DAs Abendroth kam, als Chloe mit ihrem Daphnis zu dem rieselnden Bach in das einsame Weiden-Gebüsche kamen; Hand in Hand ge- drükt kamen sie ins Gebüsche; aber schon sass Alexis am rieselnden Bach, ein schöner Jüng- ling, aber noch nie war die Liebe in seinem Busen erwachet; Sey mir gegrüsst, du Liebe- leerer Jüngling, sprach Daphnis, vielleicht zwar hat izt ein Mädchen dein Herz enthärtet, da du so einsame Schatten suchest, denn die Liebenden suchen gerne einsame Schatten. Ich komme mit meiner Chloe her, wir wollen im stillen Busch das Glük unsrer Liebe singen. So sprach er, und drükte des Mädchens Hand an seine Brust. Wilt du zuhören, Alexis?
Alexis. Nein kein Mädchen hat mein Herz ent- härtet. Ich kam hieher zu sehn, wie schön der
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DAPHNIS. CHLOE.
DAs Abendroth kam, als Chloe mit ihrem Daphnis zu dem rieſelnden Bach in das einſame Weiden-Gebüſche kamen; Hand in Hand ge- drükt kamen ſie ins Gebüſche; aber ſchon ſaſs Alexis am rieſelnden Bach, ein ſchöner Jüng- ling, aber noch nie war die Liebe in ſeinem Buſen erwachet; Sey mir gegrüſst, du Liebe- leerer Jüngling, ſprach Daphnis, vielleicht zwar hat izt ein Mädchen dein Herz enthärtet, da du ſo einſame Schatten ſucheſt, denn die Liebenden ſuchen gerne einſame Schatten. Ich komme mit meiner Chloe her, wir wollen im ſtillen Buſch das Glük unſrer Liebe ſingen. So ſprach er, und drükte des Mädchens Hand an ſeine Bruſt. Wilt du zuhören, Alexis?
Alexis. Nein kein Mädchen hat mein Herz ent- härtet. Ich kam hieher zu ſehn, wie ſchön der
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DAPHNIS. CHLOE.
DAs Abendroth kam, als Chloe mit ihrem
Daphnis zu dem rieſelnden Bach in das einſame
Weiden-Gebüſche kamen; Hand in Hand ge-
drükt kamen ſie ins Gebüſche; aber ſchon ſaſs
Alexis am rieſelnden Bach, ein ſchöner Jüng-
ling, aber noch nie war die Liebe in ſeinem
Buſen erwachet; Sey mir gegrüſst, du Liebe-
leerer Jüngling, ſprach Daphnis, vielleicht zwar
hat izt ein Mädchen dein Herz enthärtet, da du
ſo einſame Schatten ſucheſt, denn die Liebenden
ſuchen gerne einſame Schatten. Ich komme mit
meiner Chloe her, wir wollen im ſtillen Buſch
das Glük unſrer Liebe ſingen. So ſprach er, und
drükte des Mädchens Hand an ſeine Bruſt. Wilt
du zuhören, Alexis?
Alexis. Nein kein Mädchen hat mein Herz ent-
härtet. Ich kam hieher zu ſehn, wie ſchön der
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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/58>, abgerufen am 16.02.2025.
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