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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Beschreibung einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag.
§. 281.
Tab.
57,
58
und
59.

Das letzte Getriebe ist an einer eisernen Welle, der sogenannten Mühlspindel
oder dem Mühleisen 1 befestigt. Dieselbe ist im doppelten Maasse Fig. 15 dargestellt.
Auf die eiserne Mühlspindel wird ein genau passendes Quereisen k, Haue genannt, auf-
gesteckt, welches Fig. 8 in der obern Ansicht, Fig. 9 in der Seitenansicht, Fig. 10 im
Längendurchschnitt und Fig. 11 in der Ansicht von unten dargestellt ist. Auf dieser
Haue ruht nun der Läufer, welcher demnach von der Mühlspindel getragen wird.
Die letztere geht durch den Bodenstein, und ist daselbst mit einem Buchse a um
geben, welcher in den Bodenstein fest gekeilt und oberhalb mit Leinwand umwun-
den wird, damit kein Getreide oder Mehl durchfallen könne. Dieser Buchs (Büchse)
ist zur Hälfte von Birken- oder Erlenholz, zur Hälfte von Eisen verfertigt. Damit
die Mühlspindel ihren konzentrischen, vertikalen Gang erhalte und nach Erforderniss
des Mahlens etwas höher oder niedriger gestellt und somit der Läufer auch gehoben
oder gesenkt werden könne, ruht dieselbe in einem Zapfenlager oder einer Pfanne,
welche Fig. 12 in der obern Ansicht, Fig. 13 im Längendurchschnitt und Fig. 14 im
Querdurchschnitt dargestellt ist. Dieses Lager ist in einem hinlänglich starken höl-
zernen Hebel dem Stege b eingelassen, welcher auf den zwei Tragbänken c und c'
ruht. Hiervon wird c', wie man am besten Fig. 2 sieht, mittelst der Hebeschiene
d, der Hebeleiste e und einiger darunter geschobenen Keile e' höher oder nie-
driger gestellt und damit auch das Mühleisen sammt dem Läufer gehoben oder gesenkt.
Bei andern Mühlen pflegt man die Hebeschiene d an ihrem obern Ende mit Gewinden
zu versehen, welche durch eine Schraubenmutter im Boden des Gebäudes gehen und auf
die gewöhnliche Art mittelst einer Kurbel gehoben oder gesenkt werden.

Wenn das Getreide das erstemal aufgeschüttet wird oder das erstemal zwischen die
Mühlsteine kommt, so müssen die Steine am weitesten von einander gestellt, bei jeder
spätern Aufschüttung immer mehr herabgelassen und bei den feinsten Mehlgattungen am
meisten genähert werden.

§. 282.

Der Bodenstein liegt in dem Steinkasten zwischen den Steinriegeln fest und wird
an seiner Oberfläche genau wagerecht gestellt. In dieselbe werden Rinnen in geraden
Linien von dem Mittelpunkte des Steines gegen seine Peripherie zu ausgehauen, wie Fig. 6
dargestellt ist. Bei grössern Steinen werden am Umfange derselben, wo die Entfernung
dieser Rinnen zu gross wäre, noch kürzere solche Vertiefungen ausgehauen.

Der Läufer, welcher im Durchschnitte Fig. 5 erscheint, hat eine hinauf zu etwas
konische Gestalt, und ist mit einer eben so grossen Oeffnung in seiner Mitte (Läufer-
auge
genannt), nebstdem aber an seinem untern Theile mit einer viereckigen Oeffnung
zur Aufnahme der Haue, auf welcher der Läufer fest sitzt, versehen. Der Läufer wird
in krummen Linien gehauen, wie Fig. 7 darstellt, und zwar laufen alle diese Linien
vom Mittelpunkte des Steines aus und gegen die Peripherie desselben zu, damit auf
diese Weise die Körner, nachdem sie an dem Bodensteine zerrieben wurden, an den
Umfang desselben herausgetrieben werden. Die krumme Linie, nach welcher die Läu-
fer gehauen werden, ist eine logarithmische Spirallinie, welche die Eigen-
schaft hat, dass alle geraden vom Mittelpunkte gezogenen Linien bei dem Durchschnitte

Beschreibung einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag.
§. 281.
Tab.
57,
58
und
59.

Das letzte Getriebe ist an einer eisernen Welle, der sogenannten Mühlspindel
oder dem Mühleisen 1 befestigt. Dieselbe ist im doppelten Maasse Fig. 15 dargestellt.
Auf die eiserne Mühlspindel wird ein genau passendes Quereisen k, Haue genannt, auf-
gesteckt, welches Fig. 8 in der obern Ansicht, Fig. 9 in der Seitenansicht, Fig. 10 im
Längendurchschnitt und Fig. 11 in der Ansicht von unten dargestellt ist. Auf dieser
Haue ruht nun der Läufer, welcher demnach von der Mühlspindel getragen wird.
Die letztere geht durch den Bodenstein, und ist daselbst mit einem Buchse a um
geben, welcher in den Bodenstein fest gekeilt und oberhalb mit Leinwand umwun-
den wird, damit kein Getreide oder Mehl durchfallen könne. Dieser Buchs (Büchse)
ist zur Hälfte von Birken- oder Erlenholz, zur Hälfte von Eisen verfertigt. Damit
die Mühlspindel ihren konzentrischen, vertikalen Gang erhalte und nach Erforderniss
des Mahlens etwas höher oder niedriger gestellt und somit der Läufer auch gehoben
oder gesenkt werden könne, ruht dieselbe in einem Zapfenlager oder einer Pfanne,
welche Fig. 12 in der obern Ansicht, Fig. 13 im Längendurchschnitt und Fig. 14 im
Querdurchschnitt dargestellt ist. Dieses Lager ist in einem hinlänglich starken höl-
zernen Hebel dem Stege b eingelassen, welcher auf den zwei Tragbänken c und c'
ruht. Hiervon wird c', wie man am besten Fig. 2 sieht, mittelst der Hebeschiene
d, der Hebeleiste e und einiger darunter geschobenen Keile e' höher oder nie-
driger gestellt und damit auch das Mühleisen sammt dem Läufer gehoben oder gesenkt.
Bei andern Mühlen pflegt man die Hebeschiene d an ihrem obern Ende mit Gewinden
zu versehen, welche durch eine Schraubenmutter im Boden des Gebäudes gehen und auf
die gewöhnliche Art mittelst einer Kurbel gehoben oder gesenkt werden.

Wenn das Getreide das erstemal aufgeschüttet wird oder das erstemal zwischen die
Mühlsteine kommt, so müssen die Steine am weitesten von einander gestellt, bei jeder
spätern Aufschüttung immer mehr herabgelassen und bei den feinsten Mehlgattungen am
meisten genähert werden.

§. 282.

Der Bodenstein liegt in dem Steinkasten zwischen den Steinriegeln fest und wird
an seiner Oberfläche genau wagerecht gestellt. In dieselbe werden Rinnen in geraden
Linien von dem Mittelpunkte des Steines gegen seine Peripherie zu ausgehauen, wie Fig. 6
dargestellt ist. Bei grössern Steinen werden am Umfange derselben, wo die Entfernung
dieser Rinnen zu gross wäre, noch kürzere solche Vertiefungen ausgehauen.

Der Läufer, welcher im Durchschnitte Fig. 5 erscheint, hat eine hinauf zu etwas
konische Gestalt, und ist mit einer eben so grossen Oeffnung in seiner Mitte (Läufer-
auge
genannt), nebstdem aber an seinem untern Theile mit einer viereckigen Oeffnung
zur Aufnahme der Haue, auf welcher der Läufer fest sitzt, versehen. Der Läufer wird
in krummen Linien gehauen, wie Fig. 7 darstellt, und zwar laufen alle diese Linien
vom Mittelpunkte des Steines aus und gegen die Peripherie desselben zu, damit auf
diese Weise die Körner, nachdem sie an dem Bodensteine zerrieben wurden, an den
Umfang desselben herausgetrieben werden. Die krumme Linie, nach welcher die Läu-
fer gehauen werden, ist eine logarithmische Spirallinie, welche die Eigen-
schaft hat, dass alle geraden vom Mittelpunkte gezogenen Linien bei dem Durchschnitte

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[378/0396] Beschreibung einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag. §. 281. Das letzte Getriebe ist an einer eisernen Welle, der sogenannten Mühlspindel oder dem Mühleisen 1 befestigt. Dieselbe ist im doppelten Maasse Fig. 15 dargestellt. Auf die eiserne Mühlspindel wird ein genau passendes Quereisen k, Haue genannt, auf- gesteckt, welches Fig. 8 in der obern Ansicht, Fig. 9 in der Seitenansicht, Fig. 10 im Längendurchschnitt und Fig. 11 in der Ansicht von unten dargestellt ist. Auf dieser Haue ruht nun der Läufer, welcher demnach von der Mühlspindel getragen wird. Die letztere geht durch den Bodenstein, und ist daselbst mit einem Buchse a um geben, welcher in den Bodenstein fest gekeilt und oberhalb mit Leinwand umwun- den wird, damit kein Getreide oder Mehl durchfallen könne. Dieser Buchs (Büchse) ist zur Hälfte von Birken- oder Erlenholz, zur Hälfte von Eisen verfertigt. Damit die Mühlspindel ihren konzentrischen, vertikalen Gang erhalte und nach Erforderniss des Mahlens etwas höher oder niedriger gestellt und somit der Läufer auch gehoben oder gesenkt werden könne, ruht dieselbe in einem Zapfenlager oder einer Pfanne, welche Fig. 12 in der obern Ansicht, Fig. 13 im Längendurchschnitt und Fig. 14 im Querdurchschnitt dargestellt ist. Dieses Lager ist in einem hinlänglich starken höl- zernen Hebel dem Stege b eingelassen, welcher auf den zwei Tragbänken c und c' ruht. Hiervon wird c', wie man am besten Fig. 2 sieht, mittelst der Hebeschiene d, der Hebeleiste e und einiger darunter geschobenen Keile e' höher oder nie- driger gestellt und damit auch das Mühleisen sammt dem Läufer gehoben oder gesenkt. Bei andern Mühlen pflegt man die Hebeschiene d an ihrem obern Ende mit Gewinden zu versehen, welche durch eine Schraubenmutter im Boden des Gebäudes gehen und auf die gewöhnliche Art mittelst einer Kurbel gehoben oder gesenkt werden. Wenn das Getreide das erstemal aufgeschüttet wird oder das erstemal zwischen die Mühlsteine kommt, so müssen die Steine am weitesten von einander gestellt, bei jeder spätern Aufschüttung immer mehr herabgelassen und bei den feinsten Mehlgattungen am meisten genähert werden. §. 282. Der Bodenstein liegt in dem Steinkasten zwischen den Steinriegeln fest und wird an seiner Oberfläche genau wagerecht gestellt. In dieselbe werden Rinnen in geraden Linien von dem Mittelpunkte des Steines gegen seine Peripherie zu ausgehauen, wie Fig. 6 dargestellt ist. Bei grössern Steinen werden am Umfange derselben, wo die Entfernung dieser Rinnen zu gross wäre, noch kürzere solche Vertiefungen ausgehauen. Der Läufer, welcher im Durchschnitte Fig. 5 erscheint, hat eine hinauf zu etwas konische Gestalt, und ist mit einer eben so grossen Oeffnung in seiner Mitte (Läufer- auge genannt), nebstdem aber an seinem untern Theile mit einer viereckigen Oeffnung zur Aufnahme der Haue, auf welcher der Läufer fest sitzt, versehen. Der Läufer wird in krummen Linien gehauen, wie Fig. 7 darstellt, und zwar laufen alle diese Linien vom Mittelpunkte des Steines aus und gegen die Peripherie desselben zu, damit auf diese Weise die Körner, nachdem sie an dem Bodensteine zerrieben wurden, an den Umfang desselben herausgetrieben werden. Die krumme Linie, nach welcher die Läu- fer gehauen werden, ist eine logarithmische Spirallinie, welche die Eigen- schaft hat, dass alle geraden vom Mittelpunkte gezogenen Linien bei dem Durchschnitte

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/396>, abgerufen am 04.12.2024.