Werden schwächere Pfähle von 2 bis 4 Zoll Stärke zur Einschränkung eines Platzes in die Erde geschlagen, oder als Hauptpfähle zur Umzäumung eines Feldes aufgestellt, so werden die Ende derselben spitzig behauen, zuweilen auch zur Verhü- tung ihrer Fäulniss an der Oberfläche im Feuer verkohlt und dann im lockern Grund bloss mit hölzernen Schlägeln oder Handfäusteln bis zu einer solchen Tiefe einge- trieben, dass sie den Winden und andern Beschädigungen hinlänglichen Widerstand zu leisten vermögen. In schotterigen oder solchen Gründen, worin sich mehrere Steine vorfinden, pflegt man, besonders in dem Falle, wenn die Pfähle in ordentlichen Reihen gesetzt werden sollen, vorläufig mit einem andern Pfahle, der am untern Ende mit einem eisernen Schuhe und oben mit einem eisernen Reifen beschlagen ist, Löcher vorzuschlagen, in welche sodann die aufzustellenden Pfähle eingesetzt und mittelst Schlägel so fest als möglich eingetrieben werden. Auf gleiche Art wird das Aus- setzen der Waldblössen oder Hutweiden, die zur Waldkultur bestimmt sind, von einem Heger und einigen beigegebenen Kindern verrichtet; die letztern tragen die Setzlinge aus der Baumschule in kleinen Körben herbei, setzen sie in die, von dem vorausgehen- den Heger mit dem eisernen Setzkolben gemachten Löcher ein und füllen sogleich die leeren Räume mit Erde an. Man hat Beispiele, dass auf solche Art ein Heger mit Beihilfe einiger Kinder täglich 6000 bis 9000 Stämmchen ausgesetzt oder eine Area von 2 bis 3 Joch bepflanzt hat.
Wenn die Ufer der Flüsse durch Flechtzäume gegen weitere Angriffe gesichert wer- den sollen, pflegt man schon stärkere 3 bis 4zöllige Pfähle von mehreren Fuss Länge zu wählen und sie mit mehr Gewalt einzuschlagen. Hiezu bedient man sich der zwei- männigen Schlägel, in der Zimmermannssprache Zwiemandl genannt. Diess sindFig. 14. Tab. 82. hölzerne Rammklötze, Fig. 14, welche beiderseits mit gebogenen Armen, und oben und unten mit einem hinlänglich starken Beschläge versehen sind. Diese Arme dienen den Arbeitern als Handhaben, womit sie den Klotz ergreifen, so hoch als möglich aufheben und dann auf den Pfahl herabfallen lassen. Da diese Klötze durch blosses Heben mit den Armen nicht hoch gehoben werden können, so pflegt auch ein Arbeiter den Klotz in die Höhe zu schnellen, während ihn der andere hält und ihm bei dem Herabfallen die gehörige Richtung gibt. Man pflegt auch 3männige und selbst 4männige Schlägel an- zuwenden. Da aber ein Mensch bei anhaltender Arbeit nicht mehr als höchstens 30 Lb
Gerstner's Mechanik. Band III. 17
III. Kapitel. Schlagwerke und Pfahlrammen.
§. 92.
Werden schwächere Pfähle von 2 bis 4 Zoll Stärke zur Einschränkung eines Platzes in die Erde geschlagen, oder als Hauptpfähle zur Umzäumung eines Feldes aufgestellt, so werden die Ende derselben spitzig behauen, zuweilen auch zur Verhü- tung ihrer Fäulniss an der Oberfläche im Feuer verkohlt und dann im lockern Grund bloss mit hölzernen Schlägeln oder Handfäusteln bis zu einer solchen Tiefe einge- trieben, dass sie den Winden und andern Beschädigungen hinlänglichen Widerstand zu leisten vermögen. In schotterigen oder solchen Gründen, worin sich mehrere Steine vorfinden, pflegt man, besonders in dem Falle, wenn die Pfähle in ordentlichen Reihen gesetzt werden sollen, vorläufig mit einem andern Pfahle, der am untern Ende mit einem eisernen Schuhe und oben mit einem eisernen Reifen beschlagen ist, Löcher vorzuschlagen, in welche sodann die aufzustellenden Pfähle eingesetzt und mittelst Schlägel so fest als möglich eingetrieben werden. Auf gleiche Art wird das Aus- setzen der Waldblössen oder Hutweiden, die zur Waldkultur bestimmt sind, von einem Heger und einigen beigegebenen Kindern verrichtet; die letztern tragen die Setzlinge aus der Baumschule in kleinen Körben herbei, setzen sie in die, von dem vorausgehen- den Heger mit dem eisernen Setzkolben gemachten Löcher ein und füllen sogleich die leeren Räume mit Erde an. Man hat Beispiele, dass auf solche Art ein Heger mit Beihilfe einiger Kinder täglich 6000 bis 9000 Stämmchen ausgesetzt oder eine Area von 2 bis 3 Joch bepflanzt hat.
Wenn die Ufer der Flüsse durch Flechtzäume gegen weitere Angriffe gesichert wer- den sollen, pflegt man schon stärkere 3 bis 4zöllige Pfähle von mehreren Fuss Länge zu wählen und sie mit mehr Gewalt einzuschlagen. Hiezu bedient man sich der zwei- männigen Schlägel, in der Zimmermannssprache Zwiemandl genannt. Diess sindFig. 14. Tab. 82. hölzerne Rammklötze, Fig. 14, welche beiderseits mit gebogenen Armen, und oben und unten mit einem hinlänglich starken Beschläge versehen sind. Diese Arme dienen den Arbeitern als Handhaben, womit sie den Klotz ergreifen, so hoch als möglich aufheben und dann auf den Pfahl herabfallen lassen. Da diese Klötze durch blosses Heben mit den Armen nicht hoch gehoben werden können, so pflegt auch ein Arbeiter den Klotz in die Höhe zu schnellen, während ihn der andere hält und ihm bei dem Herabfallen die gehörige Richtung gibt. Man pflegt auch 3männige und selbst 4männige Schlägel an- zuwenden. Da aber ein Mensch bei anhaltender Arbeit nicht mehr als höchstens 30 ℔
Gerstner’s Mechanik. Band III. 17
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III. Kapitel.
Schlagwerke und Pfahlrammen.
§. 92.
Werden schwächere Pfähle von 2 bis 4 Zoll Stärke zur Einschränkung eines
Platzes in die Erde geschlagen, oder als Hauptpfähle zur Umzäumung eines Feldes
aufgestellt, so werden die Ende derselben spitzig behauen, zuweilen auch zur Verhü-
tung ihrer Fäulniss an der Oberfläche im Feuer verkohlt und dann im lockern Grund
bloss mit hölzernen Schlägeln oder Handfäusteln bis zu einer solchen Tiefe einge-
trieben, dass sie den Winden und andern Beschädigungen hinlänglichen Widerstand
zu leisten vermögen. In schotterigen oder solchen Gründen, worin sich mehrere Steine
vorfinden, pflegt man, besonders in dem Falle, wenn die Pfähle in ordentlichen Reihen
gesetzt werden sollen, vorläufig mit einem andern Pfahle, der am untern Ende mit
einem eisernen Schuhe und oben mit einem eisernen Reifen beschlagen ist, Löcher
vorzuschlagen, in welche sodann die aufzustellenden Pfähle eingesetzt und mittelst
Schlägel so fest als möglich eingetrieben werden. Auf gleiche Art wird das Aus-
setzen der Waldblössen oder Hutweiden, die zur Waldkultur bestimmt sind, von einem
Heger und einigen beigegebenen Kindern verrichtet; die letztern tragen die Setzlinge
aus der Baumschule in kleinen Körben herbei, setzen sie in die, von dem vorausgehen-
den Heger mit dem eisernen Setzkolben gemachten Löcher ein und füllen sogleich
die leeren Räume mit Erde an. Man hat Beispiele, dass auf solche Art ein Heger
mit Beihilfe einiger Kinder täglich 6000 bis 9000 Stämmchen ausgesetzt oder eine Area
von 2 bis 3 Joch bepflanzt hat.
Wenn die Ufer der Flüsse durch Flechtzäume gegen weitere Angriffe gesichert wer-
den sollen, pflegt man schon stärkere 3 bis 4zöllige Pfähle von mehreren Fuss Länge zu
wählen und sie mit mehr Gewalt einzuschlagen. Hiezu bedient man sich der zwei-
männigen Schlägel, in der Zimmermannssprache Zwiemandl genannt. Diess sind
hölzerne Rammklötze, Fig. 14, welche beiderseits mit gebogenen Armen, und oben und
unten mit einem hinlänglich starken Beschläge versehen sind. Diese Arme dienen den
Arbeitern als Handhaben, womit sie den Klotz ergreifen, so hoch als möglich aufheben
und dann auf den Pfahl herabfallen lassen. Da diese Klötze durch blosses Heben mit
den Armen nicht hoch gehoben werden können, so pflegt auch ein Arbeiter den Klotz
in die Höhe zu schnellen, während ihn der andere hält und ihm bei dem Herabfallen die
gehörige Richtung gibt. Man pflegt auch 3männige und selbst 4männige Schlägel an-
zuwenden. Da aber ein Mensch bei anhaltender Arbeit nicht mehr als höchstens 30 ℔
Fig.
14.
Tab.
82.
Gerstner’s Mechanik. Band III. 17
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/165>, abgerufen am 21.11.2024.
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