bemercken muß. Und hiezu soll gegenwärtiger Ort ge- widmet seyn. Man trifft aber folgende Fragen und Antwor- ten daselbst an.
I. Frage. Ob es erlaubt sey, in einer Republick ohne allem Unterscheid an allen Orten eine Buchdruckerey zu verstatten?
Hierauf antwortet Paul Pater also: Einige beantworten diese Frage mit Ja, und geben zum Beweiß an: 1) Weil es in den meisten Europäischen Provinzen gewöhnlich, daß man darinnen diese Kunst frey und ohne Hindernis treiben kan; 2) Weil wohleingerichtete Druckereyen einer Stadt nicht nur zu einer Zierde, sondern auch zu großen Nutzen gereichen. Hierauf erzehlet er, daß er sehr offt einige vornehme Gelehrte zu Dantzig klagen gehöret, daß sich zu selbigen Zeiten daselbst niemand gefunden, welcher ihre Schriften auf seine Kosten drucken können, noch wollen, damit sie bey Auswärtigen ebenfalls wegen des schönen Drucks Beyfall und Käufer finden könnten; dahero hätten sie öfters gewünschet, daß es ihnen erlaubt seyn möchte, eigene Buchdruckereyen an- zulegen.
Ubrigens meint er, man müße bey der Beantwortung die- ser Frage auf die Beschaffenheit des Orts, auf die Obrigkeit und Hohe Schulen vornehmlich sehen; weil die Buchdrucker insgemein von den Hohen Schulen Unterthanen wären, da- hero man dieses dem Gutdüncken derselben überlaßen müße, weil es ihnen zukommt Sorge zu tragen, daß nichts ohne Cen- sur gedrucket, keine Unordnung eingeführet, und kein über- mäßiger Preiß von der Arbeit gefordert werde,
Anmerckung.
Auf die vorgelegte Frage ist schlechterdings mit Nein zu antworten. Denn die Beweiße derjenigen, welche mit Ja ant- worten, sind ohne Grund. Wenn man sich auf die Gewohn-
heit
bemercken muß. Und hiezu ſoll gegenwaͤrtiger Ort ge- widmet ſeyn. Man trifft aber folgende Fragen und Antwor- ten daſelbſt an.
I. Frage. Ob es erlaubt ſey, in einer Republick ohne allem Unterſcheid an allen Orten eine Buchdruckerey zu verſtatten?
Hierauf antwortet Paul Pater alſo: Einige beantworten dieſe Frage mit Ja, und geben zum Beweiß an: 1) Weil es in den meiſten Europaͤiſchen Provinzen gewoͤhnlich, daß man darinnen dieſe Kunſt frey und ohne Hindernis treiben kan; 2) Weil wohleingerichtete Druckereyen einer Stadt nicht nur zu einer Zierde, ſondern auch zu großen Nutzen gereichen. Hierauf erzehlet er, daß er ſehr offt einige vornehme Gelehrte zu Dantzig klagen gehoͤret, daß ſich zu ſelbigen Zeiten daſelbſt niemand gefunden, welcher ihre Schriften auf ſeine Koſten drucken koͤnnen, noch wollen, damit ſie bey Auswaͤrtigen ebenfalls wegen des ſchoͤnen Drucks Beyfall und Kaͤufer finden koͤnnten; dahero haͤtten ſie oͤfters gewuͤnſchet, daß es ihnen erlaubt ſeyn moͤchte, eigene Buchdruckereyen an- zulegen.
Ubrigens meint er, man muͤße bey der Beantwortung die- ſer Frage auf die Beſchaffenheit des Orts, auf die Obrigkeit und Hohe Schulen vornehmlich ſehen; weil die Buchdrucker insgemein von den Hohen Schulen Unterthanen waͤren, da- hero man dieſes dem Gutduͤncken derſelben uͤberlaßen muͤße, weil es ihnen zukommt Sorge zu tragen, daß nichts ohne Cen- ſur gedrucket, keine Unordnung eingefuͤhret, und kein uͤber- maͤßiger Preiß von der Arbeit gefordert werde,
Anmerckung.
Auf die vorgelegte Frage iſt ſchlechterdings mit Nein zu antworten. Denn die Beweiße derjenigen, welche mit Ja ant- worten, ſind ohne Grund. Wenn man ſich auf die Gewohn-
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[0376]
bemercken muß. Und hiezu ſoll gegenwaͤrtiger Ort ge-
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ten daſelbſt an.
I. Frage.
Ob es erlaubt ſey, in einer Republick ohne
allem Unterſcheid an allen Orten eine
Buchdruckerey zu verſtatten?
Hierauf antwortet Paul Pater alſo: Einige beantworten
dieſe Frage mit Ja, und geben zum Beweiß an: 1) Weil
es in den meiſten Europaͤiſchen Provinzen gewoͤhnlich,
daß man darinnen dieſe Kunſt frey und ohne Hindernis
treiben kan; 2) Weil wohleingerichtete Druckereyen
einer Stadt nicht nur zu einer Zierde, ſondern auch zu
großen Nutzen gereichen. Hierauf erzehlet er, daß er ſehr
offt einige vornehme Gelehrte zu Dantzig klagen gehoͤret, daß
ſich zu ſelbigen Zeiten daſelbſt niemand gefunden, welcher ihre
Schriften auf ſeine Koſten drucken koͤnnen, noch wollen, damit
ſie bey Auswaͤrtigen ebenfalls wegen des ſchoͤnen Drucks Beyfall
und Kaͤufer finden koͤnnten; dahero haͤtten ſie oͤfters gewuͤnſchet,
daß es ihnen erlaubt ſeyn moͤchte, eigene Buchdruckereyen an-
zulegen.
Ubrigens meint er, man muͤße bey der Beantwortung die-
ſer Frage auf die Beſchaffenheit des Orts, auf die Obrigkeit
und Hohe Schulen vornehmlich ſehen; weil die Buchdrucker
insgemein von den Hohen Schulen Unterthanen waͤren, da-
hero man dieſes dem Gutduͤncken derſelben uͤberlaßen muͤße,
weil es ihnen zukommt Sorge zu tragen, daß nichts ohne Cen-
ſur gedrucket, keine Unordnung eingefuͤhret, und kein uͤber-
maͤßiger Preiß von der Arbeit gefordert werde,
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/376>, abgerufen am 18.07.2024.
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