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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Kräfte der Pferde.

Als ausserordentliche Geschwindigkeit ist vorzüglich jene des be-
rühmten englischen Wettrenners Eklipse anzuführen. (Man sehe hierüber: Essay on
the Proportions of Eklipse etc. -- The Works of Charles de Sainbel etc. London

1795.) Dieses Pferd legte in 1 Sekunde 58 engl. Fuss (56 Nied. Oesterr. Fuss) zurück,
es bedeckte in der grössten Streckung 25 engl. Fuss Land und wiederholte diesen Akt
2 1/3 mal in einer Sekunde; der Besitzer dieses Pferdes, Obrist Okelly, erwarb damit jähr-
lich eine Einnahme von 1000 Guineen, und dennoch soll auch die ausserordentliche
Leistung dieses Pferdes von dem Wettrenner Smolenskoy später übertroffen worden seyn.

Solche Geschwindigkeiten gehören eben so, wie die oben angeführte bedeutende Kraft,
zu den ausserordentlichen Erscheinungen, welche Bewunderung erregen, und zeigen, wie
weit es auch ein Pferd zu bringen im Stande sey. Wenn es sich jedoch um jene Leistungen
handelt, welche von den gewöhnlichen Zugpferden bei anhaltender, Monate- und Jahre-
lang dauernder Arbeit gefordert werden können, so müssen immer Erfahrungen dieser
Art, welche §. 28. bis §. 30. angeführt wurden, berücksichtigt und die hieraus sich er-
gebenden Resultate zur Basis für den Anschlag ähnlicher fortdauernder Arbeiten ge-
nommen werden.

§. 32.

Das Gewicht eines mittelmässig starken Arbeiters wird zu 125 Lb angeschlagen; ver-
gleicht man diess mit der mittlern Kraft von 25 Lb, so findet man, dass sie den fünf-
ten Theil des Gewichtes
eines Arbeiters betrage; das Gewicht eines mittelmässig
starken Pferdes wird zu 5 bis 61/2 Centner angenommen, und die mittlere Kraft k dessel-
ben beträgt 100 bis 130 Lb, welches abermals der fünfte Theil von dem Gewichte
des Pferdes
ist. Hieraus folgt, dass ein schwererer Mensch, ein schwereres Pferd
mehr zu arbeiten im Stande sey als ein leichteres, welches auch durch alle Erfahrungen
bestättigt wird, wo nicht ein übermässig schwerer Körperbau der Kraft desselben nach-
theilig wird.

*)
*) nehmen kann; demnach beträgt der gesammte Fall in dieser Strecke [Formel 1] Nied. Oesterr.
Klafter, und daher ist der mittlere Fall der ganzen 63/4 Meilen (5724 Nied. Oesterr. Klafter), welche
das Pferd in diesem Tage zurückgelegt hat [Formel 2] . Nimmt man die Geschwindigkeit v des
Pferdes in der ganzen Zeit von 1h 41Min. gleich an, so ist [Formel 3] Fuss. Die mitt-
lere Geschwindigkeit kann man bei diesem vorzüglich starken Pferde c = 4,5 Fuss und die mittlere
Arbeitszeit t = 8 Stunden annehmen. Da ferner die wirkliche Arbeitszeit z = 101Min. [Formel 4]
Stunden und die Last, welche das Pferd zog = 50 engl. Tonnen = 90700 Nied. Oesterr. Lb war,
so erhalten wir durch Substitution aller dieser Werthe in die gefundene Kraftformel
[Formel 5] woraus k = 203 Lb folgt, d. h. die mittlere
Kraft dieses Pferdes beträgt beiläufig anderthalbmal soviel, als die mittlere Kraft der Militär- oder
anderer starken Pferde, welche wir mit 130 Lb in Anschlag brachten. -- Hieraus ergibt sich aber auch,
wie unrichtig es sey, wenn man nach solchen ausserordentlichen, immer nur durch eine sehr kurze
Zeit statt gehabten Leistungen die Kraft eines Pferdes als 3 oder 4mal grösser gegen die gewöhnliche
Pferdekraft annehmen wollte.
Kräfte der Pferde.

Als ausserordentliche Geschwindigkeit ist vorzüglich jene des be-
rühmten englischen Wettrenners Eklipse anzuführen. (Man sehe hierüber: Essay on
the Proportions of Eklipse etc. — The Works of Charles de Sainbel etc. London

1795.) Dieses Pferd legte in 1 Sekunde 58 engl. Fuss (56 Nied. Oesterr. Fuss) zurück,
es bedeckte in der grössten Streckung 25 engl. Fuss Land und wiederholte diesen Akt
2⅓ mal in einer Sekunde; der Besitzer dieses Pferdes, Obrist Okelly, erwarb damit jähr-
lich eine Einnahme von 1000 Guineen, und dennoch soll auch die ausserordentliche
Leistung dieses Pferdes von dem Wettrenner Smolenskoy später übertroffen worden seyn.

Solche Geschwindigkeiten gehören eben so, wie die oben angeführte bedeutende Kraft,
zu den ausserordentlichen Erscheinungen, welche Bewunderung erregen, und zeigen, wie
weit es auch ein Pferd zu bringen im Stande sey. Wenn es sich jedoch um jene Leistungen
handelt, welche von den gewöhnlichen Zugpferden bei anhaltender, Monate- und Jahre-
lang dauernder Arbeit gefordert werden können, so müssen immer Erfahrungen dieser
Art, welche §. 28. bis §. 30. angeführt wurden, berücksichtigt und die hieraus sich er-
gebenden Resultate zur Basis für den Anschlag ähnlicher fortdauernder Arbeiten ge-
nommen werden.

§. 32.

Das Gewicht eines mittelmässig starken Arbeiters wird zu 125 ℔ angeschlagen; ver-
gleicht man diess mit der mittlern Kraft von 25 ℔, so findet man, dass sie den fünf-
ten Theil des Gewichtes
eines Arbeiters betrage; das Gewicht eines mittelmässig
starken Pferdes wird zu 5 bis 6½ Centner angenommen, und die mittlere Kraft k dessel-
ben beträgt 100 bis 130 ℔, welches abermals der fünfte Theil von dem Gewichte
des Pferdes
ist. Hieraus folgt, dass ein schwererer Mensch, ein schwereres Pferd
mehr zu arbeiten im Stande sey als ein leichteres, welches auch durch alle Erfahrungen
bestättigt wird, wo nicht ein übermässig schwerer Körperbau der Kraft desselben nach-
theilig wird.

*)
*) nehmen kann; demnach beträgt der gesammte Fall in dieser Strecke [Formel 1] Nied. Oesterr.
Klafter, und daher ist der mittlere Fall der ganzen 6¾ Meilen (5724 Nied. Oesterr. Klafter), welche
das Pferd in diesem Tage zurückgelegt hat [Formel 2] . Nimmt man die Geschwindigkeit v des
Pferdes in der ganzen Zeit von 1h 41Min. gleich an, so ist [Formel 3] Fuss. Die mitt-
lere Geschwindigkeit kann man bei diesem vorzüglich starken Pferde c = 4,5 Fuss und die mittlere
Arbeitszeit t = 8 Stunden annehmen. Da ferner die wirkliche Arbeitszeit z = 101Min. [Formel 4]
Stunden und die Last, welche das Pferd zog = 50 engl. Tonnen = 90700 Nied. Oesterr. ℔ war,
so erhalten wir durch Substitution aller dieser Werthe in die gefundene Kraftformel
[Formel 5] woraus k = 203 ℔ folgt, d. h. die mittlere
Kraft dieses Pferdes beträgt beiläufig anderthalbmal soviel, als die mittlere Kraft der Militär- oder
anderer starken Pferde, welche wir mit 130 ℔ in Anschlag brachten. — Hieraus ergibt sich aber auch,
wie unrichtig es sey, wenn man nach solchen ausserordentlichen, immer nur durch eine sehr kurze
Zeit statt gehabten Leistungen die Kraft eines Pferdes als 3 oder 4mal grösser gegen die gewöhnliche
Pferdekraft annehmen wollte.
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[38/0068] Kräfte der Pferde. Als ausserordentliche Geschwindigkeit ist vorzüglich jene des be- rühmten englischen Wettrenners Eklipse anzuführen. (Man sehe hierüber: Essay on the Proportions of Eklipse etc. — The Works of Charles de Sainbel etc. London 1795.) Dieses Pferd legte in 1 Sekunde 58 engl. Fuss (56 Nied. Oesterr. Fuss) zurück, es bedeckte in der grössten Streckung 25 engl. Fuss Land und wiederholte diesen Akt 2⅓ mal in einer Sekunde; der Besitzer dieses Pferdes, Obrist Okelly, erwarb damit jähr- lich eine Einnahme von 1000 Guineen, und dennoch soll auch die ausserordentliche Leistung dieses Pferdes von dem Wettrenner Smolenskoy später übertroffen worden seyn. Solche Geschwindigkeiten gehören eben so, wie die oben angeführte bedeutende Kraft, zu den ausserordentlichen Erscheinungen, welche Bewunderung erregen, und zeigen, wie weit es auch ein Pferd zu bringen im Stande sey. Wenn es sich jedoch um jene Leistungen handelt, welche von den gewöhnlichen Zugpferden bei anhaltender, Monate- und Jahre- lang dauernder Arbeit gefordert werden können, so müssen immer Erfahrungen dieser Art, welche §. 28. bis §. 30. angeführt wurden, berücksichtigt und die hieraus sich er- gebenden Resultate zur Basis für den Anschlag ähnlicher fortdauernder Arbeiten ge- nommen werden. §. 32. Das Gewicht eines mittelmässig starken Arbeiters wird zu 125 ℔ angeschlagen; ver- gleicht man diess mit der mittlern Kraft von 25 ℔, so findet man, dass sie den fünf- ten Theil des Gewichtes eines Arbeiters betrage; das Gewicht eines mittelmässig starken Pferdes wird zu 5 bis 6½ Centner angenommen, und die mittlere Kraft k dessel- ben beträgt 100 bis 130 ℔, welches abermals der fünfte Theil von dem Gewichte des Pferdes ist. Hieraus folgt, dass ein schwererer Mensch, ein schwereres Pferd mehr zu arbeiten im Stande sey als ein leichteres, welches auch durch alle Erfahrungen bestättigt wird, wo nicht ein übermässig schwerer Körperbau der Kraft desselben nach- theilig wird. *) *) nehmen kann; demnach beträgt der gesammte Fall in dieser Strecke [FORMEL] Nied. Oesterr. Klafter, und daher ist der mittlere Fall der ganzen 6¾ Meilen (5724 Nied. Oesterr. Klafter), welche das Pferd in diesem Tage zurückgelegt hat [FORMEL]. Nimmt man die Geschwindigkeit v des Pferdes in der ganzen Zeit von 1h 41Min. gleich an, so ist [FORMEL] Fuss. Die mitt- lere Geschwindigkeit kann man bei diesem vorzüglich starken Pferde c = 4,5 Fuss und die mittlere Arbeitszeit t = 8 Stunden annehmen. Da ferner die wirkliche Arbeitszeit z = 101Min. [FORMEL] Stunden und die Last, welche das Pferd zog = 50 engl. Tonnen = 90700 Nied. Oesterr. ℔ war, so erhalten wir durch Substitution aller dieser Werthe in die gefundene Kraftformel [FORMEL] woraus k = 203 ℔ folgt, d. h. die mittlere Kraft dieses Pferdes beträgt beiläufig anderthalbmal soviel, als die mittlere Kraft der Militär- oder anderer starken Pferde, welche wir mit 130 ℔ in Anschlag brachten. — Hieraus ergibt sich aber auch, wie unrichtig es sey, wenn man nach solchen ausserordentlichen, immer nur durch eine sehr kurze Zeit statt gehabten Leistungen die Kraft eines Pferdes als 3 oder 4mal grösser gegen die gewöhnliche Pferdekraft annehmen wollte.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/68>, abgerufen am 24.11.2024.