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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Wohlmeynender Unterricht.
kan. Dieses ist eine solche schlimme Sache, daß ein
Herr vielmals selbst nicht errathen kan, wie es doch zu-
gehet, das seine Schrift in so kurtzer Zeit verdorben
worden; Man zähle aber nur einmal die Fehler nach,
die ein so schlimmer Ableger in einem Bogen machet, da
vielmals mehr, als 3 bis 400. herauskommen, und zäh-
le nur so viel Buchstaben, die dadurch übel zugerichtet
werden, und lasse ihm etliche Wochen nach einander
so fortsetzen; So kan man leicht die Rechnung ma-
chen, wie viel noch gut bleibt. Anderer Ubel zu ge-
schweigen. Zum Nachtheil gereichet es, weil ein solcher
schlimmer Ableger und unumgänglich falscher Setzer
wegen der Menge der Fehler ohnmöglich alles auf ein-
mal corrigiren kan, wenn es gleich noch so gut von
den Correctoribus gezeichnet wird; Entweder, er läs-
set viel stehen, oder er confundiret sich, und machet übel
ärger. Wird es nun zum andern mal, wie gebräuch-
lich, corrigiret; So stellen sich alsdenn fast eben so viel,
wo nicht mehr, Fehler, als zuvor ein. Will er nun
solche verbessern, so geschiehet es denn zum öftern, daß
er über unrechte Oerter geräth, und das Gute falsch
machet. Kommt es alsdenn gleich zur Revision, so sie-
het er wohl, daß das falsche nicht corrigiret ist, und ma-
chet wohl einige recht, wo er aber vorher den un-
rechten hinein gestecket hat, kan er nicht sehen, weil er
an dem Orte nichts gezeichnet findet. Und solche Se-
tzer sind gut, wenn an den letzten Bogen einige Colum-
nen fehlen, daß sie solche mit ihren Erratis anfüllen
können. Dahero muß man Gedult mit einem Kna-
ben haben und ihm anfangs gantz langsam Ablegen las-
sen, aber nur recht und accurat. Nach und nach wird
er auch hurtig darinnen werden. Wenn er ja einen
Buchstaben falsch eingeworffen hat; So muß er ihn

wie-
G 5

Wohlmeynender Unterricht.
kan. Dieſes iſt eine ſolche ſchlimme Sache, daß ein
Herr vielmals ſelbſt nicht errathen kan, wie es doch zu-
gehet, das ſeine Schrift in ſo kurtzer Zeit verdorben
worden; Man zaͤhle aber nur einmal die Fehler nach,
die ein ſo ſchlimmer Ableger in einem Bogen machet, da
vielmals mehr, als 3 bis 400. herauskommen, und zaͤh-
le nur ſo viel Buchſtaben, die dadurch uͤbel zugerichtet
werden, und laſſe ihm etliche Wochen nach einander
ſo fortſetzen; So kan man leicht die Rechnung ma-
chen, wie viel noch gut bleibt. Anderer Ubel zu ge-
ſchweigen. Zum Nachtheil gereichet es, weil ein ſolcher
ſchlimmer Ableger und unumgaͤnglich falſcher Setzer
wegen der Menge der Fehler ohnmoͤglich alles auf ein-
mal corrigiren kan, wenn es gleich noch ſo gut von
den Correctoribus gezeichnet wird; Entweder, er laͤſ-
ſet viel ſtehen, oder er confundiret ſich, und machet uͤbel
aͤrger. Wird es nun zum andern mal, wie gebraͤuch-
lich, corrigiret; So ſtellen ſich alsdenn faſt eben ſo viel,
wo nicht mehr, Fehler, als zuvor ein. Will er nun
ſolche verbeſſern, ſo geſchiehet es denn zum oͤftern, daß
er uͤber unrechte Oerter geraͤth, und das Gute falſch
machet. Kommt es alsdenn gleich zur Reviſion, ſo ſie-
het er wohl, daß das falſche nicht corrigiret iſt, und ma-
chet wohl einige recht, wo er aber vorher den un-
rechten hinein geſtecket hat, kan er nicht ſehen, weil er
an dem Orte nichts gezeichnet findet. Und ſolche Se-
tzer ſind gut, wenn an den letzten Bogen einige Colum-
nen fehlen, daß ſie ſolche mit ihren Erratis anfuͤllen
koͤnnen. Dahero muß man Gedult mit einem Kna-
ben haben und ihm anfangs gantz langſam Ablegen laſ-
ſen, aber nur recht und accurat. Nach und nach wird
er auch hurtig darinnen werden. Wenn er ja einen
Buchſtaben falſch eingeworffen hat; So muß er ihn

wie-
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[105/0334] Wohlmeynender Unterricht. kan. Dieſes iſt eine ſolche ſchlimme Sache, daß ein Herr vielmals ſelbſt nicht errathen kan, wie es doch zu- gehet, das ſeine Schrift in ſo kurtzer Zeit verdorben worden; Man zaͤhle aber nur einmal die Fehler nach, die ein ſo ſchlimmer Ableger in einem Bogen machet, da vielmals mehr, als 3 bis 400. herauskommen, und zaͤh- le nur ſo viel Buchſtaben, die dadurch uͤbel zugerichtet werden, und laſſe ihm etliche Wochen nach einander ſo fortſetzen; So kan man leicht die Rechnung ma- chen, wie viel noch gut bleibt. Anderer Ubel zu ge- ſchweigen. Zum Nachtheil gereichet es, weil ein ſolcher ſchlimmer Ableger und unumgaͤnglich falſcher Setzer wegen der Menge der Fehler ohnmoͤglich alles auf ein- mal corrigiren kan, wenn es gleich noch ſo gut von den Correctoribus gezeichnet wird; Entweder, er laͤſ- ſet viel ſtehen, oder er confundiret ſich, und machet uͤbel aͤrger. Wird es nun zum andern mal, wie gebraͤuch- lich, corrigiret; So ſtellen ſich alsdenn faſt eben ſo viel, wo nicht mehr, Fehler, als zuvor ein. Will er nun ſolche verbeſſern, ſo geſchiehet es denn zum oͤftern, daß er uͤber unrechte Oerter geraͤth, und das Gute falſch machet. Kommt es alsdenn gleich zur Reviſion, ſo ſie- het er wohl, daß das falſche nicht corrigiret iſt, und ma- chet wohl einige recht, wo er aber vorher den un- rechten hinein geſtecket hat, kan er nicht ſehen, weil er an dem Orte nichts gezeichnet findet. Und ſolche Se- tzer ſind gut, wenn an den letzten Bogen einige Colum- nen fehlen, daß ſie ſolche mit ihren Erratis anfuͤllen koͤnnen. Dahero muß man Gedult mit einem Kna- ben haben und ihm anfangs gantz langſam Ablegen laſ- ſen, aber nur recht und accurat. Nach und nach wird er auch hurtig darinnen werden. Wenn er ja einen Buchſtaben falſch eingeworffen hat; So muß er ihn wie- G 5

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/334>, abgerufen am 22.11.2024.