Wenn endlich das Militär, wie es in dem Revolutionskriege manchmal der Fall war, 6 Meilen täglich zurückzulegen hatte, oder wenn z = 12 Stunden und v = 10/3 Fuss war, so betrug die Kraft eines Soldaten nur noch 30
[Formel 1]
. Das Militär konnte daher in den letzten zwei Fällen die übliche Bagage nicht mehr tra- gen, und ein Theil hievon musste auf besondern Wägen nachgeführt werden, wenn man nicht etwa die Mannschaft besonders anstrengen, und ihr mehr als die gewöhnliche Ta- gesarbeit auflegen wollte. --
In neuern Zeiten ist bei dem k. k. österr. Militär das Gewicht der Bagage, welche ein Soldat trägt, bedeutend vermindert worden; dazu gehört nämlich nebst dem Anzuge des Soldaten:
Eine Flinte, welche vorschriftsmässig wiegt 8 Lb.
Die Patrontasche mit den Patronen 8 --
Der Tornister mit dem Uibrigen 19 --
Also zusammen eine Last von 35 Lb.;
daher gegen die frühere Last von 45 Lb, gegenwärtig um 10 Lb weniger. Dagegen be- tragen die jetzigen militärischen Märsche täglich 3 Meilen, welche gewöhnlich in 6 Stun- den zurückgelegt werden.
Die Geschwindigkeit des Marsches ist sonach
[Formel 2]
Fuss, und die Zeit ist z = 6 Stunden. Nehmen wir nunmehr, wie im vorigen Falle, die mittlere Geschwin- digkeit c = 10/3 Fuss, und t = 8 an, so erhält man durch Substituirung in die gefundene Kraftformel
[Formel 3]
, woraus k = 28 Lb, welches gegen die obige mittlere Kraft k = 30 Lb nunmehr um 2 Lb geringer ist.
Hieraus geht hervor, dass von den gegenwärtigen Soldaten keine solche Kraftan- strengung wie in frühern Zeiten gefordet wird, und dass die Verminderung des Gewich- tes der Bagage von 10 Pfunden ausserdem die Möglichkeit herbeiführte, mit diesen schwä- chern Leuten täglich 3 Meilen, statt den frühern Tagesmärschen von 2 Meilen, zurück- zulegen.
Wir haben bei den Berechnungen über die militärischen Märsche die Rasttage nicht angeschlagen, obgleich sie jeden vierten Tag im Frieden, und jeden zweiten oder dritten Tag in Kriegszeiten statt finden. Bereits oben ward jedoch bemerkt, dass wir für alle berechneten Truppenmärsche bloss ebene oder horizontale Strassen annahmen, wogegen die gewöhnlichen Strassen mehr oder minder gebirgig sind. Der Rasttag ent- schädigt daher den Soldaten für die grössere Anstrengung, welche er bei Märschen we- gen den Anhöhen der Strassen leisten muss. Uiberdiess ist der Rasttag bei Truppen- märschen auch andern militärischen Beschäftigungen gewidmet, nämlich zur Reparatur der Kleidung und Rüstung, zur Erholung der maroden Mannschaft u. s. w. Uiberhaupt würde eine genaue Berechnung über die Leistungen des Militärs unter allen Umständen sehr verwickelt werden, und wegen der höchst verschiedenen, keiner genauen Berech- nung fähigen Lokalitäts- und anderer Hindernisse auch überflüssig seyn.
Mit Berücksichtigung dieser Bemerkung glauben wir, dass die aufgestellte Kraftfor- mel mit den Erfahrungen hinsichtlich der militärischen Leistungen übereinstimmende
Kräfte der Menschen.
Wenn endlich das Militär, wie es in dem Revolutionskriege manchmal der Fall war, 6 Meilen täglich zurückzulegen hatte, oder wenn z = 12 Stunden und v = 10/3 Fuss war, so betrug die Kraft eines Soldaten nur noch 30
[Formel 1]
. Das Militär konnte daher in den letzten zwei Fällen die übliche Bagage nicht mehr tra- gen, und ein Theil hievon musste auf besondern Wägen nachgeführt werden, wenn man nicht etwa die Mannschaft besonders anstrengen, und ihr mehr als die gewöhnliche Ta- gesarbeit auflegen wollte. —
In neuern Zeiten ist bei dem k. k. österr. Militär das Gewicht der Bagage, welche ein Soldat trägt, bedeutend vermindert worden; dazu gehört nämlich nebst dem Anzuge des Soldaten:
Eine Flinte, welche vorschriftsmässig wiegt 8 ℔.
Die Patrontasche mit den Patronen 8 —
Der Tornister mit dem Uibrigen 19 —
Also zusammen eine Last von 35 ℔.;
daher gegen die frühere Last von 45 ℔, gegenwärtig um 10 ℔ weniger. Dagegen be- tragen die jetzigen militärischen Märsche täglich 3 Meilen, welche gewöhnlich in 6 Stun- den zurückgelegt werden.
Die Geschwindigkeit des Marsches ist sonach
[Formel 2]
Fuss, und die Zeit ist z = 6 Stunden. Nehmen wir nunmehr, wie im vorigen Falle, die mittlere Geschwin- digkeit c = 10/3 Fuss, und t = 8 an, so erhält man durch Substituirung in die gefundene Kraftformel
[Formel 3]
, woraus k = 28 ℔, welches gegen die obige mittlere Kraft k = 30 ℔ nunmehr um 2 ℔ geringer ist.
Hieraus geht hervor, dass von den gegenwärtigen Soldaten keine solche Kraftan- strengung wie in frühern Zeiten gefordet wird, und dass die Verminderung des Gewich- tes der Bagage von 10 Pfunden ausserdem die Möglichkeit herbeiführte, mit diesen schwä- chern Leuten täglich 3 Meilen, statt den frühern Tagesmärschen von 2 Meilen, zurück- zulegen.
Wir haben bei den Berechnungen über die militärischen Märsche die Rasttage nicht angeschlagen, obgleich sie jeden vierten Tag im Frieden, und jeden zweiten oder dritten Tag in Kriegszeiten statt finden. Bereits oben ward jedoch bemerkt, dass wir für alle berechneten Truppenmärsche bloss ebene oder horizontale Strassen annahmen, wogegen die gewöhnlichen Strassen mehr oder minder gebirgig sind. Der Rasttag ent- schädigt daher den Soldaten für die grössere Anstrengung, welche er bei Märschen we- gen den Anhöhen der Strassen leisten muss. Uiberdiess ist der Rasttag bei Truppen- märschen auch andern militärischen Beschäftigungen gewidmet, nämlich zur Reparatur der Kleidung und Rüstung, zur Erholung der maroden Mannschaft u. s. w. Uiberhaupt würde eine genaue Berechnung über die Leistungen des Militärs unter allen Umständen sehr verwickelt werden, und wegen der höchst verschiedenen, keiner genauen Berech- nung fähigen Lokalitäts- und anderer Hindernisse auch überflüssig seyn.
Mit Berücksichtigung dieser Bemerkung glauben wir, dass die aufgestellte Kraftfor- mel mit den Erfahrungen hinsichtlich der militärischen Leistungen übereinstimmende
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Kräfte der Menschen.
Wenn endlich das Militär, wie es in dem Revolutionskriege manchmal der Fall war,
6 Meilen täglich zurückzulegen hatte, oder wenn z = 12 Stunden und v = 10/3 Fuss
war, so betrug die Kraft eines Soldaten nur noch 30 [FORMEL].
Das Militär konnte daher in den letzten zwei Fällen die übliche Bagage nicht mehr tra-
gen, und ein Theil hievon musste auf besondern Wägen nachgeführt werden, wenn man
nicht etwa die Mannschaft besonders anstrengen, und ihr mehr als die gewöhnliche Ta-
gesarbeit auflegen wollte. —
In neuern Zeiten ist bei dem k. k. österr. Militär das Gewicht der Bagage, welche
ein Soldat trägt, bedeutend vermindert worden; dazu gehört nämlich nebst dem Anzuge
des Soldaten:
Eine Flinte, welche vorschriftsmässig wiegt 8 ℔.
Die Patrontasche mit den Patronen 8 —
Der Tornister mit dem Uibrigen 19 —
Also zusammen eine Last von 35 ℔.;
daher gegen die frühere Last von 45 ℔, gegenwärtig um 10 ℔ weniger. Dagegen be-
tragen die jetzigen militärischen Märsche täglich 3 Meilen, welche gewöhnlich in 6 Stun-
den zurückgelegt werden.
Die Geschwindigkeit des Marsches ist sonach [FORMEL] Fuss, und die Zeit
ist z = 6 Stunden. Nehmen wir nunmehr, wie im vorigen Falle, die mittlere Geschwin-
digkeit c = 10/3 Fuss, und t = 8 an, so erhält man durch Substituirung in die gefundene
Kraftformel [FORMEL], woraus k = 28 ℔, welches gegen die obige
mittlere Kraft k = 30 ℔ nunmehr um 2 ℔ geringer ist.
Hieraus geht hervor, dass von den gegenwärtigen Soldaten keine solche Kraftan-
strengung wie in frühern Zeiten gefordet wird, und dass die Verminderung des Gewich-
tes der Bagage von 10 Pfunden ausserdem die Möglichkeit herbeiführte, mit diesen schwä-
chern Leuten täglich 3 Meilen, statt den frühern Tagesmärschen von 2 Meilen, zurück-
zulegen.
Wir haben bei den Berechnungen über die militärischen Märsche die Rasttage
nicht angeschlagen, obgleich sie jeden vierten Tag im Frieden, und jeden zweiten oder
dritten Tag in Kriegszeiten statt finden. Bereits oben ward jedoch bemerkt, dass wir
für alle berechneten Truppenmärsche bloss ebene oder horizontale Strassen annahmen,
wogegen die gewöhnlichen Strassen mehr oder minder gebirgig sind. Der Rasttag ent-
schädigt daher den Soldaten für die grössere Anstrengung, welche er bei Märschen we-
gen den Anhöhen der Strassen leisten muss. Uiberdiess ist der Rasttag bei Truppen-
märschen auch andern militärischen Beschäftigungen gewidmet, nämlich zur Reparatur
der Kleidung und Rüstung, zur Erholung der maroden Mannschaft u. s. w. Uiberhaupt
würde eine genaue Berechnung über die Leistungen des Militärs unter allen Umständen
sehr verwickelt werden, und wegen der höchst verschiedenen, keiner genauen Berech-
nung fähigen Lokalitäts- und anderer Hindernisse auch überflüssig seyn.
Mit Berücksichtigung dieser Bemerkung glauben wir, dass die aufgestellte Kraftfor-
mel mit den Erfahrungen hinsichtlich der militärischen Leistungen übereinstimmende
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/53>, abgerufen am 24.11.2024.
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