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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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VIII. Kapitel.
Widerstand fester Körper bei ihrer Bewegung in
flüssigen.

§. 341.

Wir haben in dem VI. Kapitel des I. Bandes bei der Abhandlung über die freie Bewe-
gung der Körper durch beschleunigende Kräfte versprochen, diesen Gegenstand noch um-
ständlicher, nämlich mit Rücksicht auf den Widerstand der Luft zu behan-
deln. Wir wollen uns daher in diesem Kapitel sowohl mit der Untersuchung der Gesetze
des freien Falles, als auch der Bahn schiefgeworfener Körper beschäftigen und nebstbei
auch den Widerstand untersuchen, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung in flüssi-
gen erfahren, um hierauf bei der Bauart und Bemessung der Geschwindigkeit der Schiffe
Rücksicht nehmen zu können. Wir werden sodann einige vorzügliche Konstrukzionen
der Schiffahrtskanäle nebst Schleussen und Kanalschiffen anführen und am Schlusse die-
ses Kapitels, womit der II. Band unseres Werkes beendigt wird, eine Darstellung der
Kanalschiffahrt in England beifügen.

Es ist allgemein bekannt, dass wenn ein Körper durch irgend eine Kraft in Bewe-
gung gesetzt wird, seine erhaltene Geschwindigkeit, falls keine andere Kraft weiter auf
ihn drückt, und er sich in einem widerstehenden Mittel bewegt, nach und nach abnehmen
und der Körper endlich zur Ruhe kommen werde. Wird z. B. eine Kugel auf einer ho-
rizontalen polirten Tafel gestossen, wo sie ausser dem Widerstande, den die Reibung
ihrer Bewegung entgegensetzt, noch den Widerstand der Luft erfährt, so wird durch
diese beiden Widerstände die der Kugel zu Anfang des Stosses beigebrachte Geschwindig-
keit fortwährend vermindert und die Kugel selbst nach einer gewissen Zeit, deren Dauer
von ihrem Durchmesser, der Politur der Fläche, der Dichtigkeit der Luft u. dgl. m. ab-
hängt, endlich zur Ruhe gebracht. Es leuchtet von selbst ein, dass von zwei Flüssig-
keiten, deren Dichtigkeiten verschieden sind, die dichtere der Bewegung desselben Kör-
pers bei gleicher Geschwindigkeit einen grössern Widerstand entgegensetzt, als die min-
der dichte; von der ersten müssen nämlich mehr schwere Theile auf die Seite geschafft
werden, als bei der zweiten, wozu also auch eine grössere Kraft nothwendig ist.

Da uns über dasjenige, was bei diesem Gegenstande zu berücksichtigen ist, die Er-
fahrung die besten Aufschlüsse gibt, so führen wir zuerst nachstehende allgemeine Ge-
setze an, welche man bei der Bewegung fester Körper in flüssigen beobachtet hat.
1tens. Der Widerstand richtet sich in einer und derselben Flüssigkeit nach der
Grösse und Gestalt der Oberfläche des Körpers. Ist diese Fläche eine

VIII. Kapitel.
Widerstand fester Körper bei ihrer Bewegung in
flüssigen.

§. 341.

Wir haben in dem VI. Kapitel des I. Bandes bei der Abhandlung über die freie Bewe-
gung der Körper durch beschleunigende Kräfte versprochen, diesen Gegenstand noch um-
ständlicher, nämlich mit Rücksicht auf den Widerstand der Luft zu behan-
deln. Wir wollen uns daher in diesem Kapitel sowohl mit der Untersuchung der Gesetze
des freien Falles, als auch der Bahn schiefgeworfener Körper beschäftigen und nebstbei
auch den Widerstand untersuchen, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung in flüssi-
gen erfahren, um hierauf bei der Bauart und Bemessung der Geschwindigkeit der Schiffe
Rücksicht nehmen zu können. Wir werden sodann einige vorzügliche Konstrukzionen
der Schiffahrtskanäle nebst Schleussen und Kanalschiffen anführen und am Schlusse die-
ses Kapitels, womit der II. Band unseres Werkes beendigt wird, eine Darstellung der
Kanalschiffahrt in England beifügen.

Es ist allgemein bekannt, dass wenn ein Körper durch irgend eine Kraft in Bewe-
gung gesetzt wird, seine erhaltene Geschwindigkeit, falls keine andere Kraft weiter auf
ihn drückt, und er sich in einem widerstehenden Mittel bewegt, nach und nach abnehmen
und der Körper endlich zur Ruhe kommen werde. Wird z. B. eine Kugel auf einer ho-
rizontalen polirten Tafel gestossen, wo sie ausser dem Widerstande, den die Reibung
ihrer Bewegung entgegensetzt, noch den Widerstand der Luft erfährt, so wird durch
diese beiden Widerstände die der Kugel zu Anfang des Stosses beigebrachte Geschwindig-
keit fortwährend vermindert und die Kugel selbst nach einer gewissen Zeit, deren Dauer
von ihrem Durchmesser, der Politur der Fläche, der Dichtigkeit der Luft u. dgl. m. ab-
hängt, endlich zur Ruhe gebracht. Es leuchtet von selbst ein, dass von zwei Flüssig-
keiten, deren Dichtigkeiten verschieden sind, die dichtere der Bewegung desselben Kör-
pers bei gleicher Geschwindigkeit einen grössern Widerstand entgegensetzt, als die min-
der dichte; von der ersten müssen nämlich mehr schwere Theile auf die Seite geschafft
werden, als bei der zweiten, wozu also auch eine grössere Kraft nothwendig ist.

Da uns über dasjenige, was bei diesem Gegenstande zu berücksichtigen ist, die Er-
fahrung die besten Aufschlüsse gibt, so führen wir zuerst nachstehende allgemeine Ge-
setze an, welche man bei der Bewegung fester Körper in flüssigen beobachtet hat.
1tens. Der Widerstand richtet sich in einer und derselben Flüssigkeit nach der
Grösse und Gestalt der Oberfläche des Körpers. Ist diese Fläche eine

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[471/0489] VIII. Kapitel. Widerstand fester Körper bei ihrer Bewegung in flüssigen. §. 341. Wir haben in dem VI. Kapitel des I. Bandes bei der Abhandlung über die freie Bewe- gung der Körper durch beschleunigende Kräfte versprochen, diesen Gegenstand noch um- ständlicher, nämlich mit Rücksicht auf den Widerstand der Luft zu behan- deln. Wir wollen uns daher in diesem Kapitel sowohl mit der Untersuchung der Gesetze des freien Falles, als auch der Bahn schiefgeworfener Körper beschäftigen und nebstbei auch den Widerstand untersuchen, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung in flüssi- gen erfahren, um hierauf bei der Bauart und Bemessung der Geschwindigkeit der Schiffe Rücksicht nehmen zu können. Wir werden sodann einige vorzügliche Konstrukzionen der Schiffahrtskanäle nebst Schleussen und Kanalschiffen anführen und am Schlusse die- ses Kapitels, womit der II. Band unseres Werkes beendigt wird, eine Darstellung der Kanalschiffahrt in England beifügen. Es ist allgemein bekannt, dass wenn ein Körper durch irgend eine Kraft in Bewe- gung gesetzt wird, seine erhaltene Geschwindigkeit, falls keine andere Kraft weiter auf ihn drückt, und er sich in einem widerstehenden Mittel bewegt, nach und nach abnehmen und der Körper endlich zur Ruhe kommen werde. Wird z. B. eine Kugel auf einer ho- rizontalen polirten Tafel gestossen, wo sie ausser dem Widerstande, den die Reibung ihrer Bewegung entgegensetzt, noch den Widerstand der Luft erfährt, so wird durch diese beiden Widerstände die der Kugel zu Anfang des Stosses beigebrachte Geschwindig- keit fortwährend vermindert und die Kugel selbst nach einer gewissen Zeit, deren Dauer von ihrem Durchmesser, der Politur der Fläche, der Dichtigkeit der Luft u. dgl. m. ab- hängt, endlich zur Ruhe gebracht. Es leuchtet von selbst ein, dass von zwei Flüssig- keiten, deren Dichtigkeiten verschieden sind, die dichtere der Bewegung desselben Kör- pers bei gleicher Geschwindigkeit einen grössern Widerstand entgegensetzt, als die min- der dichte; von der ersten müssen nämlich mehr schwere Theile auf die Seite geschafft werden, als bei der zweiten, wozu also auch eine grössere Kraft nothwendig ist. Da uns über dasjenige, was bei diesem Gegenstande zu berücksichtigen ist, die Er- fahrung die besten Aufschlüsse gibt, so führen wir zuerst nachstehende allgemeine Ge- setze an, welche man bei der Bewegung fester Körper in flüssigen beobachtet hat. 1tens. Der Widerstand richtet sich in einer und derselben Flüssigkeit nach der Grösse und Gestalt der Oberfläche des Körpers. Ist diese Fläche eine

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/489>, abgerufen am 04.12.2024.