Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.Wasserkonsumzion in Städten. täglich 1/10 Kubikfuss per Kopf benöthigt werden, wogegen Hoyer in seinem Wörterbucheder Kriegsbaukunst 1/6 Kubikfuss oder 4 N. Oe. Mass fordert. Herr Franz Weiss, Major im k. k. Ingenieurs-Corps, führt in seinem Lehrbuche der Baukunst II. Band, Seite 55 an, "dass die letztere Angabe von 4 N. Oe. Mass per Kopf durch eine vieljährige Erfahrung der Bewohner jener Vorstädte Wiens, die ihr Wasser kaufen müssen, vollkommen hinreichend verbürgt wird, dass jedoch der Wasserbedarf für die Broderzeugung hierunter nicht be- griffen ist. Wird auch diese berücksichtigt, so benöthigt man täglich 1/5 Kubikfuss per Kopf, welches für alle wahren Bedürfnisse mehr als genügt; selbst die Evapora- zion des Wassers bedarf dann keiner Beachtung". Endlich sagt derselbe Schriftsteller, dass man für zwei Kinder so viel als für einen Mann, nämlich 1/5 Kubikfuss, für ein Mi- litärdienstpferd und für einen Schlachtochsen aber 1 Kubikfuss Wasser täglich benöthigt. Auf diese Art lässt sich nun der jährliche Verbrauch ausmitteln, und darnach der Kubik- inhalt der Cisternen in festen Plätzen anschlagen. In demselben Werke Seite 49 wird jedoch gesagt: "Soll eine Wasserleitung allen, sogar den unbillig scheinenden Forde- rungen in Städten Genüge leisten, so muss sie binnen 24 Stunden drei Fünftel Kubikfuss Wasser für jede Seele der Bevölkerung liefern". Herr Genieys führt in seinem Essai sur les moyens de conduire, d'elever et de distri- Dagegen wird in der Notice historique sur le projet d'une distribution generale Dieser Bedarf ist 10 mal grösser als der oben angegebene von 2/10 Kubikfuss; es muss Wasserkonsumzion in Städten. täglich 1/10 Kubikfuss per Kopf benöthigt werden, wogegen Hoyer in seinem Wörterbucheder Kriegsbaukunst ⅙ Kubikfuss oder 4 N. Oe. Mass fordert. Herr Franz Weiss, Major im k. k. Ingenieurs-Corps, führt in seinem Lehrbuche der Baukunst II. Band, Seite 55 an, „dass die letztere Angabe von 4 N. Oe. Mass per Kopf durch eine vieljährige Erfahrung der Bewohner jener Vorstädte Wiens, die ihr Wasser kaufen müssen, vollkommen hinreichend verbürgt wird, dass jedoch der Wasserbedarf für die Broderzeugung hierunter nicht be- griffen ist. Wird auch diese berücksichtigt, so benöthigt man täglich ⅕ Kubikfuss per Kopf, welches für alle wahren Bedürfnisse mehr als genügt; selbst die Evapora- zion des Wassers bedarf dann keiner Beachtung“. Endlich sagt derselbe Schriftsteller, dass man für zwei Kinder so viel als für einen Mann, nämlich ⅕ Kubikfuss, für ein Mi- litärdienstpferd und für einen Schlachtochsen aber 1 Kubikfuss Wasser täglich benöthigt. Auf diese Art lässt sich nun der jährliche Verbrauch ausmitteln, und darnach der Kubik- inhalt der Cisternen in festen Plätzen anschlagen. In demselben Werke Seite 49 wird jedoch gesagt: „Soll eine Wasserleitung allen, sogar den unbillig scheinenden Forde- rungen in Städten Genüge leisten, so muss sie binnen 24 Stunden drei Fünftel Kubikfuss Wasser für jede Seele der Bevölkerung liefern“. Herr Genieys führt in seinem Essai sur les moyens de conduire, d’élever et de distri- Dagegen wird in der Notice historique sur le projet d’une distribution générale Dieser Bedarf ist 10 mal grösser als der oben angegebene von 2/10 Kubikfuss; es muss <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0263" n="245"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Wasserkonsumzion in Städten.</hi></fw><lb/> täglich 1/10 Kubikfuss per Kopf benöthigt werden, wogegen <hi rendition="#i">Hoyer</hi> in seinem Wörterbuche<lb/> der Kriegsbaukunst ⅙ Kubikfuss oder 4 N. Oe. Mass fordert. Herr <hi rendition="#i">Franz Weiss</hi>, Major im<lb/> k. k. Ingenieurs-Corps, führt in seinem Lehrbuche der Baukunst II. Band, Seite 55 an, „dass<lb/> die letztere Angabe von 4 N. Oe. 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In demselben Werke Seite 49 wird<lb/> jedoch gesagt: „Soll eine Wasserleitung allen, sogar den unbillig scheinenden Forde-<lb/> rungen in Städten Genüge leisten, so muss sie <hi rendition="#g">binnen 24 Stunden drei Fünftel<lb/> Kubikfuss Wasser für jede Seele der Bevölkerung</hi> liefern“.</p><lb/> <p>Herr <hi rendition="#i">Genieys</hi> führt in seinem <hi rendition="#i">Essai sur les moyens de conduire, d’élever et de distri-<lb/> buer les eaux, Paris</hi> 1829, Seite 153 an, dass man in Frankreich gewöhnlich für 1000<lb/> Einwohner täglich 19195 <hi rendition="#i">Litres</hi> oder einen Wasserzoll (<hi rendition="#i">pouce d’eau</hi>) rechnet. Da nun 1 <hi rendition="#i">Litre</hi><lb/> 1 Würfel ist, dessen jede Seite <formula/> <hi rendition="#i">metre</hi> misst, demnach <formula/> Kub. <hi rendition="#i">metre</hi> = <formula/><lb/> N. Oe. Kubikfuss = 0,<hi rendition="#sub">03166</hi> N. Oe. 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Wasserkonsumzion in Städten.
täglich 1/10 Kubikfuss per Kopf benöthigt werden, wogegen Hoyer in seinem Wörterbuche
der Kriegsbaukunst ⅙ Kubikfuss oder 4 N. Oe. Mass fordert. Herr Franz Weiss, Major im
k. k. Ingenieurs-Corps, führt in seinem Lehrbuche der Baukunst II. Band, Seite 55 an, „dass
die letztere Angabe von 4 N. Oe. Mass per Kopf durch eine vieljährige Erfahrung der
Bewohner jener Vorstädte Wiens, die ihr Wasser kaufen müssen, vollkommen hinreichend
verbürgt wird, dass jedoch der Wasserbedarf für die Broderzeugung hierunter nicht be-
griffen ist. Wird auch diese berücksichtigt, so benöthigt man täglich ⅕ Kubikfuss per
Kopf, welches für alle wahren Bedürfnisse mehr als genügt; selbst die Evapora-
zion des Wassers bedarf dann keiner Beachtung“. Endlich sagt derselbe Schriftsteller,
dass man für zwei Kinder so viel als für einen Mann, nämlich ⅕ Kubikfuss, für ein Mi-
litärdienstpferd und für einen Schlachtochsen aber 1 Kubikfuss Wasser täglich benöthigt.
Auf diese Art lässt sich nun der jährliche Verbrauch ausmitteln, und darnach der Kubik-
inhalt der Cisternen in festen Plätzen anschlagen. In demselben Werke Seite 49 wird
jedoch gesagt: „Soll eine Wasserleitung allen, sogar den unbillig scheinenden Forde-
rungen in Städten Genüge leisten, so muss sie binnen 24 Stunden drei Fünftel
Kubikfuss Wasser für jede Seele der Bevölkerung liefern“.
Herr Genieys führt in seinem Essai sur les moyens de conduire, d’élever et de distri-
buer les eaux, Paris 1829, Seite 153 an, dass man in Frankreich gewöhnlich für 1000
Einwohner täglich 19195 Litres oder einen Wasserzoll (pouce d’eau) rechnet. Da nun 1 Litre
1 Würfel ist, dessen jede Seite [FORMEL] metre misst, demnach [FORMEL] Kub. metre = [FORMEL]
N. Oe. Kubikfuss = 0,03166 N. Oe. Kubikfuss enthält, so gibt der Bedarf von 19,195 Litres
beinahe 0,6 N. Oe. Kubikfuss für eine Person täglich. Hiemit stimmt auch die Wasserkon-
sumzion, welche der Herr Inspektor Hoffmann in seinem öffentlich erschienenen Berichte
über die Anlage einer neuen Wasserleitung zu Frankfurt a. M. (1827, Seite 29) anführt.
Dagegen wird in der Notice historique sur le projet d’une distribution générale
d’eau a domicile dans Paris, et exposé de détails y relatifs, recueillis dans différentes
villes du royaume-uni, notamment à Londres, par C. F. Mallet, ingénieur en chef de
première classe au corps royal des ponts-et-chaussées, Paris 1830, Seite 80 angeführt,
dass nach den an Ort und Stelle gemachten Erhebungen während zwei zu diesem Zwecke
im Jahre 1824 und 1829 unternommenenen Bereisungen Englands, die Wassermenge,
welche täglich durch eigene Akziengesellschaften an die Einwohner vertheilt wird,
in London 80 Litres, in Manchester 44 Litres, in Liverpool 27,5 Litres, in Glasgow
100 Litres, in Greenock 56,5 Litres und in Edinburgh 61 Litres beträgt. Das Mittel
aus diesen Erfahrungen gibt 61,5 Litres per Kopf der ganzen Populazion (die Kinder
mit eingerechnet) oder 1,95, demnach beinahe 2 N. Oe. Kubikfuss täglich.
Dieser Bedarf ist 10 mal grösser als der oben angegebene von 2/10 Kubikfuss; es muss
jedoch bemerkt werden, dass in den vorangeführten englischen Städten keine oder nur
sehr wenige öffentliche Brunnen vorhanden sind, wo die Einwohner das Wasser un-
entgeltlich holen können; endlich darf man keineswegs ausser Acht lassen, dass die
Reinlichkeit der Bewohner Englands viel grösser sey, als es auf dem ganzen Konti-
nente von Europa und namentlich in Frankreich der Fall ist. Wer das Innere von Frank-
reich und England bereist hat, begreift leicht, warum ein Franzose im Durchschnitte
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