lehrte Männer an dieses Stück der gelehrten Historie gemacht, daß den Nachfolgern gewiß nicht allzu viel zu sagen übrig bleiben wird.
Meine Meynung ist indeß diese: Lorenz Jansen, von dem Küsteramte, das bey seiner Familie erblich war, Sacrystein, oder Küster zugenannt, hat den ersten, doch ziemlich unvoll- kommenen Anfang zur Buchdruckerey gemacht. Nicht lange darauf hat Johann Guttenberg von Straßburg, damals ein Bürger in Mayntz, diese Kunst unstreitig von Küstern erhalten, und vollkommener gemacht: gestalt er erstlich beweg- liche und aus Ertz gegossene Buchstaben; zum andern auch eine neue und weit bequemere Dru- ckerfarbe; zum dritten die Art auf beyden Sei- ten zu drucken, erfunden. Solchergestalt aber hat er die Buchstaben zu fernerem Gebrauche zu- bereitet; hierdurch aber auch sich im Stande gefunden, die Druckfehler auf eine leichte Art zu verbessern. Johann Faust und dessen Eidam, Peter Schöffer oder Schoiffer von Gerns- heim, erfunden vollends eine leichtere Art des Schriftgiessens, und brachten endlich die Buch- druckerey zu Stande. Weil aber Guttenberg von Straßburg gebürtig war: so kan man in so- fern diese Stadt ihren Antheil an der Erfindung der Buchdruckerkunst nehmen lassen. Wie sie denn auch jüngsthin das Andencken dieser vor 300. Jahren erfundenen Kunst drey Tage hinter
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lehrte Maͤnner an dieſes Stuͤck der gelehrten Hiſtorie gemacht, daß den Nachfolgern gewiß nicht allzu viel zu ſagen uͤbrig bleiben wird.
Meine Meynung iſt indeß dieſe: Lorenz Janſen, von dem Kuͤſteramte, das bey ſeiner Familie erblich war, Sacryſtein, oder Kuͤſter zugenannt, hat den erſten, doch ziemlich unvoll- kommenen Anfang zur Buchdruckerey gemacht. Nicht lange darauf hat Johann Guttenberg von Straßburg, damals ein Buͤrger in Mayntz, dieſe Kunſt unſtreitig von Kuͤſtern erhalten, und vollkommener gemacht: geſtalt er erſtlich beweg- liche und aus Ertz gegoſſene Buchſtaben; zum andern auch eine neue und weit bequemere Dru- ckerfarbe; zum dritten die Art auf beyden Sei- ten zu drucken, erfunden. Solchergeſtalt aber hat er die Buchſtaben zu fernerem Gebrauche zu- bereitet; hierdurch aber auch ſich im Stande gefunden, die Druckfehler auf eine leichte Art zu verbeſſern. Johann Fauſt und deſſen Eidam, Peter Schoͤffer oder Schoiffer von Gerns- heim, erfunden vollends eine leichtere Art des Schriftgieſſens, und brachten endlich die Buch- druckerey zu Stande. Weil aber Guttenberg von Straßburg gebuͤrtig war: ſo kan man in ſo- fern dieſe Stadt ihren Antheil an der Erfindung der Buchdruckerkunſt nehmen laſſen. Wie ſie denn auch juͤngſthin das Andencken dieſer vor 300. Jahren erfundenen Kunſt drey Tage hinter
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lehrte Maͤnner an dieſes Stuͤck der gelehrten
Hiſtorie gemacht, daß den Nachfolgern gewiß
nicht allzu viel zu ſagen uͤbrig bleiben wird.
Meine Meynung iſt indeß dieſe: Lorenz
Janſen, von dem Kuͤſteramte, das bey ſeiner
Familie erblich war, Sacryſtein, oder Kuͤſter
zugenannt, hat den erſten, doch ziemlich unvoll-
kommenen Anfang zur Buchdruckerey gemacht.
Nicht lange darauf hat Johann Guttenberg
von Straßburg, damals ein Buͤrger in Mayntz,
dieſe Kunſt unſtreitig von Kuͤſtern erhalten, und
vollkommener gemacht: geſtalt er erſtlich beweg-
liche und aus Ertz gegoſſene Buchſtaben; zum
andern auch eine neue und weit bequemere Dru-
ckerfarbe; zum dritten die Art auf beyden Sei-
ten zu drucken, erfunden. Solchergeſtalt aber
hat er die Buchſtaben zu fernerem Gebrauche zu-
bereitet; hierdurch aber auch ſich im Stande
gefunden, die Druckfehler auf eine leichte Art zu
verbeſſern. Johann Fauſt und deſſen Eidam,
Peter Schoͤffer oder Schoiffer von Gerns-
heim, erfunden vollends eine leichtere Art des
Schriftgieſſens, und brachten endlich die Buch-
druckerey zu Stande. Weil aber Guttenberg
von Straßburg gebuͤrtig war: ſo kan man in ſo-
fern dieſe Stadt ihren Antheil an der Erfindung
der Buchdruckerkunſt nehmen laſſen. Wie ſie
denn auch juͤngſthin das Andencken dieſer vor
300. Jahren erfundenen Kunſt drey Tage hinter
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/391>, abgerufen am 21.11.2024.
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