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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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Ehrbarkeit, als andere gemeine Leute und Handwercker, ler-
nen und üben, auch andere gute Exempel geben sollen, wann
sie die Nasen begoßen, es ärger machen als etwa Capitler,
oder Holluncken, welches denn neben dem Ubelstand auch eine
große Sünde und Aergerniß ist, und gegen GOtt schwerlich
zu verantworten. Als soll solches ernstlich hinfort verbothen,
und keinen, er sey auch wer er wolle, wenn er einmal deßen
erinnert würde, ungestrafet verstattet seyn, damit man sich
nicht andern Leuten zum Spott mache, Aergerniß gebe, und
dieser löblichen Kunst einen Schandfleck anhänge.

Was endlich anlanget Martins- Fest und Fastnachten
da man den Gesellen etwas gütlicher als sonst mit Eßen und
Trincken zuthun pflegt, soll einem jeden Herrn nach seinem
Willen und Vermögen freystehen, was er zum besten geben
will oder kan, und keinem von den Gesellen hierinnen etwas
vorgeschrieben werden, darbey denn auch über ein Feyertag
nicht soll gemacht werden, und bey Postulaten zum meisten
zwey Feyertage, auf wieder Einbringen sollen zugelaßen seyn,
da man sonst mit großen Schaden und Versäumniß, ein Tag
3. oder 4. ungearbeitet mit Schwelgen und Tollisiren zuzu-
bringen sich unterstanden hat.

Wann eines von Druckerey verstirbet, es sey gleich
Herr oder Gesell, Weib oder Kind, Junge oder Magd, so
sollen alle Herren und Gesellen oder ihre Weiber mit zu Grabe
gehen und den Traurenden von Hauß aus biß aufn GOttes-
Acker, und von dannen biß wieder zu Hauß das Geleite geben,
bey Strafe 3 gl.

Was ferner zu Aufnehmen und Erhaltung dieser löbli-
chen freyen Kunst Buchdruckerey möchte von nöthen seyn, daß
wollen wir uns hiermit vorbehalten haben, jederzeit zu ver-
beßern und zu vermehren etc.

Ratifieiren, confirmiren und bestätigen auch vielgemel-
dete Ordnung und Articul hiermit und in Krafft dieses für
uns und den Hochgebohrnen Fürsten, Herrn Johann Geor-
gen
und dann in Vormundschafft des auch Hochgebohrnen
Fürsten, Herrn Augusten, beyde Hertzoge zu Sachsen etc,
Unsere freundliche liebe Brüdere, und wollen daß denselben in
allen Punckten, Clausuln, und Articuln, Jnhaltungen und
Meynungen nachgegangen, und dargegen nichts fürgenommen
werde. Dabey wir sie auch zurecht Handhaben, schützen und

schir-

Ehrbarkeit, als andere gemeine Leute und Handwercker, ler-
nen und uͤben, auch andere gute Exempel geben ſollen, wann
ſie die Naſen begoßen, es aͤrger machen als etwa Capitler,
oder Holluncken, welches denn neben dem Ubelſtand auch eine
große Suͤnde und Aergerniß iſt, und gegen GOtt ſchwerlich
zu verantworten. Als ſoll ſolches ernſtlich hinfort verbothen,
und keinen, er ſey auch wer er wolle, wenn er einmal deßen
erinnert wuͤrde, ungeſtrafet verſtattet ſeyn, damit man ſich
nicht andern Leuten zum Spott mache, Aergerniß gebe, und
dieſer loͤblichen Kunſt einen Schandfleck anhaͤnge.

Was endlich anlanget Martins- Feſt und Faſtnachten
da man den Geſellen etwas guͤtlicher als ſonſt mit Eßen und
Trincken zuthun pflegt, ſoll einem jeden Herrn nach ſeinem
Willen und Vermoͤgen freyſtehen, was er zum beſten geben
will oder kan, und keinem von den Geſellen hierinnen etwas
vorgeſchrieben werden, darbey denn auch uͤber ein Feyertag
nicht ſoll gemacht werden, und bey Poſtulaten zum meiſten
zwey Feyertage, auf wieder Einbringen ſollen zugelaßen ſeyn,
da man ſonſt mit großen Schaden und Verſaͤumniß, ein Tag
3. oder 4. ungearbeitet mit Schwelgen und Tolliſiren zuzu-
bringen ſich unterſtanden hat.

Wann eines von Druckerey verſtirbet, es ſey gleich
Herr oder Geſell, Weib oder Kind, Junge oder Magd, ſo
ſollen alle Herren und Geſellen oder ihre Weiber mit zu Grabe
gehen und den Traurenden von Hauß aus biß aufn GOttes-
Acker, und von dannen biß wieder zu Hauß das Geleite geben,
bey Strafe 3 gl.

Was ferner zu Aufnehmen und Erhaltung dieſer loͤbli-
chen freyen Kunſt Buchdruckerey moͤchte von noͤthen ſeyn, daß
wollen wir uns hiermit vorbehalten haben, jederzeit zu ver-
beßern und zu vermehren ꝛc.

Ratifieiren, confirmiren und beſtaͤtigen auch vielgemel-
dete Ordnung und Articul hiermit und in Krafft dieſes fuͤr
uns und den Hochgebohrnen Fuͤrſten, Herrn Johann Geor-
gen
und dann in Vormundſchafft des auch Hochgebohrnen
Fuͤrſten, Herrn Auguſten, beyde Hertzoge zu Sachſen ꝛc,
Unſere freundliche liebe Bruͤdere, und wollen daß denſelben in
allen Punckten, Clauſuln, und Articuln, Jnhaltungen und
Meynungen nachgegangen, und dargegen nichts fuͤrgenommen
werde. Dabey wir ſie auch zurecht Handhaben, ſchuͤtzen und

ſchir-
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[0343] Ehrbarkeit, als andere gemeine Leute und Handwercker, ler- nen und uͤben, auch andere gute Exempel geben ſollen, wann ſie die Naſen begoßen, es aͤrger machen als etwa Capitler, oder Holluncken, welches denn neben dem Ubelſtand auch eine große Suͤnde und Aergerniß iſt, und gegen GOtt ſchwerlich zu verantworten. Als ſoll ſolches ernſtlich hinfort verbothen, und keinen, er ſey auch wer er wolle, wenn er einmal deßen erinnert wuͤrde, ungeſtrafet verſtattet ſeyn, damit man ſich nicht andern Leuten zum Spott mache, Aergerniß gebe, und dieſer loͤblichen Kunſt einen Schandfleck anhaͤnge. Was endlich anlanget Martins- Feſt und Faſtnachten da man den Geſellen etwas guͤtlicher als ſonſt mit Eßen und Trincken zuthun pflegt, ſoll einem jeden Herrn nach ſeinem Willen und Vermoͤgen freyſtehen, was er zum beſten geben will oder kan, und keinem von den Geſellen hierinnen etwas vorgeſchrieben werden, darbey denn auch uͤber ein Feyertag nicht ſoll gemacht werden, und bey Poſtulaten zum meiſten zwey Feyertage, auf wieder Einbringen ſollen zugelaßen ſeyn, da man ſonſt mit großen Schaden und Verſaͤumniß, ein Tag 3. oder 4. ungearbeitet mit Schwelgen und Tolliſiren zuzu- bringen ſich unterſtanden hat. Wann eines von Druckerey verſtirbet, es ſey gleich Herr oder Geſell, Weib oder Kind, Junge oder Magd, ſo ſollen alle Herren und Geſellen oder ihre Weiber mit zu Grabe gehen und den Traurenden von Hauß aus biß aufn GOttes- Acker, und von dannen biß wieder zu Hauß das Geleite geben, bey Strafe 3 gl. Was ferner zu Aufnehmen und Erhaltung dieſer loͤbli- chen freyen Kunſt Buchdruckerey moͤchte von noͤthen ſeyn, daß wollen wir uns hiermit vorbehalten haben, jederzeit zu ver- beßern und zu vermehren ꝛc. Ratifieiren, confirmiren und beſtaͤtigen auch vielgemel- dete Ordnung und Articul hiermit und in Krafft dieſes fuͤr uns und den Hochgebohrnen Fuͤrſten, Herrn Johann Geor- gen und dann in Vormundſchafft des auch Hochgebohrnen Fuͤrſten, Herrn Auguſten, beyde Hertzoge zu Sachſen ꝛc, Unſere freundliche liebe Bruͤdere, und wollen daß denſelben in allen Punckten, Clauſuln, und Articuln, Jnhaltungen und Meynungen nachgegangen, und dargegen nichts fuͤrgenommen werde. Dabey wir ſie auch zurecht Handhaben, ſchuͤtzen und ſchir-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/343>, abgerufen am 22.11.2024.