Werden die in der vorstehenden Tabelle berechneten Differenzen zwischen dem Be- wegungsmomente der Kraft und jenem der Last mit der wirklichen Grösse dieser Momente verglichen, so zeigt sich ein unbedeutender Unterschied. Die Maschine macht gewöhn- lich 3 bis 4 Doppelhübe in der Minute; im ersten Falle ist das Bewegungsmoment der Kraft = 17759, und jenes der Last = 17634, folglich das Kraftmoment um 125 oder um den 142ten Theil grösser, als das Lastmoment. Macht aber die Maschine 4 Doppelhübe in der Minute, so ist das Kraftmoment = 18479 und das Lastmoment = 18786, folglich das Kraft- moment um 307 oder um den 60ten Theil kleiner als das Lastmoment. Beide Unterschiede sind so unbedeutend, dass man allerdings mit dieser Uebereinstimmung zwischen Theorie und Erfahrung zufrieden seyn könnte.
Betrachten wir jedoch die Gleichungen im vorigen §. woraus das Kraft- und Lastmo- ment abgeleitet wurde, näher, so zeigt sich, dass nebst der hydrostatischen Höhe vorzüg- lich jene Widerstandshöhe, welche durch die Kolbenreibung entsteht, von Bedeutung sey, da die andern Widerstandshöhen verhältnissmässig nur gering sind. So ist in dem Falle, wenn 3 Doppelhübe in der Minute gemacht werden, die hydrostatische Höhe des Einfall- wassers = 260,79 Fuss und die Höhe des Reibungswiderstandes am Treibkolben = 29,54 Fuss, wogegen alle andern Widerstände nur 3,72 Fuss betragen. Bei der Last ist die hydro- statische Druckhöhe = 435 Fuss, die Höhe des Reibungswiderstandes an dem Kolben der Druckstiefel = 68,90 Fuss und alle andern Widerstandshöhen nur = 0,36 Fuss. Es ist also die Kolbenreibung der bei weitem grösste Widerstand, und so lange nicht durch genaue Versuche nachgewiesen ist, wie viel dieselbe beträgt, so lange wird man auch aus sol- chen Vergleichungen, wie die eben angeführten, die Richtigkeit der Theorie genügend zu erweisen nicht im Stande seyn.
§. 298.
Das Verhältniss des Kraftaufwandes zum Effekte erscheint in der obigen Tabelle für alle vier Versuche beinahe gleich, doch ist es bei dem mittlern Gange der Maschine etwas grösser. Diess führt uns zu einer sehr wichtigen Betrachtung, welche bei der vorgetragenen Theorie, um nicht allzu weitläufige Formeln zu erhalten, nicht berücksichtiget wurde.
Vergleichung der Versuche mit der Theorie.
[Tabelle]
§. 297.
Werden die in der vorstehenden Tabelle berechneten Differenzen zwischen dem Be- wegungsmomente der Kraft und jenem der Last mit der wirklichen Grösse dieser Momente verglichen, so zeigt sich ein unbedeutender Unterschied. Die Maschine macht gewöhn- lich 3 bis 4 Doppelhübe in der Minute; im ersten Falle ist das Bewegungsmoment der Kraft = 17759, und jenes der Last = 17634, folglich das Kraftmoment um 125 oder um den 142ten Theil grösser, als das Lastmoment. Macht aber die Maschine 4 Doppelhübe in der Minute, so ist das Kraftmoment = 18479 und das Lastmoment = 18786, folglich das Kraft- moment um 307 oder um den 60ten Theil kleiner als das Lastmoment. Beide Unterschiede sind so unbedeutend, dass man allerdings mit dieser Uebereinstimmung zwischen Theorie und Erfahrung zufrieden seyn könnte.
Betrachten wir jedoch die Gleichungen im vorigen §. woraus das Kraft- und Lastmo- ment abgeleitet wurde, näher, so zeigt sich, dass nebst der hydrostatischen Höhe vorzüg- lich jene Widerstandshöhe, welche durch die Kolbenreibung entsteht, von Bedeutung sey, da die andern Widerstandshöhen verhältnissmässig nur gering sind. So ist in dem Falle, wenn 3 Doppelhübe in der Minute gemacht werden, die hydrostatische Höhe des Einfall- wassers = 260,79 Fuss und die Höhe des Reibungswiderstandes am Treibkolben = 29,54 Fuss, wogegen alle andern Widerstände nur 3,72 Fuss betragen. Bei der Last ist die hydro- statische Druckhöhe = 435 Fuss, die Höhe des Reibungswiderstandes an dem Kolben der Druckstiefel = 68,90 Fuss und alle andern Widerstandshöhen nur = 0,36 Fuss. Es ist also die Kolbenreibung der bei weitem grösste Widerstand, und so lange nicht durch genaue Versuche nachgewiesen ist, wie viel dieselbe beträgt, so lange wird man auch aus sol- chen Vergleichungen, wie die eben angeführten, die Richtigkeit der Theorie genügend zu erweisen nicht im Stande seyn.
§. 298.
Das Verhältniss des Kraftaufwandes zum Effekte erscheint in der obigen Tabelle für alle vier Versuche beinahe gleich, doch ist es bei dem mittlern Gange der Maschine etwas grösser. Diess führt uns zu einer sehr wichtigen Betrachtung, welche bei der vorgetragenen Theorie, um nicht allzu weitläufige Formeln zu erhalten, nicht berücksichtiget wurde.
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Vergleichung der Versuche mit der Theorie.
§. 297.
Werden die in der vorstehenden Tabelle berechneten Differenzen zwischen dem Be-
wegungsmomente der Kraft und jenem der Last mit der wirklichen Grösse dieser Momente
verglichen, so zeigt sich ein unbedeutender Unterschied. Die Maschine macht gewöhn-
lich 3 bis 4 Doppelhübe in der Minute; im ersten Falle ist das Bewegungsmoment der
Kraft = 17759, und jenes der Last = 17634, folglich das Kraftmoment um 125 oder um den
142ten Theil grösser, als das Lastmoment. Macht aber die Maschine 4 Doppelhübe in der
Minute, so ist das Kraftmoment = 18479 und das Lastmoment = 18786, folglich das Kraft-
moment um 307 oder um den 60ten Theil kleiner als das Lastmoment. Beide Unterschiede
sind so unbedeutend, dass man allerdings mit dieser Uebereinstimmung zwischen Theorie
und Erfahrung zufrieden seyn könnte.
Betrachten wir jedoch die Gleichungen im vorigen §. woraus das Kraft- und Lastmo-
ment abgeleitet wurde, näher, so zeigt sich, dass nebst der hydrostatischen Höhe vorzüg-
lich jene Widerstandshöhe, welche durch die Kolbenreibung entsteht, von Bedeutung sey,
da die andern Widerstandshöhen verhältnissmässig nur gering sind. So ist in dem Falle,
wenn 3 Doppelhübe in der Minute gemacht werden, die hydrostatische Höhe des Einfall-
wassers = 260,79 Fuss und die Höhe des Reibungswiderstandes am Treibkolben = 29,54
Fuss, wogegen alle andern Widerstände nur 3,72 Fuss betragen. Bei der Last ist die hydro-
statische Druckhöhe = 435 Fuss, die Höhe des Reibungswiderstandes an dem Kolben der
Druckstiefel = 68,90 Fuss und alle andern Widerstandshöhen nur = 0,36 Fuss. Es ist also
die Kolbenreibung der bei weitem grösste Widerstand, und so lange nicht durch genaue
Versuche nachgewiesen ist, wie viel dieselbe beträgt, so lange wird man auch aus sol-
chen Vergleichungen, wie die eben angeführten, die Richtigkeit der Theorie genügend zu
erweisen nicht im Stande seyn.
§. 298.
Das Verhältniss des Kraftaufwandes zum Effekte erscheint in der
obigen Tabelle für alle vier Versuche beinahe gleich, doch ist es bei dem mittlern
Gange der Maschine etwas grösser. Diess führt uns zu einer sehr wichtigen Betrachtung,
welche bei der vorgetragenen Theorie, um nicht allzu weitläufige Formeln zu erhalten,
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/454>, abgerufen am 22.11.2024.
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