[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.würde die Kost uns würzen, die mein Garten mir Aber, was träum' ich? Zu lang, zu lang schon würde die Koſt uns würzen, die mein Garten mir Aber, was träum’ ich? Zu lang, zu lang ſchon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="132"/> würde die Koſt uns würzen, die mein Garten mir<lb/> gäbe, und der Teich und mein belebter Hof;<lb/> Wir fänden ſie bey der Rükkunft unter ei-<lb/> nem Trauben-Geländer, oder in der ſchattichten<lb/> Hütte im Garten aufgetiſchet; oft auch ſäſſen<lb/> wir beym Mondſchein in der Laube beym be-<lb/> ſcheidenen Kelchglas, bey frohen Liedern und<lb/> munterm Scherz, es wäre denn, daſs der Nach-<lb/> tigal melancholiſches Lied uns aufmerken hieſſe.</p><lb/> <p>Aber, was träum’ ich? Zu lang, zu lang ſchon<lb/> hat meine Phantaſie dich verfolget, dich, eitelen<lb/> Traum! Eiteler Wunſch! nie werd’ ich deine<lb/> Erfüllung ſehen. Immer iſt der Menſch unzufrie-<lb/> den, wir ſehen weit hinaus auf frömde Gefilde<lb/> von Glük, aber Labyrinte verſperren den Zugang,<lb/> und dann ſeufzen wir hin, und vergeſſen das Gute<lb/> zu bemerken, das jedem auf der angewieſenen<lb/> Bahn des Lebens beſchehrt iſt. Unſer wahres<lb/> Glük iſt die Tugend. Der iſt ein Weiſer, und glük-<lb/> lich, der willig die Stell’ ausfüllt, die der Bau-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0137]
würde die Koſt uns würzen, die mein Garten mir
gäbe, und der Teich und mein belebter Hof;
Wir fänden ſie bey der Rükkunft unter ei-
nem Trauben-Geländer, oder in der ſchattichten
Hütte im Garten aufgetiſchet; oft auch ſäſſen
wir beym Mondſchein in der Laube beym be-
ſcheidenen Kelchglas, bey frohen Liedern und
munterm Scherz, es wäre denn, daſs der Nach-
tigal melancholiſches Lied uns aufmerken hieſſe.
Aber, was träum’ ich? Zu lang, zu lang ſchon
hat meine Phantaſie dich verfolget, dich, eitelen
Traum! Eiteler Wunſch! nie werd’ ich deine
Erfüllung ſehen. Immer iſt der Menſch unzufrie-
den, wir ſehen weit hinaus auf frömde Gefilde
von Glük, aber Labyrinte verſperren den Zugang,
und dann ſeufzen wir hin, und vergeſſen das Gute
zu bemerken, das jedem auf der angewieſenen
Bahn des Lebens beſchehrt iſt. Unſer wahres
Glük iſt die Tugend. Der iſt ein Weiſer, und glük-
lich, der willig die Stell’ ausfüllt, die der Bau-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |