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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745.

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Merckwürdig ist, daß so viele Buchdrucker allda,
deren man 1607. achte zehlet, bey so gefährlichen Zeiten
sich erhalten können, da doch eben so viele Hauptwer-
cke nicht gedruckt sind. Betzel, Kirchner, und Fran-
cke
haben damals das meiste zu thun gehabt, dieses
erhellet daraus: weil Joh. Francke des Decimatoris
Lexicon in fol.
auswärts drucken lassen. Man nimmt
aber auch wahr, daß einige davon den Buchhandel
getrieben, und Andreas Duncker von dort weggezo-
gen. Da die Eroberung geschehen, lag nicht allein
Kirche, Schule, Professionen, Handwercker und al-
lerley Nahrung, sondern auch die Buchdrucker-Kunst
über einen Hauffen. Betzel aber und Beele, wie ih-
re Nachkommen bezeugen, in Magdeburg und Zerbst
sind davon gekommen. Steinert muß auch sich loß-
gekaufft haben, denn es sind noch Steinerte am Leben.

Die sechste Classe enthält die letzte Zeit, und hedet
sich an nach der Eroberung, und reichet bis auf ietzt
verflossenes Jubel-Jahr.

Johann Franckens Erben haben sich bey Zeiten in
Magdeburg wieder gesetzet, aber es fehlte ihnen an al-
lem Zubehör. Dahero stunden sie mit dem Buch-
händler in Leipzig, Samuel Scheiben, zusammen,
und verlegten 1636. Johann Arnds Paradieß-Gärt-
lein, 8. worinnen zum erstenmal die Historie von Er-
rettung dieses Buchs aus dem Feuer gedacht wird.
Hernach haben bis 1700. alldort wenig Buchdrucker
gelebet. Die Bekandten sind folgende:

Andreas Betzel, welcher sich wieder einfand, und
druckte der Stadt Privilegia und Protectoria, welche
sie 1638. wiederum von dem Kayser erhalten. Sol-
ches Buch hatte er schon vor der Zerstöhrung gedruckt,
und nun nochmahls 1640. nebst der Stadt Magde-
burg Gerichts- und Proceß-Ordnung, welches er

gleich-
M

Merckwuͤrdig iſt, daß ſo viele Buchdrucker allda,
deren man 1607. achte zehlet, bey ſo gefaͤhrlichen Zeiten
ſich erhalten koͤnnen, da doch eben ſo viele Hauptwer-
cke nicht gedruckt ſind. Betzel, Kirchner, und Fran-
cke
haben damals das meiſte zu thun gehabt, dieſes
erhellet daraus: weil Joh. Francke des Decimatoris
Lexicon in fol.
auswaͤrts drucken laſſen. Man nim̃t
aber auch wahr, daß einige davon den Buchhandel
getrieben, und Andreas Duncker von dort weggezo-
gen. Da die Eroberung geſchehen, lag nicht allein
Kirche, Schule, Profeſſionen, Handwercker und al-
lerley Nahrung, ſondern auch die Buchdrucker-Kunſt
uͤber einen Hauffen. Betzel aber und Beele, wie ih-
re Nachkommen bezeugen, in Magdeburg und Zerbſt
ſind davon gekommen. Steinert muß auch ſich loß-
gekaufft haben, denn es ſind noch Steinerte am Leben.

Die ſechſte Claſſe enthaͤlt die letzte Zeit, und hedet
ſich an nach der Eroberung, und reichet bis auf ietzt
verfloſſenes Jubel-Jahr.

Johann Franckens Erben haben ſich bey Zeiten in
Magdeburg wieder geſetzet, aber es fehlte ihnen an al-
lem Zubehoͤr. Dahero ſtunden ſie mit dem Buch-
haͤndler in Leipzig, Samuel Scheiben, zuſammen,
und verlegten 1636. Johann Arnds Paradieß-Gaͤrt-
lein, 8. worinnen zum erſtenmal die Hiſtorie von Er-
rettung dieſes Buchs aus dem Feuer gedacht wird.
Hernach haben bis 1700. alldort wenig Buchdrucker
gelebet. Die Bekandten ſind folgende:

Andreas Betzel, welcher ſich wieder einfand, und
druckte der Stadt Privilegia und Protectoria, welche
ſie 1638. wiederum von dem Kayſer erhalten. Sol-
ches Buch hatte er ſchon vor der Zerſtoͤhrung gedruckt,
und nun nochmahls 1640. nebſt der Stadt Magde-
burg Gerichts- und Proceß-Ordnung, welches er

gleich-
M
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[177/0214] Merckwuͤrdig iſt, daß ſo viele Buchdrucker allda, deren man 1607. achte zehlet, bey ſo gefaͤhrlichen Zeiten ſich erhalten koͤnnen, da doch eben ſo viele Hauptwer- cke nicht gedruckt ſind. Betzel, Kirchner, und Fran- cke haben damals das meiſte zu thun gehabt, dieſes erhellet daraus: weil Joh. Francke des Decimatoris Lexicon in fol. auswaͤrts drucken laſſen. Man nim̃t aber auch wahr, daß einige davon den Buchhandel getrieben, und Andreas Duncker von dort weggezo- gen. Da die Eroberung geſchehen, lag nicht allein Kirche, Schule, Profeſſionen, Handwercker und al- lerley Nahrung, ſondern auch die Buchdrucker-Kunſt uͤber einen Hauffen. Betzel aber und Beele, wie ih- re Nachkommen bezeugen, in Magdeburg und Zerbſt ſind davon gekommen. Steinert muß auch ſich loß- gekaufft haben, denn es ſind noch Steinerte am Leben. Die ſechſte Claſſe enthaͤlt die letzte Zeit, und hedet ſich an nach der Eroberung, und reichet bis auf ietzt verfloſſenes Jubel-Jahr. Johann Franckens Erben haben ſich bey Zeiten in Magdeburg wieder geſetzet, aber es fehlte ihnen an al- lem Zubehoͤr. Dahero ſtunden ſie mit dem Buch- haͤndler in Leipzig, Samuel Scheiben, zuſammen, und verlegten 1636. Johann Arnds Paradieß-Gaͤrt- lein, 8. worinnen zum erſtenmal die Hiſtorie von Er- rettung dieſes Buchs aus dem Feuer gedacht wird. Hernach haben bis 1700. alldort wenig Buchdrucker gelebet. Die Bekandten ſind folgende: Andreas Betzel, welcher ſich wieder einfand, und druckte der Stadt Privilegia und Protectoria, welche ſie 1638. wiederum von dem Kayſer erhalten. Sol- ches Buch hatte er ſchon vor der Zerſtoͤhrung gedruckt, und nun nochmahls 1640. nebſt der Stadt Magde- burg Gerichts- und Proceß-Ordnung, welches er gleich- M

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/214>, abgerufen am 26.11.2024.