[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst. öffentlichen Schriften gehandelt haben; Jch weißaber auch dieses, und jedermann wird es mir zugeste- hen müssen, daß viele, wo nicht die meisten, entweder aus Unwissenheit und Leichtglaubigkeit, oder aus Neid und Mißgunst, hier und da einen Fehltrit begangen haben. Und dieses ist eben die fruchtbare Mutter, welche so verschiedene Meynungen, in Ansehung des ersten Erfinders, des Orts und der Zeit, zur Welt ge- bracht hat; Es ist aber auch eben dieses der Bewe- gungsgrund, warum ich diese Untersuchung wieder vor die Hand genommen habe. So oft ich bishero an diese Streitigkeiten gedacht habe; So ist mir alle mal der Streit eingefallen, welchen man ehedessen wegen der Geburtsstadt des berühmten Griechischen Poe- ten Homeri geführet hat. Und in der That, ich finde hierinnen sehr viel ähnliches. Denn gleichwie ehedes- sen eine ziemliche Anzahl Städte die Geburt des Ho- meri vermuthlich nur darum sich anmaßten, weil sie an dessen Ruhm auch einen Antheil dadurch zu erlangen vermeynten; Also hat man bishero ebenfalls um den ersten Erfinder der Buchdruckerkunst mit allem Eifer gestritten, ob er in dieser, oder jener, Stadt das Licht der Welt erblicket hat, damit man, sonder Zweifel, mit dessen Ruhm sich groß machen könne. Darf ich hie- von die Wahrheit bekennen; So heißt dieses wohl nichts anders, als mit fremden Federn sich ausschmü- cken, darf nur Dan Georg Morhofs Polyhist. Litt. T. I, L. IV, c. 2. n. 6. p. 730. sqq. Edit. recentiss. Joh. Albert Fa- bricii Bibliograph. Antiquar. c. XXI, §. 11. p. 630. Edit. 1716. 4. Burch. Gotth Struvens Introduct. ad Notit. Rei litt. C. XI. §. 2. Jac Friedr. Reimmans Hist. Litt. Vol. III, p. 204. sq. und IO. STOHRII Diss. de ortu typo- graphiae, 1666. nachschlagen. A 4
von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. oͤffentlichen Schriften gehandelt haben; Jch weißaber auch dieſes, und jedermann wird es mir zugeſte- hen muͤſſen, daß viele, wo nicht die meiſten, entweder aus Unwiſſenheit und Leichtglaubigkeit, oder aus Neid und Mißgunſt, hier und da einen Fehltrit begangen haben. Und dieſes iſt eben die fruchtbare Mutter, welche ſo verſchiedene Meynungen, in Anſehung des erſten Erfinders, des Orts und der Zeit, zur Welt ge- bracht hat; Es iſt aber auch eben dieſes der Bewe- gungsgrund, warum ich dieſe Unterſuchung wieder vor die Hand genommen habe. So oft ich bishero an dieſe Streitigkeiten gedacht habe; So iſt mir alle mal der Streit eingefallen, welchen man ehedeſſen wegen der Geburtsſtadt des beruͤhmten Griechiſchen Poe- ten Homeri gefuͤhret hat. Und in der That, ich finde hierinnen ſehr viel aͤhnliches. Denn gleichwie ehedeſ- ſen eine ziemliche Anzahl Staͤdte die Geburt des Ho- meri vermuthlich nur darum ſich anmaßten, weil ſie an deſſen Ruhm auch einen Antheil dadurch zu erlangen vermeynten; Alſo hat man bishero ebenfalls um den erſten Erfinder der Buchdruckerkunſt mit allem Eifer geſtritten, ob er in dieſer, oder jener, Stadt das Licht der Welt erblicket hat, damit man, ſonder Zweifel, mit deſſen Ruhm ſich groß machen koͤnne. Darf ich hie- von die Wahrheit bekennen; So heißt dieſes wohl nichts anders, als mit fremden Federn ſich ausſchmuͤ- cken, darf nur Dan Georg Morhofs Polyhiſt. Litt. T. I, L. IV, c. 2. n. 6. p. 730. ſqq. Edit. recentiſſ. Joh. Albert Fa- bricii Bibliograph. Antiquar. c. XXI, §. 11. p. 630. Edit. 1716. 4. Burch. Gotth Struvens Introduct. ad Notit. Rei litt. C. XI. §. 2. Jac Friedr. Reimmans Hiſt. Litt. Vol. III, p. 204. ſq. und IO. STOHRII Diſſ. de ortu typo- graphiæ, 1666. nachſchlagen. A 4
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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
oͤffentlichen Schriften gehandelt haben; Jch weiß
aber auch dieſes, und jedermann wird es mir zugeſte-
hen muͤſſen, daß viele, wo nicht die meiſten, entweder
aus Unwiſſenheit und Leichtglaubigkeit, oder aus Neid
und Mißgunſt, hier und da einen Fehltrit begangen
haben. Und dieſes iſt eben die fruchtbare Mutter,
welche ſo verſchiedene Meynungen, in Anſehung des
erſten Erfinders, des Orts und der Zeit, zur Welt ge-
bracht hat; Es iſt aber auch eben dieſes der Bewe-
gungsgrund, warum ich dieſe Unterſuchung wieder vor
die Hand genommen habe. So oft ich bishero an
dieſe Streitigkeiten gedacht habe; So iſt mir alle mal
der Streit eingefallen, welchen man ehedeſſen wegen
der Geburtsſtadt des beruͤhmten Griechiſchen Poe-
ten Homeri gefuͤhret hat. Und in der That, ich finde
hierinnen ſehr viel aͤhnliches. Denn gleichwie ehedeſ-
ſen eine ziemliche Anzahl Staͤdte die Geburt des Ho-
meri vermuthlich nur darum ſich anmaßten, weil ſie
an deſſen Ruhm auch einen Antheil dadurch zu erlangen
vermeynten; Alſo hat man bishero ebenfalls um den
erſten Erfinder der Buchdruckerkunſt mit allem Eifer
geſtritten, ob er in dieſer, oder jener, Stadt das Licht der
Welt erblicket hat, damit man, ſonder Zweifel, mit
deſſen Ruhm ſich groß machen koͤnne. Darf ich hie-
von die Wahrheit bekennen; So heißt dieſes wohl
nichts anders, als mit fremden Federn ſich ausſchmuͤ-
cken,
i)
i) darf nur Dan Georg Morhofs Polyhiſt. Litt. T. I, L. IV,
c. 2. n. 6. p. 730. ſqq. Edit. recentiſſ. Joh. Albert Fa-
bricii Bibliograph. Antiquar. c. XXI, §. 11. p. 630. Edit.
1716. 4. Burch. Gotth Struvens Introduct. ad Notit.
Rei litt. C. XI. §. 2. Jac Friedr. Reimmans Hiſt. Litt.
Vol. III, p. 204. ſq. und IO. STOHRII Diſſ. de ortu typo-
graphiæ, 1666. nachſchlagen.
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