3tens. Zur Bedienung des Kanalschiffes sind nebst dem Zugpferde noch zwei oder drei Personen nöthig, wovon eine das Zugpferd, die übrigen das Schiff zu leiten haben. Bei der Landfracht wird die Leitung des Wagens schon vom Geleise besorgt und es ist nur eine Person für etliche Wägen zur Besorgung der Pferde nöthig, welche dann auch bergab mehrere Wägen anhalten kann, wenn dieselben zusammengehängt und durch Hebel und Gewichte gebremset werden.
4tens. Weil die Zugpferde vor den Frachtwägen auf der Mitte der Strasse gehen, so braucht die Anlage der Eisenwege nur einen schmalen Strich Landes und diesen nur von geringerem Werthe, weil Strassen am besten über trockene und magere Gründe geleget werden. Dagegen fordern die Schiffahrtskanäle theils zur Verminderung des Wider- standes vom Wasser, theils auch für die flachen Böschungen der Ufer und für die Pferd- steige neben dem Kanale eine sechs- bis zehnmal grössere Breite, wodurch die Grund- ablösung kostbarer und der fruchtbringende Boden für die Landwirthschaft vermindert wird. Dieser Verlust ist um so bedeutender, als die Kanäle des Wassers wegen im- mer über die niedrigsten und fruchtbarsten Feld- und Wiesengründe geführt werden. Durch eine sehr mässige ökonomische Rechnung lässt sich zeigen, dass in Fällen, wo die jährliche Fracht nicht über eine Million Zentner beträgt, auf den unfruchtbar ge- machten Kanalgründen mehr Feldfrüchte und Futterkräuter wachsen würden, als an die gesammten darüber gehenden Zugpferde verfüttert werden.
5tens. Die geringere Breite der Eisenwege macht ihre Baukosten in demselben Verhältnisse kleiner. Diese Bemerkung trifft vorzüglich die kostbarsten Werke des Kanal- baues, nämlich die Brückenwasserleitungen, welche für die Pferdsteige neben dem Ka- nal und wegen Wasserhältigkeit der Ufer wenigstens die doppelte Breite der Eisen- wege nöthig haben und desshalb auch doppelte Baukosten verursachen.
6tens. In Betreff der Schleussen ist schon bemerkt worden, dass die Kosten bei den Eisenwägen ganz entfallen. Dasselbe gilt auch von allen übrigen Bauwerken, welche bei Kanälen nur des Wassers wegen gemacht werden, nämlich von Sammlungs- teichen (Reservoirs), Zuleitungsgräben, Ablösung des Wassers, Uibersetzung der be- stehenden Mühlwerke u. dgl. Auch die häufigen kleinen Brücken für die durch- schnittenen Landwege sind bei Eisenwegen überflüssig, weil die Eisenschienen nur eine unbedeutende Vorrichtung erfordern, indem der zwischen beiden Geleisen ausgefüllte Pferdesteig Festigkeit genug besitzt, um gewöhnliche Landfuhren darüber gehen zu lassen, welches der ausgegrabene Wasserkanal nicht gestattet.
7tens. Kleine Anhöhen, wodurch die Beschwerlichkeit des Zuges auf Eisenge- leisen nur um den dritten Theil oder um die Hälfte der nöthigen Zugkraft vermehrt und von der entgegengesetzten Seite wieder vermindert wird, brauchen hier gar nicht in Anschlag zu kommen; weil die Zugpferde für eine kurze Zeit um diesen Betrag mehr angestrengt werden können, wenn sie dagegen wieder eine eben so grosse Er- leichterung zur Erholung erhalten. Bei den Bergwerksmaschinen, von welchen die Bestimmung der Pferdekraft abgeleitet worden, ist derselbe Fall vorhanden. Hierdurch kann der Weg in ebenen Gegenden oft beträchtlich abgekürzt, die Fahrt beschleunigt und der Bauaufwand vermindert werden. Im Gegentheile ist man bei Kanälen des hori-
Gerstner's Mechanik. Band II. 69
Vortheile der Eisenbahnen.
3tens. Zur Bedienung des Kanalschiffes sind nebst dem Zugpferde noch zwei oder drei Personen nöthig, wovon eine das Zugpferd, die übrigen das Schiff zu leiten haben. Bei der Landfracht wird die Leitung des Wagens schon vom Geleise besorgt und es ist nur eine Person für etliche Wägen zur Besorgung der Pferde nöthig, welche dann auch bergab mehrere Wägen anhalten kann, wenn dieselben zusammengehängt und durch Hebel und Gewichte gebremset werden.
4tens. Weil die Zugpferde vor den Frachtwägen auf der Mitte der Strasse gehen, so braucht die Anlage der Eisenwege nur einen schmalen Strich Landes und diesen nur von geringerem Werthe, weil Strassen am besten über trockene und magere Gründe geleget werden. Dagegen fordern die Schiffahrtskanäle theils zur Verminderung des Wider- standes vom Wasser, theils auch für die flachen Böschungen der Ufer und für die Pferd- steige neben dem Kanale eine sechs- bis zehnmal grössere Breite, wodurch die Grund- ablösung kostbarer und der fruchtbringende Boden für die Landwirthschaft vermindert wird. Dieser Verlust ist um so bedeutender, als die Kanäle des Wassers wegen im- mer über die niedrigsten und fruchtbarsten Feld- und Wiesengründe geführt werden. Durch eine sehr mässige ökonomische Rechnung lässt sich zeigen, dass in Fällen, wo die jährliche Fracht nicht über eine Million Zentner beträgt, auf den unfruchtbar ge- machten Kanalgründen mehr Feldfrüchte und Futterkräuter wachsen würden, als an die gesammten darüber gehenden Zugpferde verfüttert werden.
5tens. Die geringere Breite der Eisenwege macht ihre Baukosten in demselben Verhältnisse kleiner. Diese Bemerkung trifft vorzüglich die kostbarsten Werke des Kanal- baues, nämlich die Brückenwasserleitungen, welche für die Pferdsteige neben dem Ka- nal und wegen Wasserhältigkeit der Ufer wenigstens die doppelte Breite der Eisen- wege nöthig haben und desshalb auch doppelte Baukosten verursachen.
6tens. In Betreff der Schleussen ist schon bemerkt worden, dass die Kosten bei den Eisenwägen ganz entfallen. Dasselbe gilt auch von allen übrigen Bauwerken, welche bei Kanälen nur des Wassers wegen gemacht werden, nämlich von Sammlungs- teichen (Reservoirs), Zuleitungsgräben, Ablösung des Wassers, Uibersetzung der be- stehenden Mühlwerke u. dgl. Auch die häufigen kleinen Brücken für die durch- schnittenen Landwege sind bei Eisenwegen überflüssig, weil die Eisenschienen nur eine unbedeutende Vorrichtung erfordern, indem der zwischen beiden Geleisen ausgefüllte Pferdesteig Festigkeit genug besitzt, um gewöhnliche Landfuhren darüber gehen zu lassen, welches der ausgegrabene Wasserkanal nicht gestattet.
7tens. Kleine Anhöhen, wodurch die Beschwerlichkeit des Zuges auf Eisenge- leisen nur um den dritten Theil oder um die Hälfte der nöthigen Zugkraft vermehrt und von der entgegengesetzten Seite wieder vermindert wird, brauchen hier gar nicht in Anschlag zu kommen; weil die Zugpferde für eine kurze Zeit um diesen Betrag mehr angestrengt werden können, wenn sie dagegen wieder eine eben so grosse Er- leichterung zur Erholung erhalten. Bei den Bergwerksmaschinen, von welchen die Bestimmung der Pferdekraft abgeleitet worden, ist derselbe Fall vorhanden. Hierdurch kann der Weg in ebenen Gegenden oft beträchtlich abgekürzt, die Fahrt beschleunigt und der Bauaufwand vermindert werden. Im Gegentheile ist man bei Kanälen des hori-
Gerstner’s Mechanik. Band II. 69
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Vortheile der Eisenbahnen.
3tens. Zur Bedienung des Kanalschiffes sind nebst dem Zugpferde noch zwei oder
drei Personen nöthig, wovon eine das Zugpferd, die übrigen das Schiff zu leiten haben.
Bei der Landfracht wird die Leitung des Wagens schon vom Geleise besorgt und es ist
nur eine Person für etliche Wägen zur Besorgung der Pferde nöthig, welche dann auch
bergab mehrere Wägen anhalten kann, wenn dieselben zusammengehängt und durch
Hebel und Gewichte gebremset werden.
4tens. Weil die Zugpferde vor den Frachtwägen auf der Mitte der Strasse gehen,
so braucht die Anlage der Eisenwege nur einen schmalen Strich Landes und diesen nur
von geringerem Werthe, weil Strassen am besten über trockene und magere Gründe geleget
werden. Dagegen fordern die Schiffahrtskanäle theils zur Verminderung des Wider-
standes vom Wasser, theils auch für die flachen Böschungen der Ufer und für die Pferd-
steige neben dem Kanale eine sechs- bis zehnmal grössere Breite, wodurch die Grund-
ablösung kostbarer und der fruchtbringende Boden für die Landwirthschaft vermindert
wird. Dieser Verlust ist um so bedeutender, als die Kanäle des Wassers wegen im-
mer über die niedrigsten und fruchtbarsten Feld- und Wiesengründe geführt werden.
Durch eine sehr mässige ökonomische Rechnung lässt sich zeigen, dass in Fällen, wo
die jährliche Fracht nicht über eine Million Zentner beträgt, auf den unfruchtbar ge-
machten Kanalgründen mehr Feldfrüchte und Futterkräuter wachsen würden, als an
die gesammten darüber gehenden Zugpferde verfüttert werden.
5tens. Die geringere Breite der Eisenwege macht ihre Baukosten in demselben
Verhältnisse kleiner. Diese Bemerkung trifft vorzüglich die kostbarsten Werke des Kanal-
baues, nämlich die Brückenwasserleitungen, welche für die Pferdsteige neben dem Ka-
nal und wegen Wasserhältigkeit der Ufer wenigstens die doppelte Breite der Eisen-
wege nöthig haben und desshalb auch doppelte Baukosten verursachen.
6tens. In Betreff der Schleussen ist schon bemerkt worden, dass die Kosten
bei den Eisenwägen ganz entfallen. Dasselbe gilt auch von allen übrigen Bauwerken,
welche bei Kanälen nur des Wassers wegen gemacht werden, nämlich von Sammlungs-
teichen (Reservoirs), Zuleitungsgräben, Ablösung des Wassers, Uibersetzung der be-
stehenden Mühlwerke u. dgl. Auch die häufigen kleinen Brücken für die durch-
schnittenen Landwege sind bei Eisenwegen überflüssig, weil die Eisenschienen nur eine
unbedeutende Vorrichtung erfordern, indem der zwischen beiden Geleisen ausgefüllte
Pferdesteig Festigkeit genug besitzt, um gewöhnliche Landfuhren darüber gehen zu
lassen, welches der ausgegrabene Wasserkanal nicht gestattet.
7tens. Kleine Anhöhen, wodurch die Beschwerlichkeit des Zuges auf Eisenge-
leisen nur um den dritten Theil oder um die Hälfte der nöthigen Zugkraft vermehrt
und von der entgegengesetzten Seite wieder vermindert wird, brauchen hier gar nicht
in Anschlag zu kommen; weil die Zugpferde für eine kurze Zeit um diesen Betrag
mehr angestrengt werden können, wenn sie dagegen wieder eine eben so grosse Er-
leichterung zur Erholung erhalten. Bei den Bergwerksmaschinen, von welchen die
Bestimmung der Pferdekraft abgeleitet worden, ist derselbe Fall vorhanden. Hierdurch
kann der Weg in ebenen Gegenden oft beträchtlich abgekürzt, die Fahrt beschleunigt
und der Bauaufwand vermindert werden. Im Gegentheile ist man bei Kanälen des hori-
Gerstner’s Mechanik. Band II. 69
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/563>, abgerufen am 04.12.2024.
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