[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.Schatten bey der Herde sizen, dann reden wir Sanft lächelnd sprach izt Menalkas, ich will es Izt durchlief sein Blik noch einmal die Gegend, Höret mich Musen, höret mein heischeres Ruf- F 4
Schatten bey der Herde ſizen, dann reden wir Sanft lächelnd ſprach izt Menalkas, ich will es Izt durchlief ſein Blik noch einmal die Gegend, Höret mich Muſen, höret mein heiſcheres Ruf- F 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="87"/> Schatten bey der Herde ſizen, dann reden wir<lb/> von dir, und dann flieſſen uns Thränen von den<lb/> Augen, Freuden-Thränen. Er hat mir erzehlt,<lb/> dich habe vordem die Gegend den beſten Sänger<lb/> genannt, und manche Ziege habeſt du im Wett-<lb/> Geſang gewonnen. O wollteſt du es verſuchen,<lb/> mir izt ein Lied zu ſingen, izt da die herbſtliche<lb/> Gegend dich entzükt; Gewähre mir Vater, ge-<lb/> währe mir dieſe Bitte.</p><lb/> <p>Sanft lächelnd ſprach izt Menalkas, ich will es<lb/> verſuchen, ob mich die Muſen noch lieben, die<lb/> ſo oft den Preis mir erſingen halfen, ich will<lb/> ein Lied dir ſingen.</p><lb/> <p>Izt durchlief ſein Blik noch einmal die Gegend,<lb/> und izt hub er an.</p><lb/> <p>Höret mich Muſen, höret mein heiſcheres Ruf-<lb/> fen; im Frühling meiner Tage, habt ihr an rau-<lb/> ſchenden Bächen und in ſtillen Hainen nie uner-<lb/> hört mich gelaſſen; Laſst mir diſs Lied gelingen,<lb/> mir grauen Greiſen!</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [87/0092]
Schatten bey der Herde ſizen, dann reden wir
von dir, und dann flieſſen uns Thränen von den
Augen, Freuden-Thränen. Er hat mir erzehlt,
dich habe vordem die Gegend den beſten Sänger
genannt, und manche Ziege habeſt du im Wett-
Geſang gewonnen. O wollteſt du es verſuchen,
mir izt ein Lied zu ſingen, izt da die herbſtliche
Gegend dich entzükt; Gewähre mir Vater, ge-
währe mir dieſe Bitte.
Sanft lächelnd ſprach izt Menalkas, ich will es
verſuchen, ob mich die Muſen noch lieben, die
ſo oft den Preis mir erſingen halfen, ich will
ein Lied dir ſingen.
Izt durchlief ſein Blik noch einmal die Gegend,
und izt hub er an.
Höret mich Muſen, höret mein heiſcheres Ruf-
fen; im Frühling meiner Tage, habt ihr an rau-
ſchenden Bächen und in ſtillen Hainen nie uner-
hört mich gelaſſen; Laſst mir diſs Lied gelingen,
mir grauen Greiſen!
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