lebten, würden nothwendiger Weise reich, und die so an theuren Orten lebten, arm werden, wenn man ihnen einen Tax überhaupt vorschreiben wollte. Es würde auch der edlen Kunst wenig da- mit gedienet seyn. Wäre ein gewißer Tax vorgeschrieben: So würden wir die elendesten Schristen von der Welt zu sehen be- kommen. Man würde die Littern führen/ so lange sie nur noch einen Schein von sich geben würden, weil man doch eben so viel, als vor neu gegoßene bekäme. Man würde viele Zierrathen ent- behren müßen, und tausend andere Fehler mehr bekommen, weil die darauf verwendete Zeit nicht bezahlet würde. Denn was sauber und accurat gemacht werden soll, kostet ja mehr Mühe und Fleiß, als was man nur so hin sudelt. Folglich antworten wir auf die Frage: Es ist den Buchdruckern erlaubt vor ihre Ar- beit den Lohn zu bestimmen. Gesetzt, es übertheuerten einige ih- re Arbeit, so sind ja genug andere da, welche die Gesetze der Billig- keit und ihr Gewißen zu bewahren suchen. Man ist ja nicht an einen gebunden. Es ist uns auch die Taxordnung, so wir No. XIV. angeführet, nicht zuwider. Denn damals waren viele Mißbräuche wegen Absetzung der Müntzen eingerißen, welchen man dadurch Ziel und Maaß setzen wollen. Da nun aber selbi- gen gesteuert worden; So ist es nun eine gantz andere Sache. Und insgemein läuft es da hinaus: Der Buchdrucker und Verle- ger sollen sich nach der Billigkeit mit einander vergleichen. Heißt dieses nicht so viel gesagt: Der Buchdrucker soll seine Arbeit taxiren, und hernach mit dem Verleger darüber einig werden?
VI. Frage. Ob denn die Buchdruckereyen von öffentli- chen Abgaben frey seyn sollen?
Hier macht der Herr Verfaßer einen Unterscheid zwischen privilegirten Hofbuchdruckern, ingleichen zwischen solchen die bey niedrigen und hohen Schulen und bey E.E. Rath Buchdru- cker sind, welchen Patente, Diplomata alleine zum Druck an- vertrauet werden. Da sie nun diese Arbeit umsonst und ohne Belohnung drucken müßen; So ist es ja billig, daß sie von Ab- gaben, wo nicht völlig, doch in gewißer Maaße befreyet wer- den. Er führet auch ein Exempel an, daß der Buchdrucker zu Thoren der dasi gen Schule nicht nur von bürgerlichen Beschwe-
rungen
lebten, wuͤrden nothwendiger Weiſe reich, und die ſo an theuren Orten lebten, arm werden, wenn man ihnen einen Tax uͤberhaupt vorſchreiben wollte. Es wuͤrde auch der edlen Kunſt wenig da- mit gedienet ſeyn. Waͤre ein gewißer Tax vorgeſchrieben: So wuͤrden wir die elendeſten Schriſten von der Welt zu ſehen be- kommen. Man wuͤrde die Littern fuͤhren/ ſo lange ſie nur noch einen Schein von ſich geben wuͤrden, weil man doch eben ſo viel, als vor neu gegoßene bekaͤme. Man wuͤrde viele Zierrathen ent- behren muͤßen, und tauſend andere Fehler mehr bekommen, weil die darauf verwendete Zeit nicht bezahlet wuͤrde. Denn was ſauber und accurat gemacht werden ſoll, koſtet ja mehr Muͤhe und Fleiß, als was man nur ſo hin ſudelt. Folglich antworten wir auf die Frage: Es iſt den Buchdruckern erlaubt vor ihre Ar- beit den Lohn zu beſtimmen. Geſetzt, es uͤbertheuerten einige ih- re Arbeit, ſo ſind ja genug andere da, welche die Geſetze der Billig- keit und ihr Gewißen zu bewahren ſuchen. Man iſt ja nicht an einen gebunden. Es iſt uns auch die Taxordnung, ſo wir No. XIV. angefuͤhret, nicht zuwider. Denn damals waren viele Mißbraͤuche wegen Abſetzung der Muͤntzen eingerißen, welchen man dadurch Ziel und Maaß ſetzen wollen. Da nun aber ſelbi- gen geſteuert worden; So iſt es nun eine gantz andere Sache. Und insgemein laͤuft es da hinaus: Der Buchdrucker und Verle- ger ſollen ſich nach der Billigkeit mit einander vergleichen. Heißt dieſes nicht ſo viel geſagt: Der Buchdrucker ſoll ſeine Arbeit taxiren, und hernach mit dem Verleger daruͤber einig werden?
VI. Frage. Ob denn die Buchdruckereyen von oͤffentli- chen Abgaben frey ſeyn ſollen?
Hier macht der Herr Verfaßer einen Unterſcheid zwiſchen privilegirten Hofbuchdruckern, ingleichen zwiſchen ſolchen die bey niedrigen und hohen Schulen und bey E.E. Rath Buchdru- cker ſind, welchen Patente, Diplomata alleine zum Druck an- vertrauet werden. Da ſie nun dieſe Arbeit umſonſt und ohne Belohnung drucken muͤßen; So iſt es ja billig, daß ſie von Ab- gaben, wo nicht voͤllig, doch in gewißer Maaße befreyet wer- den. Er fuͤhret auch ein Exempel an, daß der Buchdrucker zu Thoren der daſi gen Schule nicht nur von buͤrgerlichen Beſchwe-
rungen
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[0388]
lebten, wuͤrden nothwendiger Weiſe reich, und die ſo an theuren
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vorſchreiben wollte. Es wuͤrde auch der edlen Kunſt wenig da-
mit gedienet ſeyn. Waͤre ein gewißer Tax vorgeſchrieben: So
wuͤrden wir die elendeſten Schriſten von der Welt zu ſehen be-
kommen. Man wuͤrde die Littern fuͤhren/ ſo lange ſie nur noch
einen Schein von ſich geben wuͤrden, weil man doch eben ſo viel,
als vor neu gegoßene bekaͤme. Man wuͤrde viele Zierrathen ent-
behren muͤßen, und tauſend andere Fehler mehr bekommen, weil
die darauf verwendete Zeit nicht bezahlet wuͤrde. Denn was
ſauber und accurat gemacht werden ſoll, koſtet ja mehr Muͤhe
und Fleiß, als was man nur ſo hin ſudelt. Folglich antworten
wir auf die Frage: Es iſt den Buchdruckern erlaubt vor ihre Ar-
beit den Lohn zu beſtimmen. Geſetzt, es uͤbertheuerten einige ih-
re Arbeit, ſo ſind ja genug andere da, welche die Geſetze der Billig-
keit und ihr Gewißen zu bewahren ſuchen. Man iſt ja nicht an
einen gebunden. Es iſt uns auch die Taxordnung, ſo wir No.
XIV. angefuͤhret, nicht zuwider. Denn damals waren viele
Mißbraͤuche wegen Abſetzung der Muͤntzen eingerißen, welchen
man dadurch Ziel und Maaß ſetzen wollen. Da nun aber ſelbi-
gen geſteuert worden; So iſt es nun eine gantz andere Sache.
Und insgemein laͤuft es da hinaus: Der Buchdrucker und Verle-
ger ſollen ſich nach der Billigkeit mit einander vergleichen. Heißt
dieſes nicht ſo viel geſagt: Der Buchdrucker ſoll ſeine Arbeit
taxiren, und hernach mit dem Verleger daruͤber einig werden?
VI. Frage.
Ob denn die Buchdruckereyen von oͤffentli-
chen Abgaben frey ſeyn ſollen?
Hier macht der Herr Verfaßer einen Unterſcheid zwiſchen
privilegirten Hofbuchdruckern, ingleichen zwiſchen ſolchen die
bey niedrigen und hohen Schulen und bey E.E. Rath Buchdru-
cker ſind, welchen Patente, Diplomata alleine zum Druck an-
vertrauet werden. Da ſie nun dieſe Arbeit umſonſt und ohne
Belohnung drucken muͤßen; So iſt es ja billig, daß ſie von Ab-
gaben, wo nicht voͤllig, doch in gewißer Maaße befreyet wer-
den. Er fuͤhret auch ein Exempel an, daß der Buchdrucker zu
Thoren der daſi gen Schule nicht nur von buͤrgerlichen Beſchwe-
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/388>, abgerufen am 24.11.2024.
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