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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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Forrgefaßter Versuch eines
man die Flasche darüber, welche mit der lincken
Hand feste niedergehalten werden muß, damit sie
nicht verrücke. Darauf nimmt man einen Kohl-
Beutel, und stäubet damit auf den Buchstaben,
hernach schüttet man den angefeuchteten Sand loß
darauf, bis die Flasche voll wird. Und druckt ihn
erstlich sanfft nieder, hernach so viel Sand hart und
fest eingedruckt, daß die Flasche gantz voll wird.
Alsdenn wird die Flasche fein gleich und sanfft auf-
gehoben, bleibt der Buchstab etwann darinnen fest,
so schläget man sanfft mit einem Messer auf die
Flaschen, so fällt er heraus. Der ungleiche Sand
wird mit einem Messer auf beyden Seiten der Fla-
sche abgeschnitten, doch daß er nicht auf die Figur
fällt. Es wird auch von dem Guß der Flasche bis
zu der Figur der Sand subtil ausgeschnitten, da-
mit der Zeug dahin fliessen kan, man läßt die Form
etwas trucknen, so kommt es besser in Guß.

Abgtessen, wenn man etwas abgiessen will, so wird
die Form, oder Figur mit einem Licht, das eine
gute Flamme hat, gantz schwartz beleuchtet, und
alsdann auf ein ebenes und glattes Bret, das nicht
viel grösser, als die Flasche selbst ist, also geleget,
daß die Seite der Figur unten komme, damit der
Fluß der Materie über das Bret und recht über der
Figur hineinfliesse, noch ein solches Bret darüber
geleget, und die Flasche zwischen diesen zweyen Bre-
tern in einer Handschraube eingespannet, etwas
scharf gehalten, und also den geschmoltzenen Zeug
hinein gegossen, wann der Zeug geschmoltzen, hält
man zusammen gedrehetes druckpappier hinein,
fängt es Feuer, so ist der Zeug gerecht, wo aber
Flamme, ist er zu heiß.

Ab-

Forrgefaßter Verſuch eines
man die Flaſche daruͤber, welche mit der lincken
Hand feſte niedergehalten werden muß, damit ſie
nicht verruͤcke. Darauf nimmt man einen Kohl-
Beutel, und ſtaͤubet damit auf den Buchſtaben,
hernach ſchuͤttet man den angefeuchteten Sand loß
darauf, bis die Flaſche voll wird. Und druckt ihn
erſtlich ſanfft nieder, hernach ſo viel Sand hart und
feſt eingedruckt, daß die Flaſche gantz voll wird.
Alsdenn wird die Flaſche fein gleich und ſanfft auf-
gehoben, bleibt der Buchſtab etwann darinnen feſt,
ſo ſchlaͤget man ſanfft mit einem Meſſer auf die
Flaſchen, ſo faͤllt er heraus. Der ungleiche Sand
wird mit einem Meſſer auf beyden Seiten der Fla-
ſche abgeſchnitten, doch daß er nicht auf die Figur
faͤllt. Es wird auch von dem Guß der Flaſche bis
zu der Figur der Sand ſubtil ausgeſchnitten, da-
mit der Zeug dahin flieſſen kan, man laͤßt die Form
etwas trucknen, ſo kommt es beſſer in Guß.

Abgteſſen, wenn man etwas abgieſſen will, ſo wird
die Form, oder Figur mit einem Licht, das eine
gute Flamme hat, gantz ſchwartz beleuchtet, und
alsdann auf ein ebenes und glattes Bret, das nicht
viel groͤſſer, als die Flaſche ſelbſt iſt, alſo geleget,
daß die Seite der Figur unten komme, damit der
Fluß der Materie uͤber das Bret und recht uͤber der
Figur hineinflieſſe, noch ein ſolches Bret daruͤber
geleget, und die Flaſche zwiſchen dieſen zweyen Bre-
tern in einer Handſchraube eingeſpannet, etwas
ſcharf gehalten, und alſo den geſchmoltzenen Zeug
hinein gegoſſen, wann der Zeug geſchmoltzen, haͤlt
man zuſammen gedrehetes druckpappier hinein,
faͤngt es Feuer, ſo iſt der Zeug gerecht, wo aber
Flamme, iſt er zu heiß.

Ab-
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[190/0276] Forrgefaßter Verſuch eines man die Flaſche daruͤber, welche mit der lincken Hand feſte niedergehalten werden muß, damit ſie nicht verruͤcke. Darauf nimmt man einen Kohl- Beutel, und ſtaͤubet damit auf den Buchſtaben, hernach ſchuͤttet man den angefeuchteten Sand loß darauf, bis die Flaſche voll wird. Und druckt ihn erſtlich ſanfft nieder, hernach ſo viel Sand hart und feſt eingedruckt, daß die Flaſche gantz voll wird. Alsdenn wird die Flaſche fein gleich und ſanfft auf- gehoben, bleibt der Buchſtab etwann darinnen feſt, ſo ſchlaͤget man ſanfft mit einem Meſſer auf die Flaſchen, ſo faͤllt er heraus. Der ungleiche Sand wird mit einem Meſſer auf beyden Seiten der Fla- ſche abgeſchnitten, doch daß er nicht auf die Figur faͤllt. Es wird auch von dem Guß der Flaſche bis zu der Figur der Sand ſubtil ausgeſchnitten, da- mit der Zeug dahin flieſſen kan, man laͤßt die Form etwas trucknen, ſo kommt es beſſer in Guß. Abgteſſen, wenn man etwas abgieſſen will, ſo wird die Form, oder Figur mit einem Licht, das eine gute Flamme hat, gantz ſchwartz beleuchtet, und alsdann auf ein ebenes und glattes Bret, das nicht viel groͤſſer, als die Flaſche ſelbſt iſt, alſo geleget, daß die Seite der Figur unten komme, damit der Fluß der Materie uͤber das Bret und recht uͤber der Figur hineinflieſſe, noch ein ſolches Bret daruͤber geleget, und die Flaſche zwiſchen dieſen zweyen Bre- tern in einer Handſchraube eingeſpannet, etwas ſcharf gehalten, und alſo den geſchmoltzenen Zeug hinein gegoſſen, wann der Zeug geſchmoltzen, haͤlt man zuſammen gedrehetes druckpappier hinein, faͤngt es Feuer, ſo iſt der Zeug gerecht, wo aber Flamme, iſt er zu heiß. Ab-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/276>, abgerufen am 21.11.2024.