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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Kolben, Kraftquadrant.
grünem oder nassem Buchen- oder anderm harten Holze; diess wird in der Mitte aufFig.
6.
Tab.
89.

51/2 Zoll und zu beiden Seiten auf 6 1/6 Zoll abgedreht; es bleiben daher an dem mittlern
Theile beinahe 11/2 Zoll für die Liederung. Man näht nun ein starkes Sohlenleder ff' auf
41/2 Zoll Länge röhrenförmig, doch etwas konisch zusammen, zieht es auf den Kolben
von unten auf, und nagelt es an seinem konischen oder kleinern Durchmesser sehr ge-
nau an die eingedrehte Vertiefung des Kolbens bei f an. Da nun diess Leder unten bei
f' etwas geöffnet bleibt, so dringt das Einfallwasser hinein, drückt es an die Wände des
Treibzylinders und bewirkt auf diese Art einen ganz genauen Schluss. Den in Kreuth
gemachten Erfahrungen zu Folge dauern solche Kolben, wenn sie sehr genau verfertigt
werden, und wenn gut geschmiert wird, mehrere Jahre lang.

Man schmiert hier den Treibzylinder täglich wenigstens einmal und die Wendungs-
pipen zwei bis dreimal ein. Zu diesem Behufe wird Baumöhl mit Schmeer gesotten und
die flüssige Masse durch ein Sieb gelassen, damit die im Schmeere enthaltenen Fäden
zurückbleiben. Mit dieser Schmiere, welche die Konsistenz des Schweinschmalzes hat,
werden die Treibzylinder und Wendungspipen der Wassersäulenmaschinen in Kreuth ein-
geschmiert.

Es leuchtet übrigens von selbst ein, dass die Reibung während dem Hinaufgehen
des Kolbens weit bedeutender, als bei seinem Niedergange seyn müsse, weil im letztern
Falle, so wie das Einfallwasser abgesperrt wird, sogleich der bedeutende Druck des
Kolbenleders gegen die Wände des Treibzylinders aufhört.

§. 263.

Wird die Regulirungspipe geöffnet, und befindet sich eine oder die andere Wendungs-
pipe in einer Stellung, dass das Einfallwasser in den zunächststehenden Treibzylinder ein-
strömen kann, so wird der Kolben des letztern durch den bedeutenden Druck der Was-
sersäule von 43 Klafter seiger in die Höhe getrieben; zu gleicher Zeit fliesst aber das
Wasser aus dem andern Treibzylinder durch die zweite Wendungspipe, welche gegen
die erstere unter rechtem Winkel gedreht ist, in das Abfallrohr ab.

Ueber der eisernen Kolbenstange ist eine hölzerne Hubstange von 6 1/3 ZollTab.
89.
und
90.

Breite und 71/2 Zoll Stärke aufgesteckt und mittelst Uhrketten auf die Art mit dem Kraft-
quadranten
verbunden, wie aus der Seitenansicht Fig. 1, Tab. 89 und vordern Ansicht
Fig. 4, Tab. 90 ersichtlich ist. Am obern und untern Ende jeder Hubstange ist eine eiserne
Platte Fig. 3 bis 5, Tab. 89 festgemacht, an deren obern Ende A und dann an dem Ende A'
der eisernen Spange des Kraftquadranten die zwei Uhrketten, welche die Hubstange um-
fassen, mittelst Schraubenmuttern gehörig angezogen werden. Zu diesem Zwecke ist das
oberste und unterste Glied der Uhrkette mit einem Schraubengewinde versehen, während
die andern Glieder bloss aus flachen, an ihren Enden durchgebohrten, schmiedeisernen
Schienen bestehen, die mittelst eiserner, abgedrehter Nägel und einer vorgesteckten
eisernen Schleuder verbunden werden. Da aber die hölzerne Hubstange mittelst der Bewe-
gung des Kolbens bloss senkrecht aufsteigt, während sie zu gleicher Zeit mittelst der
zwei Uhrketten den Kraftquadranten bewegt, so wäre zu befürchten, dass sie bei
ihrem Zurückgehen zu schnell hinabsinken und zu heftige Stösse bewirken möchte. Es ist
demnach zu jeder Seite derselben noch eine zweite ordinäre Kette mit ovalen Gliedern

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Kolben, Kraftquadrant.
grünem oder nassem Buchen- oder anderm harten Holze; diess wird in der Mitte aufFig.
6.
Tab.
89.

5½ Zoll und zu beiden Seiten auf 6⅙ Zoll abgedreht; es bleiben daher an dem mittlern
Theile beinahe 1½ Zoll für die Liederung. Man näht nun ein starkes Sohlenleder ff' auf
4½ Zoll Länge röhrenförmig, doch etwas konisch zusammen, zieht es auf den Kolben
von unten auf, und nagelt es an seinem konischen oder kleinern Durchmesser sehr ge-
nau an die eingedrehte Vertiefung des Kolbens bei f an. Da nun diess Leder unten bei
f' etwas geöffnet bleibt, so dringt das Einfallwasser hinein, drückt es an die Wände des
Treibzylinders und bewirkt auf diese Art einen ganz genauen Schluss. Den in Kreuth
gemachten Erfahrungen zu Folge dauern solche Kolben, wenn sie sehr genau verfertigt
werden, und wenn gut geschmiert wird, mehrere Jahre lang.

Man schmiert hier den Treibzylinder täglich wenigstens einmal und die Wendungs-
pipen zwei bis dreimal ein. Zu diesem Behufe wird Baumöhl mit Schmeer gesotten und
die flüssige Masse durch ein Sieb gelassen, damit die im Schmeere enthaltenen Fäden
zurückbleiben. Mit dieser Schmiere, welche die Konsistenz des Schweinschmalzes hat,
werden die Treibzylinder und Wendungspipen der Wassersäulenmaschinen in Kreuth ein-
geschmiert.

Es leuchtet übrigens von selbst ein, dass die Reibung während dem Hinaufgehen
des Kolbens weit bedeutender, als bei seinem Niedergange seyn müsse, weil im letztern
Falle, so wie das Einfallwasser abgesperrt wird, sogleich der bedeutende Druck des
Kolbenleders gegen die Wände des Treibzylinders aufhört.

§. 263.

Wird die Regulirungspipe geöffnet, und befindet sich eine oder die andere Wendungs-
pipe in einer Stellung, dass das Einfallwasser in den zunächststehenden Treibzylinder ein-
strömen kann, so wird der Kolben des letztern durch den bedeutenden Druck der Was-
sersäule von 43 Klafter seiger in die Höhe getrieben; zu gleicher Zeit fliesst aber das
Wasser aus dem andern Treibzylinder durch die zweite Wendungspipe, welche gegen
die erstere unter rechtem Winkel gedreht ist, in das Abfallrohr ab.

Ueber der eisernen Kolbenstange ist eine hölzerne Hubstange von 6⅓ ZollTab.
89.
und
90.

Breite und 7½ Zoll Stärke aufgesteckt und mittelst Uhrketten auf die Art mit dem Kraft-
quadranten
verbunden, wie aus der Seitenansicht Fig. 1, Tab. 89 und vordern Ansicht
Fig. 4, Tab. 90 ersichtlich ist. Am obern und untern Ende jeder Hubstange ist eine eiserne
Platte Fig. 3 bis 5, Tab. 89 festgemacht, an deren obern Ende A und dann an dem Ende A'
der eisernen Spange des Kraftquadranten die zwei Uhrketten, welche die Hubstange um-
fassen, mittelst Schraubenmuttern gehörig angezogen werden. Zu diesem Zwecke ist das
oberste und unterste Glied der Uhrkette mit einem Schraubengewinde versehen, während
die andern Glieder bloss aus flachen, an ihren Enden durchgebohrten, schmiedeisernen
Schienen bestehen, die mittelst eiserner, abgedrehter Nägel und einer vorgesteckten
eisernen Schleuder verbunden werden. Da aber die hölzerne Hubstange mittelst der Bewe-
gung des Kolbens bloss senkrecht aufsteigt, während sie zu gleicher Zeit mittelst der
zwei Uhrketten den Kraftquadranten bewegt, so wäre zu befürchten, dass sie bei
ihrem Zurückgehen zu schnell hinabsinken und zu heftige Stösse bewirken möchte. Es ist
demnach zu jeder Seite derselben noch eine zweite ordinäre Kette mit ovalen Gliedern

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[363/0399] Kolben, Kraftquadrant. grünem oder nassem Buchen- oder anderm harten Holze; diess wird in der Mitte auf 5½ Zoll und zu beiden Seiten auf 6⅙ Zoll abgedreht; es bleiben daher an dem mittlern Theile beinahe 1½ Zoll für die Liederung. Man näht nun ein starkes Sohlenleder ff' auf 4½ Zoll Länge röhrenförmig, doch etwas konisch zusammen, zieht es auf den Kolben von unten auf, und nagelt es an seinem konischen oder kleinern Durchmesser sehr ge- nau an die eingedrehte Vertiefung des Kolbens bei f an. Da nun diess Leder unten bei f' etwas geöffnet bleibt, so dringt das Einfallwasser hinein, drückt es an die Wände des Treibzylinders und bewirkt auf diese Art einen ganz genauen Schluss. Den in Kreuth gemachten Erfahrungen zu Folge dauern solche Kolben, wenn sie sehr genau verfertigt werden, und wenn gut geschmiert wird, mehrere Jahre lang. Fig. 6. Tab. 89. Man schmiert hier den Treibzylinder täglich wenigstens einmal und die Wendungs- pipen zwei bis dreimal ein. Zu diesem Behufe wird Baumöhl mit Schmeer gesotten und die flüssige Masse durch ein Sieb gelassen, damit die im Schmeere enthaltenen Fäden zurückbleiben. Mit dieser Schmiere, welche die Konsistenz des Schweinschmalzes hat, werden die Treibzylinder und Wendungspipen der Wassersäulenmaschinen in Kreuth ein- geschmiert. Es leuchtet übrigens von selbst ein, dass die Reibung während dem Hinaufgehen des Kolbens weit bedeutender, als bei seinem Niedergange seyn müsse, weil im letztern Falle, so wie das Einfallwasser abgesperrt wird, sogleich der bedeutende Druck des Kolbenleders gegen die Wände des Treibzylinders aufhört. §. 263. Wird die Regulirungspipe geöffnet, und befindet sich eine oder die andere Wendungs- pipe in einer Stellung, dass das Einfallwasser in den zunächststehenden Treibzylinder ein- strömen kann, so wird der Kolben des letztern durch den bedeutenden Druck der Was- sersäule von 43 Klafter seiger in die Höhe getrieben; zu gleicher Zeit fliesst aber das Wasser aus dem andern Treibzylinder durch die zweite Wendungspipe, welche gegen die erstere unter rechtem Winkel gedreht ist, in das Abfallrohr ab. Ueber der eisernen Kolbenstange ist eine hölzerne Hubstange von 6⅓ Zoll Breite und 7½ Zoll Stärke aufgesteckt und mittelst Uhrketten auf die Art mit dem Kraft- quadranten verbunden, wie aus der Seitenansicht Fig. 1, Tab. 89 und vordern Ansicht Fig. 4, Tab. 90 ersichtlich ist. Am obern und untern Ende jeder Hubstange ist eine eiserne Platte Fig. 3 bis 5, Tab. 89 festgemacht, an deren obern Ende A und dann an dem Ende A' der eisernen Spange des Kraftquadranten die zwei Uhrketten, welche die Hubstange um- fassen, mittelst Schraubenmuttern gehörig angezogen werden. Zu diesem Zwecke ist das oberste und unterste Glied der Uhrkette mit einem Schraubengewinde versehen, während die andern Glieder bloss aus flachen, an ihren Enden durchgebohrten, schmiedeisernen Schienen bestehen, die mittelst eiserner, abgedrehter Nägel und einer vorgesteckten eisernen Schleuder verbunden werden. Da aber die hölzerne Hubstange mittelst der Bewe- gung des Kolbens bloss senkrecht aufsteigt, während sie zu gleicher Zeit mittelst der zwei Uhrketten den Kraftquadranten bewegt, so wäre zu befürchten, dass sie bei ihrem Zurückgehen zu schnell hinabsinken und zu heftige Stösse bewirken möchte. Es ist demnach zu jeder Seite derselben noch eine zweite ordinäre Kette mit ovalen Gliedern Tab. 89. und 90. 46*

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/399>, abgerufen am 22.11.2024.