[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.Wohlmeynender Unterricht seyn, daß etwas von der Beschaffenheit eines Drucker-Knabens allhier Meldung geschiehet; Er muß nem- lich von etwas starcken Gliedmassen, gesund, und nicht gebrechlich seyn. Denn das Drucken kommt nicht al- lein auf die Geschicklichkeit des Verstandes, sondern hauptsächlich auf die Stärcke des Leibes mit an, weil so wohl das Auftragen, als Ziehen, Kräffte erfordert, wo anders ein guter Bogen gedruckt werden soll, und kan dahero ein Kunst-Verständiger gar leicht an dem Druck mercken, wo der Drucker seine Kräffte gespah- ret hat. Es muß demnach anfangs ein Anführ-Ge- span, wie man sie zu nennen pflegt, fein Gedult haben, wenn er einen solchen Knaben an die Presse bekommt, und ihm vors erste zeigen, wie er die Ballen fassen, die Farbe darauf reiben, und auf der Forme einen ordent- lichen Gang sich anzugewöhnen befliessen seyn soll, da- mit die Columnen an allen Orten von den Ballen ge- troffen werden; Ferner, wie er die, in denselben befind- lichen, Haare accommodiren soll, damit selbige von der Nässe trocknen, und wieder gebraucht werden können. Jngleichen, zu welcher Zeit er selbige anfeuchten und das Mittelmaß darinnen treffen soll, daß solche nicht zu viel, und auch nicht zu wenig, Wasser bekommen, weil durch die viele Nässe die Farbe durchs Leder schlägt, und nicht allein das Leder, sondern auch die Haare, dadurch Schaden leyden; Wenn der Kna- be nun von diesen eine Erkänntniß hat; So kan man ihn an den Deckel stellen, und Unterricht geben, wie er das Pappier accurat einstechen muß, damit es so wohl unten, als oben, wie auch auf den Seiten, gleiche Breite habe; Uberdies muß er sich einen ordentlichen Zug an- gewöhnen, damit er nicht verfahre, da der Tiegel auf dem rechten Satz die Seiten Columnen nicht be- rühret, bey dem andern Satz aber allzustarck erscheinet, zu-
Wohlmeynender Unterricht ſeyn, daß etwas von der Beſchaffenheit eines Drucker-Knabens allhier Meldung geſchiehet; Er muß nem- lich von etwas ſtarcken Gliedmaſſen, geſund, und nicht gebrechlich ſeyn. Denn das Drucken kommt nicht al- lein auf die Geſchicklichkeit des Verſtandes, ſondern hauptſaͤchlich auf die Staͤrcke des Leibes mit an, weil ſo wohl das Auftragen, als Ziehen, Kraͤffte erfordert, wo anders ein guter Bogen gedruckt werden ſoll, und kan dahero ein Kunſt-Verſtaͤndiger gar leicht an dem Druck mercken, wo der Drucker ſeine Kraͤffte geſpah- ret hat. Es muß demnach anfangs ein Anfuͤhr-Ge- ſpan, wie man ſie zu nennen pflegt, fein Gedult haben, wenn er einen ſolchen Knaben an die Preſſe bekommt, und ihm vors erſte zeigen, wie er die Ballen faſſen, die Farbe darauf reiben, und auf der Forme einen ordent- lichen Gang ſich anzugewoͤhnen beflieſſen ſeyn ſoll, da- mit die Columnen an allen Orten von den Ballen ge- troffen werden; Ferner, wie er die, in denſelben befind- lichen, Haare accommodiren ſoll, damit ſelbige von der Naͤſſe trocknen, und wieder gebraucht werden koͤnnen. Jngleichen, zu welcher Zeit er ſelbige anfeuchten und das Mittelmaß darinnen treffen ſoll, daß ſolche nicht zu viel, und auch nicht zu wenig, Waſſer bekommen, weil durch die viele Naͤſſe die Farbe durchs Leder ſchlaͤgt, und nicht allein das Leder, ſondern auch die Haare, dadurch Schaden leyden; Wenn der Kna- be nun von dieſen eine Erkaͤnntniß hat; So kan man ihn an den Deckel ſtellen, und Unterricht geben, wie er das Pappier accurat einſtechen muß, damit es ſo wohl unten, als oben, wie auch auf den Seiten, gleiche Breite habe; Uberdies muß er ſich einen ordentlichen Zug an- gewoͤhnen, damit er nicht verfahre, da der Tiegel auf dem rechten Satz die Seiten Columnen nicht be- ruͤhret, bey dem andern Satz aber allzuſtarck erſcheinet, zu-
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Wohlmeynender Unterricht
ſeyn, daß etwas von der Beſchaffenheit eines Drucker-
Knabens allhier Meldung geſchiehet; Er muß nem-
lich von etwas ſtarcken Gliedmaſſen, geſund, und nicht
gebrechlich ſeyn. Denn das Drucken kommt nicht al-
lein auf die Geſchicklichkeit des Verſtandes, ſondern
hauptſaͤchlich auf die Staͤrcke des Leibes mit an, weil
ſo wohl das Auftragen, als Ziehen, Kraͤffte erfordert,
wo anders ein guter Bogen gedruckt werden ſoll, und
kan dahero ein Kunſt-Verſtaͤndiger gar leicht an dem
Druck mercken, wo der Drucker ſeine Kraͤffte geſpah-
ret hat. Es muß demnach anfangs ein Anfuͤhr-Ge-
ſpan, wie man ſie zu nennen pflegt, fein Gedult haben,
wenn er einen ſolchen Knaben an die Preſſe bekommt,
und ihm vors erſte zeigen, wie er die Ballen faſſen, die
Farbe darauf reiben, und auf der Forme einen ordent-
lichen Gang ſich anzugewoͤhnen beflieſſen ſeyn ſoll, da-
mit die Columnen an allen Orten von den Ballen ge-
troffen werden; Ferner, wie er die, in denſelben befind-
lichen, Haare accommodiren ſoll, damit ſelbige von der
Naͤſſe trocknen, und wieder gebraucht werden koͤnnen.
Jngleichen, zu welcher Zeit er ſelbige anfeuchten und
das Mittelmaß darinnen treffen ſoll, daß ſolche nicht
zu viel, und auch nicht zu wenig, Waſſer bekommen,
weil durch die viele Naͤſſe die Farbe durchs Leder
ſchlaͤgt, und nicht allein das Leder, ſondern auch die
Haare, dadurch Schaden leyden; Wenn der Kna-
be nun von dieſen eine Erkaͤnntniß hat; So kan man
ihn an den Deckel ſtellen, und Unterricht geben, wie er
das Pappier accurat einſtechen muß, damit es ſo wohl
unten, als oben, wie auch auf den Seiten, gleiche Breite
habe; Uberdies muß er ſich einen ordentlichen Zug an-
gewoͤhnen, damit er nicht verfahre, da der Tiegel auf
dem rechten Satz die Seiten Columnen nicht be-
ruͤhret, bey dem andern Satz aber allzuſtarck erſcheinet,
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Zitationshilfe: | [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/359>, abgerufen am 26.06.2024. |