Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Jubelfest 1740
formation, und Litteratur handelten. Diesem folgte
der Herr Rector zu St. Annen in der Vorstadt,
Herr M. Christian August Freyberg acht Tage vor
dem Jubelfest, welcher nicht allein in seiner Einla-
dungsschrift, von zwey Bogen in teutscher Sprache,
von den allerersten und ältesten Buchdruckern, die
zu Dreßden sich aufgehalten, ausfuhrliche Nachricht
ertheilet, sondern auch in einer Rednerübung vor-
stellen lassen, daß die Schrift, als die beste Arbeit
menschlicher Hände, durch die Buchdruckerkunst zu
einer Vollkommenheit gediehen; Alsdenn erzehlte ein
anderer Redner den Zustand des welt- und geistlichen
Regiments vor und bey der Erfindung der Druckerey.
Daß die Buchdruckerkunst eine Vorläuferin geschei-
derer und besserer Zeiten, und eine Beförderin der
Reformation gewesen wurde hernach dargethan. End-
lich behauptete einer von diesen Rednern, daß die
Buchdrucker billig auf eine Jubelfreude bedacht ge-
wesen sind. Der gelehrte Herr Rector an der Creutz-
schule, Herr Christian Schöttgen, erwartete endlich
die Zeit, da man vor hundert Jahren dieses Fest be-
gangen, nemlich den Tag Johannis des Täuffers,
an welchem er eine Rednerübung in dem Raths Brey-
hahnhause angestellet. Jn der Einladungsschrift zu
dieser Feyer lieferte der Herr Schöttgen eine recht
wohl gerathene Historie der Dreßdnischen Buchdru-
cker. Ehe aber dieser Actus noch vor sich gienge, so
haben die gesammten Buchdruckerherren nebst ihren
Kunstverwandten den Gottesdienst an besagten Jo-
hannistag fleißig, andächtig, und mit Loben und
Dancken abgewartet, da unter andern der Hochbe-
rühmte Herr D. Valentin Ernst Löscher in seiner
ordentlichen Amtspredigt den Allerhöchsten besonders

geprie-
K 5

vom Jubelfeſt 1740
formation, und Litteratur handelten. Dieſem folgte
der Herr Rector zu St. Annen in der Vorſtadt,
Herr M. Chriſtian Auguſt Freyberg acht Tage vor
dem Jubelfeſt, welcher nicht allein in ſeiner Einla-
dungsſchrift, von zwey Bogen in teutſcher Sprache,
von den allererſten und aͤlteſten Buchdruckern, die
zu Dreßden ſich aufgehalten, ausfuhrliche Nachricht
ertheilet, ſondern auch in einer Redneruͤbung vor-
ſtellen laſſen, daß die Schrift, als die beſte Arbeit
menſchlicher Haͤnde, durch die Buchdruckerkunſt zu
einer Vollkommenheit gediehen; Alsdenn erzehlte ein
anderer Redner den Zuſtand des welt- und geiſtlichen
Regiments vor und bey der Erfindung der Druckerey.
Daß die Buchdruckerkunſt eine Vorlaͤuferin geſchei-
derer und beſſerer Zeiten, und eine Befoͤrderin der
Reformation geweſen wurde hernach dargethan. End-
lich behauptete einer von dieſen Rednern, daß die
Buchdrucker billig auf eine Jubelfreude bedacht ge-
weſen ſind. Der gelehrte Herr Rector an der Creutz-
ſchule, Herr Chriſtian Schoͤttgen, erwartete endlich
die Zeit, da man vor hundert Jahren dieſes Feſt be-
gangen, nemlich den Tag Johannis des Taͤuffers,
an welchem er eine Redneruͤbung in dem Raths Brey-
hahnhauſe angeſtellet. Jn der Einladungsſchrift zu
dieſer Feyer lieferte der Herr Schoͤttgen eine recht
wohl gerathene Hiſtorie der Dreßdniſchen Buchdru-
cker. Ehe aber dieſer Actus noch vor ſich gienge, ſo
haben die geſammten Buchdruckerherren nebſt ihren
Kunſtverwandten den Gottesdienſt an beſagten Jo-
hannistag fleißig, andaͤchtig, und mit Loben und
Dancken abgewartet, da unter andern der Hochbe-
ruͤhmte Herr D. Valentin Ernſt Loͤſcher in ſeiner
ordentlichen Amtspredigt den Allerhoͤchſten beſonders

geprie-
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0191" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Jubelfe&#x017F;t 1740</hi></fw><lb/>
formation, und Litteratur handelten. Die&#x017F;em folgte<lb/>
der Herr Rector zu St. Annen in der Vor&#x017F;tadt,<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">M.</hi> <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tian Augu&#x017F;t Freyberg</hi> acht Tage vor<lb/>
dem Jubelfe&#x017F;t, welcher nicht allein in &#x017F;einer Einla-<lb/>
dungs&#x017F;chrift, von zwey Bogen in teut&#x017F;cher Sprache,<lb/>
von den allerer&#x017F;ten und a&#x0364;lte&#x017F;ten Buchdruckern, die<lb/>
zu Dreßden &#x017F;ich aufgehalten, ausfuhrliche Nachricht<lb/>
ertheilet, &#x017F;ondern auch in einer Redneru&#x0364;bung vor-<lb/>
&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en, daß die Schrift, als die be&#x017F;te Arbeit<lb/>
men&#x017F;chlicher Ha&#x0364;nde, durch die Buchdruckerkun&#x017F;t zu<lb/>
einer Vollkommenheit gediehen; Alsdenn erzehlte ein<lb/>
anderer Redner den Zu&#x017F;tand des welt- und gei&#x017F;tlichen<lb/>
Regiments vor und bey der Erfindung der Druckerey.<lb/>
Daß die Buchdruckerkun&#x017F;t eine Vorla&#x0364;uferin ge&#x017F;chei-<lb/>
derer und be&#x017F;&#x017F;erer Zeiten, und eine Befo&#x0364;rderin der<lb/>
Reformation gewe&#x017F;en wurde hernach dargethan. End-<lb/>
lich behauptete einer von die&#x017F;en Rednern, daß die<lb/>
Buchdrucker billig auf eine Jubelfreude bedacht ge-<lb/>
we&#x017F;en &#x017F;ind. Der gelehrte Herr Rector an der Creutz-<lb/>
&#x017F;chule, Herr <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tian Scho&#x0364;ttgen,</hi> erwartete endlich<lb/>
die Zeit, da man vor hundert Jahren die&#x017F;es Fe&#x017F;t be-<lb/>
gangen, nemlich den Tag Johannis des Ta&#x0364;uffers,<lb/>
an welchem er eine Redneru&#x0364;bung in dem Raths Brey-<lb/>
hahnhau&#x017F;e ange&#x017F;tellet. Jn der Einladungs&#x017F;chrift zu<lb/>
die&#x017F;er Feyer lieferte der Herr <hi rendition="#fr">Scho&#x0364;ttgen</hi> eine recht<lb/>
wohl gerathene Hi&#x017F;torie der Dreßdni&#x017F;chen Buchdru-<lb/>
cker. Ehe aber die&#x017F;er Actus noch vor &#x017F;ich gienge, &#x017F;o<lb/>
haben die ge&#x017F;ammten Buchdruckerherren neb&#x017F;t ihren<lb/>
Kun&#x017F;tverwandten den Gottesdien&#x017F;t an be&#x017F;agten Jo-<lb/>
hannistag fleißig, anda&#x0364;chtig, und mit Loben und<lb/>
Dancken abgewartet, da unter andern der Hochbe-<lb/>
ru&#x0364;hmte Herr <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#fr">Valentin Ern&#x017F;t Lo&#x0364;&#x017F;cher</hi> in &#x017F;einer<lb/>
ordentlichen Amtspredigt den Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten be&#x017F;onders<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">geprie-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0191] vom Jubelfeſt 1740 formation, und Litteratur handelten. Dieſem folgte der Herr Rector zu St. Annen in der Vorſtadt, Herr M. Chriſtian Auguſt Freyberg acht Tage vor dem Jubelfeſt, welcher nicht allein in ſeiner Einla- dungsſchrift, von zwey Bogen in teutſcher Sprache, von den allererſten und aͤlteſten Buchdruckern, die zu Dreßden ſich aufgehalten, ausfuhrliche Nachricht ertheilet, ſondern auch in einer Redneruͤbung vor- ſtellen laſſen, daß die Schrift, als die beſte Arbeit menſchlicher Haͤnde, durch die Buchdruckerkunſt zu einer Vollkommenheit gediehen; Alsdenn erzehlte ein anderer Redner den Zuſtand des welt- und geiſtlichen Regiments vor und bey der Erfindung der Druckerey. Daß die Buchdruckerkunſt eine Vorlaͤuferin geſchei- derer und beſſerer Zeiten, und eine Befoͤrderin der Reformation geweſen wurde hernach dargethan. End- lich behauptete einer von dieſen Rednern, daß die Buchdrucker billig auf eine Jubelfreude bedacht ge- weſen ſind. Der gelehrte Herr Rector an der Creutz- ſchule, Herr Chriſtian Schoͤttgen, erwartete endlich die Zeit, da man vor hundert Jahren dieſes Feſt be- gangen, nemlich den Tag Johannis des Taͤuffers, an welchem er eine Redneruͤbung in dem Raths Brey- hahnhauſe angeſtellet. Jn der Einladungsſchrift zu dieſer Feyer lieferte der Herr Schoͤttgen eine recht wohl gerathene Hiſtorie der Dreßdniſchen Buchdru- cker. Ehe aber dieſer Actus noch vor ſich gienge, ſo haben die geſammten Buchdruckerherren nebſt ihren Kunſtverwandten den Gottesdienſt an beſagten Jo- hannistag fleißig, andaͤchtig, und mit Loben und Dancken abgewartet, da unter andern der Hochbe- ruͤhmte Herr D. Valentin Ernſt Loͤſcher in ſeiner ordentlichen Amtspredigt den Allerhoͤchſten beſonders geprie- K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/191
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/191>, abgerufen am 22.11.2024.