Mit Erwägung aller dieser Umstände wird der denkende Ingenieur in den von uns aufgestellten Formeln solche Dimensionen annehmen, welche den Lokalverhältnissen ent- sprechen, und hieraus die übrigen Grössen berechnen. Es wird in einem solchen Falle immer zweckmässig seyn, zwei oder mehrere Entwürfe z. B. für die Annahme weiter oder enger Steigröhren u. dgl. zu verfassen, weil sich aus der Vorlage derselben ihre Zweck- mässigkeit am leichtesten beurtheilen, und eine entsprechende Wahl des einen oder an- dern Entwurfes am leichtesten vornehmen lässt. Jedenfalls kann man sich aus den in die- sem Kapitel berechneten Beispielen überzeugen, wie wichtig und unumgänglich nothwen- dig die ordentliche Berechnung jeder Anlage dieser Art ist; ohne derselben ist man keineswegs im Stande, den Einfluss zu beurtheilen, welchen die Abänderung einer oder der andern Dimension verursacht, indem die Durchmesser d, D und d mit verschiedenen Potenzen erscheinen. Hieraus erklärt sich aber auch, warum so viele Druckwerke, die auf das Gerathewohl angelegt wurden, den Erwartungen nicht entsprochen haben.
§. 252.
Am Schlusse dieses Kapitels wollen wir noch die vorgetragene Theorie mit dem Pra-Tab. 87. und 88. ger Neu-Mühlen-Wasserwerke vergleichen, welches auf den Tafeln No. 87 und 88 dargestellt erscheint und §. 222 bis 226 umständlich beschrieben wurde. Das neue Was- serdruckwerk, wovon hier gesprochen wird, besteht aus 4 Stiefeln, die das Wasser in eine gemeinschaftliche Steigröhre treiben; diese Steigröhre theilt sich bereits in der Nähe des Druckwerkes, wie Fig. 1, Tab. 87 zu sehen ist, und läuft in einer doppelten Röhre bis zu dem Behälter im Wasserthurme, dass Wasser fliesst also eben aus 2 Röhren aus. Die Steighöhe, oder der Höhenunterschied von der Oberfläche des Wassers im Flusse bis zur Ausflussöffnung auf dem Wasserthurme beträgt 16,5 Klafter = 99 Fuss = H; die Länge einer Steigröhre, so weit selbe nämlich zuerst horizontal und dann senkrecht im Thurme fortläuft, beträgt 81,5 Klafter, demnach l = 2 . 6 . 81,5 = 2 . 489 Fuss, der Durch- messer der Steigröhren in ihrem Lichten gemessen beträgt d = 3,5 Zoll.
Die Länge des Saugrohres ist a = 5 Fuss und der Durchmesser desselben 4,5 Zoll. Der Durchmesser der Kolbenröhren ebenfalls im Lichten gemessen D = 10 Zoll; die Hubshöhe des Kolbens nach der Bezeichnung Seite 310 beträgt b = 32 Zoll, die Höhe des schädlichen Raumes e = 2,5 Zoll. Das Gewicht eines Kolbens sammt Platte und Kol- benstange ist nach der Angabe des Herrn Boschek, welcher diese Maschine abänderte = 7,5 Zentner, und das Gewicht des Wasserrades sammt Welle und Zapfen nach der Angabe desselben = 76 Zentner, demnach kann 56,4 P = 7600 + 4 . 750 = 10600 Lb gesetzt werden. Der Halbmesser des Zapfens ist r = 4 Zoll, der Halbmesser des Wasserrades R = 11 Fuss.
Das unterschlächtige Rad dieses Druckwerkes steht in einem Gerinne, wo die Breite der Einflussöffnung an der Schütze b' = 8 Fuss misst. Das Gefälle des Wehres, an wel- chem dieses Gerinne liegt, oder der Höhenunterschied des Ober- und Unterwassers be- trägt bei dem Normalstande h = 3,5 Fuss; da die Schütze hiebei ganz aufgezogen wird, so ist nach §. 111 II. Band die in einer Sekunde einströmende Wassermenge M = 2/3 . m' . b' . h . 2
[Formel 1]
= 2/3 . 0,633 . 8 . 3,5 . 2
[Formel 2]
= 174 Kubikfuss, und die Ge- schwindigkeit, mit welcher das Wasser bei dem Rade ankommt c = 2
[Formel 3]
= 14,7 Fuss.
Berechnung des Wasserwerkes in Prag.
Mit Erwägung aller dieser Umstände wird der denkende Ingenieur in den von uns aufgestellten Formeln solche Dimensionen annehmen, welche den Lokalverhältnissen ent- sprechen, und hieraus die übrigen Grössen berechnen. Es wird in einem solchen Falle immer zweckmässig seyn, zwei oder mehrere Entwürfe z. B. für die Annahme weiter oder enger Steigröhren u. dgl. zu verfassen, weil sich aus der Vorlage derselben ihre Zweck- mässigkeit am leichtesten beurtheilen, und eine entsprechende Wahl des einen oder an- dern Entwurfes am leichtesten vornehmen lässt. Jedenfalls kann man sich aus den in die- sem Kapitel berechneten Beispielen überzeugen, wie wichtig und unumgänglich nothwen- dig die ordentliche Berechnung jeder Anlage dieser Art ist; ohne derselben ist man keineswegs im Stande, den Einfluss zu beurtheilen, welchen die Abänderung einer oder der andern Dimension verursacht, indem die Durchmesser d, D und δ mit verschiedenen Potenzen erscheinen. Hieraus erklärt sich aber auch, warum so viele Druckwerke, die auf das Gerathewohl angelegt wurden, den Erwartungen nicht entsprochen haben.
§. 252.
Am Schlusse dieses Kapitels wollen wir noch die vorgetragene Theorie mit dem Pra-Tab. 87. und 88. ger Neu-Mühlen-Wasserwerke vergleichen, welches auf den Tafeln No. 87 und 88 dargestellt erscheint und §. 222 bis 226 umständlich beschrieben wurde. Das neue Was- serdruckwerk, wovon hier gesprochen wird, besteht aus 4 Stiefeln, die das Wasser in eine gemeinschaftliche Steigröhre treiben; diese Steigröhre theilt sich bereits in der Nähe des Druckwerkes, wie Fig. 1, Tab. 87 zu sehen ist, und läuft in einer doppelten Röhre bis zu dem Behälter im Wasserthurme, dass Wasser fliesst also eben aus 2 Röhren aus. Die Steighöhe, oder der Höhenunterschied von der Oberfläche des Wassers im Flusse bis zur Ausflussöffnung auf dem Wasserthurme beträgt 16,5 Klafter = 99 Fuss = H; die Länge einer Steigröhre, so weit selbe nämlich zuerst horizontal und dann senkrecht im Thurme fortläuft, beträgt 81,5 Klafter, demnach λ = 2 . 6 . 81,5 = 2 . 489 Fuss, der Durch- messer der Steigröhren in ihrem Lichten gemessen beträgt δ = 3,5 Zoll.
Die Länge des Saugrohres ist a = 5 Fuss und der Durchmesser desselben 4,5 Zoll. Der Durchmesser der Kolbenröhren ebenfalls im Lichten gemessen D = 10 Zoll; die Hubshöhe des Kolbens nach der Bezeichnung Seite 310 beträgt b = 32 Zoll, die Höhe des schädlichen Raumes e = 2,5 Zoll. Das Gewicht eines Kolbens sammt Platte und Kol- benstange ist nach der Angabe des Herrn Boschek, welcher diese Maschine abänderte = 7,5 Zentner, und das Gewicht des Wasserrades sammt Welle und Zapfen nach der Angabe desselben = 76 Zentner, demnach kann 56,4 P = 7600 + 4 . 750 = 10600 ℔ gesetzt werden. Der Halbmesser des Zapfens ist r = 4 Zoll, der Halbmesser des Wasserrades R = 11 Fuss.
Das unterschlächtige Rad dieses Druckwerkes steht in einem Gerinne, wo die Breite der Einflussöffnung an der Schütze b' = 8 Fuss misst. Das Gefälle des Wehres, an wel- chem dieses Gerinne liegt, oder der Höhenunterschied des Ober- und Unterwassers be- trägt bei dem Normalstande h = 3,5 Fuss; da die Schütze hiebei ganz aufgezogen wird, so ist nach §. 111 II. Band die in einer Sekunde einströmende Wassermenge M = ⅔ . m' . b' . h . 2
[Formel 1]
= ⅔ . 0,633 . 8 . 3,5 . 2
[Formel 2]
= 174 Kubikfuss, und die Ge- schwindigkeit, mit welcher das Wasser bei dem Rade ankommt c = 2
[Formel 3]
= 14,7 Fuss.
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Berechnung des Wasserwerkes in Prag.
Mit Erwägung aller dieser Umstände wird der denkende Ingenieur in den von uns
aufgestellten Formeln solche Dimensionen annehmen, welche den Lokalverhältnissen ent-
sprechen, und hieraus die übrigen Grössen berechnen. Es wird in einem solchen Falle
immer zweckmässig seyn, zwei oder mehrere Entwürfe z. B. für die Annahme weiter oder
enger Steigröhren u. dgl. zu verfassen, weil sich aus der Vorlage derselben ihre Zweck-
mässigkeit am leichtesten beurtheilen, und eine entsprechende Wahl des einen oder an-
dern Entwurfes am leichtesten vornehmen lässt. Jedenfalls kann man sich aus den in die-
sem Kapitel berechneten Beispielen überzeugen, wie wichtig und unumgänglich nothwen-
dig die ordentliche Berechnung jeder Anlage dieser Art ist; ohne derselben ist man
keineswegs im Stande, den Einfluss zu beurtheilen, welchen die Abänderung einer oder
der andern Dimension verursacht, indem die Durchmesser d, D und δ mit verschiedenen
Potenzen erscheinen. Hieraus erklärt sich aber auch, warum so viele Druckwerke, die
auf das Gerathewohl angelegt wurden, den Erwartungen nicht entsprochen haben.
§. 252.
Am Schlusse dieses Kapitels wollen wir noch die vorgetragene Theorie mit dem Pra-
ger Neu-Mühlen-Wasserwerke vergleichen, welches auf den Tafeln No. 87 und
88 dargestellt erscheint und §. 222 bis 226 umständlich beschrieben wurde. Das neue Was-
serdruckwerk, wovon hier gesprochen wird, besteht aus 4 Stiefeln, die das Wasser in
eine gemeinschaftliche Steigröhre treiben; diese Steigröhre theilt sich bereits in der Nähe
des Druckwerkes, wie Fig. 1, Tab. 87 zu sehen ist, und läuft in einer doppelten
Röhre bis zu dem Behälter im Wasserthurme, dass Wasser fliesst also eben aus 2 Röhren
aus. Die Steighöhe, oder der Höhenunterschied von der Oberfläche des Wassers im Flusse
bis zur Ausflussöffnung auf dem Wasserthurme beträgt 16,5 Klafter = 99 Fuss = H; die
Länge einer Steigröhre, so weit selbe nämlich zuerst horizontal und dann senkrecht im
Thurme fortläuft, beträgt 81,5 Klafter, demnach λ = 2 . 6 . 81,5 = 2 . 489 Fuss, der Durch-
messer der Steigröhren in ihrem Lichten gemessen beträgt δ = 3,5 Zoll.
Tab.
87.
und
88.
Die Länge des Saugrohres ist a = 5 Fuss und der Durchmesser desselben 4,5 Zoll.
Der Durchmesser der Kolbenröhren ebenfalls im Lichten gemessen D = 10 Zoll; die
Hubshöhe des Kolbens nach der Bezeichnung Seite 310 beträgt b = 32 Zoll, die Höhe
des schädlichen Raumes e = 2,5 Zoll. Das Gewicht eines Kolbens sammt Platte und Kol-
benstange ist nach der Angabe des Herrn Boschek, welcher diese Maschine abänderte
= 7,5 Zentner, und das Gewicht des Wasserrades sammt Welle und Zapfen nach der
Angabe desselben = 76 Zentner, demnach kann 56,4 P = 7600 + 4 . 750 = 10600 ℔ gesetzt
werden. Der Halbmesser des Zapfens ist r = 4 Zoll, der Halbmesser des Wasserrades
R = 11 Fuss.
Das unterschlächtige Rad dieses Druckwerkes steht in einem Gerinne, wo die Breite
der Einflussöffnung an der Schütze b' = 8 Fuss misst. Das Gefälle des Wehres, an wel-
chem dieses Gerinne liegt, oder der Höhenunterschied des Ober- und Unterwassers be-
trägt bei dem Normalstande h = 3,5 Fuss; da die Schütze hiebei ganz aufgezogen
wird, so ist nach §. 111 II. Band die in einer Sekunde einströmende Wassermenge
M = ⅔ . m' . b' . h . 2 [FORMEL] = ⅔ . 0,633 . 8 . 3,5 . 2 [FORMEL] = 174 Kubikfuss, und die Ge-
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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