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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Wohlmeynender Unterricht.
script haben. Der Kasten, woran er am meisten seine
Arbeit verrichtet, muß ihm seinem Ellenbogen gleich ge-
setzet werden. Denn also stehet er am beqvemsten, und
er kan den gantzen Kasten ohne grosse Bewegung über-
langen. Jch erinnere dieses darum, weil er sich hier-
durch einen gewissen Grif angewöhnet. Sonsten wird
dieses bey denen, so die Kästen bereits gewohnet, so ge-
nau nicht inachtgenommen,weil es nicht allezeit seyn
kan. Man muß darauf sehen, daß er allezeit aufge-
richt mit geradem Leibe und auswärts gesetzten Füssen
am Kasten stehe, und ja nicht zugeben, daß er mit
einem Fuß ruhe, und mit dem andern alleine stehe.
Denn man weiß gar viel Exempel, daß sie dadurch
eingebogene Knie bekommen haben, und zu halben
Kröpeln worden, weiln der gantze Leib auf einem
Bein ruhen muß. Wird ihm das Stehen an-
fangs zu sauer, wie es denn nicht wohl anders seyn
kan; So muß man ihm nicht gleich gantze Tage,
sondern nur einige Stunden, bis er solches nach und
nach gewohnet wird, stehen lassen. Vielweniger
muß man zugeben, daß er beym Kasten viel wunder-
liche Gebehrden mache, als mit dem Kopf und Leibe
bald vor, bald hinterwärts sich neige, welches eine
üble Gewohnheit, und grosse Versäumniß im Setzen
ist, wie man an dergleichen üblen Stellungen täg-
lich siehet. Hingegen soll man ihm weisen, nachdem
zuvor die Fächer accurat gezeichnet und angeschrieben
worden, wie er den Winckelhacken mit der lincken
Hand recht halten, und die rechte, als die Setz-Hand,
allezeit nachführen soll. Man muß auch nicht zuge-
ben, daß er die Augen mehr auf das Manuscript, als
auf die Littern, richte. Denn hiervon ziehet er sich
zweyerley Ubel zu. Erstlich wird er vor der Zeit blind

wer-

Wohlmeynender Unterricht.
ſcript haben. Der Kaſten, woran er am meiſten ſeine
Arbeit verrichtet, muß ihm ſeinem Ellenbogen gleich ge-
ſetzet werden. Denn alſo ſtehet er am beqvemſten, und
er kan den gantzen Kaſten ohne groſſe Bewegung uͤber-
langen. Jch erinnere dieſes darum, weil er ſich hier-
durch einen gewiſſen Grif angewoͤhnet. Sonſten wird
dieſes bey denen, ſo die Kaͤſten bereits gewohnet, ſo ge-
nau nicht inachtgenommen,weil es nicht allezeit ſeyn
kan. Man muß darauf ſehen, daß er allezeit aufge-
richt mit geradem Leibe und auswaͤrts geſetzten Fuͤſſen
am Kaſten ſtehe, und ja nicht zugeben, daß er mit
einem Fuß ruhe, und mit dem andern alleine ſtehe.
Denn man weiß gar viel Exempel, daß ſie dadurch
eingebogene Knie bekommen haben, und zu halben
Kroͤpeln worden, weiln der gantze Leib auf einem
Bein ruhen muß. Wird ihm das Stehen an-
fangs zu ſauer, wie es denn nicht wohl anders ſeyn
kan; So muß man ihm nicht gleich gantze Tage,
ſondern nur einige Stunden, bis er ſolches nach und
nach gewohnet wird, ſtehen laſſen. Vielweniger
muß man zugeben, daß er beym Kaſten viel wunder-
liche Gebehrden mache, als mit dem Kopf und Leibe
bald vor, bald hinterwaͤrts ſich neige, welches eine
uͤble Gewohnheit, und groſſe Verſaͤumniß im Setzen
iſt, wie man an dergleichen uͤblen Stellungen taͤg-
lich ſiehet. Hingegen ſoll man ihm weiſen, nachdem
zuvor die Faͤcher accurat gezeichnet und angeſchrieben
worden, wie er den Winckelhacken mit der lincken
Hand recht halten, und die rechte, als die Setz-Hand,
allezeit nachfuͤhren ſoll. Man muß auch nicht zuge-
ben, daß er die Augen mehr auf das Manuſcript, als
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zweyerley Ubel zu. Erſtlich wird er vor der Zeit blind

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[98/0327] Wohlmeynender Unterricht. ſcript haben. Der Kaſten, woran er am meiſten ſeine Arbeit verrichtet, muß ihm ſeinem Ellenbogen gleich ge- ſetzet werden. Denn alſo ſtehet er am beqvemſten, und er kan den gantzen Kaſten ohne groſſe Bewegung uͤber- langen. Jch erinnere dieſes darum, weil er ſich hier- durch einen gewiſſen Grif angewoͤhnet. Sonſten wird dieſes bey denen, ſo die Kaͤſten bereits gewohnet, ſo ge- nau nicht inachtgenommen,weil es nicht allezeit ſeyn kan. Man muß darauf ſehen, daß er allezeit aufge- richt mit geradem Leibe und auswaͤrts geſetzten Fuͤſſen am Kaſten ſtehe, und ja nicht zugeben, daß er mit einem Fuß ruhe, und mit dem andern alleine ſtehe. Denn man weiß gar viel Exempel, daß ſie dadurch eingebogene Knie bekommen haben, und zu halben Kroͤpeln worden, weiln der gantze Leib auf einem Bein ruhen muß. Wird ihm das Stehen an- fangs zu ſauer, wie es denn nicht wohl anders ſeyn kan; So muß man ihm nicht gleich gantze Tage, ſondern nur einige Stunden, bis er ſolches nach und nach gewohnet wird, ſtehen laſſen. Vielweniger muß man zugeben, daß er beym Kaſten viel wunder- liche Gebehrden mache, als mit dem Kopf und Leibe bald vor, bald hinterwaͤrts ſich neige, welches eine uͤble Gewohnheit, und groſſe Verſaͤumniß im Setzen iſt, wie man an dergleichen uͤblen Stellungen taͤg- lich ſiehet. Hingegen ſoll man ihm weiſen, nachdem zuvor die Faͤcher accurat gezeichnet und angeſchrieben worden, wie er den Winckelhacken mit der lincken Hand recht halten, und die rechte, als die Setz-Hand, allezeit nachfuͤhren ſoll. Man muß auch nicht zuge- ben, daß er die Augen mehr auf das Manuſcript, als auf die Littern, richte. Denn hiervon ziehet er ſich zweyerley Ubel zu. Erſtlich wird er vor der Zeit blind wer-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/327>, abgerufen am 22.11.2024.