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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Historische Daten.
Texte *) beigefügt, woraus man die bedeutende Grösse und Wichtigkeit dieser schönen
Besitzung kennen lernt.

*) Den zahlreichen Verehrern des hohen fürstlich Fürstenberg'schen Hauses wird es angenehm seyn,
einige historische Daten über die Herrschaft Pürglitz zu erhalten. Die feste Burg Pürglitz wurde
im Jahre 1110 von dem böhmischen Herzoge Wladislaw I. gebaut und kam nachher in die Hände der
Tempelherrn. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts war ihr Besitzer der berühmte Zagicz oder Hase von
Hasenburg und Waldek, der Erzieher des um sein Vaterland so sehr verdienten Königs Wenzel
und nachherigen Kaiser Karls IV. Als im Jahre 1310 der grösste Theil der Stadt Prag sammt der
k. Burg abbrannte, wohnte die Königin Elisabeth mit diesem jungen Prinzen und mit ihren zwei äl-
tern Töchtern durch fünf Monathe zu Pürglitz. Wenzel wurde nachher am französischen Hofe er-
zogen, wo er den Namen Karl erhielt, und mit Margarethen, einer Nichte des französischen Königs
Ludwig des Schönen vermählt wurde. Nach seiner Zurückkunft im Jahre 1333 war die k. Burg zu
Prag noch nicht erbaut, seiner Gemahlin wurde sonach die Burg Pürglitz zu ihrem Aufenthalte
eingeräumt, wo sie auch 2 Jahre verweilte.
König Wenzel IV., mit dem Beinahmen der Faule, wurde zu Pürglitz erzogen und auch wäh-
rend seiner Regierung besuchte er die Herrschaft und Burg Pürglitz noch alle Jahre einigemal, vor-
züglich wegen der Jagd. Im Jahre 1420 bei dem Ausbruche des Taboriten-Krieges kamen die vor-
züglichsten Schätze und Kostbarkeiten des böhmischen Adels, wie auch die k. Landtafel nach Pürg-
litz
in Verwahrung, aber noch in demselben Jahre brach eine Feuersbrunst aus, wo diese Kostbar-
keiten in Rauch aufgingen und nur die k. Landtafel gerettet wurde. König Wladislaw II. flüchtete
zweimal nach Pürglitz, das erste Mal im Jahre 1473 vor der zu Prag ausgebrochenen Pest, das
zweite Mal im Jahre 1478 vor den Utraquisten. Die Burg Pürglitz hatte mehrere feindliche Einfälle
auszuhalten, und diente überdiess als Staatsgefängniss.
In diesen ältern Zeiten wurde die Herrschaft vorzüglich nur der Jagd wegen geschätzt, die
Mayerhöfe waren unbedeutend, das Holz in den grossen Waldungen hatte keinen Werth, und das
kleine Eisenwerk zu Althütten konnte keinen grossen Ertrag geben. Kaiser Ferdinand I. verpach-
tete daher im Jahre 1532 diese ganze Herrschaft an Peter Holy von Chrost auf 6 Jahre gegen einen
jährlichen Zins von 600 Schock böhmischer Groschen, welches nach unserem Gelde höchstens 9000
Gulden beträgt. Bei Ausgang dieser Pachtung wurde die Herrschaft an Georg Popel von Lobkowitz,
und dann im 17. Jahrhundert an das Haus Schwarzenberg pfandweise überlassen. Unter der be-
kannten guten Administrazion dieser beiden Häuser wurde viele Kultur in Pürglitz eingeführt, und
der Ertrag stieg bedeutend. Der Krieg mit den Türken veranlasste Kaiser Leopold I. im Jahre 1691
die Herrschaft zum Verkaufe zu biethen, und sie an Ernst Grafen von Waldstein, welcher die
besten Bedingnisse anboth, gegen die Summe von 400,000 Gulden zu verkaufen. Dieser Besitzer ver-
grösserte nach einigen Jahren die Herrschaft, indem er das Gut Nischburg für 30,000 Gulden vom
Fürsten Ferdinand von Schwarzenberg ankaufte. Da sich der k. k. Hof bei dem Verkaufe der Herr-
schaft Pürglitz das Wiederankaufsrecht vorbehalten hatte, so wurde dieses Recht im Jahre 1734 von
Maria Anna Fürstin von Fürstenberg, gebornen Gräfin von Waldstein gegen noch erlegte 200,000
Gulden abgelöst. Dieselbe Fürstin kaufte noch mehrere anliegende Güter, nämlich das Lehngut
Wssetat, das Gut Podmokl und Skrziwan, welche zusammen der Herrschaft Pürglitz einverleibt,
und nach ihrem Tode sammt den im Bunzlauer-Kreise liegenden Herrschaften Daubrawitz und
Lauczin dem Fürsten Karl Egon von Fürstenberg als Erbtheil zufielen.
Dieser um den Staat, die Künste und Wissenschaften so sehr verdiente Fürst, welcher lange
Zeit die Stelle eines Obersten Burggrafen im Königreiche Böhmen begleitete, war auch in Hinsicht
seiner Kenntnisse der Landwirthschaft und deren Vervollkommnung ein Muster seiner Zeit; diesem
grossen Manne verdankt die Herrschaft und vorzüglich die Eisenwerke deren erste Emporbringung. Er
liess einen Hauptstollen in dem Berge Krussna Hora, wo das Erz gewonnen wurde, anlegen, und
mehrere für jene Zeit grosse Bauten bei den Hüttenwerken ausführen. Hiebei ging der Fürst immer

Historische Daten.
Texte *) beigefügt, woraus man die bedeutende Grösse und Wichtigkeit dieser schönen
Besitzung kennen lernt.

*) Den zahlreichen Verehrern des hohen fürstlich Fürstenberg’schen Hauses wird es angenehm seyn,
einige historische Daten über die Herrschaft Pürglitz zu erhalten. Die feste Burg Pürglitz wurde
im Jahre 1110 von dem böhmischen Herzoge Wladislaw I. gebaut und kam nachher in die Hände der
Tempelherrn. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts war ihr Besitzer der berühmte Zagicz oder Hase von
Hasenburg und Waldek, der Erzieher des um sein Vaterland so sehr verdienten Königs Wenzel
und nachherigen Kaiser Karls IV. Als im Jahre 1310 der grösste Theil der Stadt Prag sammt der
k. Burg abbrannte, wohnte die Königin Elisabeth mit diesem jungen Prinzen und mit ihren zwei äl-
tern Töchtern durch fünf Monathe zu Pürglitz. Wenzel wurde nachher am französischen Hofe er-
zogen, wo er den Namen Karl erhielt, und mit Margarethen, einer Nichte des französischen Königs
Ludwig des Schönen vermählt wurde. Nach seiner Zurückkunft im Jahre 1333 war die k. Burg zu
Prag noch nicht erbaut, seiner Gemahlin wurde sonach die Burg Pürglitz zu ihrem Aufenthalte
eingeräumt, wo sie auch 2 Jahre verweilte.
König Wenzel IV., mit dem Beinahmen der Faule, wurde zu Pürglitz erzogen und auch wäh-
rend seiner Regierung besuchte er die Herrschaft und Burg Pürglitz noch alle Jahre einigemal, vor-
züglich wegen der Jagd. Im Jahre 1420 bei dem Ausbruche des Taboriten-Krieges kamen die vor-
züglichsten Schätze und Kostbarkeiten des böhmischen Adels, wie auch die k. Landtafel nach Pürg-
litz
in Verwahrung, aber noch in demselben Jahre brach eine Feuersbrunst aus, wo diese Kostbar-
keiten in Rauch aufgingen und nur die k. Landtafel gerettet wurde. König Wladislaw II. flüchtete
zweimal nach Pürglitz, das erste Mal im Jahre 1473 vor der zu Prag ausgebrochenen Pest, das
zweite Mal im Jahre 1478 vor den Utraquisten. Die Burg Pürglitz hatte mehrere feindliche Einfälle
auszuhalten, und diente überdiess als Staatsgefängniss.
In diesen ältern Zeiten wurde die Herrschaft vorzüglich nur der Jagd wegen geschätzt, die
Mayerhöfe waren unbedeutend, das Holz in den grossen Waldungen hatte keinen Werth, und das
kleine Eisenwerk zu Althütten konnte keinen grossen Ertrag geben. Kaiser Ferdinand I. verpach-
tete daher im Jahre 1532 diese ganze Herrschaft an Peter Holy von Chrost auf 6 Jahre gegen einen
jährlichen Zins von 600 Schock böhmischer Groschen, welches nach unserem Gelde höchstens 9000
Gulden beträgt. Bei Ausgang dieser Pachtung wurde die Herrschaft an Georg Popel von Lobkowitz,
und dann im 17. Jahrhundert an das Haus Schwarzenberg pfandweise überlassen. Unter der be-
kannten guten Administrazion dieser beiden Häuser wurde viele Kultur in Pürglitz eingeführt, und
der Ertrag stieg bedeutend. Der Krieg mit den Türken veranlasste Kaiser Leopold I. im Jahre 1691
die Herrschaft zum Verkaufe zu biethen, und sie an Ernst Grafen von Waldstein, welcher die
besten Bedingnisse anboth, gegen die Summe von 400,000 Gulden zu verkaufen. Dieser Besitzer ver-
grösserte nach einigen Jahren die Herrschaft, indem er das Gut Nischburg für 30,000 Gulden vom
Fürsten Ferdinand von Schwarzenberg ankaufte. Da sich der k. k. Hof bei dem Verkaufe der Herr-
schaft Pürglitz das Wiederankaufsrecht vorbehalten hatte, so wurde dieses Recht im Jahre 1734 von
Maria Anna Fürstin von Fürstenberg, gebornen Gräfin von Waldstein gegen noch erlegte 200,000
Gulden abgelöst. Dieselbe Fürstin kaufte noch mehrere anliegende Güter, nämlich das Lehngut
Wssetat, das Gut Podmokl und Skrziwan, welche zusammen der Herrschaft Pürglitz einverleibt,
und nach ihrem Tode sammt den im Bunzlauer-Kreise liegenden Herrschaften Daubrawitz und
Lauczin dem Fürsten Karl Egon von Fürstenberg als Erbtheil zufielen.
Dieser um den Staat, die Künste und Wissenschaften so sehr verdiente Fürst, welcher lange
Zeit die Stelle eines Obersten Burggrafen im Königreiche Böhmen begleitete, war auch in Hinsicht
seiner Kenntnisse der Landwirthschaft und deren Vervollkommnung ein Muster seiner Zeit; diesem
grossen Manne verdankt die Herrschaft und vorzüglich die Eisenwerke deren erste Emporbringung. Er
liess einen Hauptstollen in dem Berge Krussna Hora, wo das Erz gewonnen wurde, anlegen, und
mehrere für jene Zeit grosse Bauten bei den Hüttenwerken ausführen. Hiebei ging der Fürst immer
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[430/0466] Historische Daten. Texte *) beigefügt, woraus man die bedeutende Grösse und Wichtigkeit dieser schönen Besitzung kennen lernt. *) Den zahlreichen Verehrern des hohen fürstlich Fürstenberg’schen Hauses wird es angenehm seyn, einige historische Daten über die Herrschaft Pürglitz zu erhalten. Die feste Burg Pürglitz wurde im Jahre 1110 von dem böhmischen Herzoge Wladislaw I. gebaut und kam nachher in die Hände der Tempelherrn. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts war ihr Besitzer der berühmte Zagicz oder Hase von Hasenburg und Waldek, der Erzieher des um sein Vaterland so sehr verdienten Königs Wenzel und nachherigen Kaiser Karls IV. Als im Jahre 1310 der grösste Theil der Stadt Prag sammt der k. Burg abbrannte, wohnte die Königin Elisabeth mit diesem jungen Prinzen und mit ihren zwei äl- tern Töchtern durch fünf Monathe zu Pürglitz. Wenzel wurde nachher am französischen Hofe er- zogen, wo er den Namen Karl erhielt, und mit Margarethen, einer Nichte des französischen Königs Ludwig des Schönen vermählt wurde. Nach seiner Zurückkunft im Jahre 1333 war die k. Burg zu Prag noch nicht erbaut, seiner Gemahlin wurde sonach die Burg Pürglitz zu ihrem Aufenthalte eingeräumt, wo sie auch 2 Jahre verweilte. König Wenzel IV., mit dem Beinahmen der Faule, wurde zu Pürglitz erzogen und auch wäh- rend seiner Regierung besuchte er die Herrschaft und Burg Pürglitz noch alle Jahre einigemal, vor- züglich wegen der Jagd. Im Jahre 1420 bei dem Ausbruche des Taboriten-Krieges kamen die vor- züglichsten Schätze und Kostbarkeiten des böhmischen Adels, wie auch die k. Landtafel nach Pürg- litz in Verwahrung, aber noch in demselben Jahre brach eine Feuersbrunst aus, wo diese Kostbar- keiten in Rauch aufgingen und nur die k. Landtafel gerettet wurde. König Wladislaw II. flüchtete zweimal nach Pürglitz, das erste Mal im Jahre 1473 vor der zu Prag ausgebrochenen Pest, das zweite Mal im Jahre 1478 vor den Utraquisten. Die Burg Pürglitz hatte mehrere feindliche Einfälle auszuhalten, und diente überdiess als Staatsgefängniss. In diesen ältern Zeiten wurde die Herrschaft vorzüglich nur der Jagd wegen geschätzt, die Mayerhöfe waren unbedeutend, das Holz in den grossen Waldungen hatte keinen Werth, und das kleine Eisenwerk zu Althütten konnte keinen grossen Ertrag geben. Kaiser Ferdinand I. verpach- tete daher im Jahre 1532 diese ganze Herrschaft an Peter Holy von Chrost auf 6 Jahre gegen einen jährlichen Zins von 600 Schock böhmischer Groschen, welches nach unserem Gelde höchstens 9000 Gulden beträgt. Bei Ausgang dieser Pachtung wurde die Herrschaft an Georg Popel von Lobkowitz, und dann im 17. Jahrhundert an das Haus Schwarzenberg pfandweise überlassen. Unter der be- kannten guten Administrazion dieser beiden Häuser wurde viele Kultur in Pürglitz eingeführt, und der Ertrag stieg bedeutend. Der Krieg mit den Türken veranlasste Kaiser Leopold I. im Jahre 1691 die Herrschaft zum Verkaufe zu biethen, und sie an Ernst Grafen von Waldstein, welcher die besten Bedingnisse anboth, gegen die Summe von 400,000 Gulden zu verkaufen. Dieser Besitzer ver- grösserte nach einigen Jahren die Herrschaft, indem er das Gut Nischburg für 30,000 Gulden vom Fürsten Ferdinand von Schwarzenberg ankaufte. Da sich der k. k. Hof bei dem Verkaufe der Herr- schaft Pürglitz das Wiederankaufsrecht vorbehalten hatte, so wurde dieses Recht im Jahre 1734 von Maria Anna Fürstin von Fürstenberg, gebornen Gräfin von Waldstein gegen noch erlegte 200,000 Gulden abgelöst. Dieselbe Fürstin kaufte noch mehrere anliegende Güter, nämlich das Lehngut Wssetat, das Gut Podmokl und Skrziwan, welche zusammen der Herrschaft Pürglitz einverleibt, und nach ihrem Tode sammt den im Bunzlauer-Kreise liegenden Herrschaften Daubrawitz und Lauczin dem Fürsten Karl Egon von Fürstenberg als Erbtheil zufielen. Dieser um den Staat, die Künste und Wissenschaften so sehr verdiente Fürst, welcher lange Zeit die Stelle eines Obersten Burggrafen im Königreiche Böhmen begleitete, war auch in Hinsicht seiner Kenntnisse der Landwirthschaft und deren Vervollkommnung ein Muster seiner Zeit; diesem grossen Manne verdankt die Herrschaft und vorzüglich die Eisenwerke deren erste Emporbringung. Er liess einen Hauptstollen in dem Berge Krussna Hora, wo das Erz gewonnen wurde, anlegen, und mehrere für jene Zeit grosse Bauten bei den Hüttenwerken ausführen. Hiebei ging der Fürst immer

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/466>, abgerufen am 22.11.2024.