1 oder höchstens 2 Sekunden zu klein, so musste die beobachtete Zwischenzeit für die nächstvorhergehende oder nachfolgende Abtheilung um eben so viel zu gross seyn. Die Besorgniss, dass die Oberfläche des Wassers im Gefässe eine kleine hinabsin- kende Bewegung hatte, und desswegen mit einem ruhigen Wasserstande keine vollkom- mene Vergleichung zulasse, fällt weg, wenn wir bedenken, dass diese Bewegung des Wassers im Gefässe bei der grössten angesteckten Röhre über 500 und bei der kleinsten über 5000 Mal kleiner ist, als die Bewegung des Wassers durch die Glasröhre. Wenn wir noch überdiess bedenken, dass bei diesen Versuchen selbst die Geschwindigkeit des Wassers durch die Röhren nicht sehr erheblich war, so erhellet von selbst, dass die Ober- fläche des Wassers im Gefässe weit ruhiger seyn musste, als wenn man auf was immer für eine Art von oben in das Gefäss hätte Wasser zugiessen wollen, um dadurch eine bestän- dige Wasserhöhe zu unterhalten.
Der Schwierigkeit, dem Wasser eine bestimmte Wärme zu geben und selbe durch eine so lange Zeit zu unterhalten, als das volle Gefäss zu seiner Ausleerung besonders bei engen Röhren nöthig hatte, wurde dadurch abgeholfen, indem man für jede Temperatur 2 Reihen Versuche machte; die erste nämlich bei einem um 1 oder 2 Grade höheren und die zweite bei einem gleichen oder eben so viel niedrigern Ther- mometergrade, woraus sich nachher die Zeitmomente für den dazwischen liegenden be- stimmten Thermometergrad sehr verlässig berechnen liessen. Es versteht sich übrigens von selbst, dass die Versuche für einen höhern Thermometergrad in einem warmen Zim- mer und für einen niedrigeren in einem eben so kalten Zimmer gemacht wurden, so dass sich die Temperatur während einer Versuchsreihe im ersten Fall nur sehr wenig, im letzten aber gar nicht änderte. Jedesmal wurde die Wärme des Wassers mit dem Ther- mometer nicht nur im Gefässe, sondern auch beim Ausflusse desselben am Ende der Röhre gemessen. Der Unterschied war jedoch so gering, dass es unnütz seyn würde, beide anzuführen; man hat in dieser Rücksicht von beiden bloss das Mittel in Rechnung genommen.
[Tabelle]
Weil sich die Bewegung des Wassers leichter aus seiner Geschwindigkeit, nämlich aus dem Raum, den das Wasser während einer Sekunde in den Röhren zurücklegte, als aus der Zeit des Ausflusses beurthei- len lässt, so sind in den folgenden Tabellen Seite 195 bis 198 die Geschwindigkeiten angeführt, welche bei jeder Wasserstandshöhe erfolgten, und nur am Ende, noch zum Uiberfluss, die Zeiten angemerkt, in welchen das Wasser von 10,7 bis 5,7 und 0,7 Zolle ausgeflossen ist. Die Art, wie diese Geschwindigkeiten berechnet wurden, wird folgendes Beispiel deutlich machen. Die erste Röhre, welche 0,0674 Zoll im Durchmesser, folglich 0,00357 Quadratzoll zur Oeffnung hatte, gab bei 30° Wärme nebenstehende Beobachtungen.
Gerstner's Mechanik. Band II. 25
Versuche mit Rücksicht auf die Wärme.
1 oder höchstens 2 Sekunden zu klein, so musste die beobachtete Zwischenzeit für die nächstvorhergehende oder nachfolgende Abtheilung um eben so viel zu gross seyn. Die Besorgniss, dass die Oberfläche des Wassers im Gefässe eine kleine hinabsin- kende Bewegung hatte, und desswegen mit einem ruhigen Wasserstande keine vollkom- mene Vergleichung zulasse, fällt weg, wenn wir bedenken, dass diese Bewegung des Wassers im Gefässe bei der grössten angesteckten Röhre über 500 und bei der kleinsten über 5000 Mal kleiner ist, als die Bewegung des Wassers durch die Glasröhre. Wenn wir noch überdiess bedenken, dass bei diesen Versuchen selbst die Geschwindigkeit des Wassers durch die Röhren nicht sehr erheblich war, so erhellet von selbst, dass die Ober- fläche des Wassers im Gefässe weit ruhiger seyn musste, als wenn man auf was immer für eine Art von oben in das Gefäss hätte Wasser zugiessen wollen, um dadurch eine bestän- dige Wasserhöhe zu unterhalten.
Der Schwierigkeit, dem Wasser eine bestimmte Wärme zu geben und selbe durch eine so lange Zeit zu unterhalten, als das volle Gefäss zu seiner Ausleerung besonders bei engen Röhren nöthig hatte, wurde dadurch abgeholfen, indem man für jede Temperatur 2 Reihen Versuche machte; die erste nämlich bei einem um 1 oder 2 Grade höheren und die zweite bei einem gleichen oder eben so viel niedrigern Ther- mometergrade, woraus sich nachher die Zeitmomente für den dazwischen liegenden be- stimmten Thermometergrad sehr verlässig berechnen liessen. Es versteht sich übrigens von selbst, dass die Versuche für einen höhern Thermometergrad in einem warmen Zim- mer und für einen niedrigeren in einem eben so kalten Zimmer gemacht wurden, so dass sich die Temperatur während einer Versuchsreihe im ersten Fall nur sehr wenig, im letzten aber gar nicht änderte. Jedesmal wurde die Wärme des Wassers mit dem Ther- mometer nicht nur im Gefässe, sondern auch beim Ausflusse desselben am Ende der Röhre gemessen. Der Unterschied war jedoch so gering, dass es unnütz seyn würde, beide anzuführen; man hat in dieser Rücksicht von beiden bloss das Mittel in Rechnung genommen.
[Tabelle]
Weil sich die Bewegung des Wassers leichter aus seiner Geschwindigkeit, nämlich aus dem Raum, den das Wasser während einer Sekunde in den Röhren zurücklegte, als aus der Zeit des Ausflusses beurthei- len lässt, so sind in den folgenden Tabellen Seite 195 bis 198 die Geschwindigkeiten angeführt, welche bei jeder Wasserstandshöhe erfolgten, und nur am Ende, noch zum Uiberfluss, die Zeiten angemerkt, in welchen das Wasser von 10,7 bis 5,7 und 0,7 Zolle ausgeflossen ist. Die Art, wie diese Geschwindigkeiten berechnet wurden, wird folgendes Beispiel deutlich machen. Die erste Röhre, welche 0,0674 Zoll im Durchmesser, folglich 0,00357 Quadratzoll zur Oeffnung hatte, gab bei 30° Wärme nebenstehende Beobachtungen.
Gerstner’s Mechanik. Band II. 25
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Versuche mit Rücksicht auf die Wärme.
1 oder höchstens 2 Sekunden zu klein, so musste die beobachtete Zwischenzeit für die
nächstvorhergehende oder nachfolgende Abtheilung um eben so viel zu gross seyn.
Die Besorgniss, dass die Oberfläche des Wassers im Gefässe eine kleine hinabsin-
kende Bewegung hatte, und desswegen mit einem ruhigen Wasserstande keine vollkom-
mene Vergleichung zulasse, fällt weg, wenn wir bedenken, dass diese Bewegung des
Wassers im Gefässe bei der grössten angesteckten Röhre über 500 und bei der kleinsten
über 5000 Mal kleiner ist, als die Bewegung des Wassers durch die Glasröhre. Wenn
wir noch überdiess bedenken, dass bei diesen Versuchen selbst die Geschwindigkeit des
Wassers durch die Röhren nicht sehr erheblich war, so erhellet von selbst, dass die Ober-
fläche des Wassers im Gefässe weit ruhiger seyn musste, als wenn man auf was immer für
eine Art von oben in das Gefäss hätte Wasser zugiessen wollen, um dadurch eine bestän-
dige Wasserhöhe zu unterhalten.
Der Schwierigkeit, dem Wasser eine bestimmte Wärme zu geben und selbe
durch eine so lange Zeit zu unterhalten, als das volle Gefäss zu seiner Ausleerung
besonders bei engen Röhren nöthig hatte, wurde dadurch abgeholfen, indem man für
jede Temperatur 2 Reihen Versuche machte; die erste nämlich bei einem um 1 oder
2 Grade höheren und die zweite bei einem gleichen oder eben so viel niedrigern Ther-
mometergrade, woraus sich nachher die Zeitmomente für den dazwischen liegenden be-
stimmten Thermometergrad sehr verlässig berechnen liessen. Es versteht sich übrigens
von selbst, dass die Versuche für einen höhern Thermometergrad in einem warmen Zim-
mer und für einen niedrigeren in einem eben so kalten Zimmer gemacht wurden, so dass
sich die Temperatur während einer Versuchsreihe im ersten Fall nur sehr wenig, im
letzten aber gar nicht änderte. Jedesmal wurde die Wärme des Wassers mit dem Ther-
mometer nicht nur im Gefässe, sondern auch beim Ausflusse desselben am
Ende der Röhre gemessen. Der Unterschied war jedoch so gering, dass es unnütz seyn
würde, beide anzuführen; man hat in dieser Rücksicht von beiden bloss das Mittel in
Rechnung genommen.
Weil sich die Bewegung des Wassers leichter aus
seiner Geschwindigkeit, nämlich aus dem Raum, den
das Wasser während einer Sekunde in den Röhren
zurücklegte, als aus der Zeit des Ausflusses beurthei-
len lässt, so sind in den folgenden Tabellen Seite 195
bis 198 die Geschwindigkeiten angeführt, welche bei
jeder Wasserstandshöhe erfolgten, und nur am Ende,
noch zum Uiberfluss, die Zeiten angemerkt, in welchen
das Wasser von 10,7 bis 5,7 und 0,7 Zolle ausgeflossen
ist. Die Art, wie diese Geschwindigkeiten berechnet
wurden, wird folgendes Beispiel deutlich machen.
Die erste Röhre, welche 0,0674 Zoll im Durchmesser,
folglich 0,00357 Quadratzoll zur Oeffnung hatte, gab
bei 30° Wärme nebenstehende Beobachtungen.
Gerstner’s Mechanik. Band II. 25
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/211>, abgerufen am 17.02.2025.
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