Alleine ich änderte meinen Vorsatz. Denn mein Vorrath wuchs mir unter der Hand dergestalt an, daß ich füglich ein Bändgen wieder liefern kan. Jn den vielen Schriften, so bey Gelegenheit der dritten Gedächtnißfeyer wegen der erfundenen Buchdrucker- kunst ans Licht getreten, habe ich allerhand gefun- den, was zur Verbesserung und Ergäntzung meiner Arbeit dienen könnte. Und dieses wollte ich nicht zurücke, oder alt werden lassen. Das Ansuchen vieler Freunde, und die eingeschickten Nachrichten einiger Gönner nöthigten mich gleichsam von meinem ehe- mahls gefaßten Vorsatz abzugehen. Jch brachte also in Ordnung, was ich angemercket hatte, und setzte die Feder wieder an. Mit einem Verzeichniß der vor- nehmsten Schrifften, welche bey Gelegenheit der Ge- dächtnißfeyer herausgekommen sind, machte ich den Anfang. Jch habe dieses um so viel mehr nöthig erachtet, weil sich doch nicht ein jeder diese Schriff- ten alle anschaffen wird, oder mag. Und gleichwohl dürffte er gerne wissen wollen, was drinnen stehet. Diese Begierde findet hier ihr Futter. Da ich diese Schriften durchblätterte, so fielen mir auch die neuen Zeitungen von gelehrten Sachen, welche zu Coppen- hagen heraus gekommen, in die Hände, in welche Christian Friedrich Wadskiär einen Aufsatz einrü- cken lassen, darinnen er darthun will, daß ein Dä- ne die Buchdruckerkunst erfunden habe. Hiebey hat er die Feder auch wider mich gespitzet. Seine un- vergleichlichen Gedancken und höflichen Ausdrücke sind werth, daß man sie in Teutschland bekannt mache, und ihnen ihre Abfertigung gebe, welches also meine andere Bemühung seyn wird. Hierauf will ich eine Nachricht einrücken, wie die Gedächtnißfeyer vor
hun-
Vorbericht.
Alleine ich aͤnderte meinen Vorſatz. Denn mein Vorrath wuchs mir unter der Hand dergeſtalt an, daß ich fuͤglich ein Baͤndgen wieder liefern kan. Jn den vielen Schriften, ſo bey Gelegenheit der dritten Gedaͤchtnißfeyer wegen der erfundenen Buchdrucker- kunſt ans Licht getreten, habe ich allerhand gefun- den, was zur Verbeſſerung und Ergaͤntzung meiner Arbeit dienen koͤnnte. Und dieſes wollte ich nicht zuruͤcke, oder alt werden laſſen. Das Anſuchen vieler Freunde, und die eingeſchickten Nachrichten einiger Goͤnner noͤthigten mich gleichſam von meinem ehe- mahls gefaßten Vorſatz abzugehen. Jch brachte alſo in Ordnung, was ich angemercket hatte, und ſetzte die Feder wieder an. Mit einem Verzeichniß der vor- nehmſten Schrifften, welche bey Gelegenheit der Ge- daͤchtnißfeyer herausgekommen ſind, machte ich den Anfang. Jch habe dieſes um ſo viel mehr noͤthig erachtet, weil ſich doch nicht ein jeder dieſe Schriff- ten alle anſchaffen wird, oder mag. Und gleichwohl duͤrffte er gerne wiſſen wollen, was drinnen ſtehet. Dieſe Begierde findet hier ihr Futter. Da ich dieſe Schriften durchblaͤtterte, ſo fielen mir auch die neuen Zeitungen von gelehrten Sachen, welche zu Coppen- hagen heraus gekommen, in die Haͤnde, in welche Chriſtian Friedrich Wadſkiaͤr einen Aufſatz einruͤ- cken laſſen, darinnen er darthun will, daß ein Daͤ- ne die Buchdruckerkunſt erfunden habe. Hiebey hat er die Feder auch wider mich geſpitzet. Seine un- vergleichlichen Gedancken und hoͤflichen Ausdruͤcke ſind werth, daß man ſie in Teutſchland bekannt mache, und ihnen ihre Abfertigung gebe, welches alſo meine andere Bemuͤhung ſeyn wird. Hierauf will ich eine Nachricht einruͤcken, wie die Gedaͤchtnißfeyer vor
hun-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><hirendition="#in"><pbfacs="#f0034"n="2"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorbericht.</hi></fw><lb/>
Alleine ich aͤnderte meinen Vorſatz. Denn mein<lb/>
Vorrath wuchs mir unter der Hand dergeſtalt an,<lb/>
daß ich fuͤglich ein Baͤndgen wieder liefern kan. Jn<lb/>
den vielen Schriften, ſo bey Gelegenheit der dritten<lb/>
Gedaͤchtnißfeyer wegen der erfundenen Buchdrucker-<lb/>
kunſt ans Licht getreten, habe ich allerhand gefun-<lb/>
den, was zur Verbeſſerung und Ergaͤntzung meiner<lb/>
Arbeit dienen koͤnnte. Und dieſes wollte ich nicht<lb/>
zuruͤcke, oder alt werden laſſen. Das Anſuchen vieler<lb/>
Freunde, und die eingeſchickten Nachrichten einiger<lb/>
Goͤnner noͤthigten mich gleichſam von meinem ehe-<lb/>
mahls gefaßten Vorſatz abzugehen. Jch brachte alſo<lb/>
in Ordnung, was ich angemercket hatte, und ſetzte die<lb/>
Feder wieder an. Mit einem Verzeichniß der vor-<lb/>
nehmſten Schrifften, welche bey Gelegenheit der Ge-<lb/>
daͤchtnißfeyer herausgekommen ſind, machte ich den<lb/>
Anfang. Jch habe dieſes um ſo viel mehr noͤthig<lb/>
erachtet, weil ſich doch nicht ein jeder dieſe Schriff-<lb/>
ten alle anſchaffen wird, oder mag. Und gleichwohl<lb/>
duͤrffte er gerne wiſſen wollen, was drinnen ſtehet.<lb/>
Dieſe Begierde findet hier ihr Futter. Da ich dieſe<lb/>
Schriften durchblaͤtterte, ſo fielen mir auch die neuen<lb/>
Zeitungen von gelehrten Sachen, welche zu Coppen-<lb/>
hagen heraus gekommen, in die Haͤnde, in welche<lb/><hirendition="#fr">Chriſtian Friedrich Wadſkiaͤr</hi> einen Aufſatz einruͤ-<lb/>
cken laſſen, darinnen er darthun will, daß ein Daͤ-<lb/>
ne die Buchdruckerkunſt erfunden habe. Hiebey hat<lb/>
er die Feder auch wider mich geſpitzet. Seine un-<lb/>
vergleichlichen Gedancken und hoͤflichen Ausdruͤcke<lb/>ſind werth, daß man ſie in Teutſchland bekannt<lb/>
mache, und ihnen ihre Abfertigung gebe, welches alſo<lb/>
meine andere Bemuͤhung ſeyn wird. Hierauf will ich<lb/>
eine Nachricht einruͤcken, wie die Gedaͤchtnißfeyer vor<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hun-</fw><lb/></hi></p></div></div></body></text></TEI>
[2/0034]
Vorbericht.
Alleine ich aͤnderte meinen Vorſatz. Denn mein
Vorrath wuchs mir unter der Hand dergeſtalt an,
daß ich fuͤglich ein Baͤndgen wieder liefern kan. Jn
den vielen Schriften, ſo bey Gelegenheit der dritten
Gedaͤchtnißfeyer wegen der erfundenen Buchdrucker-
kunſt ans Licht getreten, habe ich allerhand gefun-
den, was zur Verbeſſerung und Ergaͤntzung meiner
Arbeit dienen koͤnnte. Und dieſes wollte ich nicht
zuruͤcke, oder alt werden laſſen. Das Anſuchen vieler
Freunde, und die eingeſchickten Nachrichten einiger
Goͤnner noͤthigten mich gleichſam von meinem ehe-
mahls gefaßten Vorſatz abzugehen. Jch brachte alſo
in Ordnung, was ich angemercket hatte, und ſetzte die
Feder wieder an. Mit einem Verzeichniß der vor-
nehmſten Schrifften, welche bey Gelegenheit der Ge-
daͤchtnißfeyer herausgekommen ſind, machte ich den
Anfang. Jch habe dieſes um ſo viel mehr noͤthig
erachtet, weil ſich doch nicht ein jeder dieſe Schriff-
ten alle anſchaffen wird, oder mag. Und gleichwohl
duͤrffte er gerne wiſſen wollen, was drinnen ſtehet.
Dieſe Begierde findet hier ihr Futter. Da ich dieſe
Schriften durchblaͤtterte, ſo fielen mir auch die neuen
Zeitungen von gelehrten Sachen, welche zu Coppen-
hagen heraus gekommen, in die Haͤnde, in welche
Chriſtian Friedrich Wadſkiaͤr einen Aufſatz einruͤ-
cken laſſen, darinnen er darthun will, daß ein Daͤ-
ne die Buchdruckerkunſt erfunden habe. Hiebey hat
er die Feder auch wider mich geſpitzet. Seine un-
vergleichlichen Gedancken und hoͤflichen Ausdruͤcke
ſind werth, daß man ſie in Teutſchland bekannt
mache, und ihnen ihre Abfertigung gebe, welches alſo
meine andere Bemuͤhung ſeyn wird. Hierauf will ich
eine Nachricht einruͤcken, wie die Gedaͤchtnißfeyer vor
hun-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/34>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.