V. Kapitel. Ausschöpfen des Wassers mittelst Paternosterwerken.
§. 126.
Beträgt die Tiefe, aus welcher das Wasser geschöpft werden soll, 10 bis 20 Fuss, so kann man sich des Paternosterwerkes, welches auch Scheibenkunst (Cha- pelet vertical) genannt wird, bedienen. Dasselbe wird vorzüglich in Frankreich, dann auch in Holland, weniger aber in Deutschland angewendet. Savary erzählt in seinem Werke: "Zustand des alten und neuen Egyptens in Ansehung seiner Bewohner, des Handels, des Ackerbaues, der politischen Verfassung etc. Aus dem Französischen, Wien 1799 bei A. Pichler," dass auch in Egypten an mehreren Orten Paternosterwerke zum Emporheben des Wassers aus dem Nil und den Kanälen behufs der Bewässerung der Grundstücke verwendet werden; diese Paternosterwerke betreibt man dort mit Ochsen.
Fig. 6. bis 9. Tab. 84.
Die Konstrukzion dieser Maschine ist aus Fig. 6 bis 9, Tab. 84 ersichtlich. Sie be- steht aus einer 10 bis 12 Zoll starken, auf 5 bis 6 Zoll Weite gut ausgebohrten Röhre A B von Kiefernholz, oder auch aus einem so weit ausgebohrten vierkantigen Stücke Holz A B, welches das Stand- oder Steigrohr (Tuyau montant) genannt wird. Das untere Ende desselben ist bei G etwa 1,5 Fuss weit aufgeschnitten, und wird in einen hölzernen Kasten C B eingesetzt, welcher in den Sumpf gestellt, dem zu hebenden Wasser den Zu- tritt zu dem Standrohre gestattet. Bewegen sich nun die an der Kette ohne Ende ange- brachten Scheiben oder Kolben in dem Standrohre aufwärts, so wird das Wasser von denselben gefasst, in dem senkrechten Rohre aufgezogen, und fliesst dann durch das Abflussrohr D oben auf der entgegengesetzten Seite ab. Eine jede solche Scheibe oder Kolben besteht, wie die Ansicht Fig. 8 und der Durchschnitt Fig. 9 zeigt, aus einem hölzernen konischen Klotze oder Schafte a, welcher zur Vermeidung des Zerspringens an seinem untern und obern Ende, nämlich bei b und m mit eisernen gut angetriebenen Ringen versehen wird. Auf diesen Klotz wird die Scheibe c d von 1/3 Zoll dickem, guten Leder, das vorher mit einer Mischung von Talg, Oehl und Theer getränkt wurde, hier- auf aber die eiserne Platte e f, welche beide, so wie der hölzerne Schaft mit einer glei- chen viereckigen Oeffnung versehen sind, aufgelegt. Durch diese Oeffnung wird näm- lich der eiserne Bolzen k l von der, aus der Figur ersichtlichen Form, durchgesteckt, und beiderseits mit den Kettengliedern verbunden, sodann aber mittelst des eisernen Splintes h i, welcher in die Oeffnung g eingetrieben wird, eine feste Verbindung zwi- schen dem Schafte a, der ledernen Scheibe c d und der eisernen Platte e f bewirkt.
V. Kapitel. Ausschöpfen des Wassers mittelst Paternosterwerken.
§. 126.
Beträgt die Tiefe, aus welcher das Wasser geschöpft werden soll, 10 bis 20 Fuss, so kann man sich des Paternosterwerkes, welches auch Scheibenkunst (Cha- pelet vertical) genannt wird, bedienen. Dasselbe wird vorzüglich in Frankreich, dann auch in Holland, weniger aber in Deutschland angewendet. Savary erzählt in seinem Werke: „Zustand des alten und neuen Egyptens in Ansehung seiner Bewohner, des Handels, des Ackerbaues, der politischen Verfassung etc. Aus dem Französischen, Wien 1799 bei A. Pichler,“ dass auch in Egypten an mehreren Orten Paternosterwerke zum Emporheben des Wassers aus dem Nil und den Kanälen behufs der Bewässerung der Grundstücke verwendet werden; diese Paternosterwerke betreibt man dort mit Ochsen.
Fig. 6. bis 9. Tab. 84.
Die Konstrukzion dieser Maschine ist aus Fig. 6 bis 9, Tab. 84 ersichtlich. Sie be- steht aus einer 10 bis 12 Zoll starken, auf 5 bis 6 Zoll Weite gut ausgebohrten Röhre A B von Kiefernholz, oder auch aus einem so weit ausgebohrten vierkantigen Stücke Holz A B, welches das Stand- oder Steigrohr (Tuyau montant) genannt wird. Das untere Ende desselben ist bei G etwa 1,5 Fuss weit aufgeschnitten, und wird in einen hölzernen Kasten C B eingesetzt, welcher in den Sumpf gestellt, dem zu hebenden Wasser den Zu- tritt zu dem Standrohre gestattet. Bewegen sich nun die an der Kette ohne Ende ange- brachten Scheiben oder Kolben in dem Standrohre aufwärts, so wird das Wasser von denselben gefasst, in dem senkrechten Rohre aufgezogen, und fliesst dann durch das Abflussrohr D oben auf der entgegengesetzten Seite ab. Eine jede solche Scheibe oder Kolben besteht, wie die Ansicht Fig. 8 und der Durchschnitt Fig. 9 zeigt, aus einem hölzernen konischen Klotze oder Schafte a, welcher zur Vermeidung des Zerspringens an seinem untern und obern Ende, nämlich bei b und m mit eisernen gut angetriebenen Ringen versehen wird. Auf diesen Klotz wird die Scheibe c d von ⅓ Zoll dickem, guten Leder, das vorher mit einer Mischung von Talg, Oehl und Theer getränkt wurde, hier- auf aber die eiserne Platte e f, welche beide, so wie der hölzerne Schaft mit einer glei- chen viereckigen Oeffnung versehen sind, aufgelegt. Durch diese Oeffnung wird näm- lich der eiserne Bolzen k l von der, aus der Figur ersichtlichen Form, durchgesteckt, und beiderseits mit den Kettengliedern verbunden, sodann aber mittelst des eisernen Splintes h i, welcher in die Oeffnung g eingetrieben wird, eine feste Verbindung zwi- schen dem Schafte a, der ledernen Scheibe c d und der eisernen Platte e f bewirkt.
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V. Kapitel.
Ausschöpfen des Wassers mittelst Paternosterwerken.
§. 126.
Beträgt die Tiefe, aus welcher das Wasser geschöpft werden soll, 10 bis 20 Fuss,
so kann man sich des Paternosterwerkes, welches auch Scheibenkunst (Cha-
pelet vertical) genannt wird, bedienen. Dasselbe wird vorzüglich in Frankreich, dann
auch in Holland, weniger aber in Deutschland angewendet. Savary erzählt in seinem
Werke: „Zustand des alten und neuen Egyptens in Ansehung seiner Bewohner, des
Handels, des Ackerbaues, der politischen Verfassung etc. Aus dem Französischen, Wien
1799 bei A. Pichler,“ dass auch in Egypten an mehreren Orten Paternosterwerke zum
Emporheben des Wassers aus dem Nil und den Kanälen behufs der Bewässerung der
Grundstücke verwendet werden; diese Paternosterwerke betreibt man dort mit Ochsen.
Die Konstrukzion dieser Maschine ist aus Fig. 6 bis 9, Tab. 84 ersichtlich. Sie be-
steht aus einer 10 bis 12 Zoll starken, auf 5 bis 6 Zoll Weite gut ausgebohrten Röhre A B
von Kiefernholz, oder auch aus einem so weit ausgebohrten vierkantigen Stücke Holz A B,
welches das Stand- oder Steigrohr (Tuyau montant) genannt wird. Das untere
Ende desselben ist bei G etwa 1,5 Fuss weit aufgeschnitten, und wird in einen hölzernen
Kasten C B eingesetzt, welcher in den Sumpf gestellt, dem zu hebenden Wasser den Zu-
tritt zu dem Standrohre gestattet. Bewegen sich nun die an der Kette ohne Ende ange-
brachten Scheiben oder Kolben in dem Standrohre aufwärts, so wird das Wasser von
denselben gefasst, in dem senkrechten Rohre aufgezogen, und fliesst dann durch das
Abflussrohr D oben auf der entgegengesetzten Seite ab. Eine jede solche Scheibe
oder Kolben besteht, wie die Ansicht Fig. 8 und der Durchschnitt Fig. 9 zeigt, aus einem
hölzernen konischen Klotze oder Schafte a, welcher zur Vermeidung des Zerspringens
an seinem untern und obern Ende, nämlich bei b und m mit eisernen gut angetriebenen
Ringen versehen wird. Auf diesen Klotz wird die Scheibe c d von ⅓ Zoll dickem, guten
Leder, das vorher mit einer Mischung von Talg, Oehl und Theer getränkt wurde, hier-
auf aber die eiserne Platte e f, welche beide, so wie der hölzerne Schaft mit einer glei-
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lich der eiserne Bolzen k l von der, aus der Figur ersichtlichen Form, durchgesteckt,
und beiderseits mit den Kettengliedern verbunden, sodann aber mittelst des eisernen
Splintes h i, welcher in die Oeffnung g eingetrieben wird, eine feste Verbindung zwi-
schen dem Schafte a, der ledernen Scheibe c d und der eisernen Platte e f bewirkt.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/218>, abgerufen am 24.11.2024.
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