Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.Kunstramme mit Winde. wo nämlich der niedrige Wasserstand vorhanden ist, eingeschränkt; es kommt daherhäufig auf Beschleunigung der Rammarbeiten an, was allerdings bei der beschriebenen Rammaschine mit Vorgelege nicht möglich ist. Aus dieser Ursache hat selbst Herr Eytelwein in seinen praktischen Anweisungen zur Wasserbaukunst, Berlin 1808, 1tes Heft, Seite 32, die Einführung solcher Kunstrammen verworfen und für Wasserbauten nur den Gebrauch einfacher Handzugrammen, jenen ähnlich, die wir §. 95. beschrieben haben, empfohlen, obgleich die Wirkung des Schlages bei den letztern offenbar weit geringer ist, demnach auch die Pilottirung bei weitem nicht so fest ausgeführt werden kann, als es bei Anwendung einer Zugramme der Fall ist. Zur Beseitigung dieser Gebrechen kann aber eine Rammaschine angewendet werden, die jener auf der 82ten Tafel ähnlich ist. Diese Maschine, Fig. 1 bis 8, wurde bei mehreren, unter der Leitung meines Vaters aus- geführten Wasserbauten, so wie auch bei dem Baue der Leitmeritzer Brücke im Jahre 1822 angewendet. Als nämlich die alte schwerfällige Brücke bei dem Eisgange im Jahre 1814 einstürzte, fand man, dass bei derselben die Pilotten nur 5 bis höchstens 7 Fuss tief ge- schlagen waren. Der Bau einer neuen Brücke wurde später an demselben Punkte ange- ordnet, am 22. April 1822 angefangen und so rasch fortgeführt, dass die Brücke binnen 14 Monaten beendigt war. Bei diesem Baue erschien es daher für jeden Fall noth- wendig, für eine festere Pilottirung zu sorgen. Hiezu konnten die gewöhnlichen Hand- zugrammen unmöglich hinreichen, da das Flussbette mit Trümmern alter Pfeiler angefüllt war, deren Herausschaffung zu beschwerlich und zu kostbar gewesen wäre. Bei dem ge- brauchten Schlagwerke wurden jedoch gusseiserne Hoyer von 13 Zentnern Schwere verwen- det und bis auf eine Höhe von 20 Fuss aufgezogen. Die Wirkung der, solchergestalt veranlassten Schläge war so bedeutend, dass die Pfähle alle im Grundbette des Flusses befindlichen Steine zersprengten und mit ungemeiner Kraft 10 bis 12 Fuss tief in den Bo- den eindrangen, so dass mehrere seither eingetretene bedeutend hohe Wasserstände und Eisverstopfungen nicht die geringste Beschädigung des Pfahlwerkes oder Senkung der Brückenpfeiler zu bewirken vermochten. Es kann daher diese Maschine in ähnlichen Fig. 1 bis 8. Tab. 82.Fällen gewiss mit vielem Vortheile gebraucht werden. Das Schwellwerk besteht aus einer 27 Fuss langen, 10zölligen Mittellangschwelle Kunstramme mit Winde. wo nämlich der niedrige Wasserstand vorhanden ist, eingeschränkt; es kommt daherhäufig auf Beschleunigung der Rammarbeiten an, was allerdings bei der beschriebenen Rammaschine mit Vorgelege nicht möglich ist. Aus dieser Ursache hat selbst Herr Eytelwein in seinen praktischen Anweisungen zur Wasserbaukunst, Berlin 1808, 1tes Heft, Seite 32, die Einführung solcher Kunstrammen verworfen und für Wasserbauten nur den Gebrauch einfacher Handzugrammen, jenen ähnlich, die wir §. 95. beschrieben haben, empfohlen, obgleich die Wirkung des Schlages bei den letztern offenbar weit geringer ist, demnach auch die Pilottirung bei weitem nicht so fest ausgeführt werden kann, als es bei Anwendung einer Zugramme der Fall ist. Zur Beseitigung dieser Gebrechen kann aber eine Rammaschine angewendet werden, die jener auf der 82ten Tafel ähnlich ist. Diese Maschine, Fig. 1 bis 8, wurde bei mehreren, unter der Leitung meines Vaters aus- geführten Wasserbauten, so wie auch bei dem Baue der Leitmeritzer Brücke im Jahre 1822 angewendet. Als nämlich die alte schwerfällige Brücke bei dem Eisgange im Jahre 1814 einstürzte, fand man, dass bei derselben die Pilotten nur 5 bis höchstens 7 Fuss tief ge- schlagen waren. Der Bau einer neuen Brücke wurde später an demselben Punkte ange- ordnet, am 22. April 1822 angefangen und so rasch fortgeführt, dass die Brücke binnen 14 Monaten beendigt war. Bei diesem Baue erschien es daher für jeden Fall noth- wendig, für eine festere Pilottirung zu sorgen. Hiezu konnten die gewöhnlichen Hand- zugrammen unmöglich hinreichen, da das Flussbette mit Trümmern alter Pfeiler angefüllt war, deren Herausschaffung zu beschwerlich und zu kostbar gewesen wäre. Bei dem ge- brauchten Schlagwerke wurden jedoch gusseiserne Hoyer von 13 Zentnern Schwere verwen- det und bis auf eine Höhe von 20 Fuss aufgezogen. Die Wirkung der, solchergestalt veranlassten Schläge war so bedeutend, dass die Pfähle alle im Grundbette des Flusses befindlichen Steine zersprengten und mit ungemeiner Kraft 10 bis 12 Fuss tief in den Bo- den eindrangen, so dass mehrere seither eingetretene bedeutend hohe Wasserstände und Eisverstopfungen nicht die geringste Beschädigung des Pfahlwerkes oder Senkung der Brückenpfeiler zu bewirken vermochten. Es kann daher diese Maschine in ähnlichen Fig. 1 bis 8. Tab. 82.Fällen gewiss mit vielem Vortheile gebraucht werden. 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Kunstramme mit Winde.
wo nämlich der niedrige Wasserstand vorhanden ist, eingeschränkt; es kommt daher
häufig auf Beschleunigung der Rammarbeiten an, was allerdings bei der beschriebenen
Rammaschine mit Vorgelege nicht möglich ist. Aus dieser Ursache hat selbst Herr
Eytelwein in seinen praktischen Anweisungen zur Wasserbaukunst, Berlin 1808, 1tes Heft,
Seite 32, die Einführung solcher Kunstrammen verworfen und für Wasserbauten nur den
Gebrauch einfacher Handzugrammen, jenen ähnlich, die wir §. 95. beschrieben haben,
empfohlen, obgleich die Wirkung des Schlages bei den letztern offenbar weit geringer
ist, demnach auch die Pilottirung bei weitem nicht so fest ausgeführt werden kann, als
es bei Anwendung einer Zugramme der Fall ist. Zur Beseitigung dieser Gebrechen kann
aber eine Rammaschine angewendet werden, die jener auf der 82ten Tafel ähnlich ist.
Diese Maschine, Fig. 1 bis 8, wurde bei mehreren, unter der Leitung meines Vaters aus-
geführten Wasserbauten, so wie auch bei dem Baue der Leitmeritzer Brücke im Jahre 1822
angewendet. Als nämlich die alte schwerfällige Brücke bei dem Eisgange im Jahre 1814
einstürzte, fand man, dass bei derselben die Pilotten nur 5 bis höchstens 7 Fuss tief ge-
schlagen waren. Der Bau einer neuen Brücke wurde später an demselben Punkte ange-
ordnet, am 22. April 1822 angefangen und so rasch fortgeführt, dass die Brücke binnen
14 Monaten beendigt war. Bei diesem Baue erschien es daher für jeden Fall noth-
wendig, für eine festere Pilottirung zu sorgen. Hiezu konnten die gewöhnlichen Hand-
zugrammen unmöglich hinreichen, da das Flussbette mit Trümmern alter Pfeiler angefüllt
war, deren Herausschaffung zu beschwerlich und zu kostbar gewesen wäre. Bei dem ge-
brauchten Schlagwerke wurden jedoch gusseiserne Hoyer von 13 Zentnern Schwere verwen-
det und bis auf eine Höhe von 20 Fuss aufgezogen. Die Wirkung der, solchergestalt
veranlassten Schläge war so bedeutend, dass die Pfähle alle im Grundbette des Flusses
befindlichen Steine zersprengten und mit ungemeiner Kraft 10 bis 12 Fuss tief in den Bo-
den eindrangen, so dass mehrere seither eingetretene bedeutend hohe Wasserstände und
Eisverstopfungen nicht die geringste Beschädigung des Pfahlwerkes oder Senkung der
Brückenpfeiler zu bewirken vermochten. Es kann daher diese Maschine in ähnlichen
Fällen gewiss mit vielem Vortheile gebraucht werden.
Fig.
1
bis
8.
Tab.
82.
Das Schwellwerk besteht aus einer 27 Fuss langen, 10zölligen Mittellangschwelle
A B, der vordern Querschwelle C D, zwei schief mit diesen erstern verbundenen Seitenschwel-
len C B, D B, zwei zur Mittelschwelle parallelen Langschwellen E F, E' F' und aus zwei Quer-
schwellen G H, G' H', welche gleichlaufend mit C D angebracht, nur dem Breterbelege des
Fussbodens zur Unterstützung dienen. Alles Gebälke, A B ausgenommen, ist 6 Zoll im Gevier-
ten stark, von weichem Holze gezimmert und bis auf die Seitenschwellen durch Uiberplattung
mit einander verbunden. Die Mittellangschwelle A B ist von A aus auf 11 Fuss Länge
mit einer rechtwinkelig ausgehauenen Rinne versehen, in welcher sich ein 4eckiger 6zöl-
liger Balken, der Laufbalken I K ein- und ausschieben lässt. Ausser seinem eigenen
Gewichte hält den letztern an die Rinne noch ein eisernes Band nahe bei K, das sich mit
ihm zugleich verschieben lässt; ein Vorstecknagel, welcher in die korrespondirenden
Löcher des Laufbalkens und der Mittellangschwelle eingetrieben wird, sichert den Lauf-
balken in der ihm gegebenen Lage. Um die, in der Rinne verdeckten Löcher des Lauf-
balkens zu finden, sind an seiner Oberfläche kleine Kerbungen eingeschnitten.
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