[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.er, wie es Herkommens, wo nicht bey völliger Gesellschafft, doch in Gegenwart 6. redlicher Kunst-Genoßen, so als Beamten ernennet, nach Erlegung ordentlicher Gelder, das Postulat verschencken; worauf er alsdann als ein rechtschaffenes Mitglied der Kunst, oder als ein redlicher Geselle, auf und angenommen werden soll. 6) Hat er postuliret, so soll er sich nach Christlicher Erbar- und geziemender Reinlichkeit in Wäsch und Kleidern bestreben, auch absonderlich den Gottesdienst, als rechten Christen gebühret, und zu kömmt, nicht hindan setzen, und lie- derlichen bösen Wesen und Händeln anhangen, sondern viel- mehr denselbigen absagen. 7) So er, wider verhoffen, von jemanden beschimpft, oder durch seine gegebene, ob zwar geringe Ursach, gescholten worden; So soll er solches innerhalb 14. Tagen in der Dru- ckerey anzeigen, oder nach Beschaffenheit der Sachen, bey einer völligen Gesellschafft unverweilt vortragen, und nicht über solche gesetzte Zeit zu stehen sich unterfangen. 8) Da er aber Ursach darzu, und sich unschuldig befin- det; So kan er das von dem Gegner gethane Scheltwort auf ihm wieder zurücke schieben, er muß aber darbey nicht wie- der schelten. 9) Neben einem Gescholtenen soll er nicht über die 14. Ta- ge wißentlich in Arbeit stehen, sondern ihn zur Abthu- und Versöhnung des Streis anhalten, will er anders mit dem Gescholtenen nicht in Schaden gerathen: widrigenfalls der Ge- scholtene, so fern die Sache anderwärts vorgegangen, eins- weils ein Scheltwort, üm der Erbar- und haltenden Einig- keit willen, zu Vermeidung aller Zänckerey, niederlegen, und in der ersten Meße die Aussöhnung dort selbsten suchen muß. 10) Jn keine Druckerey, wo nicht redlicher und her- kommentlicher Gebrauch gepflogen wird, soll er zur Arbeit eintreten, vielweniger einer Hudeley aufzuhelffen sich gelüsten, oder betreten laßen, widrigenfals er von der redlichen Kunst abgesondert und ausgeschloßen seyn solle. XXVIII.
er, wie es Herkommens, wo nicht bey voͤlliger Geſellſchafft, doch in Gegenwart 6. redlicher Kunſt-Genoßen, ſo als Beamten ernennet, nach Erlegung ordentlicher Gelder, das Poſtulat verſchencken; worauf er alsdann als ein rechtſchaffenes Mitglied der Kunſt, oder als ein redlicher Geſelle, auf und angenommen werden ſoll. 6) Hat er poſtuliret, ſo ſoll er ſich nach Chriſtlicher Erbar- und geziemender Reinlichkeit in Waͤſch und Kleidern beſtreben, auch abſonderlich den Gottesdienſt, als rechten Chriſten gebuͤhret, und zu koͤmmt, nicht hindan ſetzen, und lie- derlichen boͤſen Weſen und Haͤndeln anhangen, ſondern viel- mehr denſelbigen abſagen. 7) So er, wider verhoffen, von jemanden beſchimpft, oder durch ſeine gegebene, ob zwar geringe Urſach, geſcholten worden; So ſoll er ſolches innerhalb 14. Tagen in der Dru- ckerey anzeigen, oder nach Beſchaffenheit der Sachen, bey einer voͤlligen Geſellſchafft unverweilt vortragen, und nicht uͤber ſolche geſetzte Zeit zu ſtehen ſich unterfangen. 8) Da er aber Urſach darzu, und ſich unſchuldig befin- det; So kan er das von dem Gegner gethane Scheltwort auf ihm wieder zuruͤcke ſchieben, er muß aber darbey nicht wie- der ſchelten. 9) Neben einem Geſcholtenen ſoll er nicht uͤber die 14. Ta- ge wißentlich in Arbeit ſtehen, ſondern ihn zur Abthu- und Verſoͤhnung des Streis anhalten, will er anders mit dem Geſcholtenen nicht in Schaden gerathen: widrigenfalls der Ge- ſcholtene, ſo fern die Sache anderwaͤrts vorgegangen, eins- weils ein Scheltwort, uͤm der Erbar- und haltenden Einig- keit willen, zu Vermeidung aller Zaͤnckerey, niederlegen, und in der erſten Meße die Ausſoͤhnung dort ſelbſten ſuchen muß. 10) Jn keine Druckerey, wo nicht redlicher und her- kommentlicher Gebrauch gepflogen wird, ſoll er zur Arbeit eintreten, vielweniger einer Hudeley aufzuhelffen ſich geluͤſten, oder betreten laßen, widrigenfals er von der redlichen Kunſt abgeſondert und ausgeſchloßen ſeyn ſolle. XXVIII.
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er, wie es Herkommens, wo nicht bey voͤlliger Geſellſchafft,
doch in Gegenwart 6. redlicher Kunſt-Genoßen, ſo als Beamten
ernennet, nach Erlegung ordentlicher Gelder, das Poſtulat
verſchencken; worauf er alsdann als ein rechtſchaffenes Mitglied
der Kunſt, oder als ein redlicher Geſelle, auf und angenommen
werden ſoll.
6) Hat er poſtuliret, ſo ſoll er ſich nach Chriſtlicher
Erbar- und geziemender Reinlichkeit in Waͤſch und Kleidern
beſtreben, auch abſonderlich den Gottesdienſt, als rechten
Chriſten gebuͤhret, und zu koͤmmt, nicht hindan ſetzen, und lie-
derlichen boͤſen Weſen und Haͤndeln anhangen, ſondern viel-
mehr denſelbigen abſagen.
7) So er, wider verhoffen, von jemanden beſchimpft,
oder durch ſeine gegebene, ob zwar geringe Urſach, geſcholten
worden; So ſoll er ſolches innerhalb 14. Tagen in der Dru-
ckerey anzeigen, oder nach Beſchaffenheit der Sachen, bey
einer voͤlligen Geſellſchafft unverweilt vortragen, und nicht
uͤber ſolche geſetzte Zeit zu ſtehen ſich unterfangen.
8) Da er aber Urſach darzu, und ſich unſchuldig befin-
det; So kan er das von dem Gegner gethane Scheltwort auf
ihm wieder zuruͤcke ſchieben, er muß aber darbey nicht wie-
der ſchelten.
9) Neben einem Geſcholtenen ſoll er nicht uͤber die 14. Ta-
ge wißentlich in Arbeit ſtehen, ſondern ihn zur Abthu- und
Verſoͤhnung des Streis anhalten, will er anders mit dem
Geſcholtenen nicht in Schaden gerathen: widrigenfalls der Ge-
ſcholtene, ſo fern die Sache anderwaͤrts vorgegangen, eins-
weils ein Scheltwort, uͤm der Erbar- und haltenden Einig-
keit willen, zu Vermeidung aller Zaͤnckerey, niederlegen, und
in der erſten Meße die Ausſoͤhnung dort ſelbſten ſuchen muß.
10) Jn keine Druckerey, wo nicht redlicher und her-
kommentlicher Gebrauch gepflogen wird, ſoll er zur Arbeit
eintreten, vielweniger einer Hudeley aufzuhelffen ſich geluͤſten,
oder betreten laßen, widrigenfals er von der redlichen Kunſt
abgeſondert und ausgeſchloßen ſeyn ſolle.
XXVIII.
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