sehr nahe proportional.
IV. Der Widerstand der Reibung ist bei einem und demselben Drucke und bei gleichartigen Körpern von dem Flächeninhalte oder der Grösse der sich reibenden Flächen unabhängig, oder die Vergrösserung des Widerstandes, welcher bei einer grössern Fläche entsteht, ist so unbedeutend, dass sie in der praktischen Mechanik füglich ausser Acht gelassen werden kann. In dieser Hinsicht ist es hinlänglich, den Widerstand der Reibung bei zwei, mit einem bedeutenden Drucke auf einander wirkenden Körpern bloss nach Maassgabe die- ses senkrechten Druckes und der Gattung der sich reibenden Flächen zu bestimmen.
Dass der Widerstand der Reibung bei übrigens gleichen Umständen mit dem Flä- cheninhalte der sich reibenden Flächen nicht zunehme, wird dadurch begreiflich, weil wir uns bei der Reibung die Flächen mit einer Menge durch den senkrechten Druck dem Körper entgegengedrückter, in einander greifender hervorragender Theilchen vorstellen können, demnach auch bei einer grössern sich reibenden Fläche ein jeder einzelne hervorragende Theil weniger tief zwischen die Theile der andern Fläche ge- drückt, und dadurch der Widerstand bei jedem einzelnen Theile in gleichem Maasse geringer wird, als die Anzahl der in Berührung kommenden Theile mit der Ver- grösserung der Fläche wächst.
V. Die Reibung im Zustande der Ruhe ist bei denselben Körpern und gleichem Drucke grösser, als die Reibung im Zustande der Be- wegung, d. h. soll ein Körper aus dem Zustande der Ruhe in jenen der Bewegung versetzt werden, so gehört hiezu eine grössere Kraft, als zur Unterhaltung der Bewe- gung derselben Körper über einander erfordert wird.
VI. Die gleitende Reibung ist grösser als die drehende, wir finden demnach bei der Bewegung der Zapfen in ihren Lagern eine etwas kleinere Reibung, als wenn dieselben Körper sich in horizontaler Richtung auf einander fortbewegen.
VII. Die verschiedenen Geschwindigkeiten, womit sich die Kör- per auf einander bewegen, haben auf die Grösse der Reibung keinen Einfluss, oder derselbe ist so gering, dass er bei unsern Berechnungen füglich ausser Acht gelassen werden kann. Diess Gesetz erklärt sich aus der Betrachtung, dass bei einer schnellern Bewegung zwar mehr Theile mit einander in Berührung kommen, je- doch wegen der kurzen Dauer dieser Berührung nicht so tief in einander dringen können, als es bei einer langsamen Bewegung der Fall ist.
§. 439.
Nachstehende Tabellen, welche vom Herrn Eytelwein in seinem bereits mehrmals genannten Handbuche der Statik fester Körper vorkommen, enthalten die Uebersicht der Resultate, welche Coulomb bei seinen Versuchen über Reibung gefunden hat.
Die erste Tabelle enthält nämlich die Versuche, welche über diejenige Reibung angestellt wurden, die sich äussert, wenn ein Körper aus der Ruhe in die Bewe- gung versetzt wird:
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[492/0524]
Gesetze der Reibung.
III. Bei einem solchen Drucke von mehreren Zentnern zweier,
an den reibenden Flächen gut polirter Körper ist der Widerstand
der Reibung dem Drucke, welchen die Körper gegeneinander aus-
üben, sehr nahe proportional.
IV. Der Widerstand der Reibung ist bei einem und demselben
Drucke und bei gleichartigen Körpern von dem Flächeninhalte
oder der Grösse der sich reibenden Flächen unabhängig, oder die
Vergrösserung des Widerstandes, welcher bei einer grössern Fläche entsteht, ist so
unbedeutend, dass sie in der praktischen Mechanik füglich ausser Acht gelassen werden
kann. In dieser Hinsicht ist es hinlänglich, den Widerstand der Reibung bei zwei, mit
einem bedeutenden Drucke auf einander wirkenden Körpern bloss nach Maassgabe die-
ses senkrechten Druckes und der Gattung der sich reibenden Flächen zu bestimmen.
Dass der Widerstand der Reibung bei übrigens gleichen Umständen mit dem Flä-
cheninhalte der sich reibenden Flächen nicht zunehme, wird dadurch begreiflich,
weil wir uns bei der Reibung die Flächen mit einer Menge durch den senkrechten
Druck dem Körper entgegengedrückter, in einander greifender hervorragender Theilchen
vorstellen können, demnach auch bei einer grössern sich reibenden Fläche ein jeder
einzelne hervorragende Theil weniger tief zwischen die Theile der andern Fläche ge-
drückt, und dadurch der Widerstand bei jedem einzelnen Theile in gleichem Maasse
geringer wird, als die Anzahl der in Berührung kommenden Theile mit der Ver-
grösserung der Fläche wächst.
V. Die Reibung im Zustande der Ruhe ist bei denselben Körpern
und gleichem Drucke grösser, als die Reibung im Zustande der Be-
wegung, d. h. soll ein Körper aus dem Zustande der Ruhe in jenen der Bewegung
versetzt werden, so gehört hiezu eine grössere Kraft, als zur Unterhaltung der Bewe-
gung derselben Körper über einander erfordert wird.
VI. Die gleitende Reibung ist grösser als die drehende, wir finden
demnach bei der Bewegung der Zapfen in ihren Lagern eine etwas kleinere Reibung,
als wenn dieselben Körper sich in horizontaler Richtung auf einander fortbewegen.
VII. Die verschiedenen Geschwindigkeiten, womit sich die Kör-
per auf einander bewegen, haben auf die Grösse der Reibung keinen
Einfluss, oder derselbe ist so gering, dass er bei unsern Berechnungen füglich ausser
Acht gelassen werden kann. Diess Gesetz erklärt sich aus der Betrachtung, dass bei
einer schnellern Bewegung zwar mehr Theile mit einander in Berührung kommen, je-
doch wegen der kurzen Dauer dieser Berührung nicht so tief in einander dringen
können, als es bei einer langsamen Bewegung der Fall ist.
§. 439.
Nachstehende Tabellen, welche vom Herrn Eytelwein in seinem bereits mehrmals
genannten Handbuche der Statik fester Körper vorkommen, enthalten die Uebersicht
der Resultate, welche Coulomb bei seinen Versuchen über Reibung gefunden hat.
Die erste Tabelle enthält nämlich die Versuche, welche über diejenige Reibung
angestellt wurden, die sich äussert, wenn ein Körper aus der Ruhe in die Bewe-
gung versetzt wird:
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/524>, abgerufen am 24.11.2024.
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