Wasser aus einer Oeffnung ausfliesst, auf die Geschwindigkeit, mit der es aus der nächsten Oeffnung (des zweiten Behälters) fliesst, keinen Einfluss hat, in welchem Falle daher das Wasser bei seinem Abflusse vor jeder Oeffnung als stillstehend betrachtet werden kann.
Liegen mehrere Teiche so übereinander, dass die Wasserspiegel der unteren Teiche, zeitweilig z. B. bei einem starken Regengusse so anschwellen, dass dieselben die Zapfenöffnungen der obern Teiche bedecken, so findet dieselbe Rechnung Statt. Es wird nämlich desto weniger Wasser aus diesen Teichen durch das nächstliegende Thal abflies- sen, jemehr solche Teiche darin angelegt sind. Werden dagegen die untern Teiche auf- gelassen (abgebrochen), so fliesst die ganze Wassermasse durch die einzige Oeffnung des obern Teiches ohne weiteres Hinderniss in kürzerer Zeit ab, und die Flüsse, in welche diese Wässer aus mehreren solchen Thälern strömen, schwellen schneller an. Hieraus erklärt sich, warum z. B. in Böhmen nach dem Aufheben mehrerer Teiche öftere und schnellere Anschwellungen der grossen Flüsse beobachtet wurden, als dieses bei dem Bestehen derselben Teiche früher der Fall war. Auch ersieht man hieraus, dass in dem umgekehrten Falle, wenn man das Wasser in einem Lande länger aufhalten und für die Landwirthschaft, Fabriken oder zu andern Zwecken verwenden will, dieses durch Anlegung mehrerer Teiche am zweckmässigsten geschehen könne. Ein weiterer Grund für die Anlage der Teiche ist aus der Verordnung Kaiser Karl IV. ersichtlich, welcher mehrere Teiche in Böhmen zu dem Zwecke anlegen liess, damit, wie es in der Verord- nung heisst, die Menge der Dünste und Fische vermehrt würde ("Ut Numerus vaporum et piscium augeatur").
§. 124.
Fliesst das Wasser nicht in offenen Behältern, sondern in geschlossenen Röhren, so findet dieselbe Rechnung Statt; es bedeuten nämlich x, y, z die Höhen, welche er- fordert werden, um das Wasser aus einem Gefässe in das andere zu drücken oder zum Ausflusse zu bringen. Hier findet man genau dieselben Gleichungen. Es muss jedoch abermals bemerkt werden, dass bei Röhrenleitungen, die aus mehreren Stücken von Fig. 3. Tab. 47.ungleichem Durchmesser zusammengesetzt, oder bei ihrer Verbindung nicht so zusam- mengefügt sind, dass sie als eine einfache Röhre betrachtet werden können, die ange- führte Rechnung nur dann angewendet werden kann, wenn die Geschwindigkeit, welche dem Wasser durch den Ausfluss aus der ersten Röhre in die zweite mitgetheilt wird, durch den Widerstand der Wände der zweiten Röhre wieder aufgehoben wird. In diesem Falle wird nämlich in der Formel für M die Gefällshöhe H bei einer jeden solchen Zusammensetzung, wo die Fläche f kleiner wird, einen neuen Divisor bekom- men, demnach wird eine solche Röhrenleitung desto weniger Wasser geben, je mehr unrichtige Zusammenfügungen in derselben vorkommen.
§. 125.
Eine wichtige Anwendung der vorstehenden Berechnung findet bei der Bestimmung der Zeit Statt, in welcher eine Schleusse gefüllt und entleert wird.
Vor Behandlung dieses Gegenstandes glauben wir, unsern Lesern eine kurze Dar- stellung der Vortheile der Schiffahrt mittelst Kanälen und Schleussen und der Art, wie mittelst derselben Berge und Thäler übersetzt werden, zu geben.
Ausfluss aus zusammengesetzten Behältern.
Wasser aus einer Oeffnung ausfliesst, auf die Geschwindigkeit, mit der es aus der nächsten Oeffnung (des zweiten Behälters) fliesst, keinen Einfluss hat, in welchem Falle daher das Wasser bei seinem Abflusse vor jeder Oeffnung als stillstehend betrachtet werden kann.
Liegen mehrere Teiche so übereinander, dass die Wasserspiegel der unteren Teiche, zeitweilig z. B. bei einem starken Regengusse so anschwellen, dass dieselben die Zapfenöffnungen der obern Teiche bedecken, so findet dieselbe Rechnung Statt. Es wird nämlich desto weniger Wasser aus diesen Teichen durch das nächstliegende Thal abflies- sen, jemehr solche Teiche darin angelegt sind. Werden dagegen die untern Teiche auf- gelassen (abgebrochen), so fliesst die ganze Wassermasse durch die einzige Oeffnung des obern Teiches ohne weiteres Hinderniss in kürzerer Zeit ab, und die Flüsse, in welche diese Wässer aus mehreren solchen Thälern strömen, schwellen schneller an. Hieraus erklärt sich, warum z. B. in Böhmen nach dem Aufheben mehrerer Teiche öftere und schnellere Anschwellungen der grossen Flüsse beobachtet wurden, als dieses bei dem Bestehen derselben Teiche früher der Fall war. Auch ersieht man hieraus, dass in dem umgekehrten Falle, wenn man das Wasser in einem Lande länger aufhalten und für die Landwirthschaft, Fabriken oder zu andern Zwecken verwenden will, dieses durch Anlegung mehrerer Teiche am zweckmässigsten geschehen könne. Ein weiterer Grund für die Anlage der Teiche ist aus der Verordnung Kaiser Karl IV. ersichtlich, welcher mehrere Teiche in Böhmen zu dem Zwecke anlegen liess, damit, wie es in der Verord- nung heisst, die Menge der Dünste und Fische vermehrt würde („Ut Numerus vaporum et piscium augeatur“).
§. 124.
Fliesst das Wasser nicht in offenen Behältern, sondern in geschlossenen Röhren, so findet dieselbe Rechnung Statt; es bedeuten nämlich x, y, z die Höhen, welche er- fordert werden, um das Wasser aus einem Gefässe in das andere zu drücken oder zum Ausflusse zu bringen. Hier findet man genau dieselben Gleichungen. Es muss jedoch abermals bemerkt werden, dass bei Röhrenleitungen, die aus mehreren Stücken von Fig. 3. Tab. 47.ungleichem Durchmesser zusammengesetzt, oder bei ihrer Verbindung nicht so zusam- mengefügt sind, dass sie als eine einfache Röhre betrachtet werden können, die ange- führte Rechnung nur dann angewendet werden kann, wenn die Geschwindigkeit, welche dem Wasser durch den Ausfluss aus der ersten Röhre in die zweite mitgetheilt wird, durch den Widerstand der Wände der zweiten Röhre wieder aufgehoben wird. In diesem Falle wird nämlich in der Formel für M die Gefällshöhe H bei einer jeden solchen Zusammensetzung, wo die Fläche f kleiner wird, einen neuen Divisor bekom- men, demnach wird eine solche Röhrenleitung desto weniger Wasser geben, je mehr unrichtige Zusammenfügungen in derselben vorkommen.
§. 125.
Eine wichtige Anwendung der vorstehenden Berechnung findet bei der Bestimmung der Zeit Statt, in welcher eine Schleusse gefüllt und entleert wird.
Vor Behandlung dieses Gegenstandes glauben wir, unsern Lesern eine kurze Dar- stellung der Vortheile der Schiffahrt mittelst Kanälen und Schleussen und der Art, wie mittelst derselben Berge und Thäler übersetzt werden, zu geben.
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Ausfluss aus zusammengesetzten Behältern.
Wasser aus einer Oeffnung ausfliesst, auf die Geschwindigkeit, mit der es aus der nächsten
Oeffnung (des zweiten Behälters) fliesst, keinen Einfluss hat, in welchem Falle daher das
Wasser bei seinem Abflusse vor jeder Oeffnung als stillstehend betrachtet werden kann.
Liegen mehrere Teiche so übereinander, dass die Wasserspiegel der unteren
Teiche, zeitweilig z. B. bei einem starken Regengusse so anschwellen, dass dieselben die
Zapfenöffnungen der obern Teiche bedecken, so findet dieselbe Rechnung Statt. Es wird
nämlich desto weniger Wasser aus diesen Teichen durch das nächstliegende Thal abflies-
sen, jemehr solche Teiche darin angelegt sind. Werden dagegen die untern Teiche auf-
gelassen (abgebrochen), so fliesst die ganze Wassermasse durch die einzige Oeffnung des
obern Teiches ohne weiteres Hinderniss in kürzerer Zeit ab, und die Flüsse, in welche
diese Wässer aus mehreren solchen Thälern strömen, schwellen schneller an. Hieraus
erklärt sich, warum z. B. in Böhmen nach dem Aufheben mehrerer Teiche öftere und
schnellere Anschwellungen der grossen Flüsse beobachtet wurden, als dieses bei dem
Bestehen derselben Teiche früher der Fall war. Auch ersieht man hieraus, dass in
dem umgekehrten Falle, wenn man das Wasser in einem Lande länger aufhalten und
für die Landwirthschaft, Fabriken oder zu andern Zwecken verwenden will, dieses durch
Anlegung mehrerer Teiche am zweckmässigsten geschehen könne. Ein weiterer Grund
für die Anlage der Teiche ist aus der Verordnung Kaiser Karl IV. ersichtlich, welcher
mehrere Teiche in Böhmen zu dem Zwecke anlegen liess, damit, wie es in der Verord-
nung heisst, die Menge der Dünste und Fische vermehrt würde („Ut Numerus vaporum
et piscium augeatur“).
§. 124.
Fliesst das Wasser nicht in offenen Behältern, sondern in geschlossenen Röhren,
so findet dieselbe Rechnung Statt; es bedeuten nämlich x, y, z die Höhen, welche er-
fordert werden, um das Wasser aus einem Gefässe in das andere zu drücken oder zum
Ausflusse zu bringen. Hier findet man genau dieselben Gleichungen. Es muss jedoch
abermals bemerkt werden, dass bei Röhrenleitungen, die aus mehreren Stücken von
ungleichem Durchmesser zusammengesetzt, oder bei ihrer Verbindung nicht so zusam-
mengefügt sind, dass sie als eine einfache Röhre betrachtet werden können, die ange-
führte Rechnung nur dann angewendet werden kann, wenn die Geschwindigkeit, welche
dem Wasser durch den Ausfluss aus der ersten Röhre in die zweite mitgetheilt wird,
durch den Widerstand der Wände der zweiten Röhre wieder aufgehoben wird. In
diesem Falle wird nämlich in der Formel für M die Gefällshöhe H bei einer jeden
solchen Zusammensetzung, wo die Fläche f kleiner wird, einen neuen Divisor bekom-
men, demnach wird eine solche Röhrenleitung desto weniger Wasser geben, je mehr
unrichtige Zusammenfügungen in derselben vorkommen.
Fig.
3.
Tab.
47.
§. 125.
Eine wichtige Anwendung der vorstehenden Berechnung findet bei der Bestimmung
der Zeit Statt, in welcher eine Schleusse gefüllt und entleert wird.
Vor Behandlung dieses Gegenstandes glauben wir, unsern Lesern eine kurze Dar-
stellung der Vortheile der Schiffahrt mittelst Kanälen und Schleussen und
der Art, wie mittelst derselben Berge und Thäler übersetzt werden, zu geben.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/188>, abgerufen am 04.12.2024.
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