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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Kranich in den englischen Steinbruchen.
schwerer Gegenstände, das Einheben schwerer Steine bei Bauten u. dgl. m. gewöhnlich nur
durch Menschenhände ohne Anwendung von Maschinerien verrichtet wird. In Frankreich
sind zwar in allen Seehäfen Kraniche aufgestellt, allein an den Ufern der Seine in Paris
sieht man täglich mehrere tausend Menschen mit dem Ein- und Ausladen der Schiffe ohne
Anwendung dieser Maschinen beschäftigt. An den Ufern der Donau und der andern Flüsse
in Oesterreich wird diese nützliche Maschine noch ebenfalls entbehrt, so wie man auch
bei Brückenbauten Kraniche nur selten zu gebrauchen pflegt. Man bedient sich gewöhn-
lich der schiefen Flächen zur Aufbringung der Quadersteine, und hält die Aufstellung
eines Kraniches für zu beschwerlich, da derselbe nur für den Umkreis, so weit näm-
lich sein Schnabel reicht, genügt, und dann immer wieder auf einem andern Orte auf-
gestellt werden muss. Allein die Anlage schiefer Flächen fordert immer einen bedeu-
tenden Raum, der gerade bei einem Brückenbaue am wenigsten vorhanden ist, und der
Gewinn, welcher aus dem Gebrauche eines Kraniches vorzüglich bei schweren Gegen-
ständen entsteht, ist gewiss weit grösser als der Verlust, welcher durch beschwerliche
und unzweckmässige Verwendung menschlicher Kräfte bei Handhabung so grosser Mas-
sen nothwendig eintritt; endlich kann man auch transportable Kraniche, wie wir sehen
werden, zu solchem Zwecke verwenden und auf diese Art die oftmalige neue Aufstel-
lung des Kraniches grossentheils vermeiden.

§. 81.
Fig.
7.
Tab.
79.

Die einfachste Vorrichtung zum Aus- und Einladen der Schiffe be-
steht aus einem hinlänglich starken Gerüste A B C, an welchem mittelst der Kette C E
ein Hebebaum D E F angehängt ist. An das Ende D wird der aufzuziehende Gegen-
stand abermals mittelst einer Kette befestigt, von dem Arbeiter bei F aus dem Schiffe
gehoben und nun mittelst Wendung des Hebels, indem der Arbeiter einige Schritte
gegen das Ufer geht, auf dem letztern abgelegt. Diese einfache Vorrichtung kann an
jeder Ufermauer, Hafen etc. angewendet werden, allein man kann die Waaren auf keine
bedeutende Höhe bringen, weil sonst der Hebel D F zu lang oder das Verhältniss der
Hebelsarme D E : E F beinahe gleich angenommen werden müsste, wodurch wieder
eine bedeutende Kraft zum Ausladen der Waaren erfordert wird.

Die meisten eigentlich sogenannten Kraniche bestehen aus einer Verbindung
mehrerer Räder. Die Haupttheile derselben sind ein Ständer, Spindel oder vertikal
stehender Zylinder, welcher oben und unten in eisernen Pfannen ruht oder auch bloss
an seinem untern Theile in der vertikalen Lage erhalten wird. An diesem Ständer geht
ein Balken, der Schnabel hervor, welcher der Festigkeit wegen mit einer oder mehreren
Streben unterstützt ist. Am Ende des Schnabels ist eine Rolle angebracht, worüber das
Seil oder die Kette, an der die Last hängt, geht, und sich sodann um eine Welle wickelt,
die bei kleinen Lasten unmittelbar mit einer Kurbel bewegt wird, bei grossen Lasten aber
Fig.
5
und
6.
mit einem Vorgelege versehen ist. Von dieser Konstrukzion ist der Fig. 5 und 6 darge-
stellte Kranich, welcher gewöhnlich in den englischen Steinbrüchen ge-
braucht wird. Das Räderwerk ist hierbei ganz von Eisen. Die Spindel oder Säule A B
ist 18 Fuss hoch und hat 1 Fuss im Gevierten, sie steht unten in einem gusseisernen
Zapfenlager und wird an ihrem obern Zapfen B durch zwei Streben festgehalten, welche

Kranich in den englischen Steinbruchen.
schwerer Gegenstände, das Einheben schwerer Steine bei Bauten u. dgl. m. gewöhnlich nur
durch Menschenhände ohne Anwendung von Maschinerien verrichtet wird. In Frankreich
sind zwar in allen Seehäfen Kraniche aufgestellt, allein an den Ufern der Seine in Paris
sieht man täglich mehrere tausend Menschen mit dem Ein- und Ausladen der Schiffe ohne
Anwendung dieser Maschinen beschäftigt. An den Ufern der Donau und der andern Flüsse
in Oesterreich wird diese nützliche Maschine noch ebenfalls entbehrt, so wie man auch
bei Brückenbauten Kraniche nur selten zu gebrauchen pflegt. Man bedient sich gewöhn-
lich der schiefen Flächen zur Aufbringung der Quadersteine, und hält die Aufstellung
eines Kraniches für zu beschwerlich, da derselbe nur für den Umkreis, so weit näm-
lich sein Schnabel reicht, genügt, und dann immer wieder auf einem andern Orte auf-
gestellt werden muss. Allein die Anlage schiefer Flächen fordert immer einen bedeu-
tenden Raum, der gerade bei einem Brückenbaue am wenigsten vorhanden ist, und der
Gewinn, welcher aus dem Gebrauche eines Kraniches vorzüglich bei schweren Gegen-
ständen entsteht, ist gewiss weit grösser als der Verlust, welcher durch beschwerliche
und unzweckmässige Verwendung menschlicher Kräfte bei Handhabung so grosser Mas-
sen nothwendig eintritt; endlich kann man auch transportable Kraniche, wie wir sehen
werden, zu solchem Zwecke verwenden und auf diese Art die oftmalige neue Aufstel-
lung des Kraniches grossentheils vermeiden.

§. 81.
Fig.
7.
Tab.
79.

Die einfachste Vorrichtung zum Aus- und Einladen der Schiffe be-
steht aus einem hinlänglich starken Gerüste A B C, an welchem mittelst der Kette C E
ein Hebebaum D E F angehängt ist. An das Ende D wird der aufzuziehende Gegen-
stand abermals mittelst einer Kette befestigt, von dem Arbeiter bei F aus dem Schiffe
gehoben und nun mittelst Wendung des Hebels, indem der Arbeiter einige Schritte
gegen das Ufer geht, auf dem letztern abgelegt. Diese einfache Vorrichtung kann an
jeder Ufermauer, Hafen etc. angewendet werden, allein man kann die Waaren auf keine
bedeutende Höhe bringen, weil sonst der Hebel D F zu lang oder das Verhältniss der
Hebelsarme D E : E F beinahe gleich angenommen werden müsste, wodurch wieder
eine bedeutende Kraft zum Ausladen der Waaren erfordert wird.

Die meisten eigentlich sogenannten Kraniche bestehen aus einer Verbindung
mehrerer Räder. Die Haupttheile derselben sind ein Ständer, Spindel oder vertikal
stehender Zylinder, welcher oben und unten in eisernen Pfannen ruht oder auch bloss
an seinem untern Theile in der vertikalen Lage erhalten wird. An diesem Ständer geht
ein Balken, der Schnabel hervor, welcher der Festigkeit wegen mit einer oder mehreren
Streben unterstützt ist. Am Ende des Schnabels ist eine Rolle angebracht, worüber das
Seil oder die Kette, an der die Last hängt, geht, und sich sodann um eine Welle wickelt,
die bei kleinen Lasten unmittelbar mit einer Kurbel bewegt wird, bei grossen Lasten aber
Fig.
5
und
6.
mit einem Vorgelege versehen ist. Von dieser Konstrukzion ist der Fig. 5 und 6 darge-
stellte Kranich, welcher gewöhnlich in den englischen Steinbrüchen ge-
braucht wird. Das Räderwerk ist hierbei ganz von Eisen. Die Spindel oder Säule A B
ist 18 Fuss hoch und hat 1 Fuss im Gevierten, sie steht unten in einem gusseisernen
Zapfenlager und wird an ihrem obern Zapfen B durch zwei Streben festgehalten, welche

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[114/0150] Kranich in den englischen Steinbruchen. schwerer Gegenstände, das Einheben schwerer Steine bei Bauten u. dgl. m. gewöhnlich nur durch Menschenhände ohne Anwendung von Maschinerien verrichtet wird. In Frankreich sind zwar in allen Seehäfen Kraniche aufgestellt, allein an den Ufern der Seine in Paris sieht man täglich mehrere tausend Menschen mit dem Ein- und Ausladen der Schiffe ohne Anwendung dieser Maschinen beschäftigt. An den Ufern der Donau und der andern Flüsse in Oesterreich wird diese nützliche Maschine noch ebenfalls entbehrt, so wie man auch bei Brückenbauten Kraniche nur selten zu gebrauchen pflegt. Man bedient sich gewöhn- lich der schiefen Flächen zur Aufbringung der Quadersteine, und hält die Aufstellung eines Kraniches für zu beschwerlich, da derselbe nur für den Umkreis, so weit näm- lich sein Schnabel reicht, genügt, und dann immer wieder auf einem andern Orte auf- gestellt werden muss. Allein die Anlage schiefer Flächen fordert immer einen bedeu- tenden Raum, der gerade bei einem Brückenbaue am wenigsten vorhanden ist, und der Gewinn, welcher aus dem Gebrauche eines Kraniches vorzüglich bei schweren Gegen- ständen entsteht, ist gewiss weit grösser als der Verlust, welcher durch beschwerliche und unzweckmässige Verwendung menschlicher Kräfte bei Handhabung so grosser Mas- sen nothwendig eintritt; endlich kann man auch transportable Kraniche, wie wir sehen werden, zu solchem Zwecke verwenden und auf diese Art die oftmalige neue Aufstel- lung des Kraniches grossentheils vermeiden. §. 81. Die einfachste Vorrichtung zum Aus- und Einladen der Schiffe be- steht aus einem hinlänglich starken Gerüste A B C, an welchem mittelst der Kette C E ein Hebebaum D E F angehängt ist. An das Ende D wird der aufzuziehende Gegen- stand abermals mittelst einer Kette befestigt, von dem Arbeiter bei F aus dem Schiffe gehoben und nun mittelst Wendung des Hebels, indem der Arbeiter einige Schritte gegen das Ufer geht, auf dem letztern abgelegt. Diese einfache Vorrichtung kann an jeder Ufermauer, Hafen etc. angewendet werden, allein man kann die Waaren auf keine bedeutende Höhe bringen, weil sonst der Hebel D F zu lang oder das Verhältniss der Hebelsarme D E : E F beinahe gleich angenommen werden müsste, wodurch wieder eine bedeutende Kraft zum Ausladen der Waaren erfordert wird. Die meisten eigentlich sogenannten Kraniche bestehen aus einer Verbindung mehrerer Räder. Die Haupttheile derselben sind ein Ständer, Spindel oder vertikal stehender Zylinder, welcher oben und unten in eisernen Pfannen ruht oder auch bloss an seinem untern Theile in der vertikalen Lage erhalten wird. An diesem Ständer geht ein Balken, der Schnabel hervor, welcher der Festigkeit wegen mit einer oder mehreren Streben unterstützt ist. Am Ende des Schnabels ist eine Rolle angebracht, worüber das Seil oder die Kette, an der die Last hängt, geht, und sich sodann um eine Welle wickelt, die bei kleinen Lasten unmittelbar mit einer Kurbel bewegt wird, bei grossen Lasten aber mit einem Vorgelege versehen ist. Von dieser Konstrukzion ist der Fig. 5 und 6 darge- stellte Kranich, welcher gewöhnlich in den englischen Steinbrüchen ge- braucht wird. Das Räderwerk ist hierbei ganz von Eisen. Die Spindel oder Säule A B ist 18 Fuss hoch und hat 1 Fuss im Gevierten, sie steht unten in einem gusseisernen Zapfenlager und wird an ihrem obern Zapfen B durch zwei Streben festgehalten, welche Fig. 5 und 6.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/150>, abgerufen am 22.11.2024.