[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.immer gesegnet, Gefilde! nicht lange mehr wird Izt schwieg er, und sah mit thränendem Aug immer geſegnet, Gefilde! nicht lange mehr wird Izt ſchwieg er, und ſah mit thränendem Aug <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="30"/> immer geſegnet, Gefilde! nicht lange mehr wird<lb/> mein dunkelnder Blik euch durchirren, bald werd<lb/> ich euch an ſeligere Gefilde vertauſchen. Ach<lb/> Vater! beſter Freund! bald ſoll ich dich verlieh-<lb/> ren, trauriger Gedanke! Ach! dann - - dann will<lb/> ich einen Altar neben dein Grab hinpflanzen, und<lb/> dann, ſo oft ein ſeliger Tag kömmt, wo ich Noth-<lb/> leidenden Gutes thun kann, dann will ich, Va-<lb/> ter! Milch und Blumen auf dein Grabmal ſtreun.</p><lb/> <p>Izt ſchwieg er, und ſah mit thränendem Aug<lb/> auf den Greiſen; wie er lächelnd da liegt und<lb/> ſchlummert! ſprach er izt ſchluchzend, es ſind<lb/> von ſeinen frommen Thaten im Traum vor ſeine<lb/> Stirne geſtiegen. Wie der Mondſchein ſein kahles<lb/> Haupt beſcheint und den glänzend weiſſen Bart!<lb/> O daſs die kühlen Abendwinde dir nicht ſchaden<lb/> und der feuchte Thau! izt küſst er ihm die Stir-<lb/> ne, ſanft ihn zu weken und führt ihn in die Hütte<lb/> um ſanfter auf weichen Fellen zu ſchlummern.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [30/0035]
immer geſegnet, Gefilde! nicht lange mehr wird
mein dunkelnder Blik euch durchirren, bald werd
ich euch an ſeligere Gefilde vertauſchen. Ach
Vater! beſter Freund! bald ſoll ich dich verlieh-
ren, trauriger Gedanke! Ach! dann - - dann will
ich einen Altar neben dein Grab hinpflanzen, und
dann, ſo oft ein ſeliger Tag kömmt, wo ich Noth-
leidenden Gutes thun kann, dann will ich, Va-
ter! Milch und Blumen auf dein Grabmal ſtreun.
Izt ſchwieg er, und ſah mit thränendem Aug
auf den Greiſen; wie er lächelnd da liegt und
ſchlummert! ſprach er izt ſchluchzend, es ſind
von ſeinen frommen Thaten im Traum vor ſeine
Stirne geſtiegen. Wie der Mondſchein ſein kahles
Haupt beſcheint und den glänzend weiſſen Bart!
O daſs die kühlen Abendwinde dir nicht ſchaden
und der feuchte Thau! izt küſst er ihm die Stir-
ne, ſanft ihn zu weken und führt ihn in die Hütte
um ſanfter auf weichen Fellen zu ſchlummern.
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