[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745.(a) Uberausschön stimmen hiermit die Worte Lutheri, die er in dem vortrefflichen Briefe vom Dollmetschen füh- ret: es ist uns wohl offt begegnet, daß wir 14 Tage, 3. bis 4. Wochen haben ein einiges Wort gesuchet und gefraget, habens dennoch zuweilen nicht funden. Jm Hiob arbeiteten wir also, M. Philipps, Aurogal- lus und Jch, daß wir in 4. Tagen zuweilen kaum 3. Zeilen fertigen kunten, Lieber, nun es verdeutscht und bereit ist, kans ein ieder lesen und meistern. Laufft einer ietzt, mit den Augen, durch drey oder vier Blätter, und stösset nicht einmal an: wird aber nicht gewahr, welche Wacken und Klötze da gelegen sind, da er ietzt überhin gehet, wie über ein gehöfelt Bret; da wir ha- ben müssen schwitzen, und uns ängsten, ehe denn wir solche Wacken und Klötze aus dem Wege räumten, auf daß man könte so fein daher gehen etc. Siehe unsere Heraue gabe §. XI. So berichtet auch Matthesius in der dreyzehenden Pred. p. 394. folgendes: Wenn nun D. Luther zuvor die ausgegangene Bibel überse- hen, und darneben bey Jüden und fremden Sprach- kundigen sich erlernet, und sich bey alten Teutschen von guten Worten erfraget hatte, wie er ihm etliche Schöpse abstechen ließ, damit ihm ein teutscher Fleischer berich- tet, wie man ein iedes am Schaafe benennte: kam er in das Consistorium - - Darauf proponirte dieser Präsident einen Text, und ließ die Stimmen herumge- hen, und hörte, was ein ieder darzu zu reden hätte, nach Eigenschaft der Sprache, oder nach der alten Do- ctoren Auslegung. Siehe da, mein Leser, welche Mühe und Arbeit das dem theuren Manne GOttes gekostet! (b) Eben das bezeuget Lutherus ausdrücklich in dem Brief vom Dollmetschen §. - - p. - - unserer Edition, er habe keinen Heller für sein Dollmetschen genommen, noch gesucht, noch damit gewonnen. §. IV. Aber das muß ich klagen, fähret Lutherus fort, untreu-
(a) Uberausſchoͤn ſtimmen hiermit die Worte Lutheri, die er in dem vortrefflichen Briefe vom Dollmetſchen fuͤh- ret: es iſt uns wohl offt begegnet, daß wir 14 Tage, 3. bis 4. Wochen haben ein einiges Wort geſuchet und gefraget, habens dennoch zuweilen nicht funden. Jm Hiob arbeiteten wir alſo, M. Philipps, Aurogal- lus und Jch, daß wir in 4. Tagen zuweilen kaum 3. Zeilen fertigen kunten, Lieber, nun es verdeutſcht und bereit iſt, kans ein ieder leſen und meiſtern. Laufft einer ietzt, mit den Augen, durch drey oder vier Blaͤtter, und ſtoͤſſet nicht einmal an: wird aber nicht gewahr, welche Wacken und Kloͤtze da gelegen ſind, da er ietzt uͤberhin gehet, wie uͤber ein gehoͤfelt Bret; da wir ha- ben muͤſſen ſchwitzen, und uns aͤngſten, ehe denn wir ſolche Wacken und Kloͤtze aus dem Wege raͤumten, auf daß man koͤnte ſo fein daher gehen ꝛc. Siehe unſere Heraue gabe §. XI. So berichtet auch Mattheſius in der dreyzehenden Pred. p. 394. folgendes: Wenn nun D. Luther zuvor die ausgegangene Bibel uͤberſe- hen, und darneben bey Juͤden und fremden Sprach- kundigen ſich erlernet, und ſich bey alten Teutſchen von guten Worten erfraget hatte, wie er ihm etliche Schoͤpſe abſtechen ließ, damit ihm ein teutſcher Fleiſcher berich- tet, wie man ein iedes am Schaafe benennte: kam er in das Conſiſtorium - - Darauf proponirte dieſer Praͤſident einen Text, und ließ die Stimmen herumge- hen, und hoͤrte, was ein ieder darzu zu reden haͤtte, nach Eigenſchaft der Sprache, oder nach der alten Do- ctoren Auslegung. Siehe da, mein Leſer, welche Muͤhe und Arbeit das dem theuren Manne GOttes gekoſtet! (b) Eben das bezeuget Lutherus ausdruͤcklich in dem Brief vom Dollmetſchen §. - - p. - - unſerer Edition, er habe keinen Heller fuͤr ſein Dollmetſchen genommen, noch geſucht, noch damit gewonnen. §. IV. Aber das muß ich klagen, faͤhret Lutherus fort, untreu-
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⁽a⁾ Uberausſchoͤn ſtimmen hiermit die Worte Lutheri, die
er in dem vortrefflichen Briefe vom Dollmetſchen fuͤh-
ret: es iſt uns wohl offt begegnet, daß wir 14 Tage,
3. bis 4. Wochen haben ein einiges Wort geſuchet und
gefraget, habens dennoch zuweilen nicht funden. Jm
Hiob arbeiteten wir alſo, M. Philipps, Aurogal-
lus und Jch, daß wir in 4. Tagen zuweilen kaum 3.
Zeilen fertigen kunten, Lieber, nun es verdeutſcht und
bereit iſt, kans ein ieder leſen und meiſtern. Laufft
einer ietzt, mit den Augen, durch drey oder vier Blaͤtter,
und ſtoͤſſet nicht einmal an: wird aber nicht gewahr,
welche Wacken und Kloͤtze da gelegen ſind, da er ietzt
uͤberhin gehet, wie uͤber ein gehoͤfelt Bret; da wir ha-
ben muͤſſen ſchwitzen, und uns aͤngſten, ehe denn wir
ſolche Wacken und Kloͤtze aus dem Wege raͤumten, auf
daß man koͤnte ſo fein daher gehen ꝛc. Siehe unſere
Heraue gabe §. XI. So berichtet auch Mattheſius
in der dreyzehenden Pred. p. 394. folgendes: Wenn
nun D. Luther zuvor die ausgegangene Bibel uͤberſe-
hen, und darneben bey Juͤden und fremden Sprach-
kundigen ſich erlernet, und ſich bey alten Teutſchen von
guten Worten erfraget hatte, wie er ihm etliche Schoͤpſe
abſtechen ließ, damit ihm ein teutſcher Fleiſcher berich-
tet, wie man ein iedes am Schaafe benennte: kam er
in das Conſiſtorium - - Darauf proponirte dieſer
Praͤſident einen Text, und ließ die Stimmen herumge-
hen, und hoͤrte, was ein ieder darzu zu reden haͤtte,
nach Eigenſchaft der Sprache, oder nach der alten Do-
ctoren Auslegung. Siehe da, mein Leſer, welche Muͤhe
und Arbeit das dem theuren Manne GOttes gekoſtet!
⁽b⁾ Eben das bezeuget Lutherus ausdruͤcklich in dem
Brief vom Dollmetſchen §. - - p. - - unſerer
Edition, er habe keinen Heller fuͤr ſein Dollmetſchen
genommen, noch geſucht, noch damit gewonnen.
§. IV.
Aber das muß ich klagen, faͤhret Lutherus fort,
uͤber den Geitz, daß die geitzigen Waͤnſte und
raͤuberiſchen Nachdrucker mit unſerer Arbeit
untreu-
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